Typische Eigenschaften und Bestandteile von Seilbahnen

Im Rahmen der vorstehenden Einordnung wurden bereits einige grundlegende Begriffe eingeführt. Nachfolgend sollen diese um einige weitere wichtige Bezeichnungen ergänzt werden, welche im Rahmen der folgenden Kapitel immer wieder Verwendung finden.

Station

Die Station bezeichnet den Teil einer Seilbahn, an dem die Fahrgäste ein- und aussteigen können. Meistens besitzt eine Seilbahn zwei Stationen, wobei dann üblicherweise von Tal- und Bergstation die Rede ist. Nicht selten existieren aber auch zusätzliche Stationen auf dem Weg von einer zur anderen Endstation, welche dann als Zwischenstationen bezeichnet werden. Längere Seilbahnen werden häufig auch in mehrere voneinander unabhängige Abschnitte aufgeteilt. Diese Abschnitte heissen dann Sektionen. Nicht immer ist es auf den ersten Blick erkennbar, ob eine Seilbahn mehrere unabhängige Sektionen besitzt oder lediglich eine Zwischenstation. Für die weiteren Kapitel erfolgt diese Unterscheidung im Hinblick auf die Zahl der Seilschleifen. Besitzen zwei Abschnitte separate Förder- oder Zugseilschleifen, so ist von getrennten Sektionen die Rede, besitzen zwei Abschnitte eine zusammenhängende Seilschleife, so gelten diese als eine Sektion mit Zwischenstation.


In ein Gebäude integrierte Talstation einer kuppelbaren Sesselbahn in Laax.

Talstation und Einstiegsbereich eines Schlepplifts in Vals.

Perron in der Bergstation einer Pendelbahn in Zermatt.


In ein Gebäude integrierte Station einer Kabinenbahn in Leukerbad. Bei dieser Anlage liegt eine Sektionentrennung mit zwei separaten Seilschleifen vor. Die Kabinen werden über Kettenförderer automatisch zur nächsten Sektion weitertransportiert.

Zwischenstation einer kuppelbaren Sesselbahn in Anzère mit Ausstiegsmöglichkeit und Kurve. Das Förderseil wird lediglich abgewinkelt, es liegt also keine Sektionentrennung vor.

Einseitige Zwischenstation einer Kabinenbahn in Anzère mit Zustiegsmöglichkeit für bergfahrende Fahrgäste.

In technischer Hinsicht bedeutsam ist noch eine weitere Unterscheidung der Stationen im Hinblick auf die Funktion, die sie für die Seilbahn übernehmen. Die Station, von der aus das Förder- oder Zugseil bewegt wird, wird als Antriebsstation bezeichnet, ihr Pendant am anderen Ende der Strecke als Gegenstation. Die Station, in der die Seile abgespannt werden, trägt den Namen Spannstation. Beim Zweiseilsystem können sich die Standorte der Abspannung von Trag- und Zugseil durchaus unterscheiden, sodass dann mehrere Spannstationen vorhanden sind. Ebenso ist es möglich, aber nicht zwingend, dass Antrieb und Abspannung in derselben Station liegen. Eine Station, in der weder Antrieb noch Abspannung der Seile erfolgt, wird üblicherweise als fixe Umkehrstation bezeichnet. Innerhalb der Stationen wird das Förder- oder Zugseil durch sogenannte Seilscheiben umgelenkt. Je nach Bauart der Station und Betriebsprinzip kann es sich dabei um eine einzige Seilscheibe handeln, die das Seil dann meist um rund 180° umlenkt, oder um mehrere unterschiedliche. Die Seilscheibe, auf die der Antrieb der Seilbahn wirkt, wird als Antriebsscheibe bezeichnet.


Antriebsstation einer kuppelbaren Kabinenbahn in Kaprun.

Spannstation der Tragseile der Schauinslandbahn bei Freiburg. Speziell bei älteren Anlagen wurden Tragseile häufig nicht für die komplette Anlage am Stück hergestellt, sodass Abspannungen auch auf der Strecke vorkommen.

