Corvatsch-Furtschellas • Dezember 2014 • Flucht in den Süden

Winterberichte aus dem Kanton Graubünden.
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Felix
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Corvatsch-Furtschellas • Dezember 2014 • Flucht in den Süden

Beitrag von Felix »

Corvatsch - Furtschellas • 23. Dezember 2014 • Flucht in den Süden

Es pfeift der Föhnwind über die Berggipfel, die Täler präsentieren sich grün in grün, die Liftanlagen in den Skigebieten stehen still. Wie schon im Vorjahr ist der Auftakt zur Wintersaison auf der Alpennordseite eine einzige Katastrophe. Nach vielen Jahren habe ich mir für diese Saison wieder eine Jahreskarte für die Lenzerheide gekauft, um vorrangig dort die Pisten unsicher zu machen. Doch jeden Morgen zuerst mit dem Auto zu einer der wenigen geöffneten Anlagen fahren, statt direkt die Ski anzuschnallen und über die schneebedeckten Strassen zur Talstation zu gelangen. Jeden Tag dieselben drei, vier Pisten auf ihren Kunstschneeeisbahnen herunterrutschen. Irgendwie wird es nach nur drei Tagen schon gewaltig langweilig. Und wenn dann nach Weihnachten der grosse Ansturm der Feriengäste kommt, wird es wohl erst recht den Bach abgehen.

So flüchte ich am 23. Dezember in den Süden. Das Engadin ist zwar auch nicht überdurchschnittlich mit Schnee verwöhnt, aber immerhin ist die Lage um Längen besser als in Nord- und Mittelbünden. Mehrere Skigebiete stehen zur Auswahl, der Entscheid fällt schliesslich auf den Corvatsch, dessen Teilgebiet Furtschellas am Tag zuvor den Betrieb aufgenommen hat. An diesem Nordhang um diese Jahreszeit eine schattigere Angelegenheit als auf der sonnenverwöhnten Corviglia, doch im Gegensatz zum St. Moritzer Hausberg war ich am Piz Corvatsch noch nie zum Skifahren. Eine gute Gelegenheit, diese Tatsache einmal zu ändern.

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Auf frühen Vormittag geht es mit der Luftseilbahn von der Talstation in Silvaplana / Surlej nach Murtèl. Je 125 Personen fassen die beiden Kabinen dieser überaus grossen Garaventa-Luftseilbahn.

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Sogleich machen wir uns auf zum Corvatsch-Gipfel, um auf der bekannten Gletscherabfahrt unsere ersten Schwünge zu ziehen.

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Panorama auf das im Schatten liegende Skigebiet und auf die Oberengadiner Seen, die noch nicht zugefroren sind.

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Abfahrt über den Corvatsch-Gletscher. Die Variante zur Furocla Surlej war noch geschlossen.

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Von der Abfahrt erreicht man die Talstation der Luftseilbahn nicht ohne einen der beiden Schlepplifte Mandras und Murtèl. Da die Warteschlange an ersterem zu lange ist, geht es mit dem längeren der beiden zurück nach Murtèl.

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Den ganzen Tag über werden Arbeiten an der unteren Sektion der Corvatschbahn ausgeführt. Das Foto entsteht während eines längeren Stillstands der Kabine an einer der fünf Stützen.

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Schlepplift Curtinellas - wie alle Schlepplifte auf der Corvatsch-Hälfte des Gebiets von Garaventa. Einerseits bedient er eine Wiederholungsabfahrt, andererseits ist er allerdings auch die einzige Möglichkeit, in den Sektor Furtschellas zu wechseln.

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Im Gegensatz zu den Schleppliften Mandras und Murtèl ist hier nahezu überhaupt keine Menschenseele auszumachen.

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Gleich an der Bergstation des Schlepplifts endet auch die kurze Sesselbahn Rabgiusa-Curtinellas. Erbaut 2008 als Verbindung Richtung Corvatsch ersetzte die Occasionsanlage aus Unteriberg einen Bühler-Schlepplift, der - auf völlig anderer Trasse - aber auch als Wiederholungsanlage taugte. Im Gegensatz zum Wechsel Richtung Furtschellas erreicht gibt es in die entgegengesetzte Richtung neben der gezeigten Bahn auch noch eine andere Möglichkeit zum Wechsel. Von der Bergstation der Sesselbahn Prasüra-Furtschellas erreicht man über einen wenig spannenden Ziehweg ebenfalls die Curtinellas-Abfahrt.

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Eine kurze Tal-Berg-Tal-Anlage namens Margun von Garaventa stellt die Verbindung von Rabgiusa nach Prasüra und umgekehrt sicher. In den Anfangsjahren des Gebiets übernahm auch diese Aufgabe der angesprochene, nicht mehr existente Schlepplift Rabgiusa.

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Hauptbeschäftigungsanlage im Sektor Furtschellas ist die gleichnamige Von Roll-Sesselbahn. 1993 erstellt erschliesst sie nahezu alle Pistenvarianten im Gebiet.

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Die Strecke im oberen Teil mit einer der wunderschön trassierten Abfahrten.

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Unaufhörlich schaufelt die Corvatschbahn die nächsten Personen auf den Gipfel.

