Applevage

Das 1902 gegründete und in Paris ansässige Unternehmen Applevage zählt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten französischen Maschinenfabriken im Bau industrieller Hebe- und Transportanlagen. 1921 erwirbt das Unternehmen mit Richard den damals grössten Hersteller von industriellen Materialseilbahnen nach dem Zweiseilsystem von Pohlig in Frankreich. Die Integration bedeutet für Applevage den Einstieg in den Seilbahnbau, den das Unternehmen ab den 1930er Jahren auch zunehmend für militärische Zwecke vorantreibt. Insbesondere im Rahmen der Errichtung der Maginot-Linie kann Applevage mehrere Luftseilbahnen erstellen.

Zur gleichen Zeit beginnt Applevage aber auch mit der Konstruktion von Luftseilbahnen für den touristischen Personentransport. Die erste Anlage kann 1936 am Puy de Sancy im Massif Central dem Betrieb übergeben werden. Applevage steht damit in direkter Konkurrenz zum erfolgreichen Konstrukteur André Rebuffel, der zur gleichen Zeit in den Alpen mehrere prestigeträchtige Luftseilbahnen eröffnen kann. Doch auch dort kann Applevage kurz darauf mehrere Anlagen realisieren. 1937 entsteht in Saint-Gervais eine Bahn am Mont d’Arbois, kurz darauf folgen noch während des Zweiten Weltkriegs weitere Exemplare in Serre-Chevalier und Val d’Isère. 1949 nimmt eine weitere Luftseilbahn in La Mongie den Betrieb auf.


Talstation der ersten Seilbahn zum Puy de Sancy aus den 1930er Jahren.

Zweite Seilbahn auf den Puy de Sancy von Applevage.

Beide Seilbahnen am Puy de Sancy von Applevage mit der einzigen Stütze der älteren, heute stillgelegten Anlage.

Das touristische Potenzial der Seilbahnen sorgt nach dem Zweiten Weltkrieg dafür, dass Applevage auch in den Bau von Schleppliften für den Wintersport einsteigt. Das Unternehmen greift dafür auf die patentierten Ideen des aufstrebenden Erfinders Jean Pomagalski zurück und erstellt in den 1940er Jahren mehrere kuppelbare Stangenschlepplifte. Die Technologie ist damals allerdings noch bei weitem nicht ausgereift und führt mehrfach zu Problemen während des laufenden Betriebs. Nach vier Anlagen beendet Applevage daher sein Engagement in diesem Sektor.

Stattdessen konzentriert sich der renommierte Pendelbahnspezialist ab dem darauffolgenden Jahrzehnt auf dem Bau von kuppelbaren Einseilumlaufbahnen. Applevage erwirbt eine Lizenz des französischen Ingenieurs Georges Reussner zum Einsatz von dessen kuriosem Mitnehmer-System. Die Kabinen werden dabei nicht klassisch mit einer Kuppelklemme am Seil befestigt, sondern am Ausgang einer Station an mit dem umlaufenden Förderseil fest verbundene Mitnehmer eingehängt. Mit der Firma Oehler findet das Prinzip in der Schweiz einen zweiten Abnehmer, doch die Technologie entpuppt sich erneut als pannenanfällig. Applevage erstellt in Frankreich beginnend 1952 mit einer Anlage in Megève rund ein halbes Dutzend solcher Bahnen, doch durchsetzen kann sich die Idee gegenüber der klassischen Kuppeltechnik nicht.


Von Poma konstruierte Kabinenbahn am Col de la Faucille, die die Stützen des Vorgängers von Applevage nutzt.

Gleich mehrere Kuppelklemmen finden in Frankreich in den 1950er Jahren durch die direkte Konkurrenz Verbreitung und so kooperiert auch Applevage zu Beginn des darauffolgenden Jahrzehnts mit dem Erfinder eines solchen bewährten Systems. Roger Laurent entwickelt Ende der 1950er Jahre eine Schwerkraftklemme und setzt diese gemeinsam mit der Firma Sarrasola bei mehreren Anlagen ein. Mit Applevage findet er schliesslich einen neuen Kooperationspartner, woraufhin 1964 in Ax-les-Thermes und in Morzine zwei weitere Anlagen mit den Klemmen von Laurent entstehen. Letztere wird später mit vierplätzigen Kabinen und Doppelklemmen bestückt. Auch einige wenige fix geklemmte Sesselbahnen errichtet Applevage während dieser Zeit nach den Plänen von Laurent.

Im Fokus von Applevage stehen daraufhin aber wieder hauptsächlich grössere Pendelbahnen. In den 1960er Jahren entstehen weitere Exemplare unter anderem in La Clusaz, in Flaine, eine zweite Anlage am Puy de Sancy, sowie in Saint-Lary und Artouste in den Pyrenäen. Daraufhin zieht sich Applevage jedoch endgültig aus dem Seilbahnbau zurück.


Von Applevage modernisierte Seilbahn Bellevue in Les Houches.

Von Applevage modernisierte Seilbahn Bellevue in Les Houches.

Luftseilbahn von Applevage in Saint-Lary-Soulan.


Werksseilbahn von Applevage in den Pyrenäen.