Fix geklemmte Luftseilbahnen mit Umlaufbetrieb
Grundlegende Systemeigenschaften
Der zuvor beschriebene Pendelbetrieb bei Luftseilbahnen erlaubt eine simple, aber gleichzeitig effektive Möglichkeit, unwegsames Gelände zu überwinden. Allerdings geht eine grössere Streckenlänge bei diesem Prinzip auch mit einer geringeren Förderleistung einher. Schon im 19. Jahrhundert konnte sich daher mit dem kontinuierlichen Umlaufbetrieb ein zweites Prinzip bei Luftseilbahnen durchsetzen.
Der Umlaufbetrieb bezeichnet wie bereits angesprochen ein System, bei dem mehrere Fahrzeuge von einem kontinuierlich in dieselbe Richtung laufenden Seilstrang bewegt werden. Die Fahrzeuge können dabei fest mit dem Förder- oder Zugseil verbunden sein oder in den Stationen automatisch gelöst werden. In diesem Abschnitt soll zunächst der weniger komplexe Fall der fix geklemmten Luftseilbahnen mit Umlaufbetrieb thematisiert werden.
Derartige Anlagen zeichnen sich unabhängig von der Art der Fahrzeuge dadurch aus, dass die Fahrgäste an festgelegten Punkten in den Stationen in die sich bewegenden Fahrzeuge ein- und wieder aussteigen. Im Gegensatz zum Pendelbetrieb erfolgt der Fahrgastwechsel also nicht im Stillstand. Die Fahrzeuge bewegen sich somit in den Stationen mit derselben Geschwindigkeit wie auf der Strecke. Aus diesem Grund fällt die Seilgeschwindigkeit bei solchen Anlagen vergleichsweise niedrig aus. Es ist ein Kompromiss zu finden, bei dem einerseits die Fahrzeit nicht zu stark ansteigt, andererseits der Ein- und Ausstieg aber noch gefahrlos erfolgen kann. Luftseilbahnen mit Umlaufbetrieb und festen Klemmen bewegen sich daher meist mit einer Geschwindigkeit zwischen 1,8 und 2,7 m/s.
Das ist deutlich langsamer als beim Pendelprinzip, die Förderleistung kann durch einen geringen Abstand und damit eine geringe Folgezeit der Fahrzeuge aber bis auf rund 2800 P/h gesteigert werden – deutlich höher als beim Pendelbetrieb und unabhängig von der Streckenlänge. Nichtsdestotrotz sind die möglicherweise langen Fahrzeiten ein systemimmanentes Problem von fest geklemmte Luftseilbahnen mit Umlaufbetrieb. Verschiedene Abwandlungen des Grundprinzips und zusätzliche Einrichtungen in den Stationen können das Problem jedoch teilweise umgehen. Die verschiedenen Formen sollen nachfolgend im Detail erläutert werden.
Fix geklemmte Sesselbahnen
Die zweifelsohne bekannteste Form der Luftseilbahn mit Umlaufbetrieb und festen Klemmen stellt die sogenannte fix geklemmte Sesselbahn dar. Erste Überlegungen zum Bau solcher Anlagen entstanden bereits in den 1930er Jahren. Die Grundüberlegung sah vor, Fahrgäste unabhängig vom Boden bequem zu transportieren. Der Komfort sollte insbesondere dadurch erhöht werden, dass der Fahrgast die Fahrt sitzend verbringt. Die ersten in Nordamerika erstellten Versuchsanlagen griffen daher auf eine Bauweise zurück, die auch heute noch die Grundlage der fix geklemmten Sesselbahn darstellt. Eine Sitzfläche mit Rückenlehne, an der eine Stange befestigt ist, die wiederum am umlaufenden Förderseil befestigt wird. Die offene Konstruktion ist somit zwar zunächst nicht wie eine Kabine vor Witterungseinflüssen geschützt, ermöglicht aber eine aussichtsreiche Fahrt an der frischen Luft.
Zur Evolution des Sessels
Die zentrale Aufhängung der Sitzfläche, die sogenannte Gehängestange, ist am oberen Ende mit einer Seilklemme verbunden. Diese Klemme besitzt üblicherweise ein integriertes Federpaket, das die notwendige Kraft aufbringt, um die Fahrzeuge sicher am Seil zu fixieren. Die Befestigung am Seil erfolgt durch sogenannte Klemmbacken. Eine ist dabei üblicherweise unbeweglich, die andere wird durch den Druck der Feder von der gegenüberliegenden Seite gegen das Seil gepresst. Die Feder kann zu Wartungszwecken manuell entlastet werden, sodass das Fahrzeug vom Seil entfernt oder verschoben werden kann. Die Verschiebung der Klemmen am Seil muss in regelmässigen Abständen erfolgen. Auf diese Weise wird nicht immer dieselbe Stelle des Seils belastet, was die Lebensdauer erheblich verlängern kann.
