Doppelmayr
Als heute weltgrösster Hersteller steht der Name Doppelmayr für den Seilbahnbau wie kein zweiter. Das Vorarlberger Unternehmen ist weltweit tätig und bietet die komplette Bandbreite der verschiedenen Seilbahntypen an.
1893 beginnt die Geschichte des späteren Seilbahnpioniers, als Konrad Doppelmayr die mechanische Schmiede seines Lehrherrn Josef Anton Dür übernimmt. Der Einstieg in den Bau von Seilbahnen beginnt jedoch erst gute vier Jahrzehnte später, als Doppelmayr 1937 in Zürs am Arlberg seinen und Österreichs ersten Schlepplift dem Betrieb übergeben kann. Die mit Holzstützen ausgestattete Anlage ist auffällig an die Ideen des Schweizer Ingenieurs Ernst Constam angelehnt. Constam selbst eröffnet als Erfinder des Bügelschlepplifts gemeinsam mit der deutschen Firma Bleichert seine erste derartige Anlage weniger als drei Jahre zuvor in Davos. Und auch Constam bleibt der neue Schlepplift im Nachbarland nicht lange verborgen. Die Streitigkeiten um die Patentverletzung dauert aber nicht lange an, denn Constam erteilt nachträglich eine Lizenz.
Das Schleppliftsystem von Constam findet nicht nur in der Schweiz daraufhin zahlreiche Abnehmer, sondern durch den Lizenznehmer Doppelmayr auch in Österreich. 1939 entstehen in Lech und in Zürs weitere solche Anlagen, danach beendet der Zweite Weltkrieg den Bau touristischer Aufstiegshilfen in Österreich weitgehend. Schon kurz nach Ende des Kriegs kann Doppelmayr 1946 in Ehrwald und in Zell am See den Bau von Schleppliften aber wieder aufnehmen. Wegen des noch bestehenden Patentschutzes von Constams Ideen ist Doppelmayr zu jener Zeit der einzige aktive Hersteller von Bügelschleppliften in Österreich und findet so zahlreiche weitere Abnehmer für seine Produkte.
Ab Anfang der 1950er Jahre betreten weitere Hersteller in Österreich den Schleppliftmarkt, Doppelmayr verbleibt aber unangefochten an der Spitze. Die Konstruktionen entfernen sich zu dieser Zeit mehr und mehr von Constams Original und werden mit einer charakteristischen Fachwerkstütze in Portalform ausgestattet, die während Jahrzehnten das Markenzeichen von Doppelmayr bleiben soll. Eine leichtere Variante kommt für kleinere Übungslifte alsbald hinzu. Schon zu dieser Zeit betritt Doppelmayr auch die internationale Bühne. 1953 entstehen in Kanada die ersten Schlepplifte aus Vorarlberg. Mit Garaventa findet Doppelmayr zu Beginn der 1960er Jahre auch einen Lizenznehmer, der die Schlepplifte daraufhin in der Schweiz flächendeckend nach gleicher Bauweise errichtet.
Anders als viele seiner Konkurrenten in Österreich bleibt Doppelmayr bis Ende des Jahrzehnts ein Spezialist für Schlepplifte. Zahlreiche Erfindungen zur Verbesserung der Sicherheit und des Komforts, darunter neue Einzugsapparate und Seillageüberwachungen auf den Stützen unterstreichen diese Tatsache. Schon früh macht sich Doppelmayr auch Gedanken um eine Automatisierung des Anreichens der Bügel in der Talstation, um dem Personal die kräftezehrende Arbeit zu erleichtern. Diese Überlegungen münden nach der Patentierung eines automatischen Schleppliftbügelgebers schliesslich in die Entwicklung des Selbstbedienungsbügels, der ab den 1980er Jahren flächendeckend zum Standard wird.
Fix geklemmte Sesselbahnen von Doppelmayr entstehen bis zum Beginn der 1970er Jahre nur selten. Das Unternehmen, das bereits die Schlepplifte auf einen möglichst hohen Fahrkomfort auslegt, sieht bei den fix geklemmten Sesseln den ruckartigen Einstieg in der Talstation als gravierenden Nachteil an. So betritt Doppelmayr als einer der ersten Hersteller in Österreich 1972 den Markt der kuppelbaren Seilbahnen. Kuppelbare Umlaufbahnen haben zu dieser Zeit anders als in den Nachbarländern in Österreich keine lange Tradition. Wenige Zweiseilumlaufbahnen entstehen in den 1950er Jahren, das günstigere Einseilsystem, das sich durch zahlreiche Entwicklungen in der Schweiz, Italien und Frankreich etablieren kann, wird dagegen in Österreich lange Zeit als zu unsicher angesehen. Und so greift Doppelmayr 1972 bei der Roßstelle-Seilbahn in Mellau in Lizenz auf die vom Schweizer Seilbahnpionier Von Roll entwickelte VR102-Klemme zurück. Zahlreiche weitere solche dieser Bahnen mit den charakteristisch roten, vierplätzigen Kabinen des Schweizer Karosseriebauers CWA nehmen daraufhin in Österreich den Betrieb auf.
Noch bis in die 1980er Jahre setzt Doppelmayr die originale VR102-Klemme ein, entwickelt das System aber gleichzeitig weiter. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Schweiger entwickelt Doppelmayr eine an die VR102 angelehnte Klemme für kuppelbare Zweiersesselbahnen. Nach den populären Von-Roll-Seitwärtssesselbahnen der 1940er und 1950er Jahre verschwindet die kuppelbare Sesselbahn zugunsten der wettergeschützten Kabinen zunächst für zwei Jahrzehnte vom Markt. Doppelmayr ist neben den französischen Firmen Poma und Montaz Mautino Mitte der 1970er Jahre der erste Hersteller, der die Vorteile der Kuppeltechnik mit ihrer hohen Streckengeschwindigkeit und der offenen Sessel, bei denen die Gäste die Ski nicht abschnallen müssen, kombiniert. 1976 nimmt in Neukirchen am Großvenediger die erste derartige Anlage in Österreich den Betrieb auf.
Im Jahr darauf folgt ein zweites Exemplar am Kriegerhorn in Lech. Die damalige Gesetzeslage sieht vor, dass zweiplätzige Fahrzeuge mit einer einfachen, vierplätzige Fahrzeuge mit einer Doppelklemme ausgestattet werden müssen. Wie es um die dreiplätzigen Sessel bestellt ist, die Doppelmayr am Kriegerhorn vorsieht, ist daher zunächst umstritten. So muss die Anlage zunächst mit Zweiersesseln ausgestattet werden, bevor die Behörden schliesslich einer Einzelklemme zustimmen. Daraufhin entstehen mit der sogenannten Schweiger-Klemme zahlreiche weitere Dreiersesselbahnen in Österreich.
Ab 1981 ersetzt die Doppelmayr-Systemklemme (DS) mit einer neuartigen permanent wirkenden Klemmkraftprüfung die Schweiger-Klemme bei kuppelbaren Sesselbahnen. In jenem Jahr kann Doppelmayr im amerikanischen Breckenridge die erste klassische kuppelbare Vierersesselbahn der Welt eröffnen. Zwei Jahre später folgt in Schweden die erste auf europäischem Boden, 1984 entsteht mit der Jungeralmbahn in Bad Gastein die erste von Doppelmayr in Österreich. Auch die nach wie vor angebotenen kuppelbaren Dreiersesselbahnen werden fortan mit der DS-Klemme ausgestattet.
Bei Kabinenbahnen vertraut Doppelmayr noch länger auf die Von-Roll-Ideen und setzt 1981 an der Valiserabahn in St. Gallenkirch erstmalig eine modifizierte Variante ein, die in Doppelversion für bis zu sechsplätzige Kabinen geeignet ist. Das Modell mit dem Kuppelhebel auf der Unterseite findet in der Folge jedoch nur selten Verwendung und wird bereits nach kurzer Zeit von einer neuen Generation der DS-Klemme abgelöst. Zunächst 1985 in Schladming noch in einer Doppelversion, ab dem darauffolgenden Jahr wie bei der Versettlabahn in Gaschurn dann auch bei sechsplätzigen Kabinen mit einer einzelnen Klemme.

