Bell

Mit Gründungsjahr 1855 geht die Geschichte des Unternehmens Bell aus Kriens bei Luzern so weit zurück wie bei kaum einem anderen Schweizer Seilbahnhersteller. Bell ist jedoch in den Anfangsjahren als Hersteller von Webstühlen und Flechtmaschinen zunächst in einem ganz anderen Geschäftsfeld tätig. Erst mit dem Beginn der Produktion von Wasserturbinen als damals gängigem Antrieb für Fabriken in der Textilbranche stösst Bell in den Bereich des Maschinenbaus vor.

Mit dem Einstieg Theodor Bells in den Familienbetrieb im Jahr 1860 wird Bell endgültig zu einer reinen Maschinenfabrik, die vorrangig im Bau von Eisenbahn- und Strassenbrücken tätig ist. Über das Geschäftsfeld der Wasserturbinen kommt Bell in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre jedoch auch zum Seilbahnbau. Der Antrieb per Wasserballast ist seinerzeit bei dem aufstrebenden System der Standseilbahn eine gängige Form und kommt auch bei der ersten solchen Anlage der Schweiz 1877 in Lausanne-Ouchy zum Einsatz. Die zwei Jahre später eröffnete Standseilbahn an den Giessbachfällen nahe Brienz im Berner Oberland ist in modifizierter Form sogar bis heute in Betrieb und damit die älteste ihrer Art in der Schweiz. In der Folge kann die Maschinenfabrik Bell ihre Standseilbahnen in zahlreiche weitere europäische Länder und sogar bis nach Japan exportieren.


Historische Standseilbahn von Bell am Monte Brè in Lugano.

Historische Standseilbahn von Bell am Monte Brè in Lugano.

Der Tod von Theodor Bell und die Weltwirtschaftskrise bedingen in den 1930er Jahren einen Verkauf des Familienbetriebs, in dessen Folge auch der Seilbahnbau vorläufig weitgehend ausgesetzt wird. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg taucht der Name Bell wieder bei Neuanlagen auf. Kerngeschäft sind fortan jedoch nicht mehr schienengebundene Standseilbahnen, sondern Luftseilbahnen mit Pendel- und Umlaufbetrieb. Für letztere erwirbt die Maschinenfabrik Bell eine Lizenz des österreichischen Ingenieurs Georg Wallmannsberger für den Bau von Zweiseilumlaufbahnen. Wallmannsberger zeichnet seinerseits für die Entwicklung mehrerer Laufwerke für Zweiseilumlaufbahnen verantwortlich, deren Ideen teilweise auf die frühen kuppelbaren Materialseilbahnen aus dem 19. Jahrhundert zurückgehen. Wallmannsbergers Weiterentwicklungen ermöglichen ab Ende der 1940er Jahre dann auch einen Einsatz im Transport von Personen.

Bell ist einer der ersten Lizenznehmer und erstellt 1950 in Crans sur Sierre im Wallis die erste derartige Anlage auf Schweizer Boden. Weitere solche Bahnen folgen 1954 am Pilatus oberhalb des Firmenstandorts in Kriens und am Pizol, später auch in Celerina, Lungern und in Klosters. Auch im kanadischen Banff entsteht eine Zweiseilumlaufbahn von Bell, die zwar mit neuen Kabinen, aber ansonsten technisch noch in vielen Punkten bis heute original erhalten ist. Insgesamt zeichnet Bell bis Ende der 1960er Jahre für 13 derartige Anlagen verantwortlich.


Zweiseilumlaufbahn von Bell nach dem System Wallmannsberger in Bad Ragaz am Pizol.

Zweiseilumlaufbahn von Bell nach dem System Wallmannsberger in Bad Ragaz am Pizol.

Wallmannsberger-Laufwerk an einer Kabinenbahn von Bell.

Parallel dazu entstehen sowohl in der Schweiz, als auch in Nordamerika mehrere grössere Pendelbahnen für Personentransporte. So erschliessen zu Beginn der 1960er Jahre Anlagen von Bell das Skigebiet in Lungern und den Gemsstock in Andermatt, eine weitere Bahn folgt 1968 erneut in Crans als Fortsetzung der Zweiseilumlaufbahn aus den 1950er Jahren. Auch für die Erschliessung von Wasserkraftwerken in den Schweizer Alpen durch kleinere Pendelbahnen wird Bell mehrfach beauftragt.


Luftseilbahn mit Pendelbetrieb von Bell in Crans-Montana.

Luftseilbahn mit Pendelbetrieb von Bell in Crans-Montana.

Luftseilbahn mit Pendelbetrieb von Bell in Crans-Montana.


Kraftwerksseilbahn von Bell in Andeer.

Kraftwerksseilbahn von Bell in Innerferrera.

Kraftwerksseilbahn von Bell in Innerferrera.

Der Weg führt damit wieder zurück zum einstigen Kerngeschäft der Wasserturbinen, auf den sich Bell ab Anfang der 1970er Jahre wieder exklusiv fokussiert. Aus dem Seilbahn- und Kranbau, aber auch aus der ein Jahrhundert lang währenden Produktion von Brücken und Stahlträgern zieht sich Bell daraufhin zurück. Schon 1959 wird das Unternehmen Teil der Escher Wyss in Zürich, die später mit Sulzer in Winterthur fusioniert. Der Name Bell taucht während der folgenden Jahrzehnte noch in der Firmenbezeichnung auf, verschwindet zu Beginn der 1990er Jahre dann aber endgültig.

Patente im Zusammenhang mit Bell

Bell 1959 Anfahr-Hilfseinrichtung CH340856A

Seilbahnen von Bell in Deutschland und der Schweiz

OrtNameTyp Optionen
Safien Platz Safien Platz-Wasserschloss4-LPB   
Lausanne Ouchy-Flon??-SPB   
Lausanne Gare-Flon??-SPB   
Brienz Giessbachbahn40-SPB   
Stans Kehrsiten-Bürgenstock80-SPB   
Stans Stans-Kälti40-SPB   
Stans Kälti-Bluematt40-SPB   
Stans Bluematt-Stanserhorn40-SPB   
Kriens Sonnenbergbahn30-SPB   
Lugano Cassarate-Suvigliana42-SPB   
Lugano Suvigliana-Monte Bré80-SPB   
Engelberg Engelberg-Gerschnialp75-SPB   
Amsteg Amsteg-Bristen20-SPB   
Lüen Kraftwerk Lüen??-SPB   
Stans Fürigenbahn16-SPB   
Airolo Airolo-Culiscio??-FUNI   
St. Moritz Corviglia-Pitschen??-FUNI   
Crans-Montana Crans-Merbé4-KBK   
Crans-Montana Merbé-Cry d'Er4-KBK   
Kriens Kriens-Krienseregg4-KBK   
Kriens Krienseregg-Fräkmüntegg4-KBK   
Bad Ragaz Bad Ragaz-Wildboden4-KBK   
Bad Ragaz Wildboden-Pardiel4-KBK   
Celerina Celerina-Marguns4-KBK   
Innerferrera Innerferrera-Wasserschloss4-LPB   
Andeer Bärenburg-Wasserschloss4-LPB   
Lungern Turren-Schönbüel4-KBK   
Lungern Lungern-Turren25-LPB   
Andermatt Andermatt-Gurschen40-LPB   
Andermatt Gurschen-Gemsstock40-LPB   
Arosa Innerarosa-Hörnli4-KBK   
Klosters Klosters-Madrisa4-KBK   
Crans-Montana Cry d'Er-Bella Lui60-LPB