Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Anniviers

Winterberichte aus dem Juragebirge und den Kantonen Wallis, Waadt und Freiburg.
Antworten
Benutzeravatar
Felix
Luftseilbahn Fil de Cassons
Beiträge: 5265
Registriert: Sa, 02.09.2006, 20:06
Lieblingsseilbahn: Klein Matterhorn, Fil de Cassons, Isenau, uvm.
Lieblingshersteller: Von Roll, Brändle, Giovanola
Kontaktdaten:

Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Anniviers

Beitrag von Felix »

::: Montag, 27. Februar 2012


Bild

Pistenplan Saint-Luc-Chandolin
Chronik der Entwicklung des Skigebiets Saint-Luc-Chandolin

Der Ausblick an diesem Morgen könnte nicht besser sein: Bereits gegen acht Uhr erreichen die ersten Sonnenstrahlen unser Zimmer, der Himmel präsentiert sich wolkenlos und die Temperatur ist mit knapp unter dem Gefrierpunkt ideal für beste Skiverhältnisse. Am gegenüberliegenden Hang beobachte ich, wie die Télécabine Pas de Maimbré im Skigebiet von Anzère ausgaragiert wird. Auch diesem Gebiet wollen wir im späteren Verlauf der Tour noch einen Besuch abstatten, doch nach einem gemütlichen Morgenessen geht es zwischen zahlreichen Weinbergen hindurch hinab ins Rhônetal und von dort auf der Südseite wieder hinauf. Eine spektakuläre Strasse ermöglicht den Zugang ins Val d'Anniviers, welche sich zunächst in vielen Serpentinen den Hang empor schlängelt, um schliesslich eine eindrucksvolle Schlucht zu durchqueren, auf der die Strasse gerade eine Autobreite Platz bietet. Im Ortszentrum von Vissoie teilt sich die Strasse. Ein Ast führt weiter in den südlichen Bereich, in dem die Skigebiete von Grimentz und Zinal liegen, eine zweite Strasse führt auf den Gegenhang nach Vercorin und von dort wieder hinab ins Rhônetal. Die dritte Möglichkeit führt weitere rund 400 Höhenmeter den steilen Abhang hinauf nach Saint-Luc. Viele Chaletbauten säumen hier bereits weit unterhalb des eigentlichen Dorfkerns den Rand der Strasse und der Weg zum Parkplatz der Standseilbahn Tignousa zieht sich ein wenig hin.

Viertel vor zehn zeigt die Uhr, als wir den Parkplatz in der Nähe der Standseilbahn erreichen. Ein kleinerer Platz direkt an der Bahn ist bereits vollständig belegt, sodass wir einen kleinen Fussmarsch auf uns nehmen müssen. Viel Tauwasser der letzten Tage ist an diesem Vormittag noch gefroren auf dem Weg zur Standseilbahn anzutreffen, was in Skischuhen kein angenehmes Unterfangen darstellt. Letztendlich erweist sich die Wahl des Parkplatzes für Tagesgäste als suboptimal, gibt es noch zwei weitere Einstiege ins Skigebiet, die wesentlich einfacher zu erreichen sind. Einmal zu nennen wäre hier der grosse Parkplatz am Dorfrand von Chandolin, der direkten Zugang zu zwei Sesselbahnen ermöglicht, von denen aus man direkt beide Teilsektoren des Skigebiets von Saint-Luc-Chandolin erreichen kann. Andererseits gibt es - was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wissen - weiter oberhalb an der Talstation des Skilifts La Forêt noch einen weiteren grossen Stellplatz im Wald. Ein vierter Einstieg im Dorfzentrum von Chandolin dürfte für Tagesgäste ebenso ungeeignet gewesen sein wie der von uns gewählte in Saint-Luc, da hier vermutlich nur sehr wenige Plätze vorhanden waren. Vor einigen Jahren wurde dieser Einstieg in Form des Schlepplifts Illhorn 1 ersatzlos gestrichen.

Bild
Ausblick vom Parkplatz auf die Bergwelt des Val d'Anniviers.

Nach dem Kauf der Karten fährt uns einer der blauen Wagen der Standseilbahn vor der Nase weg, sodass wir eine Weile warten müssen, ehe das Pendant aus der Bergstation im Tal eingetroffen ist. Für einen guten Fotostandort gehen wir direkt in das oberste Abteil mit wunderbarem Blick auf die Trasse und die rechts daneben in Falllinie verlaufende, frisch präparierte schwarze Talabfahrt. Diese weist in diesem sonnenexponierten letzten Abschnitt einen regelrechten Lanzenwald und Vollbeschneiung auf, ohne die aber vermutlich im Frühjahr hier nicht lange Skibetrieb möglich wäre. Generell fällt uns hier bereits zum ersten Mal auf, wie bedacht man in Saint-Luc Beschneiungsanlagen einsetzt. Die Einsatzorte sind begrenzt auf das Übungsgelände Tignousa sowie den unteren Bereich der zahlreichen Talabfahrten - hier dann aber gleich richtig. Wer also dem künstlichen H2O aus dem Weg gehen will, der muss in Saint-Luc keine Heldentaten vollbringen, denn der Einsatz beschränkt sich strikt auf jene Bereiche, in denen er sinnvoll ist.