Erste Generation der sechsplätzigen Kabinenbahnen von Doppelmayr in Uttendorf aus den frühen 1980er Jahren.

Die Versettlabahn in Gaschurn ist 1986 die erste Kabinenbahn von Doppelmayr mit einer einfachen DS-Klemme.

Kuppelbare Kabinenbahn von Doppelmayr mit sechsplätzigen Kabinen aus den 1990er Jahren in Kitzbühel.
Wie viele andere Hersteller steigt Doppelmayr Ende der 1980er Jahre auch in den Bau von kuppelbaren Kabinenbahnen mit Stehkabinen für bis zu zwölf Personen ein. Anders als in Frankreich können sich diese Modelle in den deutschsprachigen Gefilden aber nicht durchsetzen, sodass Doppelmayr stattdessen den Einsatz von achtplätzigen Kabinen mit Sitzplätzen vorantreibt. Die erste solche Anlage in Österreich entsteht 1992 in Söll, ebenfalls mit einer einfachen DS-Klemme. Eine Ausnahme bildet die 1988 eröffnete Gaislachkoglbahn in Sölden. Doppelmayr greift bei dieser Anlage auf das von Denis Creissels entwickelte DMC-System zurück. Die Idee, mit zwei parallel geführten Förderseilen längere Spannfelder und grössere Kabinen zu ermöglichen, stösst bei den Behörden in Österreich aber auf Skepsis. Doppelmayr entwickelt das System dahingehend weiter, als dass statt zwei separaten Seilen ein einziges, in eine doppelt gelegte Schlaufe zum Einsatz kommt. Die Gaislachkogelbahn bleibt daraufhin zwar ein Einzelstück, auf das Prinzip der Seilführung greift Doppelmayr ab 1995 aber auch bei seinen Funitel-Anlagen zurück.

