Bartholet
Der Name Bartholet ist seit mittlerweile über sechs Jahrzehnten im Schweizer Seilbahnbau anzutreffen. Gegründet wird das Unternehmen Ende der 1960er Jahre in Flums unweit des Walensees im Kanton St. Gallen durch Anton Bartholet. Die kleine Maschinenfabrik konzentriert sich in der Folge auf den Bau von Occasionsanlagen in der näheren Umgebung des Firmenstandortes.
Grundstein für die ersten Luftseilbahnen von Bartholet legt Mitte der 1970er Jahre der Ersatz der Pizolbahn in Wangs. Die rund zwei Jahrzehnte zuvor durch die Firma Oehler konstruierte Einseilumlaufbahn genügt am Pizol nicht mehr den Anforderungen der zahlreichen Skigäste, sodass sie durch ein leistungsfähigeres Exemplar ersetzt wird. Die Stützen der Bahn haben jedoch noch nicht ausgedient. Bartholet setzt sie in der Folge bei mehreren Kleinpendelbahnen im Rheintal und im Seeztal ein. Eine dieser Bahnen nimmt 1976 gleich oberhalb von Flums am Kleinberg nach Schönhalden als Ersatz für eine kleinere Anlage den Betrieb auf. Die Gruppenpendelbahn mit insgesamt vier vierplätzigen Kabinen ist auch heute noch im Einsatz.
Noch in den 1970er Jahren entstehen parallel zu den kleinen Luftseilbahnen auch die ersten Schlepplifte aus dem Hause Bartholet. Anfänglich ebenfalls überwiegend in der Ostschweiz, ab den 1980er Jahren dann aber zunehmend auch in der restlichen Schweiz. Bezogen auf die Stückzahl kann Bartholet damals noch nicht mit den grösseren Schleppliftherstellern konkurrieren, etabliert sich zu jener Zeit aber im Schweizer Seilbahnbau.
Massgeblich tragen dazu bald darauf auch fix geklemmten Zweiersesselbahnen bei, von denen die erste 1981 am Flumserberg den Betrieb aufnimmt. Ab Mitte der 1990er Jahre standardisiert Bartholet seine fix geklemmten Anlagen in vielen Bereichen, woraufhin auch die Sesselbahnen in der gesamten Schweiz anzutreffen sind. Diverse Komponenten, wie beispielsweise die Sessel, kauft das Unternehmen damals aber noch bei anderen Herstellern ein.
Auch der Handel mit Occasionsseilbahnen bleibt zu jener Zeit aber noch ein zentrales Geschäftsfeld der Bartholet Maschinenfabrik. So zeichnet das Unternehmen 1998 für den Bau der kleinen Kabinenbahn Känzeli-Brambrüesch oberhalb von Chur verantwortlich. Die Anlage wird im Jahr zuvor im nahegelegenen Flims ersetzt und erhält mit neuen Stützen von Bartholet, aber ansonsten weitgehend ursprünglicher Von-Roll-Technik ein zweites Leben. Erstmalig betritt Bartholet damit auch die Bühne des kuppelbaren Seilbahnbaus. Fünf Jahre später entsteht am Flumserberg die erste kuppelbare Neuanlage der Firmengeschichte, die Technik stammt damals jedoch vollständig von Leitner und Poma.
Das neue Jahrtausend läutet für Bartholet eine gänzlich neue Ära ein. 2006 erhält das Unternehmen erstmalig einen Auftrag zum Bau einer Sesselbahn ausserhalb der Schweiz im luxemburgischen Vianden. Im selben Jahr entsteht in Chur auch die erste grosse Pendelbahn der Firmengeschichte. Entscheidend für die fortschreitende schnelle Expansion ist aber in erster Linie der Einsatz der Wopfner-Kuppelklemme. Die Spiralfederklemme des Tiroler Seilbahnherstellers Wopfner stammt aus den 1980er Jahren und wird seinerzeit vom Erfinder bei zahlreichen Sessel- und Kabinenbahnen eingesetzt. Bei Bartholet kommt die Technik in leicht modifizierter Form 2008 erstmalig bei einer kuppelbaren Sechsersesselbahn in Val d’Isère wieder zum Einsatz.
Frankreich entwickelt sich daraufhin neben der Schweiz zum stärksten Absatzmarkt von Bartholet. Abgesehen von den kuppelbaren Sesselbahnen entsteht in Val Thorens 2011 das erste fix geklemmte Funitel der Firmengeschichte, ab 2015 kommt die Kuppeltechnik dann auch bei Kabinenbahnen zum Einsatz. Charakteristisch für die Anlagen von Bartholet sind in der Folge die von Porsche Design entworfenen Kabinen für acht bis zehn Personen, die vom traditionsreichen Berner Karosseriebauer Gangloff gefertigt werden. 2014 übernimmt Bartholet dieses Unternehmen und kann sich daraufhin als Vollausstatter für Seilbahnen neben den Marktführern Doppelmayr-Garaventa und Leitner-Poma etablieren. Die Unabhängigkeit findet jedoch 2022 mit der Übernahme durch die HTI-Gruppe, der auch Leitner und Poma angehören, ihr Ende.
Bartholet lässt aber bis heute immer wieder mit innovativen Ideen aufhorchen. Zu den bedeutendsten Spezialprojekten zählen beispielsweise die Seilbahn Brest mit zwei übereinander angeordneten Fahrspuren einer Pendelbahn oder die Sesselbahn Fuorcla da Sagogn in Laax, bei der die Haubensessel während der Bergfahrt für einen besseren Panoramagenuss zur Seite geschwenkt werden. Bis 2024 entsteht ebenfalls im Skigebiet Flims-Laax der Prototyp eines sogenannten Rope-Taxis, einer Kabinenbahn, bei der die Kabinen nur nach Bedarf auf die Strecke geschickt werden und je nach Wunsch der Fahrgäste auch nur bestimmte Stationen auf der Strecke anfahren.