Kombinierte hydraulische Abspannung mit fahrbarer Antriebseinheit bei einer kuppelbaren Sesselbahn.

Antrieb

Der Antrieb ist sprichwörtlich das Herz einer jeden Seilbahn. Zur Sicherstellung eines reibungslosen und sicheren Betriebsablaufs besteht die Antriebsanlage aus verschiedenen Komponenten. Der Hauptantrieb übernimmt im laufenden Betrieb das Bewegen des Förder- oder Zugseils. Im Störfall kommt darüber hinaus ein Notantrieb zum Einsatz, der in diesem Fall manuell an den Antriebsstrang gekoppelt werden muss. Er dient nicht dem normalen Betrieb, sondern ist einzig dafür konzipiert, die Fahrgäste im Notfall bis zur nächsten Station zu befördern.


Antriebsanlage einer Luftseilbahn mit Pendelbetrieb.

Unterflur-Antriebsanlage eines Funitels in Crans-Montana.

Einrichtung für den Notantrieb bei einer kuppelbaren Sesselbahn. Der Antrieb kann bei einer Störung des Hauptantriebs mit dem Zahnkranz der Antriebsscheibe gekoppelt werden.


Steuerung des Hauptantriebs bei einer kuppelbaren Sesselbahn.

Steuerung des Hilfsantriebs bei einer kuppelbaren Sesselbahn.

Steuerungspult bei einem Funitel.

Für den Antrieb einer Seilbahn kommen verschiedene Energiearten zum Einsatz. Die üblichste Form ist heute der Elektroantrieb, der elektrischen Strom als Energieträger für das Bewegen des Seils heranzieht. Nahezu jede Seilbahn besitzt darüber hinaus aber noch eine Alternative in Form eines Dieselantriebs, welcher meist für den Notantrieb herangezogen wird. Durch diese unterschiedlichen Konzepte ist sichergestellt, dass auch bei einem Stromausfall durch den dieselbetriebenen Notantrieb in jedem Fall noch eine sichere Rückkehr der Fahrgäste in die Stationen erfolgen kann. In früheren Jahren wurden insbesondere bei Schleppliften in entlegenen Regionen aber auch Dieselantriebe als Hauptantriebe eingesetzt. Die meisten von ihnen wurden im Laufe der Jahre in Elektroantriebe umgebaut, vereinzelt sind aber auch heute noch Dieselaggregate im Einsatz.

Darüber hinaus existiert mit dem Ballastantrieb aber noch ein weiteres, seit Jahrhunderten verbreitetes Konzept. Dieses wird üblicherweise ausschliesslich beim Pendelbetrieb mit zwei Fahrzeugen eingesetzt. Die Idee dabei sieht vor, das in der Bergstation befindliche Fahrzeug so schwer zu beladen, dass es das talseitige durch sein Eigengewicht den Berg hinaufzieht. Das Prinzip wurde vor allem bei innerstädtischen Standseilbahnen in der Zeit um die Jahrhundertwende eingesetzt und hat sich bis heute an manchen Standorten gehalten. In diesen Fällen wird das Wasser der Kanalisation genutzt, um den oberen Wagen zu beschweren. In der Talstation angekommen wird das Abwasser dann wieder aus dem Tank abgelassen. Auch bei kleineren Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb kam diese Form des Antriebs zum Einsatz, entweder ebenfalls mit Wasser oder mit Abbauprodukten bei Materialseilbahnen.


Massive Talstation mit Antriebsanlage bei einem Schlepplift im Val Müstair.

Kompakte Antriebsanlage mit Antriebsscheibe bei einem Poma-Schlepplift am Schnepfenried in den Vogesen.

Die Standseilbahn Fribourg wird noch immer per Wasserballast betrieben.

