Pioniere der Seilbahntechnik

Wer egal wo auf der Welt eine Seilbahn betritt, der wird spätestens in den Stationen oder in den Kabinen auf die Plakette desjenigen Konstrukteurs treffen, der für die Anlage verantwortlich zeichnet. Meist ist es nur ein schlichtes Schild mit dem Namen und einigen technischen Daten. Doch hinter diesen Namen verbirgt sich so viel mehr. Es sind die Menschen, die während Jahrhunderten mit ihren Ideen, Erfindungen und ihrem Pioniergeist die Seilbahntechnik kontinuierlich vorangetrieben haben.

Heute sind es meist die gleichen Namen, die bei Neuanlagen anzutreffen sind. Die einstige Vielfalt der Seilbahnhersteller nimmt aufgrund der steigenden Komplexität der Technologie seit Jahrzehnten ab. Sind es einst kleine Betriebe, Tüftler und Maschinenbauer, die die Schlepplifte am Dorfrand konstruieren, gehen die Aufträge heute an wenige spezialisierte grosse Unternehmen. Umso mehr gilt es, an die Pioniere der Seilbahntechnik zu erinnern. Dieses Kapitel beleuchtet die zahlreichen Geschichten, die sich hinter den bekannten und weniger bekannten Namen verbergen, die auch heute noch häufig in Seilbahnstationen anzutreffen sind. Das nach geografischen Regionen strukturierte Verzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr sollen diejenigen Menschen und Unternehmen in den Vordergrund gerückt werden, die mit ihren Plänen und Konstruktionen die Seilbahn zu dem Verkehrsmittel gemacht haben, das heute Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu schätzen wissen.

Seilbahnhersteller in Europa

Auch wenn die ersten seilbahnähnlichen Konstruktionen aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor Jahrhunderten in Asien zum Waren- und Personentransport genutzt werden, sind Europa – und insbesondere die Alpenländer – seit der industriellen Revolution das globale Zentrum der Seilbahntechnik. Sind es einst die Industrieanlagen, die beispielsweise Standseilbahnen als Transportmittel erforderlich machen, ist es ab den 1930er Jahren vor allem der Wintertourismus, der die Seilbahntechnik indirekt vorantreibt. Unzählige kleinere Betriebe und Maschinenfabriken finden nach Ende des Zweiten Weltkriegs einen grossen Absatzmarkt im Bereich des Seilbahnbaus und wachsen ab den 1980er Jahren mehr und mehr zusammen. Auch heute noch haben die weltgrössten Seilbahnhersteller ihre Betriebsstätten in Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz.

Schweiz

Mit ihrer Lage im geografischen Zentrum Europas und inmitten der Alpen ist die Schweiz nicht ganz überraschend bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Vorreiter im Seilbahnbau. Bedeutende Maschinenfabriken und Stahlkonzerne wie Bell oder Von Roll konstruieren bereits um 1880 die ersten Standseilbahnen zur Orts- und Bergerschliessung, ab den 1930er Jahren sorgt der Bügellifterfinder Constam für einen regelrechten Boom im Schleppliftbau. Zahlreiche Firmen steigen ab den 1950er Jahren in diesen Markt ein, Bedeutung erlangen aber in der Folge insbesondere auch die Schweizer Klemmensysteme für kuppelbare Umlaufbahnen. Ob VR101, Giovanola-Schwerkraftklemme oder Schraubklemme, die Ideen sorgen dafür, dass die Schweizer Hersteller ihre Technologie schon früh in die ganze Welt exportieren können. Auch grosse Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb aus der Schweiz sind seit den 1950er Jahren weltweit gefragt. Und auch wenn heute mit Garaventa und Bartholet nur noch zwei grosse Schweizer Seilbahnhersteller aktiv sind, so gilt die Schweizer Qualität auch im Seilbahnbau nach wie vor als Mass der Dinge.






