Agamatic
Als zu Beginn der 1980er Jahre die Kuppeltechnik bei Einseilumlaufbahnen immer populärer wird, streckt der Vorarlberger Seilbahnhersteller Doppelmayr seine Fühler in Richtung der internationalen Märkte aus. Der seinerzeit in Österreich erfolgreichste Hersteller auf dem Gebiet der Schlepplifte und kuppelbaren Sesselbahnen tritt zu diesem Zeitpunkt im benachbarten Italien nur sporadisch in Erscheinung.
Um auch in den südlichen Alpen präsent zu sein, gründet Doppelmayr gemeinsam mit dem Südtiroler Pendelbahn-Spezialisten Hölzl 1981 die neue Tochterfirma Agamatic. Das wie Hölzl in Lana ansässige Unternehmen konzentriert sich fortan ausschliesslich auf die Konstruktion und den Bau von kuppelbaren Einseilumlaufbahnen. Für beide Hersteller hat die Zusammenarbeit Vorteile. Doppelmayr kann sich mit seiner bewährten Technologie auf dem italienischen Markt etablieren, Hölzl erweitert sein bis dato auf Pendelbahnen zentriertes Produktportfolio.
Bei der technischen Basis greift Agamatic in Teilen auf die Ideen von Doppelmayr zurück. Weil die Gesetzeslage in Italien den Einsatz der bistabilen DS-Standardklemme von Doppelmayr aber verbietet, entwickelt Agamatic für den italienischen Markt eine neuartige, monostabile Klemme mit offenliegenden Spiralfedern. 1984 erstellt Agamatic am Speikboden eine erste kuppelbare Dreiersesselbahn mit dem neuen System, zwei Jahre später folgt in Brixen mit der Seilbahn zur Plose die erste Kabinenbahn mit sechsplätzigen Fahrzeugen und Doppelklemmen. Ab 1989 reduziert der Hersteller auch bei diesem Bahntyp die Klemmenzahl auf eine pro Kabine.
Speziell in Südtirol findet Agamatic daraufhin schnell unzählige Abnehmer für sein Kuppelsystem. Mit dem aus Österreich übernommenen Prinzip der Standardisierung vieler Bauteile und dem Einsatz modularer Kompaktstationen ist Agamatic in Italien ein Vorreiter. Zum Markenzeichen werden ab Ende der 1980er Jahre die futuristisch wirkenden Skydancer-Sessel mit Wetterschutzhauben, die bei mehreren Bahnen zum Einsatz kommen.
Die in Frankreich zur selben Zeit immer populärer werdenden Stehkabinen bringt Agamatic 1989 auch nach Italien. Bei der Kabinenbahn Ciampinoi in Wolkenstein setzt der Hersteller in jenem Jahr erstmalig auf zwölfplätzige Stehkabinen, die mit einer Doppelklemme ausgestattet werden. Mehrere weitere Anlagen folgen unter anderem in St. Vigil, Canazei, Madonna di Campiglio und Barzio, Mitte der 1990er Jahre schwindet die Nachfrage nach derartigen Bahnen aber wieder. Einer der Gründe dafür ist in der zunehmenden Vergrösserung der Kabinen mit Sitzplätzen zu sehen, die zu jener Zeit bis zu acht Personen beherbergen können. Agamatic setzt in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre derartige Kabinen ebenfalls ein. Weil die Einzelklemme allerdings nicht für derart grosse Kabinen gedacht ist, muss Agamatic anders als die meisten anderen Hersteller bei diesen Anlagen vorerst eine Doppelklemme verbauen. Erst 1999 kommt eine weiterentwickelte Version als Einzelklemme zum Einsatz. Doppelmayr greift daraufhin bei ausgewählten Anlagen in anderen Ländern ebenfalls auf die neue Konstruktion zurück.
Agamatic-Kabinenbahn mit zwölfplätzigen Stehkabinen in Madonna di Campiglio aus den frühen 1990er Jahren.
Ohnehin erfolgt zu dieser Zeit eine zunehmende Annäherung der Technologie an den Mutterkonzern. 2002 übernimmt Doppelmayr schliesslich auch den Hersteller Hölzl, woraufhin dieser gemeinsam mit Agamatic in der neuen Tochter Doppelmayr Italia aufgeht.