Bremsen

Wo Antriebskraft auf das Seil übertragen wird, muss auch sichergestellt werden, dass dieses wieder in den Ruhezustand kommen kann. Prinzipiell wird die Geschwindigkeit des Förder- oder Zugseils über die Drehzahl des Antriebs geregelt. In bestimmten Fällen ist aus Sicherheitsgründen aber ein unverzügliches Verringern der Geschwindigkeit erforderlich. Dann greift die sogenannte Betriebsbremse ein, die das Seil notfalls bis zum Stillstand abbremst. Als Redundanz für dieses sicherheitstechnisch bedeutsame System besitzt eine Seilbahn eine zusätzliche, unabhängige Sicherheitsbremse. Diese kann im Notfall bei einer Störung der Betriebsbremse die Anlage stillsetzen und schliesst sich in bestimmten Fällen ohne manuelle Auslösung durch das Personal selbständig. Die Bremsen sind allerdings auch erforderlich, um die Anlage bei ungleicher Lastverteilung zwischen den beiden Fahrspuren im Stillstand zu halten. Speziell bei Anlagen in Wintersportgebieten, bei denen meist nur die bergfahrende Seite von Fahrgästen besetzt ist, ist diese Funktion unerlässlich. Andernfalls würde die Anlage unweigerlich beginnen, immer schneller rückwärts zu fahren, bis wieder ein Gleichgewicht zwischen beiden Seiten erreicht ist.


Antrieb, Betriebsbremse und Getriebe einer fix geklemmten Sesselbahn.

Sicherheitsbremse einer fix geklemmten Sesselbahn an der Antriebsscheibe.

Sicherheitsbremse an der Antriebsscheibe einer Luftseilbahn mit Pendelbetrieb.

Beim Pendelbetrieb kommt in vielen Fällen noch eine weitere Form der Bremse zum Einsatz, die im Falle eines Zugseilrisses das Fahrzeug festhalten soll. In ihrer ältesten Form ist diese sogenannte Fangbremse bereits aus dem Bau der ersten Standseilbahnen bekannt. Sollte bei diesen das Zugseil reissen, klammern sich die Bremsbacken automatisch an den Schienen fest und halten den Wagen somit an Ort und Stelle. Auch Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb besitzen häufig eine solche Fangbremse, welche das Fahrzeug in diesem Fall am Tragseil fixiert. Aus diesem Grund wird die Fangbremse bei Luftseilbahnen häufig auch als Tragseilbremse bezeichnet.


Fangbremse am Laufwerk einer Luftseilbahn mit einem Tragseil und einem Zugseil.

Fangbremse am Laufwerk einer Luftseilbahn mit zwei Tragseilen und einem Zugseil.

Abspannung

Damit die Seile einer Seilbahn trotz ihres enorm hohen Gewichts in der Luft schweben können, müssen sie in geeigneter Form abgespannt werden. Das klassische Vorgehen sieht dabei ein Gegengewicht vor. Eine solche Gewichtsabspannung war während Jahrzehnten das übliche Prinzip und wird vereinzelt auch heute noch eingesetzt.

Häufiger anzutreffen ist heutzutage jedoch die hydraulische Abspannung, die die Spannung der Seile über einen Spannzylinder aufrechterhält. Das Prinzip fand ab den 60er Jahren zunehmend Verwendung bei kleineren Seilbahnen und ist heute bei nahezu allen Systemen die übliche Form. Gegenüber der Gewichtsabspannung hat die hydraulische Abspannung insbesondere den Vorteil, dass sie wesentlich kompakter und leichter ausfallen kann.

Eine Sonderform stellt die fixe Abspannung dar, die nur bei kleinen und leichten Anlagen zum Einsatz kommt, üblicherweise bei Schleppliften. Bei diesem Prinzip wird die Seilspannung manuell durch Versetzen der Umlenkscheiben oder Stationen reguliert.


Abspannung durch ein Gegengewicht bei einem Schlepplift.