Deutschland

Als Vorreiter im industriellen Zeitalter gelingt auch Unternehmen aus Deutschland bereits früh ein erfolgreicher Einstieg in den Seilbahnbau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählen allen voran die Firmen Bleichert aus Leipzig und Pohlig aus Köln zu den Wegbereitern des industriellen Materialtransports mit Seilbahnen. Drahtseilbahnen, wie die Luftseilbahnen mit ihren Loren für den Rohstofftransport damals noch genannt werden, können Bleichert und Pohlig aber nicht nur in Deutschland errichten, sondern in die ganze Welt exportieren. Egal ob in Afrika, den Anden oder in den USA, Luftseilbahnen mit deutscher Technologie erblicken bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein zu tausenden das Licht der Welt.

Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs münden die Ideen auch in erste Luftseilbahnen für den Personentransport, die ebenfalls weltweit Abnehmer finden, neben Bleichert und Pohlig insbesondere durch die saarländische Firma Heckel. Das Feld wird ab den 1950er Jahren von den etablierten Firmen um Aufstiegshilfen für den Wintersport ergänzt, kleinere Anlagen entstehen in Deutschland aber bis heute traditionell häufig auch für temporäre Anlässe wie die Bundesgartenschau oder andere Ausstellungen. Obwohl ab den 1950er Jahren mehrere weitere kleine deutsche Unternehmen mit dem Bau von Seilbahnen beginnen, ist seit dem Ausstieg des Bleichert-, Heckel- und Pohlig-Nachfolgers PHB aus der Seilbahnwelt Ende der 1980er Jahre heute jedoch kein grosser Hersteller mehr auf diesem Gebiet aktiv.



Österreich

Seilbahnen sind heute aus der Alpenrepublik nicht mehr wegzudenken. Die Skigebiete zählen seit Jahrzehnten zu den renommiertesten der Welt. Doch im Vergleich zur Schweiz und zu Deutschland entwickeln sich die Aufstiegshilfen in Österreich auf eine andere Art und Weise. Seilbahnen für den industriellen Materialtransport entstehen deutlich seltener, sodass die Seilbahnwelt erst mit dem aufstrebenden Tourismus in der Zwischenkriegszeit und ideengebenden Pionieren wie Georg Wallmannsberger und seiner Zweiseilumlaufbahn einen ersten Schub erfährt. Die Skepsis der Behörden gegenüber kuppelbaren Einseilumlaufbahnen sorgt zudem dafür, dass Österreich ab den 1950er Jahren zu einem Land der Schlepplifte und fix geklemmten Sesselbahnen wird. Zahlreiche Hersteller von Tirol über Niederösterreich bis Kärnten bedienen diesen Markt erfolgreich. Ab den 1970er Jahren entstehen dann auch zunehmend kuppelbare Anlagen aus der Produktion der einheimischen Hersteller, allerdings mit Rückgriff auf Schweizer Klemmentechnologie. Erst ein Jahrzehnt später kommen die ersten österreichischen Systeme auf den Markt, allen voran durch den einstiegen Vorarlberger Schleppliftpionier Doppelmayr, der durch diverse Übernahmen und Fusionen heute als grösster Seilbahnhersteller der Welt gilt.



Frankreich

Auch in Frankreich beginnt die Seilbahngeschichte mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, die einheimischen Hersteller können jedoch erst mit dem aufstrebenden Ski- und Wintertourismus ab den 1920er Jahren landesweit Fuss fassen. Grössere Luftseilbahnen entstehen in dieser Zeit vorrangig durch Unternehmen aus dem benachbarten Ausland, mit dem kuppelbaren Stangenschlepplift von Jean Pomagalski erblickt zu jener Zeit aber auch ein französischer Exportschlager das Licht der Welt. Der Poma-Schlepplift ist das bis heute weltweit am häufigsten konstruierte Seilbahnmodell und ebnet dem gleichnamigen Unternehmen auch seinen Weg zum bis heute bedeutendsten französischen Hersteller. Doch während Jahrzehnten ist der Seilbahnmarkt in Frankreich mannigfaltig. Zu verdanken ist diese Tatsache unter anderem dem staatlich gesteuerten Bau von Retortenskigebieten in den Alpen, der in den 1960er und 1970er Jahren vorangetrieben wird. Zahlreiche Erfindungen der Hersteller aus dieser Zeit prägen auch heute noch die Seilbahnwelt, darunter allen voran die Ideen von Denis Creissels mit dem DMC in den 1980er Jahren.





