Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Winterberichte aus dem Kanton Graubünden.
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Felix
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Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von Felix »

Aus Zeitgründen habe ich mich dazu entschlossen, meine Berichte ab sofort im praktischen und übersichtlichen Stil von http://www.skiresort.de zu verfassen. So kann ich auch ohne grosse Worte einen schnellen und vollkommen objektiven Überblick über die Skigebiete präsentieren.



Skigebiet Tschappina-Oberurmein

Der Erfahrungsbericht Tschappina-Oberurmein wurde direkt von https://www.bergbahnen.org, dem Portal zu Schweizer Seilbahnen, erstellt.

Testergebnis: 2,3/5 Sternen
  • Grösse des Skigebiets: 1/5 Sternen
    Abfahrten/Pisten: 25 km
    Höhenunterschied: 600 m (1550 m - 2150 m)
    Lifte/Bahnen: 5
    Anzahl der Lifte um von einem zum anderen Ende des Skigebietes zu gelangen: 2
  • Pistenangebot, Variationen bei den Abfahrten 3/5 Sternen
    Variation: Die Pisten haben verschiedene Schwierigkeitsgrade. Die meisten sind eher flach. Am Ponylift sind die Pisten leicht.
    Lage der Abfahrten: Über Baumgrenze, unter Baumgrenze
    Wissenswertes: Talabfahrt vorhanden, keine Skiline, keine Geschwindigkeitsmessanlage, keine öffentliche Rennstrecke
  • Lifte und Bahnen 2/5 Sternen
    Anzahl Lifte/Bahnen: 5 (4 Schlepplifte, 1 Seillift)
    Modernität der Anlagen: In Tschappina gibt es nur Schlepplifte. Es gibt keine kuppelbaren Sesselbahnen mit Sitzheizung.
    Wissenswertes: Vom Parkplatz zum Schlepplift muss man aufsteigen.
  • Schneesicherheit 1/5 Sternen
    Es gibt kaum künstliche Beschneiung. Im unteren Bereich des Skigebiets sind nur einzelne Schneekanonen vorhanden. Aufgrund der Hanglage werden die Abfahrten schnell aper.
    Wissenswertes: Die Talabfahrt ist bei Skibetrieb immer geöffnet, da ohne Talabfahrt kein Skibetrieb möglich ist. Es ist kein ganzjähriger Skibetrieb möglich.
  • Pistenpräparierung 2/5 Sternen
    Die Pistenpräparierung könnte besser sein, ist aber soweit in Ordnung. Viele Kuppen erschweren eine adäquate Präparierung.
    Hinweis: Bei Neuschnee ist auch bei größten Einsatz eine optimale Pistenpräparierung nicht immer möglich. Zudem kann sich der Neuschnee nicht mit der darunter liegenden Schneedecke verbinden und es entstehen schnell Buckel. Aus Sicherheitsgründen ist während dem Skibetrieb meist keine Pistenpräparierung möglich.
  • Anfahrt, Parkmöglichkeit 2/5 Sternen
    Die nächste Autobahn ist einige Kilometer entfernt, der Zugang erfolgt über eine schmale Bergstrasse. Es gibt mehrere Einstiegsmöglichkeiten in das Skigebiet. Die Parkplätze reichen bei viel Betrieb nicht aus. Das Parkieren ist kostenfrei. Die Ausschilderung zu den Parkplätzen ist nicht so gut.
  • Orientierung (Pistenplan, Informationstafeln, Ausschilderung) 3/5 Sternen
    Der Pistenplan ist übersichtlich. Es gibt einen Pistenplan zum Mitnehmen. Die Ausschilderung der Pisten ist nicht einheitlich, nicht mehrsprachig. Es gibt kaum Absperrungen und Gefahrenhinweise.
  • Sauberkeit und Hygiene 4/5 Sternen
    Das Skigebiet ist sauber.
  • Umweltfreundlicher Skibetrieb 1/5 Sternen
    Pisten wurden trotz mangelnder Schneelage nicht zur Schonung der Grasnarbe gesperrt. Es gibt keine umweltorientierte Aufklärung und Förderung des Bewusstseins der Wintersportler durch Informationstafeln. Durch die veralteten Liftanlagen ist kein energieeffizienter Betrieb möglich. Es gibt keine direkte Bahnanbindung.
  • Freundlichkeit des Personals 4/5 Sternen
    Das Personal ist freundlich.
  • Bergrestaurants, Hütten, Gastronomie 3/5 Sternen
    Es gibt nur bediente Restaurants. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in Ordnung.
  • Après-Ski 1/5 Sternen
    In Tschappina-Oberurmein gibt es kein Après-Ski.
  • Unterkunftsangebot direkt an den Pisten und Liften 3/5 Sternen
    Es gibt einige Hotels in Pistennähe. Man kann aber auch im Tal übernachten.
  • Familien und Kinder 4/5 Sternen
    Familien und Kinder kommen in Tschappina auf ihre Kosten. Es gibt einen Ponylift und eine Eislaufbahn.
  • Anfänger 4/5 Sternen
    Das gesamte Skigebiet ist für Anfänger geeignet. Es gibt ein leichtes und überschaubares Pistenangebot. Es gibt einen Übungslift in Talnähe. Allerdings gibt es kein Tempolimit auf den Pisten.
  • Könner, Freerider 1/5 Sternen
    Es gibt kaum steile Abfahrten und Buckelpisten. Wenige Freeride-/Tiefschneegebiete.
    Hinweis: Bitte beachten Sie immer die Lawinenwarnungen und Absperrungen. Fahren Sie nie in gesperrtes und ungesichertes Gelände ein.
  • Snowparks 1/5 Sternen
    Informationen für Snowboarder: Einige Ziehwege, wenige Abfahrten mit Gegenanstieg, wenige Freeride-/Tiefschneegebiete.
    Angebot Snowparks: Kein Snowpark/Funpark, keine Halfpipe.
  • Langlauf und Loipen 1/5 Sternen
    In Tschappina wird kein Langlauf angeboten.
  • Fotos
    https://www.bergbahnen.org/gallery/thumb ... ?album=116
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von martin »