Hydraulische Abspannung per Spannzylinder bei einer kuppelbaren Sesselbahn.

Schlepplift mit fixer Abspannung.

Stütze

Luftseilbahnen und Schlepplifte zeichnen sich durch das wohl markanteste Merkmal der Seilbahn aus – die Stützen auf der Strecke. Stützen sind ergänzend zu den beschriebenen Abspannungsvorrichtungen notwendig, um die Seile in der gewünschten Position zu halten.

Stützen zeichnen sich durch verschiedene Bestandteile und Bauformen aus. Der Aufbau unterhalb der eigentlichen Fahrspuren der Seilbahn wird dabei als Stützenschaft bezeichnet. Er befindet sich meist mittig zwischen den beiden Fahrspuren und ist auf einem Fundament am Boden fixiert. Oben schliesst sich der sogenannte Stützenkopf an, der sich aus dem Stützenjoch und einem Anhebebock zusammensetzt. Das Stützenjoch bezeichnet den Querträger, der den Schaft mit den beiden Fahrspuren verbindet. Der darüber positionierte Anhebebock dient dazu, im Falle einer Wartung der Stütze und ihrer Komponenten das Seil von seiner üblichen Position zu heben. Aufgrund ihrer Form wird eine solche Stütze auch als T-Stütze bezeichnet. Hiervon zu unterscheiden sind sogenannte Portalstützen, bei denen zwei Schäfte rechts und links der Fahrspuren über einen breiten Querträger miteinander verbunden sind.

Der Schaft einer Stütze besteht üblicherweise aus Rundrohr- oder Mehrkantprofilen. Speziell bei sehr hohen Stützen kommen aber auch Fachwerkkonstruktionen zum Einsatz. Diese ermöglichen eine geringere Windanfälligkeit, sind unauffälliger und weniger anfällig für Verformungen durch Sonneneinstrahlung und Hitze. Derartige Stützen werden folglich als Fachwerkstützen bezeichnet.


Stützenkopf mit Stützenjoch, Anhebebock, Rollenbatterien und Wartungspodesten.

Rundrohr-Stützenschäfte einer kuppelbaren Kabinenbahn.

Rollenbatterie einer kuppelbaren Kabinenbahn mit 14 Rollen. Je zwei Rollen sind über eine Wippe miteinander verbunden und so beweglich gelagert.


Nicht immer sind Stützen fest im Boden verankert. Aufgrund von Hangbewegungen kommen teilweise spezielle Fundamente zum Einsatz, auf denen die Stützen verschoben werden können.

Auch auf Gletschereis können Stützen platziert werden. Sie müssen wegen der kontinuierlichen Eisbewegungen regelmässig neu justiert werden.

Gletscherstützen einer Sesselbahn am Stubaier Gletscher. Auch der Schlepplift links davon besitzt Fachwerk-Portalstützen, die beweglich auf dem Gletschereis platziert sind und durch ein Halteseil gestützt werden.

Stützen lassen sich bezüglich ihrer Funktion in drei Kategorien einteilen. Die am häufigsten anzutreffende Form ist die Tragestütze. Sie sorgt dafür, dass das Seil dem Boden nicht zu nahe kommt. Niederhaltestützen werden dort eingesetzt, wo sich im Gegenzug das Seil nicht zu weit vom Boden entfernen soll. Das kann beispielsweise bei einer Stationseinfahrt der Fall sein, oder um auf der Strecke einen maximalen Bodenabstand nicht zu überschreiten. Speziell bei Schleppliften ist dieser Punkt wichtig, weil die Fahrgäste ansonsten unter Umständen ungewollt durch die Luft schweben würden. Eine dritte Kategorie bilden schliesslich Wechsellaststützen, die die beiden zuvor beschriebenen Funktionen vereinen. Sie stellen sicher, dass sich das Seil stets in einer bestimmten Höhe über dem Boden befindet. Je nach Lastverteilung – beispielsweise bei unterschiedlichen Fahrgastaufkommen – kommt ihnen dabei manchmal eine Trage- und manchmal eine Niederhaltefunktion zu.