Italien

Ähnlich wie in Deutschland beginnt die Seilbahngeschichte Italiens im Zuge der industriellen Revolution mit langen und beeindruckenden Materialseilbahnen. Der damals grösste einheimische Hersteller Ceretti e Tanfani ist jedoch auch einer der ersten, der die Technologie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Personentransporte einsetzt. Pioniere auf dem Gebiet der Luftseilbahnen wie der Südtiroler Luis Zuegg bringen mit ihren Erfahrungen während des Ersten Weltkriegs und hunderter Transportseilbahnen für die Stellungen im Gebirge den Seilbahnbau entscheidend voran. Auch die ersten kuppelbaren Einseilumlaufbahnen mit den heute üblichen Federklemmen gehen mit Carlevaro e Savio auf einen italienischen Hersteller zurück. Neben den grossen Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb sind es aber vor allem die Korblifte, die das Bild der italienischen Skigebiete ab den 1950er Jahren prägen. Mit der Südtiroler Firma Leitner ist heute auch immer noch einer der weltweit grössten Seilbahnhersteller in Italien beheimatet.




Westeuropa

Auch Grossbritannien zählt als führende Industrienation bereits Ende des 19. Jahrhunderts zu den fortschrittlichsten Ländern auf dem Gebiet des Seilbahnbaus. In Konkurrenz zum Zweiseilsystem der deutschen Hersteller basiert die englische Idee auf einem einzigen umlaufenden Förderseil zum Rohstofftransport und schafft es auf diese Weise in die ganze Welt. Insbesondere in den ehemaligen britischen Kolonien sind derartige Anlagen auch heute noch anzutreffen. Im Bau von Personenseilbahnen tritt dagegen als einziger namhafter Hersteller die Firma Breco in Erscheinung, deren Technologie durch Subunternehmer heute vor allem in Indien anzutreffen ist. Die wenigen Skigebiete Grossbritanniens weisen dagegen schon seit den 1950er Jahren überwiegend Anlagen von Herstellern aus den Alpenländern auf.

Ost- & Südosteuropa

Trotz der jahrzehntelangen Trennung von West- und Osteuropa entwickelt sich die Seilbahnwelt in den Ländern jenseits des jahrzehntelang bestehenden Eisernen Vorhangs auf sehr ähnliche Weise. Bereits in den 1920er Jahren entstehen die ersten grösseren Luftseilbahnen für den Personentransport, bald darauf folgen in den hohen Gebirgen Polens, der damaligen Tschechoslowakei und auf dem Balkan die ersten Skigebiete. Massgeblich trägt der deutsch-böhmische Ingenieur Wiesner dazu bei, der um 1940 auch die wahrscheinlich erste Sesselbahn Europas eröffnen kann. Fix geklemmte Sesselbahnen und Schlepplifte stellen auch in den folgenden Jahrzehnten den absatzstärksten Markt. Nach dem Zweiten Weltkrieg findet jedoch auch die westeuropäische Kuppeltechnik über Lizenznehmer den Weg nach Osteuropa. Anfänglich in Form der VR101-Seitwärtssesselbahn, später dann durch den französischen Seilbahnriesen Poma. Italienische Hersteller wie Ceretti e Tanfani exportieren insbesondere nach Südosteuropa. Heute sind wenige der einstigen Lizenznehmer als eigenständige Unternehmen nach wie vor im Seilbahnbau aktiv, der überwiegende Teil des Markts wird aber auch in Ost- und Südosteuropa von den grossen Herstellern aus den Alpen dominiert.

Skandinavien

Skandinavien gilt als Ursprungsort des Skisports, sodass es wenig verwunderlich ist, dass auch in Nordeuropa zahlreiche Seilbahnen in Skigebieten ihre Runden drehen. Doch bereits seit dem Bau industrieller Materialseilbahnen stammt die Technologie weitgehend aus Zentraleuropa. Renommierte Unternehmen wie Bleichert, Von Roll, Habegger, Städeli, Müller oder Brändle erhalten auch nach dem Zweiten Weltkrieg in Norwegen, Schweden und Finnland den grössten Teil der Aufträge. Teilweise lagern die Konstrukteure die Teileproduktion an lokale Subunternehmer aus, insgesamt ist die Seilbahnwelt Skandinaviens aber bis heute erstaunlich alpenländisch geprägt. Die Produktion der lokalen Hersteller wie dem schwedischen Unternehmen Liftbyggarna oder dem finnischen Vintertec beschränkt sich auf Schlepplifte und fix geklemmte Sesselbahnen, teilweise ebenfalls unter Rückgriff auf Konstruktionen aus dem Ausland.

