De Pretis & Hinteregger

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erteilt der Kärntner Skilehrer Andreas de Pretis auf der Gerlitzen den englischen Besatzungstruppen im Winter Skiunterricht. Schon bald kommt bei de Pretis der Wunsch auf, an den Skihängen eine mechanische Aufstiegsanlage zu errichten. Mit seinem Wunsch tritt er an den Maschinenbauingenieur Reinhold Hinteregger heran, der sich im Laufe des Jahres 1946 selbständig macht und an der Gerlitzen eine fix geklemmte Einersesselbahn nach amerikanischem Vorbild erstellen kann. Kurz vor Weihnachten desselben Jahres können die ersten Versuchsfahrten mit der rund 230 Meter langen Anlage durchgeführt werden, die in weiten Teilen aus ausgedienten englischen Panzern und Zugmaschinen besteht.

Ein Erfolg stellt sich schnell ein, woraufhin Hinteregger und de Pretis zu Beginn der 1950er Jahre gemeinsam in den Bau von fix geklemmten Sesselbahnen und Schleppliften einsteigen. Weitere Anlagen nehmen daraufhin zunächst an der Gerlitzen, bald darauf auch an der Turracher Höhe und in Flattnitz den Betrieb auf. Als einziger ausgewachsener Kärntner Seilbahnhersteller kann das in Villach ansässige Unternehmen im Süden Österreichs bis Ende des Jahrzehnts zahlreiche weitere Bahnen konstruieren.


Talstation eines Schlepplifts von de Pretis am Katschberg.

Schlepplift von de Pretis am Katschberg.

Moderner Schlepplift von de Pretis am Katschberg aus der letzten Baureihe.

Zu Beginn der 1960er Jahre trennen sich die Wege von Hinteregger und de Pretis, woraufhin letzterer unter eigenem Namen weiterhin Einersesselbahnen und Schlepplifte errichtet. Gegen Ende des Jahrzehnts erweitert de Pretis die Sesselkapazität auf zwei Personen und zählt nach wie vor zu den gefragtesten Konstrukteuren in Österreich. 1981 erstellt de Pretis am Goldeck oberhalb von Spittal an der Drau eine fix geklemmte Zweiersesselbahn mit gleich zwei Kurven. Für die Konstruktion kooperiert er mit der bayerischen Firma Heuss, welche wiederum Lizenznehmer des Schweizer Baco-Kurvensystems ist. Die Seetalbahn ist daraufhin eine der wenigen Sesselbahnen, die mit diesem speziellen System entsteht.


Talstation der von de Pretis konstruierten Sesselbahn Seetal am Goldeck bei Spittal an der Drau.

Sesselbahn Seetal am Goldeck mit der ersten von zwei Kurven nach dem System Baco.

Sessel von de Pretis mit seitlichen Schliessbügeln.

Anders als viele andere Hersteller in Österreich mit vergleichbarer Grösse steigt de Pretis in den 1970er Jahren nicht in den Bau kuppelbarer Einseilumlaufbahnen ein, sondern konzentriert sich weiterhin exklusiv auf fix geklemmte Exemplare. Als die Nachfrage nach den komfortableren und schnelleren kuppelbaren Anlagen in den 1980er Jahren aber immer grösser wird, kooperiert de Pretis mit der niederösterreichischen Maschinenfabrik Girak. Deren neu entwickelte Nockenklemme nutzt de Pretis bei einem Umbau seiner im Jahr 1979 erstellten fix geklemmten Zweiersesselbahn Aineck am Katschberg. 1987 kann diese mit Dreiersesseln und Kuppeltechnik von Girak den Betrieb wieder aufnehmen, für die restlichen Bestandteile – darunter die vom Vorgänger übernommenen Stützen – zeichnet aber de Pretis verantwortlich. Eine zweite Kombination von Bestandteilen beider Hersteller ist seit 1993 auch am Dreiländereck in Arnoldstein anzutreffen, wobei dort beim Neubau durch Girak lediglich die Stützen vom Vorgänger von de Pretis aus dem Jahr 1974 übernommen werden.


Kuppelbare Dreiersesselbahn Aineck am Katschberg von de Pretis mit Kuppeltechnik von Girak.

Kuppelbare Dreiersesselbahn Aineck am Katschberg von de Pretis mit Kuppeltechnik von Girak.

Kuppelbare Dreiersesselbahn Aineck am Katschberg von de Pretis mit Kuppeltechnik von Girak.

Mit dem Aufschwung der kuppelbaren Bahnen erlebt der Markt der fix geklemmten Sesselbahnen und Schlepplifte in Österreich ab den 1990er Jahren eine Stagnation. De Pretis konstruiert um die Jahrtausendwende zwar auch wenige fix geklemmte Vierersesselbahnen, kauft hierfür aber zahlreiche Komponenten bei anderen Herstellern wie Doppelmayr zu. Die letzten neuen Schlepplifte entstehen um 2002, woraufhin sich de Pretis Stück für Stück aus dem Seilbahngeschäft zurückzieht.