Trage-Rollenbatterie zum Hochhalten des Förderseils einer Kabinenbahn in Scuol.

Niederhalte-Rollenbatterie zur bodennahen Trassierung einer fix geklemmten Sesselbahn in Brigels.

Wechsellast-Rollenbatterie einer kuppelbaren Sesselbahn auf der Belalp. Je nach Anzahl und Füllgrad der Sessel kommt der Stütze entweder eine tragende oder eine niederhaltende Funktion zu.

Die Seile liegen dabei auf der Stütze auf unterschiedlichen Konstruktionen auf. Bei Förder- und Zugseilen, die sich während des Betriebs bewegen, wird auf sogenannte Rollenbatterien zurückgegriffen. Diese weisen eine Abfolge von einzelnen Rollen auf, welche das Seil in die gewünschte Richtung ablenken. Sie sind in der Regel beweglich angebracht, sodass sie auf unterschiedliche Belastungen vor- und nach der Stütze reagieren können. Die Lage der Seile wird durch mechanische oder elektrische Systeme permanent überwacht. Sollte das Seil allerdings trotz der Überwachung von den Rollen springen, fällt es in einen Fangschuh, der es vor einem vollständigen Absturz bewahrt.


Zur Verhinderung einer zu starken Erhitzung des Stützenschafts bei ungünstiger Sonneneinstrahlung wird häufig ein entsprechender Schutz angebracht, wie bei dieser Sesselbahn in Gryon.

Detailaufnahme der Sicherungseinrichtungen einer Rollenbatterie. Der Seilfangschuh würde das Förderseil auffangen, falls es von den Rollen springen würde. Gleichzeitig würde der links davon befindliche Bruchstab betätigt und die Anlage sofort stillgesetzt werden.

Die Montage von Stützen und Rollenbatterien erfolgt heute in unwegsamem Gelände üblicherweise mit Schwerlast-Helikoptern.

Tragseile liegen auf den Stützen auf sogenannten Tragseilsätteln auf. Diese ermöglichen je nach Lastverteilung eine leichte Bewegung der Seile entlang der Bahnachse, sichern aber durch entsprechende Einkerbungen die Seile gegen eine seitliche Verschiebung.

Der Abstand zwischen zwei Stützen oder Stationen wird als Spannfeld bezeichnet. Auf diesen Spannfeldern kommen bei Zweiseilbahnen häufig sogenannte Seilreiter zum Einsatz. Diese sind an den Tragseilen befestigt und besitzen eine Rolle für das Zugseil. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Seile auch bei grossen Stützenabständen in der gewünschten Position bleiben, ohne sich gegenseitig zu berühren. Ebenso sorgen die Seilreiter dafür, dass das in der Regel weniger stark abgespannte Zugseil nicht zu stark durchhängt.


Stütze einer Luftseilbahn mit Pendelbetrieb, die zwei Tragseile und ein Zugseil aufweist.

Die Tragseile liegen beweglich auf dem Tragseilsattel auf, das Zugseil wird dazwischen über einzelne Rollen geführt.

An den Tragseilen befestigter Seilreiter, der das Zugseil in Position hält.

Bergeeinrichtung

Während durch die bodengebundene Fahrbahn bei Standseilbahnen und Schleppliften die Fahrgäste auch bei einer Panne sicher evakuiert werden können, gestaltet sich die Bergung bei Luftseilbahnen deutlich schwieriger. Jede Seilbahn benötigt daher ein ausgeklügeltes Bergekonzept für den Notfall. Bei geringen Bodenabständen sieht das Bergekonzept üblicherweise vor, die Fahrgäste einzeln sicher auf den Boden abzuseilen. Das Bergeteam gleitet dazu von der Bergstation von Fahrzeug zu Fahrzeug und bringt die Fahrgäste einzeln sicher nach unten.