Seilbahnhersteller in Nordamerika

Neben Europa stellt Nordamerika das zweite globale Zentrum des Seilbahnbaus dar. Auch auf dem amerikanischen Kontinent nimmt die Konstruktion von Seilbahnen mit der industriellen Revolution Fahrt auf, damals meist unter Rückgriff auf europäische Technologie in Lizenz.

USA

In den USA sind es vor allem grosse Stahlkonzerne, die seinerzeit in den Seilbahnbau einsteigen. Das Feld der Personenseilbahnen findet dagegen in Nordamerika erst in den 1930er Jahren – und damit deutlich später als in Europa – Einzug. Die erste grosse Luftseilbahn mit Pendelbetrieb nimmt erst Ende des Jahrzehnts den Betrieb auf. Eine bedeutende Erfindung erblickt jedoch bereits Mitte der 1930er Jahre im Bundestaat Idaho das Licht der Welt. Die ersten fix geklemmten Sesselbahnen nehmen in Sun Valley den Betrieb auf und erfreuen sich daraufhin nicht nur in Nordamerika schnell grosser Beliebtheit. Bereits in den 1960er Jahren wachsen die Kapazitäten auf bis zu vier Sitzplätze pro Sessel an, hunderte Exemplare entstehen während dieser Zeit.

Mit den neuen Generationen kuppelbarer Einseilumlaufbahnen Ende der 1980er Jahre übernehmen aber zunehmend die europäischen Hersteller das Zepter in Nordamerika. Heute ist von den einst zahlreichen einheimischen Unternehmen kein einziges grosses unabhängiges mehr übriggeblieben. Den Markt teilen sich die Vertretungen der Doppelmayr-Garaventa- und der Leitner-Poma-Gruppe auf.



Kanada

Auch in Kanada sind nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem die US-amerikanischen Hersteller aktiv, mit Müller kann sich insbesondere in der Provinz British Columbia aber auch schon früh ein europäischer Hersteller etablieren. Einheimische Hersteller besitzen dagegen in Kanada nur sehr lokale Bedeutung, heute wird der Markt genau wie in den USA von Herstellern aus Europa dominiert.

Seilbahnhersteller in Mittel- & Südamerika

Lateinamerika lernt Seilbahnen für den Rohstoffabbau bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts flächendeckend kennen. In den argentinischen und chilenischen Anden entstehen zahlreiche beeindruckende Exemplare in Höhen von bis zu 5000 Metern über dem Meer. Ähnlich wie in den Alpen eignen sich die Anden aber auch bestens für den Skisport, sodass speziell im südlichen Teil des Gebirges ab den 1950er Jahren unzählige Skigebiete den Betrieb aufnehmen. Vereinzelt entstehen Anlagen aber auch weiter nördlich, beispielsweise auf einem Gletscher nahe La Paz in Bolivien.

Wie so häufig sind es aber auch hier keine einheimischen Hersteller, die den Bau der grösseren Anlagen durchführen, sondern Spezialisten aus Europa. Speziell ab den 1990er Jahren kommt es auch immer häufiger dazu, dass gebrauchte Anlagen, die in den europäischen Skigebieten ausgedient haben und durch kapazitätsstärkere Bahnen ersetzt werden, nach Südamerika verschifft und in den dortigen Skigebieten wieder aufgestellt werden.

Auch abseits des Skisports sind Seilbahnen in Mittel- und Südamerika aber mittlerweile weit verbreitet. Als urbanes Nahverkehrsmittel sind sie ein willkommenes Instrument, um die grösseren Städte vor dem Verkehrskollaps zu bewahren. In La Paz ist in jüngerer Vergangenheit in diesem Zusammenhang das grösste zusammenhänge Netz an Seilbahnen entstanden, das mit mehreren Linien den öffentlichen Nahverkehr der Grossstadt bedient.

