Hall

Der Ingenieur Victor Hall arbeitet als Projektmanager bei einem Produktionsunternehmen für Industrieanlagen im Bundesstaat New York, als er kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs erstmals mit dem Seilbahnbau in Kontakt kommt. Im Skigebiet Snow Ridge hilft er einem Bekannten bei der Konstruktion eines kleinen Seillifts. Inspiriert von diesen Erfahrungen gründet er daraufhin eine eigene Firma, die in der Folge weitere dieser einfachen Aufstiegshilfen realisiert.

Zu diesem Zeitpunkt sind in den USA aber auch schon mehrere Schlepplifte mit hoher Seilführung und Gehängen Realität. Als die Patente des in die USA ausgewanderten Schweizer Bügellifterfinders Ernst Constam auslaufen, beginnt Hall 1954 nach dessen Vorbild Schlepplifte zu konzipieren. In den Skigebieten Highmount und Snow Ridge entstehen in jenem Jahr in Kooperation mit lokalen Teileproduzenten die ersten beiden Exemplare.

In der Folge übernimmt Hall die Produktion selbst und findet nach rasantem Wachstum 1962 in Watertown, New York, einen neuen Standort. Im selben Zug nimmt Hall auch die Konstruktion von fix geklemmten Zweiersesselbahnen auf, wie sie in den USA seit Jahren landesweit anzutreffen sind. Anders als vielen anderen Herstellern gelingt es Hall relativ schnell, auf dem gesamten Territorium der USA Abnehmer für seine Produkte zu finden. So finden sich Mitte der 1960er Jahre nicht nur an der Ostküste Sesselbahnen und Schlepplifte von Hall, sondern auch in den Bundesstaaten im Westen. Bereits 1963 übersteigt die jährliche Produktionsleistung 50 Anlagen. Am Ende des Jahrzehnts findet sich an rund 500 Seilbahnen das Firmenlogo von Hall.

Die amerikanische Seilbahnwelt setzt zu diesem Zeitpunkt noch immer weitgehend auf fix geklemmte Sesselbahnen. Wie viele andere US-amerikanische Hersteller sucht daher auch Hall in der Folge einen europäischen Partner, um die dort längst weit verbreitete Kuppeltechnik auch in der Heimat einzusetzen. Das Unternehmen kooperiert daraufhin mit dem deutschen Hersteller PHB, der bereits zuvor mit Ernst Constam auf dem nordamerikanischen Kontinent zusammenarbeitet und mittlerweile auf die Giovanola-Schwerkraftklemmen zurückgreift. Hall setzt die Technik unter dem Markennamen Skycruiser in der Folge bei mehreren Kabinenbahnen ein. PHB darf im Rahmen des Abkommens auf der anderen Seite des Atlantiks die bewährte Hall-Technik bei Schleppliften und Sesselbahnen einsetzen. Davon macht der Hersteller allerdings ausser bei wenigen Schleppliften keinen Gebrauch.

Zu Beginn der 1970er Jahre geraten im Rahmen der Ölkrise und der nachfolgenden Rezession sämtliche nordamerikanischen Hersteller in eine Absatzkrise. Auch Hall bleibt von den Auswirkungen nicht verschont. Nachdem Victor Hall die Leitung des Unternehmens an seinen Schwiegersohn übergibt, steigt Hall ergänzend in die Produktion von Holzöfen ein, was sich angesichts der Energiekrise als lukratives Geschäftsfeld entpuppt. Auf diese Weise können die sinkenden Auftragszahlen im Seilbahnbau teilweise kompensiert werden. Dennoch unterliegt das Geschäft fortwährend starken Schwankungen.

1983 erhält Hall ein Übernahmeangebot des Schweizer Von-Roll-Konzerns, der beabsichtigt, sich auch in Nordamerika zu etablieren. Hall stimmt der Übernahme zu, woraufhin Von Roll die Produktion übernimmt und seine eigene Kuppeltechnik in den USA verbreitet. Unter anderem entsteht 1983 in Zusammenarbeit mit Yan eine sechsplätzige Kabinenbahn mit Giovanola-Klemmen in Squaw Valley. Später setzt Von Roll auch in Nordamerika auf die neu entwickelte VH400-Baureihe. Auch fix geklemmte Sesselbahnen mit Hall-Technologie zählen weiterhin zum Produktportfolio des Unternehmens, bis der Name im Zuge des Verkaufs der Seilbahnsparte Von Rolls 1996 an Doppelmayr aus dem Seilbahnbau verschwindet. Aufgrund der grossen Stückzahlen sind aber auch heute noch zahlreiche Hall-Anlagen in ganz Nordamerika anzutreffen.