Ist der Bodenabstand zu gross oder das Gelände zu unwegsam, kommen auch sogenannte Bergebahnen zum Einsatz. Diese sind üblicherweise in der Lage, entweder auf einer eigenen Fahrspur oder auf den Seilen der Hauptanlage zu fahren und besitzen eine Kabine, in die die gestrandeten Fahrgäste umsteigen können. Sie werden dann zur nächstgelegenen Station in Sicherheit gebracht. Die Bergebahnen werden dabei von einer eigenen Seilschleife bewegt, die vom Antrieb der Hauptanlage unabhängig funktioniert.


Bergebahn in steilem Gelände bei einer kuppelbaren Kabinenbahn in Saas-Grund.

Bergstation einer Bergebahn mit Bergefahrzeug auf der Bettmeralp.

Bergeeinrichtung bei einer kuppelbaren Sesselbahn in St. Anton.

Geometrie

Zur Beschreibung der Eigenschaften einer Seilbahn werden häufig verschiedene geometrische Begrifflichkeiten herangezogen. Eine bedeutsame Grösse stellt die Höhe der einzelnen Stationen über dem Meer dar. Speziell bei Anlagen im Gebirge lässt sich mit diesen Angaben recht schnell bestimmen, wie bedeutsam eine Anlage ist. Die Differenz beider Höhenpunkte ergibt die Höhendifferenz der Anlage, die sich zwischen nahezu Null und mehreren tausend Metern bewegen kann. Die absolute Höhendifferenz muss aber nicht immer der Differenz zwischen Tal- und Bergstation entsprechen. Auch auf der Strecke können gegebenenfalls höhere oder tiefere Punkte erreicht werden.

Die Länge einer Seilbahn kann durch zwei verschiedene Grössen angegeben werden. Die horizontale Länge zwischen zwei Stationen misst den Abstand ohne Berücksichtigung der Höhendifferenz. Die stärker verbreitete Grösse zur Bestimmung der Länge einer Seilbahn ist dagegen die schräge Länge, die neben dem horizontalen Abstand zweier Stationen auch deren vertikalen Abstand miteinbezieht.

Die Geschwindigkeit einer Seilbahn bezeichnet die maximal im Betrieb auftretende Bewegungsgeschwindigkeit des Zugseils. Sie wird üblicherweise in der Einheit Meter pro Sekunde (m/s) angegeben und bewegt sich üblicherweise zwischen rund 2 m/s bei kleinen Schleppliften und 12 m/s bei sehr grossen Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb. Die maximale Fahrgeschwindigkeit wird im Normalbetrieb nicht immer erreicht. Anlagen mit Umlaufbetrieb fahren aus Kostengründen meist etwas langsamer, Anlagen mit Pendelbetrieb reduzieren die Geschwindigkeit bei der Stationsein- und -ausfahrt sowie bei Stützenüberfahrten.

Die Fahrzeit misst die Zeitspanne zwischen dem Ein- und Ausstieg der Fahrgäste bei Anlagen mit Umlaufbetrieb respektive dem Start und Ende der Fahrt bei Bahnen mit Pendelbetrieb. Seilbahnen werden üblicherweise so konstruiert, dass die Fahrzeit zwischen wenigen Minuten und maximal einer halben Stunde liegt.

Eine wichtige Kennzahl für die Bedeutung einer Seilbahn ist darüber hinaus die Förderleistung. Synonym auch als Kapazität bezeichnet misst sie die Zahl an Personen oder die Menge an Material, die stündlich je Richtung befördert werden kann. Bei Personenseilbahnen liegt die stündliche Förderleistung bei bis zu 4000 Personen. Speziell bei Anlagen im Gebirge ist noch eine zweite Kennzahl verbreitet. Die Transportleistung stellt das Produkt aus Förderleistung und Höhendifferenz dar und misst damit, wie viele Personenhöhenmeter die Anlage stündlich zurücklegt.

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