Das Prinzip ist damit vergleichbar mit einem Schlepplift mit Umlaufbetrieb, nur ohne die Bindung an den Boden. Aufgrund der Ähnlichkeit mit dem Schleppliftsystem von Constam entstanden in früheren Jahren daher wie erwähnt auch zahlreiche Kombinationsanlagen mit gemischtem Schlepplift- und Sesselbetrieb. Anfänglich entstanden Sesselbahnen ausschliesslich mit einplätzigen Sesseln. Die Sitzflächen waren dabei für einen möglichst einfachen Ein- und Ausstieg in der Regel in Fahrtrichtung montiert, es existierten aber auch Anlagen mit einem Fahrgasttransport quer zur Fahrtrichtung. Dieses System hatte den Vorteil, dass der Fahrgast das umliegende Bergpanorama besser geniessen konnte, der Ein- und Ausstieg erforderte aber mehr Konzentration. Nicht zuletzt deswegen setzte sich diese Bauweise auch nicht durch.

Sommerbetrieb mit Einersesseln an einem Hybrid aus Sesselbahn und Schlepplift. Deutlich erkennbar ist die niedrige Trassierung, die für den Schleppliftbetrieb notwendig ist.
Stattdessen begann schon bald eine kontinuierliche Vergrösserung der Sessel, um die Förderleistung zu steigern. Durch entsprechend breite Sitzflächen können heute bei modernen Anlagen mit festen Klemmen bis zu sechs Personen nebeneinander sitzen. Das sorgt für einen schnellen Transport der Fahrgäste und erlaubt gleichzeitig auch eine Unterhaltung während der Fahrt in grösseren Gruppen. Weil gleichzeitig ein bequemer Transport im Sitzen erfolgt, geniessen fix geklemmte Sesselbahnen bis heute eine grosse Beliebtheit, vor allem in Skigebieten. Zum Schutz vor Wind und Wetter werden Sesselbahnen teilweise auch mit sogenannten Wetterschutzhauben oder Bubbles ausgestattet. Diese können bei Bedarf vom Fahrgast manuell geschlossen werden und bieten einen zusätzlichen Schutz. Diese Ergänzung ist bei Anlagen mit festen Klemmen allerdings nicht allzu häufig anzutreffen.
Üblicherweise handelt es sich bei fix geklemmten Sesselbahnen um Anlagen mit einem Einseilsystem. Auch wenn es sich prinzipiell um ein nicht-bodengebundenes System handelt, so können die Bodenabstände wegen der offenen Fahrzeuge nicht allzu gross ausfallen. Entsprechend überwinden fix geklemmte Sesselbahnen üblicherweise auch keine grossen Spannfelder, sodass die teurere und komplexere Zweiseiltechnik mit Trag- und Zugseil keine Vorteile bietet. Frühe Prototypen wurden dagegen in Anlehnung an die seinerzeit weit verbreiteten Materialseilbahnen mit Trag- und Zugseil ausgestattet. In Nordamerika entstanden in den 1950er Jahren einige derartige Bahnen, in Deutschland fand das Prinzip ebenfalls an einer einzelnen Anlage Anwendung.
Ein- und Ausstieg bei fix geklemmten Sesselbahnen
Zum Einstieg in den Sessel stellt sich der Fahrgast in die Flucht des Förderseils und wartet, bis sich ein Sessel nähert, bevor er auf diesem Platz nehmen kann. Um den unausweichlichen Ruck beim Einstieg zu reduzieren, haben sich verschiedene Systeme etablieren können. Im einfachsten Fall hält ein Mitarbeiter den Sessel während des Einstiegsvorgangs händisch etwas zurück. Bei Anlagen für den Transport von Wintersportlern werden dagegen heute üblicherweise Förderbänder in der Talstation eingesetzt. Die Skifahrer platzieren sich dafür vor einer Schranke, die sich öffnet, sobald sich ein Sessel nähert. Daraufhin gleiten sie auf ein Förderband, das etwas langsamer fährt als das Förderseil. Auf diese Weise fällt der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Fahrgast und Sessel beim Einstieg nicht so gross aus.