Auch Doppelmayr konstruiert Ende der 1980er Jahre Anlagen mit Stehkabinen und einer Doppelversion der DS-Klemme, wie hier in Laax.

Die Silvrettabahn in Ischgl ist in zwei Sektionen seit 1998 eines der leistungsstärksten Funitel der Welt.
Zu Beginn der 1990er Jahre steckt Doppelmayr inmitten der Entwicklung eines neuartigen Kuppelsystems, das die DS-Klemme bald darauf ablöst. Ab 1993 kommt bei kuppelbaren Vierersesselbahnen die eine Klemme mit Torsionsfedern zum Einsatz, die kurz als DT-Klemme bezeichnet wird. Eine verstärkte Variante findet kurze Zeit später auch bei Kabinenbahnen mit bis zu achtplätzigen Fahrzeugen Verwendung. Während rund drei Jahrzehnten ist die DT-Klemme daraufhin bei Neuanlagen von Doppelmayr anzutreffen. Nach Vorbild des französischen Seilbahnpioniers Poma entwickelt Doppelmayr parallel dazu auch ein neuartiges Kompaktsystem für seine kuppelbaren Seilbahnen. Das Uni-System ist eines der ersten auf dem Markt, das auf eine konsequente Standardisierung der Bauteile setzt.
Weil es sich bei der DT-Klemme genau wie bei ihrem Vorgänger um eine bistabile Konstruktion handelt, die den Stationsbogen in geöffnetem Zustand befährt, ist die Nutzung jedoch in mehreren Ländern eingeschränkt. In Italien kommen bei der von Doppelmayr und dem Südtiroler Traditionsunternehmen Hölzl gegründeten Firma Agamatic daher die bereits seit den 1980er Jahren eingesetzten monostabilen Spiralfederklemmen weiter zum Einsatz. Nach Frankreich expandiert Doppelmayr nach zwischenzeitlicher Lizenzvergabe an das Unternehmen Transtélé erst Ende der 1980er Jahre mit der Tochter Etudes de Transport, woraufhin für den französischen Markt eine weitere monostabile Spiralfederklemme entwickelt wird. Auf Kundenwunsch setzt Doppelmayr dieses Klemmenprinzip nach der Jahrtausendwende in modifizierter Form auch bei Anlagen in anderen Ländern ein.
Nachdem Doppelmayr 1991 in Kanada bereits die erste kuppelbare Sechsersesselbahn der Welt eröffnen kann, folgt 1998 im norwegischen Vradal die erste mit achtplätzigen Sesseln. Auf dem Gebiet der kuppelbaren Umlaufbahnen ist Doppelmayr schon zu dieser Zeit einer der international erfolgreichsten Seilbahnhersteller. Als der Schweizer Von-Roll-Konzern Mitte der 1990er Jahre beabsichtigt, seine Seilbahnsparte zu verkaufen, sieht Doppelmayr eine weitere Chance zur Expansion. Mit der Übernahme des traditionsreichen Seilbahnherstellers eröffnen sich jedoch nicht nur auf dem Schweizer Markt neue Möglichkeiten. Von Roll als Spezialist für Standseilbahnen und Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb bringt eine Expertise in Bereichen mit, in denen Doppelmayr zuvor noch nicht tätig ist.

Typische kuppelbare Sechsersesselbahn mit Wetterschutzhauben aus der Baureihe UNI-G von Doppelmayr am Katschberg.

Der Matterhorn-Express in Zermatt ist eine der längsten Einseilumlaufbahnen der Welt und wird 2002 von Doppelmayr konstruiert und 2009 um eine dritte Sektion erweitert.

Luftseilbahn mit Pendelbetrieb in Les Diablerets. Die Anlage zählt zu den ersten, die nach der Übernahme von Von Roll unter dem Namen Doppelmayr konstruiert werden.
Doppelmayr erwirbt damit die Kompetenz zum Bau solcher Anlagen und kann sich fortan als Vollausstatter auf dem Seilbahnmarkt bezeichnen. 2002 kann die Position durch die Fusion mit dem damals letzten grossen unabhängigen Schweizer Seilbahnhersteller Garaventa endgültig manifestiert werden. Gleichzeitig werden auch die bestehenden Tochterunternehmen in Frankreich und Italien eingegliedert und firmieren fortan unter dem Namen Doppelmayr. Ebenfalls 2002 erfolgt die Übernahme von Hölzl, womit sich für Doppelmayr auch die Möglichkeit des Vertriebs des neuartigen Funifor-Systems eröffnet. Rund ein Dutzend Anlagen nach diesem auf Hölzl zurückgehenden Konzept kann Doppelmayr bis heute erstellen.