Seilbahnhersteller in Asien

Asien gilt als Ursprungsort der Seilbahnen in der Frühzeit und bis heute sind seilgezogene Aufstiegshilfen ein vielgefragtes Mittel zur Überwindung von unwegsamem Terrain. In den Industrienationen spielt ähnlich wie auf den anderen Kontinenten auch der Skisport eine wichtige Rolle für den Absatzmarkt der Seilbahnen.

Japan

Mit seiner geografischen Lage in einer für den Wintersport günstigen Klimazone und der bereits frühen industriellen Entwicklung zählt Japan neben Europa und Nordamerika zu den in Sachen Seilbahnen traditionsreichsten Gegenden der Erde. Auch hier beginnt die Ausbreitung der Seilbahn während der industriellen Revolution und mündet nach dem Zweiten Weltkrieg in die Entwicklung eines landesweiten Netzes an Aufstiegshilfen für den Skisport und als Transportmittel im urbanen wie im ländlichen Bereich. Von Beginn an teilen sich mehrere einheimische Hersteller den Markt der Seilbahnen in Japan auf und auch heute noch sind mehrere unabhängige Firmen in dem Inselstaat im Seilbahnbau aktiv.

China

Mit steigendem Wohlstand der Bevölkerung kommt es in jüngerer Vergangenheit in China zu einem staatlich forcierten und massiven Ausbau der Infrastruktur für den Skisport. Entsprechend gross ist die Zahl an neu erstellten Seilbahnen, die das Land zuvor nur sehr vereinzelt kennt. Zuvor sind es meist touristisch bedeutsame Aussichtspunkte wie beispielsweise in Peking oder an der chinesischen Mauer, die mit Seilbahnen erschlossen werden.

Nicht selten bedienen sich die einheimischen Konstrukteure schon damals der Ideen der europäischen Hersteller. Derartige den europäischen Systemen auffallend ähnliche Anlagen sind in China insbesondere in Form von kuppelbaren Einseilumlaufbahnen an mehreren Orten anzutreffen. Mittlerweile exportieren die verbliebenen grossen Hersteller aus Europa aber auch ganz offiziell ihre Produkte nach China.

Indien

Als ehemalige britische Kolonie ist Indien bereits früh ein Schauplatz für den Bau von industriellen Materialseilbahnen unter Federführung von Herstellern aus dem Vereinigten Königreich. Die Produktion der Anlagen erfolgt dabei in späteren Jahren häufig durch lokale Stahlbauunternehmen, die mit der gewonnenen Expertise ab den 1970er Jahren auch Personenseilbahnen konstruieren. Derartige Anlagen sind in Indien in Form von kuppelbaren Einseilumlaufbahnen zu Aussichtspunkten oder in Freizeitparks weit verbreitet und gehen teilweise noch auf Konstruktionsideen britischer Hersteller wie Breco zurück. Die Seilbahnen in den Skigebieten im nördlichen Teil des Landes stammen heute dagegen überwiegend aus der Feder der verbliebenen grossen Hersteller aus den Alpenländern.

Südostasien

Auch wenn die klimatischen Voraussetzungen für den Skisport in Südostasien nicht gegeben sind, so erfreut sich die Region dennoch einer sehr abwechslungsreichen Seilbahnlandschaft. Derartige Anlagen sind seit den 1960er Jahren in Form von Luftseilbahnen mit Umlaufbetrieb im urbanen Raum und in Freizeitparks anzutreffen, sei es in Malaysia, Singapur oder Indonesien. Speziell in Vietnam sind darüber hinaus zur Überbrückung längerer Strecken im Gebirge und in maritimen Gegenden mehrere sehr beeindruckende Zweiseilumlaufbahnen vom Typ 3S in Betrieb, auch die höchste Seilbahnstütze der Welt steht in Vietnam.

Zentral- & Vorderasien

Obwohl der fehlende Wohlstand und kriegerische Auseinandersetzungen dafür gesorgt haben, dass der Tourismus in Zentral- und Vorderasien nicht die gleiche wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat wie in den weiter östlich gelegenen Regionen, finden sich auch dort zahlreiche Seilbahnen. In den Ländern in Mittelmeernähe wie dem Libanon oder auch im Iran finden sich vereinzelte Skigebiete, der überwiegende Teil der Seilbahnen dient aber dem urbanen Personentransport oder der Erschliessung von touristisch bedeutsamen Aussichtspunkten. Erneut sind es die seinerzeit in Europa führenden Hersteller wie PHB, Poma oder Von Roll, die ab den 1960er Jahren die grösseren Seilbahnen in diesen Regionen konstruieren.