Beim Aussteigen muss der Fahrgast für einen kurzen Moment schneller sein als der Sessel. Fussgänger laufen dazu einige Meter nach vorne, bevor sie den Sessel seitlich an sich vorbeifahren lassen. Bei Anlagen für den Wintersport wird üblicherweise eine Rampe angelegt, über die die Fahrgäste durch die Hangabtriebskraft vor dem Sessel wegfahren. Eine Alternative stellt das in den 1950er Jahren eingesetzte System Ringer dar, bei welchem die Sitzflächen beim Ausstieg zur Seite geschwenkt werden. Der Fahrgast kann folglich in der Bergstation einfach stehen bleiben, während der Sessel an ihm vorbeifährt. Das System ist heute aufgrund seiner Komplexität und wenig intuitiven Funktionsweise allerdings nahezu ausgestorben.
Sicherheitseinrichtungen
Um den Fahrgast während der Fahrt vor einem Absturz aus dem Sessel zu bewahren, haben sich im Laufe der Jahre verschiedene Systeme etablieren können. Die einfachste Form stellt eine einfache Kette dar, die der Fahrgast nach dem Einstieg selbständig schliessen und vor dem Erreichen der nächsten Station wieder öffnen kann. Bei ein- und zweiplätzigen Sesseln waren lange Zeit auch Schliessbügel verbreitet, die von der Seite heruntergeklappt oder herumgeschwenkt werden können. Insbesondere das Schwenksystem erlaubte es erstmalig auch, dass die Fahrgäste ihre Füsse auf einer Plattform abstellen konnten. Speziell für Fahrgäste mit Wintersportgeräten ein echter Komfortgewinn.
Nicht überall konnte sich der Schliessbügel jedoch etablieren. Speziell in Nordamerika, aber auch anderen angelsächsischen Regionen auf der Welt, sind häufig auch Anlagen ohne jeglichen Schutz vor Abstürzen im Einsatz. In Europa kommen heute dagegen fast ausschliesslich Überkopfbügel zum Einsatz. Diese befinden sich bei Nichtgebrauch über den Fahrgästen und können von diesen von oben nach unten geschlossen werden. Im Normalfall besitzen auch diese Überkopfbügel kleine Tritte zum Abstellen der Füsse und Wintersportgeräte, sogenannte Fussraster. Der Öffnungs- und Schliessvorgang erfolgt in der Regel manuell, insbesondere an Übungshängen werden immer häufiger aber auch automatische Schliessbügel eingesetzt. Diese schliessen sich beim Einstieg, sind während der Fahrt verriegelt und öffnen sich erst kurz vor dem Ausstieg wieder. Auf diese Weise soll die Sicherheit während der Fahrt optimiert werden.

Alter Zweiersessel mit seitlichen Schliessbügeln und Fussraster zum Abstellen der Wintersportgeräte während der Fahrt.
Fix geklemmte Korblifte
Fix geklemmte Sesselbahnen bieten wegen ihrer Sitzmöglichkeit einen hohen Fahrkomfort. Parallel zur Sesselbahn entstand auf Basis der gleichen Grundidee aber auch ein System, bei welchem die Fahrgäste stehend in offenen Fahrzeugen befördert werden. Die Bezeichnung Korblift lässt bereits erahnen, wie diese Fahrzeuge aufgebaut sind. Es handelt sich dabei um eine Art runde Tonne, in der zwei Fahrgäste stehend Platz finden. Ähnlich wie in einem Heissluftballon sorgt eine umlaufende Begrenzung dafür, dass die Fahrgäste nicht aus dem Fahrzeug herausfallen können. Meist ist diese in Form eines Gitters konstruiert, was den Namen Korblift bildlich erklärt. Nach oben hin ist der Korb geöffnet und über Verstrebungen mit dem zentralen Gehängearm und darüber mit dem Seil verbunden. Die Fixierung am Seil erfolgt analog zu fix geklemmten Sesselbahnen über eine feste Seilklemme.
Der Ein- und Ausstieg aus den Körben erfolgt während des laufenden Betriebs durch eine Tür an der Hinterseite. Die Fahrgäste positionieren sich dazu an zwei vorgegebenen Punkten in der Station, nehmen Anlauf und springen von hinten in den Korb hinein. Daraufhin schliesst das Stationspersonal die Türe hinter ihnen. Beim Ausstieg springen die Fahrgäste in umgekehrter Reihenfolge wieder vom Korb ab.
Trotz seines durchaus anspruchsvollen Ein- und Aussteigeprinzips konnte sich der Korblift während Jahrzehnten etablieren und ist auch heute noch speziell in Italien ein häufig anzutreffendes Seilbahnsystem. Das Einsatzgebiet liegt heute allerdings vor allem im Freizeitbereich und Sommertourismus. In Skigebieten findet das System dagegen kaum noch Verwendung, da das Auf- und Abspringen mit Ski und Stöcken in den Händen viele weniger geübte Fahrgäste abschreckt.
