Montaz Mautino & GMM
Während mehrerer Jahrzehnte ist das von Pierre Montaz und Victor Mautino gegründete Unternehmen einer der grössten französischen Seilbahnhersteller und international tätig. Pierre Montaz kommt noch während des Zweiten Weltkriegs an einem von Poma erstellten Schlepplift zum ersten Mal mit Seilbahnen in Kontakt. Kurze Zeit später beginnt er bei Poma zu arbeiten und entwirft während dieser Zeit gemeinsam mit Victor Mautino eine demontierbare, minimalistische Version des populären kuppelbaren Stangenschlepplifts. Die Konstruktion eignet sich insbesondere für kurze Übungshänge und stellt eine veritable Alternative zu den günstigen Konkurrenzprodukten von Vogler aus der benachbarten Schweiz dar.
In Saint-François-Longchamp können Montaz und Mautino erstmals unter eigenem Namen eine Anlage mit den von ihnen entworfenen und von Poma produzierten Stationen konstruieren und gründen daraufhin 1952 das gleichnamige Unternehmen. Von Poma erhalten sie daraufhin eine Lizenz zur eigenständigen Herstellung des beliebten Stangenschlepplifts. Poma kommt die Kooperation und die Ausdehnung der Produktionskapazität gerade recht, lässt sich die rasant steigende Nachfrage nach dem Erfolgsmodell doch kaum noch bewältigen.
Kuppelbarer Stangenschlepplift von Montaz Mautino mit dem sehr häufig anzutreffenden Talstationsmodell vom Typ T in Le Tanet.
Nachdem Poma Ende der 1950er Jahre den Markt der fix geklemmten Sesselbahnen betritt, konstruiert auch Montaz Mautino bald darauf derartige Anlagen in Lizenz. Während die ersten Exemplare noch nahezu identisch wie die Poma-Sesselbahnen konstruiert sind, setzen Montaz und Mautino in der Folge zunehmend auf eigene Elemente. Dazu gehören insbesondere die charakteristisch rund geformten Sessel, aber auch neue Stützen und Stationen.
Frühe fix geklemmte Zweiersesselbahn von Montaz Mautino aus den 1960er Jahren in Les Deux Alpes. Die Bauweise entspricht weitgehend derer von Poma.
Die populären kuppelbaren Kabinenbahnen übernimmt Montaz Mautino dagegen nicht aus dem Produktkatalog von Poma. Stattdessen kommt es zu Beginn der 1970er Jahre zu einer Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Pierre Goirand, der für das Unternehmen Neyrpic tätig ist. Gemeinsam entwickeln die beiden Firmen eine eigene Klemme für kuppelbare Sesselbahnen. Das Prinzip der kuppelbaren Sesselbahn ist zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen neu. Nach dem Erfolg der VR101-Seitwärtssesselbahnen in den 1950er Jahren verschwindet die Idee zugunsten der wettergeschützten Kabinenbahnen vorübergehend vom Seilbahnmarkt. Die Zusammenarbeit von Neyrpic und Montaz Mautino ist daher der erste Versuch, die Vorteile der weit verbreiteten fix geklemmten Sesselbahn mit denen der Kuppeltechnik zu verbinden.
Das System der beiden Akteure ist jedoch noch nicht mit den späteren Anlagen zu vergleichen, sondern zielt in erster Linie darauf ab, den Einstieg durch ein Abbremsen der Sessel komfortabler zu gestalten. In Les Orres wird 1972 eine erste solche Anlage in Frankreich eröffnet. Im kanadischen Mont Saint-Anne laufen bereits im Jahr zuvor Planungen für einen Einsatz in Kooperation mit dem lokalen Fabrikanten Samson, die schliesslich bei einem Prototyp die Realität umgesetzt werden. Durchsetzen kann sich das Prinzip nicht, und auch das Erstlingswerk wird bereits nach kurzer Zeit in eine fix geklemmte Anlage umgebaut. Samson wird daraufhin aber Lizenznehmer der anderen Produkte von Montaz Mautino in Kanada. Poma hat mit seinen kuppelbaren Sesselbahnen, die mit den gleichen Klemmen wie die Kabinenbahnen ausgestattet werden, kurz darauf deutlich grösseren Erfolg.