So ein schlechter Witz kann man nur am 1. April verfassen...
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011 • Aprilscherz?

Beitrag von ProfiSuisse »

Felix hat geschrieben: [*]Sauberkeit und Hygiene 4/5 Sternen
Das Skigebiet ist sauber.

[*]Après-Ski 1/5 Sternen
In Tschappina-Oberurmein gibt es kein Après-Ski.

[*]Fotos
https://www.bergbahnen.org/gallery/thumb ... ?album=116

He Felix, was soll der Scheiss? :shock:
Das du aus Zeitgründen die Fotos nicht hier verlinkst, kann man sich ja gerade noch vorstellen. Aber diese Liste ist ja die absolute Katastrophe! Sauberkeit und Hygiene, ja das Skigebiet ist sauber? Wirklich ganz netter Aprilscherz! :lol: :lol: :lol:
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salvi11
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von salvi11 »

Voll drauf reingefallen. Zum zweiten Heute.
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von Schöditaz »

Das hier war also viel origineller als der Aprilscherz im Radio Grischa :)
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Viderjoch
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von Viderjoch »

:super: Origineller als das mit den Stöcken als Kindersicherung :roll:

Aber bei diesem Satz hats mich fast vom Stuhl gehauen :lol: :lol: :lol: 8)
Pisten wurden trotz mangelnder Schneelage nicht zur Schonung der Grasnarbe gesperrt.
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von bündner »

Schöditaz hat geschrieben:Das hier war also viel origineller als der Aprilscherz im Radio Grischa :)
Es gibt einen der noch weniger originell ist als der vom Radio Grischa (siehe Beitrag von Viderjoch). :wink:

Von mir aus kann Felix diese Übersicht zu den normalen Berichten jeweils dazu machen... :mrgreen:
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von ProfiSuisse »

Viderjoch hat geschrieben:Aber bei diesem Satz hats mich fast vom Stuhl gehauen :lol: :lol: :lol: 8)
Pisten wurden trotz mangelnder Schneelage nicht zur Schonung der Grasnarbe gesperrt.
Ja der ist wirklich gut!



Also ich habe mich schon gefreut, endlich wieder einen tollen Bericht von Felix zu lesen, wurde dann aber enttäuscht. Totzdem begann ich zu lesen, bis ich auf diesen Satz gestossen bin:
Felix hat geschrieben: Sauberkeit und Hygiene 4/5 Sternen
Das Skigebiet ist sauber.
Ich dachte ich sehe nicht richtig, musste den Satz ein zweites und ein drittes Mal lesen! :lol: Das sollte hier ein Bericht über Seilbahnen sein, aber doch nicht ein Hygiene- und Sauberkeitstest! Es muss sich wohl oder übel um ein Aprilscherz handeln, Felix wird sich wahrscheinlich krummlachen, wenn er unsere Beiträge liest. :mrgreen:
Felix, bitte stelle doch noch einen seriösen Bericht über dieses Skigebiet hinein :wink:
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von Felix »