Fix geklemmte Kabinenbahnen
Ein dem Korblift sehr ähnliches Prinzip stellen fix geklemmte Kabinenbahnen dar. Sie unterscheiden sich gegenüber der offenen Konstruktion lediglich durch ihre geschlossenen Fahrzeuge. So bieten die Stehkabinen ebenfalls meist zwei Personen Platz und können diese vor Wind und Wetter geschützt transportieren. Der Ein- und Ausstieg erfolgt wie beim Korblift durch eine Tür auf der Rückseite der Kabine.
Etablieren konnte sich das System in frühen Jahren ebenfalls vorrangig in Italien. Die fix geklemmte Kabinenbahn findet aber auch heute noch weltweit Einsatz. Ähnlich wie bei den Korbliften trifft man das System jedoch vorrangig im Bereich des Sommertourismus an. Vereinzelt werden offene Körbe und geschlossene Kabinen auch an derselben Anlage kombiniert eingesetzt.
Fix geklemmte Gruppenbahnen
Das zentrale Problem von Luftseilbahnen mit Umlaufbetrieb und festen Klemmen ist, wie angesprochen, die geringer Fahrgeschwindigkeit. Fahrzeuge, die sich auf offener Strecke befinden, könnten ohne Probleme auch schneller fahren. Weil durch den Umlaufbetrieb aber zu jedem Zeitpunkt Personen ein- und aussteigen, kann die Geschwindigkeit des Förderseils nicht allzu hoch ausfallen.
Um dieses Problem zumindest eingeschränkt zu umgehen, werden sogenannte Gruppenbahnen eingesetzt. Bei diesen sind die Fahrzeuge nicht in kontinuierlichen Abständen am umlaufenden Förderseil befestigt, sondern in einzelnen Gruppen. Jede Gruppe setzt sich also aus mehreren Fahrzeugen in engen Abständen zusammen, während zwischen den Gruppen grössere Abstände vorzufinden sind. Üblicherweise werden die Gruppen so am Seil platziert, dass stets gleichzeitig eine Gruppe die eine und eine zweite die andere Endstation der Anlage erreicht. Befindet sich nun eine Fahrzeuggruppe in der Station, bewegt sich die Anlage langsam vorwärts oder kommt gegebenenfalls auch vollständig zum Stillstand. Ist der Fahrgastwechsel bei allen Fahrzeugen abgeschlossen, wird das Seil beschleunigt, bis die nächste Gruppe eine Station erreicht. Dadurch können deutliche höhere Geschwindigkeiten erreicht werden, wenn alle Gruppen auf der Strecke unterwegs sind.

Gruppenumlaufbahn in Narvik, Norwegen. Wie auch bei dieser Anlage kommt bei Gruppenumlaufbahnen meist ein einzelnes Förderseil zum Einsatz.
Die Gruppenbahn ist damit eine veritable Möglichkeit, mit einem günstigen fixen Klemmensystem dennoch eine hohe Fahrgeschwindigkeit und dadurch eine geringe Fahrzeit zu erreichen. Nachteilig ist bei diesem System jedoch, dass die Streckenbauwerke stets für die maximale Belastung bei der Überfahrt einer Fahrzeuggruppe ausgelegt werden müssen, die jedoch immer nur zu wenigen Zeitpunkten erreicht wird. Die Förderleistung ist zudem stark eingeschränkt gegenüber dem kontinuierlichen Ansatz. Darüber hinaus ist es bei mehr als zwei Gruppen erforderlich, dass gewisse Fahrzeuge auf der Strecke warten müssen, während bei den anderen der Fahrgastwechsel in den Stationen stattfindet. Einige Anlagen werden daher auch mit Zwischenstationen ausgestattet, sodass alle Gruppen stets in einer Station auf die Weiterfahrt warten können.
Gruppenbahnen sind im Laufe der Zeit sowohl mit offenen Sesseln als auch mit geschlossenen Kabinen als Fahrzeugen entstanden. Speziell in den französischen Alpen war die Gruppensesselbahn vereinzelt anzutreffen, insgesamt dominiert bei diesem System aber die Kabine. Zur Vermeidung einer hohen Stützenanzahl bei solchen Kabinenbahnen erfolgt häufig auch der Einsatz eines Zweiseilsystems. Durch das zusätzliche Tragseil können ähnlich wie bei einer Luftseilbahn mit Pendelbetrieb wesentlich längere Spannfelder realisiert werden.
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