Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzsee

Sommerberichte aus dem Juragebirge und den Kantonen Wallis, Waadt und Freiburg.
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salvi11
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Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzsee

Beitrag von salvi11 »

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Am 27. September fuhren wir eigentlich spontan in die Freiburger Alpen. Nach 45 Minuten Fahrt von uns aus, erreichten wir den Schwarzsee. Da das Wetter nicht grossartig war, spielten wir zuerst eine Runde Jassen bei der Talstation Schwarzsee-Riggisalp. Als meine Mutter und ich gewonnen haben :wink:, wanderten wir rund um den See und wir kamen bei den Überresten des Skilifts Seeweid und der Sesselbahn Schwyberg vorbei. Ich machte natürlich ein paar Bilder von der heutigen Situation direkt am See unterhalb des Schwyberg.

Geschichte rund um den Schwyberg
Im Jahr 1976 wurde die Sesselbahn Schwyberg von von Roll (originale Bauart Bühler) eröffnet. Mit dem Bergrestaurant war der Schwyberg ein sehr beliebtes Ausflugsziel in den Freiburger Voralpen. Auch im Winter konnte man mit der Sesselbahn auf den Schwyberg fahren. Oben erreichte man zwei weitere von Roll Skilifte (originale Bauart Bühler)die leichte und zum teil auch mittelschwere Pisten zur Verfügung stellten. Vor der Sesselbahn bot der 1960 im Tal gebaute Baco Skilift Seeweid mit seiner 330 Meter Höhendifferenz und 900 Meter Länge, eine mittelschwere Piste. Das ganze Skigebiet funktionierte aber nur mit viel Schnee und so sorgten mehrere Schneearme Winter für schlechte Zahlen. So musste der Skilift Seeweid schon etwa nach acht Jahren, noch vor der realisierjung der Sesselbahn Schwyberg, stillgelegt werden. Aber nicht nur der Schnee war ein Problem. Auch die Sesselbahn Schwyberg mit ihrer langen 20 Minuten Fahrzeit, kam an ihre Grenzen. So musste man 1996 die Bahnen am Schwyberg mit 1,15 Mio sanieren. Trauriger wurde es im Jahr 1999, als der Sturm Lothar das Bergrestaurant völlig zerstörte. Mit dem fehlenden Geld das Restaurant wieder aufzubauen, litten auch die Bergbahnen drunter. Sie mussten den Betrieb drei Jahr später stilllegen.

Nicht realisierte Pläne
Nach der Stillegung der Bergbahnen überlegte man paar Jahre später, den Schwyberg wieder zu erschliessen. Ein Projekt entstand von der Sport-und Transportanlagen Schwyberg/Seeweid AG mit einer Gruppen-Umlaufbahn die Sesselbahn umzubauen und auch mit dem Neubau des Bergrestaurants. Alle Bergbahnen hätte die Firma TTC mit Hans Niedermaier aus Thun, verwirklichen wollen.
Das Ganze sah dann so aus:

- Sesselbahn Schwyberg Umbau zu einer Gruppen-Umlaufbahn mit einer Fahrzeit von 5-7 Minuten und einer Kapazität von 350 Pers. /h.

- Neubau des Bergrestaurants

- Skilift Seeweid Umbau zu einer 2-SBF mit einer Förderleistung von 800 Pers. /h

- Skilift Güger und Skilift Tierliberg Sanierung

Das alles hätte die Firma TTC mit Hans Niedermaier verwirklichen wollen.

Heutige Lage
Nach dem misslungenen Projekt den Schwyberg mit einer Bergbahn wieder zu erschliessen, montierte man die Sesselbahn und die zwei Skilifte auf dem Schwyberg in diesem Jahr, bis auf die Fundamente ab. Der Skilift Seeweid wurde sogar schon ein Jahr früher abgebrochen.