:D

Okay, natürlich war das ein Aprilscherz und ich werde meine Berichte auch in Zukunft so verfassen wie bisher ;). Kurz zur Entstehungsgeschichte: Kürzlich bin ich zufällig auf skiresort.de gelandet und habe mich dann mal ein wenig durch die Seite geklickt. Da bin ich zwangsläufig über die diversen Testberichte gestolpert und konnte mir bei mancher Bewertung ein Lachen nicht verkneifen. Da ich euch ohnehin noch einen Bericht aus Tschappina schuldig war, und das Skigebiet bei skiresort.de noch nicht getestet wurde, war der Fall klar ;). Als Vorlage hat übrigens folgender Bericht Maloja / Piz Aela gedient: http://www.skiresort.de/skigebiet/maloj ... stbericht/. Die Bewertungskriterien hier im Bericht sind übrigens keineswegs erfunden, die stehen dort tatsächlich so drin :lol:. Das mit der Grasnarbe zählt definitiv auch zu meinen Favoriten. Ebenfalls nett fand ich aber auch Formulierungen wie "Am Ponylift sind die Pisten leicht", "Qualität des Parkplatzes (Umziehen ohne schmutzig zu werden)" oder "Die Talabfahrt ist bei Skibetrieb immer geöffnet, da ohne Talabfahrt kein Skibetrieb möglich ist" ;). Naja, wenn man dort auf die Links "So wird bewertet" klickt, wird man noch die einte oder andere Überraschung erleben ;).

Achja: Einen "normalen" Bericht gibt es dann in den nächsten Tagen. Aus dem Wallis kommen dann auch noch ein paar Fotos.
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von ProfiSuisse »

Nachdem ich nun weiss, dass dieser Bericht nicht ernst gemeint ist, muss ich noch mehr grinsen, wenn ich ihn durchlese!

Aber diesen Bericht nicht löschen, der ist nähmlich so blöd, das er schon wieder lustig ist.
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Felix
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von Felix »

Runde zwei und diesmal richtig ;)

Bild

Zahlreiche kleinere Skigebiete im Kanton Graubünden kooperieren seit einiger Zeit in ähnlicher Form, wie es die grossen Brüder Lenzerheide, Flims-Laax-Falera und Davos-Klosters schon seit vielen Jahren mit der "Topcard" praktizieren. Besitzt man eine Zeitkarte in einem der teilnehmenden Gebiete, so fährt man bei einem Tagesausflug in eines der anderen Gebiete zum halben Preis. Als Inhaber einer Saisonkarte vom Skigebiet Pradaschier in Churwalden kam auch mir dieses neue Angebot zu Gute, als es für einen Tag an den Heinzenberg ging.

Die durchwegs durchwachsene Wetterprognose über die Festtage und darüber hinaus liessen nur wenig Spielraum, einen sonnigen Tag auf den sanften Hängen rund um Tschappina und Sarn verbringen zu können. So entschieden wir uns für den 28. Dezember, der sich später als letzter schöner Skitag des Jahres 2011 herausstellen sollte. Im Vorfeld wurde noch heftig über das tatsächliche Ausflugsziel diskutiert, wären doch Bivio, Savognin oder auch das nahe gelegene Tschiertschen ebenfalls für einen gemütlichen Skitag mit der Familie geeignet gewesen. Doch schlussendlich siegte die Neugier, sodass es also in das Skigebiet von Tschappina gehen sollte, das bis dato lediglich mein Vater und ich von einem Kurzausflug im Sommer her kannten. Ein Blick auf den Pistenplan sorgte anfänglich für eine gewisse Skepsis, ob das Gebiet für einen ganzen Tag nicht eventuell zu klein sei, doch schon nach wenigen Liftfahren erwiesen sich jegliche Zweifel als völlig unbegründet.