Die Pfänderseilbahn ist 1995 die erste grosse Luftseilbahn mit Pendelbetrieb von Doppelmayr in Österreich und entsteht in Kooperation mit Hölzl.

Eines der ersten grossen Pendelbahn-Projekte von Doppelmayr Italia ist 2003 die Luftseilbahn von Malcesine zum Monte Baldo.
2002 wendet Doppelmayr auch das von Von Roll entwickelte sogenannte 3S-System in Val d’Isère erstmalig bei einer eigenen Anlage an. Zahlreiche weitere Exemplare folgen, darunter beeindruckend lange Bahnen im Gebirge wie im urbanen Bereich als Nahverkehrsmittel.

Die Kreuzeckbahn in Garmisch-Partenkirchen ist 2002 die erste moderne Zweiseilumlaufbahn von Doppelmayr.
Auch seiner einstigen Kernkompetenz, den kuppelbaren Einseilumlaufbahnen, bleibt Doppelmayr aber treu. Ab 2002 findet während rund zwei Jahrzehnten das standardisierte Kompaktsystem UNI-G Einsatz bei Sesselbahnen wie bei Kabinenbahnen. 2015 kommt erstmalig bei der Kirchenkarbahn in Hochgurgl das Nachfolgesystem D-Line zum Einsatz, das in der Folge das System UNI-G nach und nach ablöst. Charakteristisches Merkmal der D-Line sind die bistabilen Spiralfederklemmen, die Doppelmayr seither weltweit einsetzt. In ähnlicher Form kommt die Klemme auch bei der neu entwickelten Tri-Line zum Einsatz. Bei dem System handelt es sich wie bei dem System 3S um eine Zweiseilumlaufbahn mit zwei Tragseilen und einem umlaufenden Zugseil, allerdings in etwas kleinerer, leichterer und weitgehend standardisierter Bauweise. Die erste Anlage nach diesem Konstruktionsprinzip entsteht am Hoch-Ybrig in der Schweiz, gedacht ist das System aber insbesondere auch für eine urbane Anwendung.

Kuppelbare Sechsersesselbahn von Doppelmayr aus den 1990er Jahren mit Schwimmstützen am Stubaier Gletscher.
Doppelmayr kann damit inzwischen auf über 80 Jahre im Seilbahnbau zurückblicken. Zu den Meilensteinen in jüngerer Vergangenheit zählen 2012 die Eröffnung der ersten grossen Luftseilbahn mit Aussichtsplattform auf dem Dach der Kabinen am Stanserhorn, 2014 der Bau einer Schwerlast-Standseilbahn mit 215 Tonnen Nutzlast im Kanton Glarus, das urbane Seilbahnnetz von La Paz, 2017 die Seilbahn vom Eibsee zur Zugspitze und 2020 die erste grössere kuppelbare Umlaufbahn mit autonomem Fahrgastbetrieb in Zermatt.
Patente im Zusammenhang mit Doppelmayr
Doppelmayr 1950 Einzugsapparat AT168962B
Doppelmayr 1952 Einzugsapparat AT179042B
Doppelmayr 1952 Gehängeführung AT179041B
Doppelmayr 1960 Einzugsapparat AT216568B
Doppelmayr 1960 Einzugsapparat AT217087B
Doppelmayr 1961 Seillageüberwachung AT226772B
Doppelmayr 1964 Seillageüberwachung CH425871A
Doppelmayr 1965 Einzugsapparat CH443391A
Doppelmayr 1972 Bruchstabschalter AT299301B
Doppelmayr 1972 Schleppliftbügelgeber AT323801B
Doppelmayr 1980 Einzugsapparat AT371073B
Doppelmayr 1983 Klemme IS1266B6
Doppelmayr 1989 Bergebahn AT398950B
Doppelmayr 1995 Kabine DE29519704U1
Doppelmayr 1995 Kabine FR2742716A3
Doppelmayr 1996 Rollstuhlgängiger Sessel CN1128222A
Doppelmayr 1996 Seillageüberwachung AT405387B
Doppelmayr 1996 Sessel AT2366U1
Doppelmayr 2004 DLM mit Tragseil US2005081738A1
Doppelmayr 2004 Klemme AU2005225143A1
Doppelmayr 2011 Stadtseilbahn EP2479079A1
Etudes de Transport 1990 Klemme FR2656579A1