Skilift Seeweid (Baco)
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Die ehemalgie Talstation des steilen Skilifts Seeweid

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Die Fundamente der ersten Portalstütze des Skilifts

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Die untere Strecke. Besass der Skilift eigentlich eine Baco-Kurve gerade nach dem Wald?

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Seilrollen vor der Talstation

Sesselbahn Schwyberg (von Roll)
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Ehemalige Talstaion der Sesselbahn Schwyberg von hinten

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Pistenplan an der Talstation. Der Skilift Seeweid ist hier schon nicht mehr drauf, aber er währe links unten auf dem grossen Schneefeld des Plans.

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Tja, dieses Schild ist wohl das wertvollste Stück im ganzen abgebrochenem Skigebiet sieht zumindest so aus. :D

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Vor der Talstation

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Alte Holzbügel hingen an der Decke rum...

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sowohl auch neuere.

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Ein Fundament von der zweiten Stütze.

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Welche Anlage? Aha, sie meinen den Traktor neben der Station und das Personal müsste wohl der Bauer sein. :D

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Der Taschenrechner würde sicher noch funktionieren.

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Die untere Strecke der Sesselbahn.

Da gab es doch ein schönes kleines Skigebiet aber man brauchte es nicht mehr. So gibt es immer ein grösseres Gedränge auf den Parkplätzen und auf den Pisten des Nachbarskigebeit Riggisalp-Kaiseregg!

Das war mein kleiner Bericht von den Überresten des Skilifts Seeweid und Sesselbahn Schwyberg.
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Felix
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Re: Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzs

Beitrag von Felix »

Vielen Dank für den Bericht!

Sehr traurig, die ganze Geschichte dort... Tja, so lange die Bahnen einfach noch da herum stehen besteht ja immer noch ein kleiner Rest Hoffnung, dass sie doch wieder in Betrieb gehen könnten. Aber dort haben sie inzwischen scheinbar gründlich aufgeräumt. Somit kann man den Schwyberg wohl endgültig ad acta legen :(.

Der Skilift Seeweid hatte garantiert keine Baco-Kurve. Dafür war er viel zu alt, die Baco-Kurve wurde erst viel später entwickelt und eingesetzt.
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Re: Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzs

Beitrag von Dani »

Irgendwo hatte es von dem Lift Bilder im Internet, da sah man das er keine Kurve hatte. Auch auf der Karte geht er grad hoch.

Schwyberg ist schade, aber nachdem auch noch das Restaurant abgefackelt ist, war der Fall klar. Zudem stand die SB viel zu lange, die hätte man gleich generalüberholen sollen.

Interessant finde ich eher dass das Skigebiet am Gegenhang anscheinend nie Probleme hatte und sogar eher noch erweitert wurde?
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Re: Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzs

Beitrag von salvi11 »

Zu erst mal danke für eure Kommentare.

Das Skigebiet Riggisalp-Kaiseregg auf der gegenüberliegenden Seite, konnte man ja schon 1947 der Kombilift von Sameli-Huber bauen. In den folgenden Jahren vergrösserten sie das Skigebiet mit dem Skilift Kaiseregg und später mit dem zweiten Skilift Kaiseregg. Zu dieser Zeit gab es das Skigebiet am Schwyberg noch gar nicht. Erst um 1976 verwirklichte man das Skigebiet am Schwyberg. So hatte das Skigebiet Riggisalp-Kaiseregg natürlich viel mehr Zeit um sich zu erweitern.