•• Das Skgiebiet

Pistenplan Tschappina-Oberurmein

Ein Blick in einen aktuellen Skiatlas genügt, um festzustellen, dass die Skigebiete am Heinzenberg nicht zu den Top-Destinationen der Industrieski-Gemeinde gehören - in der Regel finden nämlich weder Tschappina noch Sarn überhaupt eine Erwähnung in den selbst ernannten Skibibeln. Wie bereits erwähnt weist der Heinzenberg, ein Südosthang über dem Hinterrheintal, zwei mehr oder weniger separate Skigebiete auf. Von Thusis im Talboden führt eine Bergstrasse einige Serpentinen den Hang hinauf, ehe man sich zwischen dem nördlichen Skigebiet Sarn und dem südlich gelegenen Tschappina entscheiden muss. Erstgenanntes weist als Einstiegsanlage eine fix geklemmte Sesselbahn auf, die allerdings - genau wie die zweite Sektion in Form eines Schlepplifts - bestens auch für Wiederholungsabfahrten genutzt werden kann. Knapp 800 Höhenmeter misst die Differenz zwischen höchstem und tiefstem Punkt dieses kleinen Skigebiets. Das zweite Skigebiet, welches in diesem Bericht bislang der Einfachheit halber als Tschappina bezeichnet wurde, besitzt gleich drei mögliche Einstiegspunkte. Deutlich höher gelegen als Sarn finden sich in den Weilern Oberurmein und Obertschappina je ein Schlepplift in knapp 1600 Metern Seehöhe, der als Einstieg in die sanften Hänge genutzt werden kann. Wir wählten aufgrund eines bereits voll besetzten Parkplatzes in Oberurmein den wenige Autominuten weiter gelegenen Parkplatz in Obertschappina, welcher sich entlang der in diesem Bereich merklich schmaleren Strasse erstreckt. Der dritte Einstiegpunkt im Weiler Obergmeind auf 1800 Metern Höhe eignet sich primär eher für Feriengäste, die in diesem Bereich in einem der zahlreichen Hotels logieren. Ein öffentlicher Parkplatz ist zwar auch hier vorhanden, die meisten Stellplätze in Obergmeind gehören allerdings zu den besagten Übernachtungsstätten und sind deren Gästen vorbehalten. Die direkt an der Piste gelegenen Hotels sind mit ihren Restaurants der Hauptverpflegungsstandort im Skigebiet. Dennoch sind auch im ganzen restlichen Gebiet verstreut eine Vielzahl an Hütten anzutreffen.

Trotz der geografischen Nähe sind die beiden Skigebiete am Heinzenberg offiziell nicht miteinander verbunden. Ohne grosse Mühe kann allerdings über gespurte Wanderwege auch per Ski das Gebiet gewechselt werden, jedoch sind zwischenzeitlich einige kürzere Aufstiege zu bewältigen. Eine gemeinsame Skikarte gibt es jedoch bis heute nicht, sodass für jeden Sektor ein separates Ticket gelöst werden muss. Da beide Gebiete aber an der erwähnten Reduktion für Tagesgäste teilnehmen, müssen Feriengäste aus Tschappina für eine Karte in Sarn nur die Hälfte bezahlen und umgekehrt.

Betrachtet man den Pistenplan, so stechen speziell die zahlreich vorhandenen blauen Abfahrten ins Auge. Es liegt in der Natur der Sache, dass in sanft abfallenden Mattenregionen der Alpen keine steilen Abfahrten zu erwarten sind und dennoch kommen auch erfahrene Skiläufer am Heinzenberg voll auf ihre Kosten. Es ist eine Art der Abfahrt, die mir bis heute - trotz zahlreichen Besuchen in infrastrukturell-charakterlich vergleichbaren Skigebieten - in keinem anderen Skigebiet in diesem Ausmass begegnet sind. Hügel und Kuppen auf der Piste bereiteten mir schon seit jeher immer wieder Freude und sind in kleineren Gebieten bis heute auch keine Seltenheit. Doch das Skifahren am Heinzenberg erinnert in gewisser Weise an Wellenreiten, wenn man über die zahllosen Kuppen unbeschwert gen Tal gleitet. Hinzu kommt die mittig angebrachte Pistenmarkierung, die den Rand der Piste als solchen nicht mehr erkennbar machen - ein Detail, aber ein ganz zantrales Element mit grosser Wirkung. Ohne den sonst obligaten Stangenwald links und rechts geht die präparierte Spur nahtlos in das verspurte, aber naturbelassene Gelände über, sodass die Piste als Teil des ganzen Areals wirkt und nicht wie in vielen anderen Gebieten als Fremdkörper daherkommt. Die Markierungen haben den Charakter eines Vorschlags, wo es hingehen soll, im Gegensatz zum sonstigen Zwang-Erscheinungsbild.


