Städeli
Mit ihrer markanten Abkürzung WSO ist die Maschinenfabrik Walter Städeli aus Oetwil am See im Kanton Zürich während Jahrzehnten einer der international erfolgreichsten Schweizer Seilbahnhersteller. Eine breite Produktpalette von Schleppliften über fix geklemmte Sesselbahnen bis hin zu kuppelbaren Umlaufbahnen erlaubt es Städeli, in ganz Europa und in Nordamerika Fuss zu fassen.
Die Geschichte des traditionsreichen Seilbahnunternehmens beginnt Mitte der 1950er Jahre. Wie viele andere Hersteller steigt Walter Städeli nach dem Auslaufen des Patentschutzes der Erfindungen von Ernst Constam in den Bau von Bügelschleppliften ein. Massgeblich beteiligt an den ersten solchen Anlagen unter dem Namen Städeli ist der Konstrukteur Theodor Brunner, der unter dem Namen Tebru bereits 1952 einen ersten Schlepplift dem Betrieb übergeben kann. Brunner entwirft zu jener Zeit charakteristische Fachwerkportalstützen für Schlepplifte in verschiedenen Ausführungen, die er in gleicher Form auch bei Städeli einsetzt. Die Zusammenarbeit ist jedoch von kurzer Dauer, denn bereits wenige Jahre später verlässt Brunner Städeli im Streit. In der Folge dockt er bei der Zürcher Konkurrenzfirma Skima an und konstruiert für diese zu Städeli baugleiche Schlepplifte, bevor er sich in den 1960er Jahren wieder selbständig macht.
Typische leichte Kombination von Antrieb und Abspannung bei einem Städeli-Schlepplift aus den 1970er Jahren in Saas-Almagell.
Die technische Expertise verbleibt jedoch auch im Hause Städeli, sodass die Maschinenfabrik auch nach dem Ausscheiden Brunners erfolgreich Schlepplifte nach seinen Konstruktionsideen fertigen kann. Als cleverer Geschäftsmann kann sich Walter Städeli schnell in der Schweizer Seilbahnwelt etablieren. Nach mehreren Dutzend Schleppliften und einer prototypischen Kombianlage mit Einersesseln im Sommerbetrieb erstellt Städeli ab 1962 in der Schweiz auch fix geklemmte Zweiersesselbahnen. Ähnlich wie bei seinen Schleppliften kann er mit einer weitgehend standardisierten Bauweise der Stationen und Stützen ein preislich attraktives Angebot für die zahlreichen neugegründeten Skigebiete in den Alpen bereitstellen. Bis Ende des Jahrzehnts drehen allein in der Schweiz über 100 Städeli-Anlagen ihre Runden, und auch im angrenzenden Deutschland findet Städeli erste Abnehmer für seine Produkte.
Weitgehend original erhaltene Städeli-Sesselbahn aus den 1970er Jahren mit charakteristischen blauen Plastiklatten auf den Sesseln in Jeizinen.
Es soll erst der Auftakt für den internationalen Durchbruch sein, denn schon bald entstehen Städeli-Anlagen auch vermehrt in Skandinavien und insbesondere in den USA. Inspiriert von den immer grösseren fix geklemmten Sesselbahnen jenseits des Atlantiks beginnt Städeli auch in Europa als einer der ersten Hersteller, die Sesselkapazität zu erweitern. 1981 zeichnet die Maschinenfabrik für die ersten beiden fix geklemmten Dreiersesselbahnen der Schweiz verantwortlich, sechs Jahre später für die ersten fix geklemmten Vierersesselbahnen.
Die erste fix geklemmte Vierersesselbahn der Schweiz stammt ebenfalls von Städeli und nimmt 1987 in Verbier den Betrieb auf.
Früh erkennt Städeli aber auch das Potenzial kuppelbarer Einseilumlaufbahnen. Als einer der ersten Hersteller entwickelt er bereits zu Beginn der 1960er Jahre eine eigene Kuppelklemme mit Tellerfedern, die allerdings in dieser Form nie zum Einsatz kommt. Den Markt der kuppelbaren Anlagen in der Schweiz teilen sich damals die Hersteller Von Roll, Müller und Giovanola. Nach dem Ausstieg letzterer Firma aus dem Seilbahnbau sichert sich Städeli in den 1970er Jahren eine Lizenz für den Einsatz der Giovanola-Schwerkraftklemme. 1976 entsteht in La Tzoumaz im treuen Städeli-Kundenskigebiet Verbier die erste derartige Anlage. Weil sich aber schon kurz darauf abzeichnet, dass die verbreiteten Schwerkraftklemmen mehr und mehr einer neuen Klemmengeneration mit Federkraft weichen werden, konzentriert sich Städeli wieder auf die eigenen Ideen. Die Klemme aus den 1960er Jahren wird schliesslich 1983 in modifizierter Form auf den Markt gebracht. Gleich drei kuppelbare Dreiersesselbahnen kann Städeli in diesem Jahr in Arosa und Morgins dem Betrieb übergeben.
Die kompakte Tellerfederklemme gewinnt schnell an Popularität. Bereits zwei Jahre später kann Städeli sie bei der ersten kuppelbaren Vierersesselbahn der Schweiz einsetzen, ab 1986 kommt eine Doppelversion dann auch bei sechsplätzigen Kabinenbahnen zum Einsatz. Städeli ist zu dieser Zeit neben Garaventa und Von Roll der grösste Schweizer Hersteller auf diesem Gebiet. Mit dem traditionsreichen österreichischen Unternehmen Swoboda findet Städeli auch einen Lizenznehmer für sein System. Dieser kann die Doppelklemme bereits 1985 erstmalig einsetzen.
Die Städeli-Tellerfederklemme ist zu dieser Zeit einer der wenigen monostabilen Klemmapparate, der jeweils bei der Stationseinfahrt und bei der -ausfahrt geöffnet und geschlossen werden muss. Immer häufiger kommen dagegen bistabile Klemmen zum Einsatz, die je Stationsumlauf nur einmal geöffnet und geschlossen werden müssen. Städeli modifiziert seine Klemme dahingehend und sorgt gleichzeitig dafür, dass auch bei sechsplätzigen Kabinen anders als zuvor nur noch eine einzelne Klemme zum Einsatz kommen muss. Auch in diesem Fall kommt der Lizenznehmer SSG aus Österreich Städeli zuvor und kann bereits 1990 in Großarl eine erste Anlage mit diesen Klemmen ausstatten. Städeli selbst setzt die Klemme erst- und einmalig 1992 in Leysin ein.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Firma jedoch bereits nicht mehr unabhängig, sondern bereits vom einstigen Konkurrenten Garaventa übernommen. Städeli kann zu Beginn der 1990er Jahre zwar noch mit einer innovativen Gruppenumlaufbahn aufzeigen, finanzielle Engpässe bewegen Walter Städeli aber schliesslich zu einem Verkauf seiner Firma. 1991 entsteht in Zermatt die erste und einzige kuppelbare Vierersesselbahn mit Wetterschutzhauben, schon kurze Zeit später verschwindet der klingende Name des Schweizer Seilbahnbaus aber vollständig vom Markt. Garaventa konstruiert seine Anlagen weiterhin mit eigener Technik, sodass auch die Städeli-Kuppeltechnik fortan keinen Einsatz mehr findet. Walter Städeli verstirbt im Dezember 2006.
Patente im Zusammenhang mit Städeli
Städeli 1964 Klemme CH384614A
Städeli 1967 Ponylift CH432574A
Städeli 1987 Klemme US4665755A
Städeli 1990 Seillageüberwachung CH683414A5