Ich bin jetzt nie am Schwyberg Ski gefahren, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass die Pisten an der Kaiseregg einfach abwechslungsreicher waren als auf dem Schwyberg. Schon die Talabfahrt ist auf dem Pistenplan rot eingezeichnet und am Schwyberg "nur" blau.
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Re: Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzs

Beitrag von Felix »

salvi11 hat geschrieben:Das Skigebiet Riggisalp-Kaiseregg auf der gegenüberliegenden Seite, konnte man ja schon 1947 der Kombilift von Sameli-Huber bauen. In den folgenden Jahren vergrösserten sie das Skigebiet mit dem Skilift Kaiseregg und später mit dem zweiten Skilift Kaiseregg. Zu dieser Zeit gab es das Skigebiet am Schwyberg noch gar nicht. Erst um 1976 verwirklichte man das Skigebiet am Schwyberg. So hatte das Skigebiet Riggisalp-Kaiseregg natürlich viel mehr Zeit um sich zu erweitern.
Das ist allerdings eine interessante Beobachtung, die ich auch schon bei anderen solchen Skigebieten gemacht habe. Mal abgesehen von einzelnen Dorfliften sind es in letzter Zeit insbesondere diese kleineren Retortenskigebiete aus den 70ern und 80ern, bei denen es den Bach hinunter geht. Mühlebach, Hospenthal, Oberwald und eben der Schwyberg. Da wurde einmal etwas vom Reissbrett geplant und gebaut, alle hatten Ausbaupläne, haben aber an den bestehenden Anlagen nie etwas geändert oder modernisiert. Und irgendwann kommt man dann aus dem Teufelskreis veraltete Infrastruktur -> wenig Gäste -> kein Geld zur Modernisierung -> noch weniger Gäste nicht mehr heraus.

Bei den Skigebieten mit kontinuierlicher Entwicklung ist das bei weitem nicht so verbreitet, weil man eben immer mal wieder die Infrastruktur auf den aktuellen Stand angepasst hat. Ich denke, wenn man die Sesselbahn am Schwyberg nach 20 Jahren in eine kuppelbare Bahn umgewandelt hätte und ein paar schöne Abfahrten angelegt hätte, würde das Gebiet heute noch existieren. Diese Bahnart hat meines Erachtens ohnehin viele Gebiete gerettet: Kaiseregg, Visperterminen, Bellwald, ... Klar, das fehlende Restaurant am Schwyberg war wohl der Hauptgrund, warum es schlussendlich so schnell ging. Allerdings wäre es wohl auch mit dem Restaurant nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis die Bergbahnen beim Verbleib der bestehenden Infrastruktur den Betrieb hätten einstellen müssen.
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Dani
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Re: Reste SL Seeweid/SB Schwyberg | 27. September | Schwarzs

Beitrag von Dani »

Naja, ich weiss nicht mal ob es wirklich die Planung an sich ist die diese Gebiete den Bach abgehen liess. Aber wenn man so überlegt wieso diese Gebiete überhaupt entstanden sind, dann wird vieles klarer. In den 1970er herrschte Goldgräberstimmung in den Skigebieten, bestehende Orte boomten massiv da Skilaufen immer mehr zum Volkssport wurde (die Engländer-Dichte an den ersten Liften in den 1930er Jahren dürfte ziemlich hoch gewesen sein ;) ). Wer konnte, wollte ein Skigebiet... ;) Viele bauten halt mal zwei drei Lifte um dann - wenn der Millionensegen erst mal über sie hereinbrach - zu erweitern... ;)
Ich denke das grosse Problem bei diesen Orten war, dass die Dörfer über keinerlei touristische Infrastruktur verfügten, sondern sich mit ein paar Liften gleich von null auf hundert zu profilieren versuchten. Es gibt ja auch Skigebiete, die kamen über einen Dorflift nie heraus (Guttet z.B., wobei das inkl. Verbindung nach Leukerbad ein Hammer Skigebiet hätte geben können).

Das Skigebiet Torrent z.B. kann man eigentlich auch diesem Boom zuschreiben, da hat man allerdings mit grösserer Kelle angerührt und man konnte sich längerfristig etablieren. Obwohl jetzt offensichtlich auch langsam den Bach runter geht.

Evolène müsste folglich auch in die Kategorie gehen, wurde aber im Schnitt 10 Jahre später gebaut als jene die in den letzten paar Jahren aufgegeben haben... mal schauen ob die bald auch den Retortentod sterben... :wink:
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