Weber

Henri Édouard Weber steigt mit seiner Firma im Rahmen des allgemeinen Aufschwungs im Wintertourismus zu Beginn der 1960er Jahre in den Seilbahnbau ein. Mit Sitz in der Nähe der Alpenmetropole Grenoble finden sich in kürzester Zeit zahlreiche Abnehmer für die Konstruktionen von Weber. Neben Luftseilbahnen für industrielle Zwecke stehen vor allem kuppelbare Kabinenbahnen im Fokus der Produktion. Der ebenfalls im Raum Grenoble ansässige Seilbahnriese Poma bringt zu dieser Zeit seine Kabinenbahn mit den markanten bunten Eiergondeln auf den Markt. Weber bedient sich dagegen in Lizenz einem der bereits bewährten Schweizer Kuppelsysteme, der Schraubklemme aus dem Hause Gerhard Müller.

Müller selbst kann mit seinem System in Kooperation mit lokalen Unternehmen wie der SSH und SAMVA in den 1950er Jahren in Frankreich mehrere kuppelbare Sessel- und Kabinenbahnen realisieren, konzentriert sich in der Folge aber auf den schweizerischen und angelsächsischen Markt. Weber erstellt daraufhin mehrere zwei- und vierplätzige kuppelbare Kabinenbahnen in den französischen Alpen. Während die ersten Anlagen noch sehr stark an die Originale aus der Schweiz angelehnt sind, entfernt sich Weber im Laufe der Jahre bei den Stützen und Stationsbauten immer weiter von den ursprünglichen Müller-Konstruktionen. Lediglich die Schraubklemme kommt vorerst unverändert zum Einsatz.

Angetrieben von der starken Konkurrenz aus dem Hause Poma mit deren automatischer Kabinenbahn setzt auch Weber ab den 1970er Jahren vermehrt auf einen vollautomatischen Transport der Kabinen in den Stationen durch entsprechende Förderer und eine automatische Türöffnung. Eine weiterentwickelte Klemme kann Weber Mitte des Jahrzehnts auch erstmalig bei einer Kabinenbahn mit sechsplätzigen Fahrzeugen einsetzen. Es ist das erste Mal, dass die Müller-Schraubklemme auch bei einer derartigen Kabinengrösse zum Einsatz kommt. Die österreichische Maschinenfabrik Girak, ebenfalls Lizenznehmer von Müller, entwickelt die Klemme zwar auch weiter, kann ihrerseits aber keine Anlage mit sechsplätzigen Kabinen realisieren. Dies gelingt erst ein Jahrzehnt später mit der eigens entwickelten Nockenklemme.


Stillgelegte Gruppenumlaufbahn von Weber in La Bourboule.

Stillgelegte Gruppenumlaufbahn von Weber in La Bourboule.

Stillgelegte Gruppenumlaufbahn von Weber in La Bourboule.

Um seine Geschäftstätigkeit auszubauen, greift das Unternehmen in Lizenz auch auf die kuppelbaren Stangenschlepplifte aus dem Hause Poma zurück. 1972 verkauft Weber sein Unternehmen an Baudin-Chateauneuf, mit denen er bereits zuvor im Rahmen der Produktion der Stations- und Stützenbauwerke kooperiert. Ähnlich wie Poma setzt Weber die Kuppeltechnik der Kabinenbahnen daraufhin auch bei einer Sesselbahn ein. In Le Mônetier-les-Bains entsteht 1975 eine kuppelbare Zweiersesselbahn mit Müller-Klemmen, anders als in den 1950er Jahren üblich aber nicht mit Seitwärtssesseln, sondern mit Sitzen in Fahrtrichtung.

Es soll jedoch die einzige Anlage dieses Typs bleiben, denn Weber konzentriert sich in der Folge auf die kostengünstigeren fix geklemmten Exemplare. In diesem Sektor kann das Unternehmen anfänglich mit den Seilbahnriesen Poma und Montaz Mautino konkurrieren, Ende der 1970er Jahre wird das Umfeld bei der übermächtigen Konkurrenz aber zunehmend schwieriger. So stellt Baudin-Chateauneuf die Tätigkeit im Seilbahnbau 1980 ein und verkauft die Sparte im Rahmen eines Management-Buy-Outs. Fortan konstruiert das neue Unternehmen fix geklemmte Sesselbahnen und industrielle Anlagen unter dem Namen Gimar.


Fix geklemmte Zweiersesselbahn von Weber in Megève.

Fix geklemmte Zweiersesselbahn von Weber in Megève.

Fix geklemmte Zweiersesselbahn von Weber in Megève.