Heron

Robert Heron findet gegen Ende des Zweiten Weltkriegs seinen Weg zum Seilbahnbau, als er bei Kämpfen in Norditalien eine Materialseilbahn für den Transport von Vorräten und Munition für die US-Armee konstruiert. Nach dem Krieg gründet er im Bundesstaat Colorado die Heron Engineering Company, die bereits kurze Zeit später ihre Tätigkeit im Bereich des zivilen Personentransports mit Seilbahnen aufnehmen kann. Den ersten Auftrag zur Konstruktion einer Sesselbahn erhält Heron im Skigebiet Aspen, wo 1946 eine über 2,7 Kilometer lange Einersesselbahn den Betrieb aufnehmen kann. Produziert wird die Anlage, wie bereits mehrere andere seit Mitte der 1930er Jahre, von American Steel & Wire.

Noch im selben Jahr kann Heron am Berthoud Pass in Colorado auch seine erste fix geklemmte Zweiersesselbahn eröffnen. Es ist eine der ersten der Welt und der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Pioniertaten, die Heron mit seinem Unternehmen in den folgenden Jahren vollbringt. Bereits 1964 kann Heron in Boyne Mountain, Michigan, unter Rückgriff auf Komponenten von Riblet die erste Vierersesselbahn der Welt eröffnen.

Zu diesem Zeitpunkt setzt Heron längst auf das übliche Einseilsystem bei diesen Anlagen. Seine ersten Zweiersesselbahnen stattet Heron aber – angelehnt an seine Erfahrungen mit Materialseilbahnen – mit einem zusätzlichen Tragseil aus. Mehrere Exemplare dieser unkonventionellen Zweiseilsesselbahnen erblicken daraufhin im Westen der USA das Licht der Welt und bleiben aufgrund ihrer robusten Bauweise teils lange im Einsatz.

Auch den Markt der kuppelbaren Zweiseilumlaufbahnen betritt Heron bereits 1953 mit einer Kabinenbahn im kalifornischen Sugar Bowl, die mit damals rekordgrossen sechsplätzigen Fahrzeugen ausgestattet ist. Zwei Jahre später nimmt in Estes Park, Colorado, eine Pendelbahn von Heron den Betrieb auf. Dank einer Lizenz des in die USA ausgewanderten Schweizer Bügellifterfinders Ernst Constam steigt Heron ab 1952 auch in den Bau von Schleppliften ein.

Ende der 1960er Jahre zieht sich Robert Heron aus dem aktiven Seilbahnbau zurück und fungiert fortan als Berater für die Sicherheit von Seilbahnen in den USA. 1970 fusioniert die Heron Engineering Company daraufhin mit dem zu Mountain Lifts gehörenden Unternehmen Pomalift in Denver und der Vertretung des französischen Seilbahnriesen Poma im Osten der USA, Poma Aerial Tramways in Woodstock, zu Heron-Poma. In der Folge bleibt das Unternehmen im Bau von fix geklemmten Sesselbahnen weiter aktiv und erstellt diese auch weiterhin nach den eigenen Konstruktionsplänen. Heron-Poma übernimmt bei Schleppliften und kuppelbaren Kabinenbahnen aber auch die Technologie des europäischen Mutterkonzerns. 1973 entsteht auf diese Weise in Big Sky, Montana, die erste Poma-Kabinenbahn mit den charakteristischen Eiergondeln.

Nach einem wirtschaftlich schwierigen Jahr verschwindet der Name Heron 1974 aber endgültig aus dem amerikanischen Seilbahnbau, nachdem das Unternehmen im Rahmen einer Neustrukturierung fortan nur noch unter dem Namen Poma agiert. Mehrere weitere Vertretungen Pomas fusionieren später mit dem Zweig aus Colorado zu Poma of America, bevor im Rahmen der Übernahme Pomas durch die Seeber-Gruppe im Jahr 2000 auch die Vertretungen von Leitner hinzukommen. Seither tritt der Konzern in Nordamerika unter dem Namen Leitner-Poma auf.