Hölzl
Der aus Südtirol stammende Karl Hölzl kommt nach seinem Studium in Graz bereits in jungen Jahren mit dem Seilbahnbau in Kontakt. 1926 beginnt er seine Tätigkeit beim renommierten Ingenieur und Unternehmer Luis Zuegg. Dieser ist in jenen Jahren einer der Vorreiter auf dem Gebiet der Pendelbahnen für Personentransporte und kann in Kooperation mit der deutschen Firma Bleichert ein in vielen Punkten avantgardistisches Luftseilbahnsystem in ganz Europa verbreiten.
Nach einer zwischenzeitlichen Tätigkeit in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs kehrt Hölzl 1945 nach Südtirol zurück und widmet sich vorerst dem Bau kleinerer Materialseilbahnen. Kurz darauf kann er zunächst in Kooperation mit der Firma Leitner in Corvara eine Einersesselbahn erstellen, wenig später auch mit Trojer am Josefsberg oberhalb von Algund. Aus der Zusammenarbeit mit Trojer resultieren bis 1953 noch mehrere weitere Anlagen.
In der Folge konzentriert sich Hölzl aber zunehmend auf das Geschäft mit Pendelbahnen. Der Konstrukteur entwickelt in diesem Zusammenhang ein Modell mit Kabinen für maximal 15 Personen, welche ohne Begleiter verkehren können. Die Fahrzeuge sind damit zwar deutlich kleiner als bei der Konkurrenz, die Anlagen erlauben ohne das zusätzliche Personal aber einen günstigeren Betrieb. Speziell als Verbindung der zahlreichen Weiler und Ortschaften am Berg mit dem Südtiroler Talgrund sind die Anlagen von Hölzl ab den 1950er Jahren häufig gefragt.
Immer häufiger zeichnet sich aber bereits zu Beginn der 1960er Jahre ab, dass der aufstrebende Wintersport der interessantere Absatzmarkt für Pendelbahnen ist. Die klassischen kleineren Anlagen für den öffentlichen Nahverkehr machen daraufhin auch bei Hölzl nur noch einen kleinen Teil der Produktion aus, stattdessen dringt man beispielsweise im Sommerskigebiet am Stilfser Joch bis in über 3000 Meter über dem Meer vor. Charakteristisch für Pendelbahnen von Hölzl sind zu jener Zeit die massiven Stützen aus Beton.
Als Karl Hölzl 1967 in den Ruhestand eintritt, hat das Unternehmen im nördlichen Italien rund 25 Seilbahnen für den Personentransport erstellt. Daraufhin übernehmen seine langjährigen Mitarbeiter das Unternehmen und bauen die Aktivität im Pendelbahnsegment weiter aus. Noch im selben Jahr betritt Hölzl mit dem Bau der Tegelbergbahn in Füssen auch erstmals internationales Territorium. Es soll nicht die einzige Anlage in Deutschland bleiben, denn bereits 1971 erstellt das Unternehmen in Garmisch-Partenkirchen eine weitere Anlage am Osterfelderkopf. Weil die Betreiber aber nicht auf die Betonstützen zurückgreifen möchten, werden die Stützen dieser Anlage von Habegger in Fachwerkbauweise gefertigt. Die renommierte Schweizer Maschinenfabrik ist im selben Jahr mit dem Bau einer weiteren Anlage an gleicher Stelle betraut.
Gut 50 weitere Pendelbahnen kann Hölzl bis zur Jahrtausendwende überwiegend in Italien und Deutschland realisieren, darunter mehrere Umbauten von Bestandsanlagen. Erwähnenswerte Exemplare sind die drei Sektionen von Oberstdorf auf das Nebelhorn, eine Bahn in Walchensee und eine zweite am Stilfser Joch sowie die stützenlosen Anlagen am Sass Pordoi, am Zugspitzplatt und nach Testa Grigia in Breuil-Cervinia.
Das Stilfser Joch ist im Jahr 2000 auch Schauplatz einer Weltneuheit von Hölzl. Der Pendelbahnspezialist entwickelt mit dem Funifor ein neues System, das nicht nur vom Namen her, sondern auch mit dem grossen Abstand der beiden Tragseile auf jeder Fahrspur an das Funitel-System erinnert. Anders als dieses folgt das Funifor aber einzig dem Pendelprinzip und ermöglicht auch einen unabhängigen Betrieb der beiden Kabinen voneinander.
Der stützenlose Prototyp von Trincerone nach Livrio weckt mit seiner hohen Windstabilität auch das Interesse anderer Hersteller. Schlussendlich übernimmt die Firma Doppelmayr Hölzl zwei Jahre später und sichert sich damit auch die Möglichkeit für die weitere Nutzung des Funifor-Systems. Zahlreiche weitere Anlagen kann Doppelmayr daraufhin zunächst in Italien, später dann aber auch in den anderen Alpenländern realisieren.
Die Fusion von Doppelmayr und Hölzl zu Doppelmayr Italia kommt 2002 nicht ganz überraschend, denn die beiden Hersteller pflegen schon zuvor enge Kontakte. Bereits 1981 kommt es zur Gründung der gemeinsamen Tochter Agamatic, die den Markt der kuppelbaren Einseilumlaufbahnen in Italien bedient und neben Leitner zu den erfolgreichsten Herstellern in diesem Bereich avanciert. 1994 arbeiten Hölzl und Doppelmayr auch beim Neubau der Pfänderbahn in Bregenz zusammen. Acht Jahre danach verschwindet der Name Hölzl dann endgültig aus dem Seilbahnbau.
Patente im Zusammenhang mit Hölzl
Hölzl 1929 Laufwerk DE528900C
Hölzl 1931 Gruppenpendelbahn DE526484C
Hölzl 1943 Doppel-Tellergehänge CH245572A
Hölzl 1943 Schlepporgan CH227909A
Seilbahnen von Hölzl in Deutschland und der Schweiz
Ort | Name | Typ | Betriebsdauer | Hersteller | Optionen | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Füssen (Tegelberg) | Schwangau-Tegelberg | 44-LPB | 1968 - Heute | Hölzl | ||||
Garmisch-Partenkirchen (Hausberg-Alpspitze) | Hochalm-Osterfelderkopf | 44-LPB | 1972 - Heute | Hölzl | ||||
Oberstdorf (Nebelhorn) | Oberstdorf-Seealp | 60-LPB | 1977 - 2020 | Hölzl | ||||
Oberstdorf (Nebelhorn) | Seealp-Höfatsblick 2 | 60-LPB | 1977 - 2020 | Hölzl | ||||
Oberstdorf (Nebelhorn) | Höfatsblick-Nebelhorn | 30-LPB | 1991 - Heute | Hölzl | ||||
Garmisch-Partenkirchen (Zugspitze) | Zugspitzplatt-Zugspitze | 90-LPB | 1992 - Heute | Hölzl | ||||
Walchensee (Herzogstand) | Walchensee-Herzogstand | 30-LPB | 1994 - Heute | Hölzl |