Thiokol & CTEC

Das Unternehmen Thiokol ist seit längerer Zeit eine feste Grösse in der US-amerikanischen Chemieindustrie, als es im Zuge des aufstrebenden Wintersports nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine Sparte für den Seilbahnbau ins Leben ruft. Thiokol konstruiert zwischen 1971 und 1977 rund 40 fix geklemmte Sesselbahnen, zieht sich im Anschluss aber relativ schnell aus dem Bereich zurück. In der Folge konzentriert sich das Unternehmen wieder auf seine Kerngebiete, darunter den lukrativen Bau von Raketen für die Weltraummissionen der NASA.

Auch die Seilbahnsparte lebt in der Folge aber weiter. 1977 gründen die beiden bei Thiokol beschäftigten Ingenieure Jan Leonard und Mark Ballantyne die Cable Transportation Engineering Corporation, kurz CTEC. Das Unternehmen ist daraufhin zu nächst in beratender Tätigkeit im Seilbahnbau aktiv, während Thiokol selbst noch seine letzten Anlagen erstellt. 1978 verkauft Thiokol seine Konstruktionen und das Inventar an die Firma CTEC, die in der Folge schnell nach Hall und Riblet zu einem der grössten Sesselbahnhersteller der USA heranwächst. Leonard konkurriert damit seinen ehemaligen Arbeitgeber, denn vor seiner Zeit bei Thiokol ist er für wenige Jahre auch bei Hall tätig. CTEC konzentriert sich in der Folge exklusiv auf den Bau fix geklemmter Sesselbahnen mit Kapazitäten von zwei bis vier Personen pro Sessel. 144 Anlagen kann CTEC bis 1993 in Nordamerika realisieren.

1989 kommt es erstmalig zur Konstruktion einer kuppelbaren Sesselbahn. Im Skigebiet Solitude Mountain im Bundesstaat Utah kooperiert CTEC mit dem Schweizer Seilbahnriesen Von Roll und erstellt eine kuppelbare Vierersesselbahn mit Klemmen aus der Baureihe VH400. Es soll eine einmalige Kooperation bleiben, denn bereits kurze Zeit später findet CTEC mit Garaventa einen anderen Schweizer Lieferanten für die Kuppeltechnik.

Im März 1993 wird CTEC als einer der letzten bis dato unabhängigen US-amerikanischen Hersteller schliesslich von Garaventa übernommen. Der Schweizer Seilbahnhersteller nutzt die Möglichkeit, sich durch die Übernahme von CTEC auch in Nordamerika zu etablieren. Bereits zuvor kann Garaventa an einzelnen Orten beeindruckende Luftseilbahnen eröffnen, mit dem neuen Standort jenseits des Atlantiks eröffnen sich aber neue Perspektiven. In der Folge ist das Unternehmen unter dem Namen Garaventa-CTEC aktiv und realisiert neben den bekannten fix geklemmten Sesselbahnen weiterhin kuppelbare Anlagen mit Klemmentechnologie aus der Schweiz.

Nach der Fusion von Garaventa mit Doppelmayr im Jahr 2002 nimmt auch CTEC letzteren Namen in die Firmenbezeichnung auf. Doppelmayr-CTEC implementiert daraufhin auch die Technik des Vorarlberger Seilbahnriesen bei kuppelbaren Umlaufbahnen und ist heute die grösste Vertretung von Doppelmayr in Nordamerika. Der Name und die Technik von CTEC bei fix geklemmten Sesselbahnen verschwinden 2010 aber endgültig. Daraufhin gründen ehemalige Mitarbeiter von CTEC das neue Unternehmen Skytrac, das seither im Bau von fix geklemmten Sesselbahnen in Nordamerika tätig ist. Skytrac gehört seit 2016 zur Leitner-Poma-Gruppe, konstruiert die Anlagen aber nach wie vor mit eigener Technologie.