Garaventa
Der Name Garaventa ist heute in vierlei Hinsicht ein Synonym für den Schweizer Seilbahnbau. Die Doppelmayr-Garaventa-Gruppe ist seit der Fusion der beiden Unternehmen kurz nach der Jahrtausendwende der grösste Seilbahnhersteller der Welt. Doch wie so häufig beginnt die Unternehmensgeschichte von Garaventa in bescheidenen Verhältnissen. 1928 erstellt der Landwirt Karl Garaventa unweit seines Heimatortes im Kanton Schwyz eine Materialseilbahn für den Holztransport. Zuvor hat Garaventa bereits bei der Firma Niederberger in Dallenwil ausgeholfen, ihres Zeichens Pionier auf dem Gebiet der kleinen Luftseilbahnen für Material- und Personentransporte. Inspiriert von diesen Erfahrungen beginnt Karl Garaventa, seine Ideen für den Holztransport auch auf andere Materialien zu erweitern. Die 1943 als Materialseilbahn eröffnete Anlage Brunni-Holzegg in der Mythenregion baut er drei Jahre später für den Transport von zwei Personen um. Es ist die erste Personenseilbahn aus dem Hause Garaventa. Weitere Anlagen folgen daraufhin in Brunnen und in Rickenbach.
Auch die beiden Söhne Karl jr. und Willy steigen früh in den Seilbahnbau ein und übernehmen schliesslich ab 1957 gemeinsam den Betrieb des Vaters. Noch im selben Jahr realisieren sie einen ersten Auftrag mit dem Umbau der Seilbahn zur Seebodenalp unter Beteiligung der Firma Küpfer. Weitere Bauanfragen lassen nicht lange auf sich warten, sodass die Werkstatt des noch jungen Unternehmens in Immensee alsbald zu klein wird und Garaventa daraufhin eine neue Heimat in Goldau findet. In der Folge übernimmt Garaventa neben dem Bau kleinerer Seilbahnen für den Personentransport auch immer wieder Aufträge für temporäre Bauseilbahnen, die der Konstruktion grösserer Personenseilbahnen anderer namhafter Hersteller dienen.
Die erste eigene grössere Luftseilbahn für den Personentransport nimmt 1964 am Kronberg im Appenzell den Betrieb auf. Bereits Mitte der 1930er Jahre entsteht auf dem Gipfel ein Berggasthaus, das wegen des beginnenden Zweiten Weltkriegs aber schnell wieder seine Pforten schliesst. Über zwei Jahrzehnte später findet sich mit Karl Garaventa jr. ein Käufer für die mittlerweile vom Zahn der Zeit gezeichneten Anlagen. Bestandteil des Komplexes ist auch eine Materialseilbahn zum Gasthaus, die in der Folge als Bauseilbahn für die neue Pendelbahn dient. Für Garaventa bedeutet die Kronberg-Seilbahn den Durchbruch, hat das Unternehmen doch nun ein prestigeträchtiges Exemplar vorzuweisen, das ihm weitere Aufträge beschert. So kann sich Garaventa 1967 in Zermatt und 1968 bei der Seilbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad gegen die nationale Konkurrenz von Habegger und Von Roll durchsetzen, im gleichen Jahr gelingt mit dem Bau der Seilbahn Squaw Valley auch der internationale Durchbruch. 1970 erhält Garaventa auch den Auftrag zur Erschliessung des neuen Skigebiets Hoch-Ybrig, unter anderem mit einer Pendelbahn mit zwei 125-plätzigen Kabinen, die den damaligen Schweizer Rekord aus Laax egalisieren.

Die Seilbahn zur Diavolezza zählt in den 1980er Jahren zu den grössten Luftseilbahnen von Garaventa.

Der von Garaventa konstruierte Jumbo in Verbier weist bereits 1987 Kabinen für 150 Personen auf und ist damit die damals grösste Luftseilbahn der Schweiz.
Am Hoch-Ybrig kann Garaventa auch eine grössere Zahl an Schleppliften und fix geklemmten Sesselbahnen erstellen. Auch diese Sparte entpuppt sich als lukratives Geschäft. Schon 1959 kann Garaventa einen ersten eigenen Schlepplift in Münster im Goms erstellen, bald darauf kooperiert das Unternehmen aber mit dem Vorarlberger Spezialisten auf diesem Gebiet, der Firma Doppelmayr. Diese tritt in der Folge in der Schweiz während mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr unter eigenem Namen in Erscheinung, sondern überlässt die Konstruktion der Schlepplifte Garaventa.
Zu Beginn der 1980er Jahre gelingt Garaventa dann auch der Einstieg in den Markt der kuppelbaren Seilbahnen. Zunächst entstehen ebenfalls in Kooperation mit der Firma Doppelmayr zwei kuppelbare Dreiersesselbahnen in Zermatt und Wildhaus. Zum Einsatz kommt dabei eine in Lizenz genutzte Kuppelklemme, die Doppelmayr gemeinsam mit der Firma Schweiger in Anlehnung an die VR102-Klemme des Berner Seilbahnpioniers Von Roll entwickelt. Bereits zwei Jahre später entwickelt Garaventa mit der AK3 jedoch eine eigene Klemme mit Tellerfedern, die daraufhin in unterschiedlichen Grössen während fast zwei Jahrzehnten bei Sessel- und (in Doppelversion) bei Kabinenbahnen zum Einsatz kommt.