Montaz Mautino orientiert sich Mitte des Jahrzehnts in Sachen Kuppeltechnik neu und kooperiert mit dem italienischen Traditionshersteller Agudio. Dieser bringt zu diesem Zeitpunkt ein neues Kuppelsystem für sechsplätzige Kabinenbahnen auf den Markt. Montaz Mautino realisiert eine erste solche Anlage 1976 in Montgenèvre. Es soll allerdings ein Einzelstück bleiben, denn schon kurz darauf entwickelt das Unternehmen gemeinsam mit dem von der zum Poma-Konzern gehörenden Firma Sacmi abgeworbenen Ingenieur René Grand eine eigene Kuppelklemme. Der Apparat mit Tellerfederklemmen erinnert auffallend an eine von der Schweizer Firma Städeli in den 1960er Jahren patentierte Klemme, kommt aber vorerst nur in einer Doppelversion zum Einsatz. 1979 erstellt Montaz Mautino das erste Exemplar von Chamonix nach Planpraz im Skigebiet Brévent. Die Anlage nutzt die bestehenden Betonstützen der Vorgängerpendelbahn weiter.
Als die Kuppeltechnik in den 1980er Jahren immer populärer wird, kann Montaz Mautino nicht nur viele weitere Kabinenbahnen mit seiner Klemme realisieren, sondern versucht sich auch wieder mit kuppelbaren Sesselbahnen. Diesmal mit deutlich grösserem Erfolg als ein Jahrzehnt zuvor, und so sind die Anlagen mit ihren kompakten Stationen eine veritable Alternative zum allgegenwärtigen Platzhirsch Poma. Bereits 1981 setzt Montaz Mautino bei einer Dreiersesselbahn in Argentière auch Wetterschutzhauben ein. Der von den Kabinenbahnen bekannte Klemmapparat wird dazu auf eine Einzelklemme reduziert.
Der Prototyp einer kuppelbaren Vierersesselbahn von Montaz Mautino entsteht 1983 in Arêches-Beaufort.
Inspiriert von den DMC-Ideen Denis Creissels‘ entwickelt Montaz Mautino zur gleichen Zeit auch eine abgewandelte Klemmenkonstruktion für den Einsatz bei Anlagen mit zwei parallelen Förderseilen. Anders als bei Creissels haben die beiden Seile jedoch einen deutlich geringeren Abstand zueinander. Dadurch greifen die Klemmen nicht jeweils von innen an die Seile, sondern einzig von der Aussenseite. Das System kommt daher auch mit nur zwei Klemmen pro Kabine aus, im Gegensatz zu vier Stück bei Creissels. Auch für dieses Prinzip patentiert Montaz Mautino aber zwei weitere eigene Lösungen. Zum Einsatz kommt in der Folge allerdings keines der drei Patente.
Anfang der 1980er Jahre steigt der renommierte deutsche Seilbahnhersteller PWH bei Montaz Mautino ein. Das Unternehmen erwirbt dadurch die Kompetenz für den Bau von Zweiseilbahnen, insbesondere im Pendelbetrieb. Erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist der Bau der Pendelbahn Transval in La Clusaz, die die beiden bestehenden Skigebietsteile Étale und Aiguille über einen tiefen Taleinschnitt miteinander verbindet. 1984 übernimmt mit dem Ausscheiden von Pierre Montaz PWH die Mehrheit an dem Unternehmen. Unter anderem entsteht daraufhin 1987 eine neue Pendelbahn auf den Brévent-Gipfel in Chamonix.