•• Historie

Chronik der Entwicklung der Skigebiete am Heinzenberg

Bereits Ende der 50er Jahre drehten sich die Rollen der ersten mechanischen Aufstiegsanlage am Heinzenberg. 1957 wurde durch die Firma Baco der erste Skilift Lüsch erstellt, der vom Weiler Obergmeind ein weitläufiges Areal mit rund 300 Höhenmetern und einer Vielzahl von Abfahrtsvarianten erschloss. Eine Erweiterung erfolgte gen Tal ein knappes Jahrzehnt später in Form des Skilifts Obertschappina, eine bis heute existente, aber mehrmals sanierte Anlage der Firma Oehler. Das Skigebiet von Sarn entstand in einem Zug 1969 in Form von zwei Anlagen der Firma Städeli. Im Winter als Schlepplift betrieben waren die Anlagen von Beginn an auch für einen Sommerbetrieb mit Sesseln konzipiert, wovon noch heute die schweren Fachwerkstützen und die entsprechend eingerichteten Stationen zeugen. Nach meinem Kenntnisstand fand ein solcher Sommerbetrieb jedoch bis heute an keiner der beiden Anlagen jemals statt. Die letzte Neuerschliessung am Heinzenberg erfolgte in Form eines dritten Schlepplifts 1978, der den Weiler Oberurmein an den Bereich Obertschappina-Lüsch anschloss. Wie beim bereits sieben Jahre zuvor ersetzten Schlepplift Lüsch kam hier die Firma Garaventa zum Zug.

Mitte der 90er Jahre sah man sich gezwungen, in die inzwischen betagte Infrastruktur beider Gebiete zu investieren. Diskutiert wurde der Ersatz von Skiliften durch Sesselbahnen, die das Skigebiet Tschappina-Oberurmein jedoch schlussendlich in weiser Voraussicht ablehnte, anders als in Sarn, wo die erste Sektion durch eine Doppelsesselbahn aus Savognin - aufgrund der Steilheit und Abgelegenheit durchaus berechtigt - 1999 ersetzt wurde. Stattdessen verblieb man in Obergmeind beim altbewährten Schlepplift und erstellte 1994 auf der Trasse des Skilifts Lüsch zwei parallele neue Skiliftanlagen. Bis heute vermisst hier kein Gast eine schnelle, kuppelbare Sesselbahn - die Förderleistung der beiden Schlepplifte von insgesamt 2000 Personen in der Stunde erreicht locker jene, die mit einer in Bau und Unterhalt um Längen teuereren Sesselbahn möglich gewesen wäre und wird von den weitläufigen und zahlreich vorhandenen Abfahrten bestens vertragen. Wieder einmal zeigt sich hier am Beispiel Heinzenberg, dass ein gut abgestimmtes Verhältnis zwischen Lift- und Pistenkapazität einer der zentralen Knackpunkte eines unbeschwerten Skivergnügens ist. Das Zielpublikum - so mein Eindruck beim Besuch des Gebiets - das sich vorrangig aus Familien mit kleineren Kindern sowie der lokalen Dorfjugend zusammensetzt, scheint mit der gegebenen Infrastruktur bestens zufrieden zu sein: niemand ist darauf angewiesen, im Rekordtempo den Gipfel zu erreichen; niemand schert sich darum, wenn der Lift mal etwas länger steht, weil der Liftwart nach einem Halt zuerst noch ein wenig mit den Gästen plaudert, ehe er die Anlage wieder startet; niemand benötigt ein Kinderparadies mit überdachtem Förderband. Hier am Heinzenberg lernen die Kinder noch ausserhalb von eingezäunten Themenparks und Rundumsorglos-Paket die Bergwelt kennen - und auch alle anderen scheinen diese von Marketingabteilungen grosser Skigebiete totgesagte Art des Skilaufs sichtlich zu geniessen.


•• Der Skitag

(diesmal ohne Spiegelreflex und nur mit Kompaktkamera, man möge es mir verzeihen ;))

Bild
Die Talstation des Schlepplifts Obertschappina samt Kasse und Warteschlange von wenigen Minuten. Rechter Hand - nicht im Bild - befindet sich ein kurzer Seillift für die kleinsten, er dient aber auch als Zubringer vom unteren Teil des in die Länge gezogenen Parkplatzes.

Bild
Unterwegs im Schlepplift Obertschappina mit seinen formschönen Oehler-Fachwerkstützen, die aber inzwischen mit Wartungspodesten und Anhebeböcken ausgestattet wurden. Ferner wurden die originalen Kurzbügel-Gehänge schon vor langer Zeit durch Habegger-Hydrogehänge ersetzt.