Die hohen Berge Zentralasiens bieten deutlich bessere Voraussetzungen für den Skisport, sodass beispielsweise in Kirgistan und Tadschikistan eine grössere Anzahl von Skigebieten anzutreffen ist. Ähnlich wie in den Anden stammen aber nur die kleineren – teils sehr rudimentären – Schlepplifte und fix geklemmten Sesselbahnen von einheimischen Konstrukteuren. Bei dem grössten Teil der Aufstiegshilfen handelt es sich heute um Importe von Gebrauchtanlagen aus Europa.

Seilbahnhersteller in Australien & Ozeanien

Trotz der von den Zentren des Seilbahnbaus in Europa und Nordamerika weit entfernten Lage erfreuen sich Seilbahnen auch auf dem australischen Festland und den umliegenden Inseln im Pazifik seit Jahrzehnten einer grossen Beliebtheit. Interessant zu beobachten ist insbesondere, dass die Seilbahnwelt in Australien und Neuseeland im Laufe der Jahrzehnte sowohl eine europäische als auch eine US-amerikanische Prägung erhalten hat.

Australien

Industrielle Materialseilbahnen spielen in Australien eine untergeordnete Rolle, sodass die ersten bedeutenden Anlagen erst im Zuge des aufstrebenden Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend errichtet werden. Ausnahmen in Form von Standseilbahnen für Bergbauzwecke wie beispielsweise in den Blue Mountains werden darüber hinaus später auch für touristische Zwecke genutzt.

Nach amerikanischem Vorbild entstehen in den australischen Skigebieten der Snowy Mountains und in touristischen Zentren an der Küste vor allem fix geklemmte Sesselbahnen. Nur sehr selten sind es einheimische Konstrukteure, viel häufiger sind schon ab den 1950er Jahren europäische Unternehmen wie beispielsweise der Schweizer Seilbahnpionier Müller in Australien präsent. Mit Riblet exportiert auch ein Hersteller aus den USA wenige Anlagen auf die Südhalbkugel, heute sind es allen voran die Firmen Doppelmayr und Poma, die sich den Markt aufteilen.

Neuseeland

Auch in Neuseeland sind es die europäischen Hersteller, die zum Zwecke der Skigebietserschliessung Seilbahnen errichten. Bereits in den 1950er Jahren gelingt es dem Schweizer Seilbahnpionier Müller, auf der Nordinsel Neuseelands erste Einersesselbahnen am Fusse eines Vulkans zu eröffnen. Poma kann auf der Südinsel 1967 gar einen Prototyp der später so populären kuppelbaren Eiergondelbahn eröffnen.

Auch heute dominieren die grossen Hersteller aus den Alpenländern die Seilbahnwelt Neuseelands. Ausnahme bilden die in dem Land weit verbreiteten kleinen Seillifte, sogenannte Nussknackerlifte, die in rudimentärer Bauweise von lokalen Produzenten hergestellt werden.

Seilbahnhersteller in Afrika

Verglichen mit den anderen Kontinenten ist Afrika zweifelsohne jene Region mit der geringsten Seilbahndichte weltweit. Die meisten Anlagen entstehen zur Zeit der industriellen Revolution in Form von Materialseilbahnen. Konstrukteure sind – aufgrund der Kolonialisierung wenig überraschend – seinerzeit die weltweit führenden europäischen Unternehmen. Unter den Anlagen sind auch mehrere sehr bedeutende Exemplare, beispielsweise die 1957 eröffnete Comilog-Seilbahn in Gabun mit einer Länge von insgesamt 76 Kilometern.

Nur wenige dieser Materialseilbahnen sind heute noch erhalten, geschweige denn in Betrieb. Seilbahnen sind daher hauptsächlich im Norden des Kontinents anzutreffen. Insbesondere in Algerien finden sich mehrere Luftseilbahnen für den urbanen Personentransport, im Atlasgebirge dienen einzelne Anlagen auch dem Skisport.