Die ersten kuppelbaren Sesselbahnen von Garaventa entstehen 1982 als Lizenzbauten von Doppelmayr und greifen auf die Schweiger-Klemme zurück, wie hier in Zermatt.

Die zweite der 1986 eröffneten kuppelbaren Dreiersesselbahnen von Garaventa nimmt in Flims den Betrieb auf.

1995 erstellt Garaventa in Flims eine der beiden ersten kuppelbaren Sechsersesselbahnen der Schweiz in Flims und stattet sie mit einer neu entwickelten Spiralfederklemme aus.

1995 erstellt Garaventa in Splügen die erste Kabinenbahn mit achtplätzigen Kabinen und einer neu entwickelten Spiralfederklemme.

Auch im Feld der Kabinenbahnen mit Stehkabinen wird Garaventa Mitte der 1990er Jahre aktiv. Die Seilbahn zur Moosfluh auf der Riederalp wird mit einer Doppelversion der Spiralfederklemme ausgestattet.

Ab dem Jahr 2000 werden auch kuppelbare Sechsersesselbahnen von Garaventa in die Baureihe MCS integriert. Die erste nimmt in Samnaun den Betrieb auf.
Parallel dazu entstehen vorwiegend in den Alpen und in Nordamerika zahlreiche weitere grosse Pendelbahn-Anlagen von Garaventa. Nach einem Management-Buy-Out zu Beginn der 1990er Jahre treibt Garaventa die Entwicklung der eigenen Systeme weiter voran. So entstehen Mitte des Jahrzehnts die beiden ersten Funitel-Anlagen in der Schweiz in Verbier und Crans-Montana, eine dritte nimmt 1998 in Squaw Valley den Betrieb auf. Weitere beeindruckende Pendelbahnen mit Drehkabinen am Titlis oder doppelstöckigen Kabinen in Samnaun unterstreichen die Innovationskultur des Unternehmens. Im Zentrum der Entwicklungen steht aber auch immer mehr eine Vereinfachung der Kuppelsysteme, sodass Garaventa als einer der letzten grossen Hersteller mit seinem Modular Compact System (MCS) 1998 ein eigenes Baukastensystem für kuppelbare Bahnen auf den Markt bringt. Eine neue Spiralfederklemme löst die alte Kuppelklemme aus den 1980er Jahren fortan Stück für Stück ab.

Zu Beginn der 1990er Jahre saniert Garaventa die beiden Sektionen der Gemsstock-Seilbahn in Andermatt.

Die Titlis Rotair ist 1992 eine Sonderanfertigung von Garaventa, bei der sich der Kabinenboden während der Fahrt dreht, wodurch die Fahrgäste ein 360°-Panorama geniessen können.
In dieser Zeit baut Garaventa seine Marktposition aber auch durch die Übernahme von Konkurrenten stetig aus. 1986 übernimmt man die Firma Küpfer, fünf Jahre später auch das Traditionsunternehmen Städeli und 1992 CTEC in den USA. Auch in Österreich kann Garaventa kurz darauf durch den Kauf der Firma Girak seine Position im international umkämpften Seilbahnmarkt ausbauen. 2002 vollzieht das Unternehmen dann die Fusion mit dem stärksten verbliebenen Konkurrenten Doppelmayr. Dieser baut nach langjähriger Abstinenz auf dem Schweizer Seilbahnmarkt durch die Übernahme der Seilbahnsparte des Von-Roll-Konzerns Mitte der 1990er Jahre sein Produktportfolio deutlich aus. Durch die Fusion der beiden Giganten im Seilbahnbau werden die Kompetenzen fortan neu verteilt. Die Garaventa-eigene Technik bei Umlaufbahnen verschwindet daher in den Jahren nach der Fusion, sodass sich die bestehenden Standorte in der Schweiz heute vorwiegend mit der Konstruktion von Standseilbahnen und Luftseilbahnen mit Pendelbetrieb beschäftigen. Die Vermarktung dieser Anlagen erfolgt aber auch im Ausland bis heute noch häufig unter dem Namen Garaventa.

2006 erstellt Garaventa am Flumserberg die erste Achtersesselbahn der Schweiz und greift dabei auf die Technik von Doppelmayr zurück.
Patente im Zusammenhang mit Garaventa
Garaventa 1972 Schleppliftbügelgeber CH559123A5
Garaventa 1992 Bergebahn Funitel CH689115A5
Garaventa 1993 Klemme CH681288A5
Garaventa 1994 Bergebahn Funitel CH693091A5
Garaventa 1995 Funitel-Seilführung CA2143504A1
Garaventa 1995 Haubensessel DE29517263U1
Garaventa 1997 Klemme AT405388B
Garaventa 1997 Klemme CH692733A5
Garaventa 1997 Stichgleisgarage AT3529U1
Garaventa 1997 Takteinrichtung Stationsgleis AT2593U1
Garaventa 1998 Stationsgaragierung AT3425U1
Garaventa 1999 Kabinen-Dämpfung AT3805U1
Garaventa 2000 Kindersicherung Sessel DE10051170A1
Garaventa 2001 Haubensessel US2002043829A1