Bild
Schlepplift Obertschappina mit dem längsten Spannfeld. Hier gewinnen wir bereits einen ersten Eindruck der endlos erscheinenden Abfahrtsmöglichkeiten.

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Der Doppelschlepplift Lüsch in seiner ganzen Pracht. Trotz der grossen Menschenmenge geht es zügig voran und schon bald machen wir uns zum höchsten Punkt des Skigebiets auf.

Bild
Unterwegs im Schlepplift Lüsch. Um im Einstiegsbereich mehr Platz zu schaffen besitzt der rechte Lift schräge Rollen an der ersten Stütze.

Bild
Über eine Vielzahl von Stützen erstreckt sich dann im weiteren Verlauf eine Kurve bei beiden Liften. Die Abfolge von Trage- und Niederhaltebatterien sorgt für ein herrliches Geratter. Für den Fall einer Seilentgleisung ist eine Schutzstange installiert, die im Ernstfall verhindern soll, dass das Seil des rechten Lifts in die Bahn des linken kommt.

Bild
Oben angekommen geniesst man einen schönen Ausblick Richtung Rheintal und die Südost-Bündner Berge.

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Stets dominant präsentiert sich der Piz Beverin südlich des Gebiets. Der Südostlage ist es zu verdanken, dass das Skigebiet auch im Dezember bis nach 15 Uhr komplett in der Sonne liegt. Im Frühjahr wird das aufgrund der geringen Höhenlage aber schnell zum Problem.

Bild
Ein weiterer Eindruck der genial welligen Abfahrt am Schlepplift Lüsch.

Bild
Aber auch die Variante rechts vom Doppelschlepplift ist absolut fahrenswert - hier mit einer der an einer Hand abzählbaren Schneekanonen im Gebiet, welche punktuell für ein wenig künstlichen Nachschub sorgen. Der Unterschied zum Naturschnee ist allerdings kaum spürbar und daher auch nicht störend.

Bild
Der Schlepplift Oberurmein - hier gibt es knapp 20 Minuten Wartezeit, an denen sich aber niemand stört. Eine zweite Anlage würde dem zu Stosszeiten zwar Abhilfe verschaffen, doch schon bei der nächsten Fahrt verteilt sich die Menge wieder auf die restlichen Lifte und zusätzliche Förderleistung wäre obsolet.

Bild
Auch dieser Garaventa-Schlepplift weist eine leichte Kurve auf, die mit schrägen Rollen bewältigt wird.

Bild
Abfahrt Richtung Obertschappina - der geneigte Leser kann sich sicher inzwischen ein Bild davon machen, wie gut mir solche Passagen gefallen!

Bild
Ein Aufstieg auf den Grat oberhalb der Bergstation der beiden Schlepplifte Lüsch ermöglicht einen hervorragenden Rundumblick auf das tief verschneite und touristisch völlig "unbearbeitete" Safiental.

Bild
Auch in Richtung Norden sind die Ausblicke sehenswert. Am gegenüberliegenden Hang links im Bild erhasche ich auch einen Blick auf den Solarskilift von Tenna. Langsam kündigen erste Schleierwolken eine Wetterverschlechterung an.

Bild
Ein Foto vom Schlepplift Obertschappina, welches auf einer der letzten Abfahrten des Tages entsteht.

Bild
Noch bis Betriebsschluss sind beide Schlepplifte Lüsch in Betrieb und gut ausgelastet.

Bild
Und auch auf der letzten Abfahrt des Tages können wir nochmals einige Sonnenstrahlen geniessen.


Alle Bilder können wie immer im entsprechenden Album in der Fotogalerie angesehen werden.



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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von Samuel »

Danke für den schönen Bericht. Am Anfang, beim 1.-April-Scherz, war ich schon erschrocken, der Bericht selber war aber wieder Mal erste Klasse.

Dass bei der Kurve des Doppelskiliftes ein Seilabfänger installiert wurde ist sehrwahrscheinlich auch einzigartig, mir ist jedenfalls keine weitere solche Anlage bekannt.
Winter 14/15: 8 Skitage: je 4x Zermatt und Saas Fee
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Re: Tschappina-Oberurmein • 28. Dezember 2011

Beitrag von ProfiSuisse »

Also ich finde den ersten Bericht besser, ne ist nur Spass! :mrgreen:


Super Bericht, freue mich auf mehr ... :wink:
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