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Unterwegs auf einer steileren Pistenvariante im Bereich Grialetsch. Der in der Bildmitte sichtbare, gleichnamige Bühler-Schlepplift erschliesst in etwa das, was man in Frankreich gerne als "Front de Neige" bezeichnet.

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Bevor die verbleibenden Schlepplifte erkundet werden, geht es zu einer Fahrt ins Tal nach Sils. Im Gegensatz zu den meisten anderen Skigebieten ist die (künstlich beschneite) Talabfahrt hier durchaus ein lohnender Abstecher. Nur wenige Minuten dauert es, bis man mit der viertelstündlich verkehrenden Garaventa-Pendelbahn wieder auf Prasüra angelangt ist.

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Der untere Teil des durchaus zeitweise steilen Schlepplifts Grialetsch.

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Ein Blick in die Vergangenheit - Überreste des ehemaligen Schlepplifts Rabgiusa, der hier bis 2008 seine Runden drehte. Im Gründungsjahr des Gebiets eröffnet diente er sowohl als Verbindung zwischen Corvatsch und Furtschellas in beide Richtungen als auch als Beschäftigungsanlage an einigen sehr schönen Hängen. Durch die Stilllegung sind zwar keine Pisten weggefallen, da sie weiterhin über die Sesselbahn Prasüra-Furtschellas erreichbar sind, doch zumindest können sie nicht mehr ohne eine zusätzliche Fahrt mit dem kurzen Schlepplift Margun befahren werden.

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Ebenfalls der Vergangenheit gehört schon lange der Schlepplift Furtschellas an. Ersetzt wurde er auf neuer Trasse durch die im Hintergrund sichtbare Sesselbahn Prasüra-Furtschellas. Diese machte ebenso den Doppelschlepplift Chüderun redundant, sodass nur der etwas längere der beiden als Beschäftigungsanlage in der Hauptsaison noch in Betrieb ist.

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Der angesprochene Schlepplift Chüderun, der ursprünglich die erste Sektion Schlepplift Richtung Furtschellas darstellte. Da ihm seit dem Bau der Sesselbahn kaum noch eine Bedeutung zukommt, ist er nur noch sporadisch in Betrieb.

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Die Besonderheit der Anlage ist auf diesem Foto ersichtlich - Teller und Bügel wechseln sich ab.

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Sesselbahn Prasüra-Furtschellas.

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Der Bereich Rabgiusa mit den beiden Anlagen Margun im Hintergrund und Rabgiusa-Curtinellas im Vordergrund.

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Unterwegs in der besagten kurzen Sesselbahn, die in ihrer ursprünglichen Heimat in Unteriberg nur gerade neun Jahre in Betrieb war.

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Noch keine Erwähnung hat bislang die Sesselbahn von der Alp Surlej nach Murtèl gefunden - zu Unrecht, denn die Garaventa-Sesselbahn aus den 90ern ist wahrhaftig ein Monstrum in technischer Hinsicht. Über 700 Höhenmeter überwinden die Haubensessel auf ihrem Weg zur Corvatsch-Mittelstation. Gebaut wurde die Anlage als Neuerschliessung, vor allem als Entlastung für die meist völlig übervölkerte erste Sektion der Corvatschbahn. An einer der von der Sesselbahn bedienten Abfahrten wird auch Nachtskifahren angeboten.

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Die Strecke ist durchwegs spektakulär trassiert.

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Himmelwärts geht es als nächstes wieder zu zwei Abschlussfahrten auf den Corvatsch.

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Auch jetzt am Nachmittag ist der Blick auf das Oberengadin wieder eine kurze Pause wert.

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Mit dem Schlepplift Mandras geht es wieder zurück nach Murtèl. Wie sein Pendant Murtèl ersetzte er einen Schlepplift Marke Bühler mit Portalstützen, der allerdings einen etwas anderen Verlauf hatte.

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Die Berninagruppe glüht in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.

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Zurück im Tal hat die letzte noch nicht erwähnte geöffnete Anlage des Tages, der Schlepplift Cristins, den Betrieb schon eingestellt. Die kurze, flache Doppelmayr-Übungsanlage bedient einen Skischulhang und ist gleichzeitig Aufstiegshilfe vom unteren Bereich des Parkplatzes zur Talstation der Luftseilbahn.


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salvi11
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Re: Corvatsch-Furtschellas • Dezember 2014 • Flucht in den S

Beitrag von salvi11 »

Schöner Bericht danke! Warum wurden eigentlich die Anlagen in Unteriberg abgetragen, Finanziell?
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Schöditaz
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Re: Corvatsch-Furtschellas • Dezember 2014 • Flucht in den S

Beitrag von Schöditaz »

Auch von mir ein Kompliment, schöne Fotos. Vielleicht schaffe ich es auch mal noch, im Engadin Ski zu fahren...
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Felix
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Re: Corvatsch-Furtschellas • Dezember 2014 • Flucht in den S

Beitrag von Felix »

Danke euch beiden!
salvi11 hat geschrieben:Warum wurden eigentlich die Anlagen in Unteriberg abgetragen, Finanziell?
Indirekt, ja. Soweit ich mich erinnere gab es dort im Sommer 2007 wohl grössere Unwetterschäden, die gepaart mit der ohnehin geringen Höhenlage dann dafür gesorgt haben, dass man das Gebiet aufgeben musste. Die Sommerrodelbahn alleine war dann doch nicht ausreichend, um zu überleben.
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