Trotzdem gerät Montaz Mautino in zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten und muss 1986 Insolvenz anmelden. Hinzu kommt kurz darauf ein tödliches Unglück bei einer erst wenige Wochen zuvor eröffneten fix geklemmten Sesselbahn von Montaz Mautino in Luz Ardiden, bei dem das Fundament der Bergstation kollabiert. Bei den Untersuchungen stellt sich zwar heraus, dass ein Subunternehmer dafür verantwortlich ist, von dem Imageschaden kann sich Montaz Mautino aber nicht mehr erholen. Der selbst angeschlagene Eigentümer PWH steigt daraufhin bei Montaz Mautino aus, woraufhin das Unternehmen 1989 erneut Insolvenz anmelden muss. Nach einem erneuten Verkauf erfolgt noch im selben Jahr die Fusion des Unternehmens mit dem Hersteller Gimar, der im Jahr zuvor nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten vom gleichen Investor übernommen wird. Aus Montaz Mautino wird bald darauf Gimar Montaz Mautino, oder kurz GMM.
Das Unternehmen fokussiert sich beginnend ab den 1990er Jahre exklusiv auf den Bau fix geklemmter Vierersesselbahnen und Stangenschlepplifte. Dieses Portfolio bietet GMM auch heute noch an, wenngleich die kuppelbaren Stangenschlepplifte nur noch in seltenen Fällen realisiert werden. Für Übungsbereiche erstellt GMM auch Tellerlifte mit Einzugsapparaten nach dem System Constam.
Patente im Zusammenhang mit Montaz Mautino
Montaz Mautino 1961 Seillift FR1302967A
Montaz Mautino 1967 Doppellifte FR1525240A
Montaz Mautino 1969 Einstiegssystem FR2036365A5
Montaz Mautino 1969 Einstiegssystem FR2039500A5
Montaz Mautino 1969 Einstiegssystem FR2053434A5
Montaz Mautino 1972 Sessel SBK FR2197363A5
Montaz Mautino 1973 Klemme FR2250654A1
Montaz Mautino 1975 Führungsschiene CH588373A5
Montaz Mautino 1981 Haubensessel FR2504078A1
Montaz Mautino 1981 Kurve FR2506245A1
Montaz Mautino 1983 Klemme DMC FR2548614A1
Montaz Mautino 1983 Klemme DMC FR2548615A1
Montaz Mautino 1984 Klemme DMC FR2567469A1
Montaz Mautino 1984 Klemme DMC FR2569643A1
Montaz Mautino 1991 Kurve FR2684631A1
Montaz Mautino 1992 Kurve EP0556139A1
Seilbahnen von Montaz Mautino in Deutschland und der Schweiz
Ort | Name | Typ | Betriebsdauer | Hersteller | Optionen | |||
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Airolo (Pesciüm) | Nante | 1-SLK | 1963 - 1974 | Montaz Mautino | ||||
Saint-Cergue (La Dôle) | Reculet Dessous | 1-SLK | 1964 - Heute | Montaz Mautino | ||||
Saint-Cergue (La Dôle) | Valdappes | 1-SLK | 1969 - Heute | Montaz Mautino | ||||
Vaulion | La Dent de Vaulion | 1-SLK | 1970 - Heute | Montaz Mautino | ||||
Saint-Cergue (La Dôle) | Les Léseneys | 1-SLK | 1971 - Heute | Montaz Mautino | ||||
Bedretto | Cioss Prato | 1-SLF | 1974 - 2020 | Montaz Mautino |
Seilbahnen von Gimar Montaz Mautino in Deutschland und der Schweiz
Ort | Name | Typ | Betriebsdauer | Hersteller | Optionen | |||
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La Corbatière (La Vue des Alpes) | La Corbatière | 2-SLE | 2021 - Heute | Gimar Montaz Mautino | ||||
Rougemont | Chevrettes | 1-SLK | 2022 - Heute | Gimar Montaz Mautino |