Binnen weniger Minuten ist der 80 Personen fassende Wagen gefüllt und das Abfahrtssignal ertönt. Schon nach wenigen Sekunden erreicht die Bahn ihre Höchstgeschwindigkeit von 10 m/s und schiesst förmlich wie eine Rakete den Berg hinauf über die immer steiler werdende Trasse - ein einzigartiges Fahrtgefühl, wie ich es bislang noch nicht erlebt habe! Die Anlage aus dem Jahr 1993 ist ohnehin eine ganz spezielle. Wirft man einen Blick auf die Entwicklungsgeschichte des Sektors Saint-Luc, so würde man an dieser Stelle auf jeden Fall eine kuppelbare Sesselbahn erwarten, stand hier doch zuvor eine fix geklemmte Anlage der Firma Müller, welche noch aus der Gründerzeit des Gebiets aus den 60er Jahren stammte. Standseilbahnen rückten in der Schweiz gegen Ende der 80er Jahre zwar wieder mehr in den Fokus als auch schon, doch beschränkte sich der Einsatz auf den Ersatz von bestehenden Anlagen dieses Typs oder in einem Relief, das ausschliesslich für unterirdische Anlagen geeignet erschien. Auch ich bin bis zu diesem Tag ein wenig skeptisch, welchen Vorteil der Ersatz einer Sesselbahn durch eine solche Standseilbahn mit sich bringen würde. Doch für das Gebiet von Saint-Luc stellt eine derartige Anlage eine ideale Alternative dar: Die mehrheitlich aufgeständerte Bahn ist gegen viel Schnee ebenso unempfindlich wie gegen Wind oder andere widrige Wettereinflüsse und stellt ganzjährig einen sicheren Zugang zum Dreh- und Angelpunkt des Gebiets, Tignousa, dar. Speziell für die vielen Skischulen und Familien mit Kindern ist eine derartige Anlage ideal, genauso für den Transport von grösseren Waren. Hinzu kommt, dass die Förderleistung mit 1200 Personen pro Stunde ausreichend konzipiert ist und sich die Fahrzeit aufgrund der immensen Geschwindigkeit auf einen Bruchteil derer des Vorgängers reduziert. Ein gelungener Modellversuch, der fünf Jahre später am Moléson seine Fortsetzung fand: hier wurde eine Kabinenbahn durch eine Standseilbahn ersetzt.

Bild
Kreuzung mit dem zweiten Wagen in der Ausweiche. Es handelt sich bei der Anlage um die erste Garaventa-eigene Standseilbahn in der Schweiz.

Angekommen auf Tignousa strömen die Insassen der Standseilbahn Richtung Ausgang, wir schliessen uns ihnen an. Bereits hier gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, das Skigebiet zu erkunden. Eine Abfahrt führt zum etwas abgelegenen Skilift La Forêt sowie zum Übungsskilift Par di Modzes, die andere führt zum nahe gelegenen Skilift Tignousa, der einerseits eine recht flache Piste in gleichmässiger Hanglage erschliesst, andererseits aber auch den Zugang zum Südteil des Gebiets, namentlich die Skilifte Col des Ombrintzes, Pas de Boeuf und Bella Tola, ermöglicht. Die genannten Anlagen auf Tignousa entstammen noch alle der Gründerzeit des Skigebiets und datieren aus den Jahren 1965 und 1966. Wirklich original daher kommt allerdings nur noch der Skilift La Forêt, ein steiles Poma-Exemplar, die anderen beiden Anlagen von Müller sind technisch eher in den 80er Jahren anzusiedeln, wurden sie doch auf Teller respektive Langbügel umgerüstet.

Bild
Der Skilift Tignousa von Müller mit dem Hang, den er erschliesst. Als einer der wenigen Bereiche im oberen Gebietsteil ist hier eine Vollbeschneiung anzutreffen.

Bild
Der Ausblick ist trotz der noch moderaten Höhenlage bereits sehenswert: Links das Skigebiet von Zinal, in der Mitte Grimentz und dahinter das Val de Moiry mit dem hier nicht sichtbaren Stausee.

Bild
Talstation und Einstieg des Schlepplifts Tignousa. Die Station und die erste Stütze wurden beim Umbau auf Langbügel ersetzt. Wie man an der Schräg-T-Konstruktion unschwer erkennen kann, stammt auch sie aus dem Hause des Originalherstellers.

Bild
Unterwegs im Schlepplift Tignousa. Hier im oberen Bereich gibt es keine Beschneiung mehr, dafür aber umso mehr Möglichkeiten, abseits der Piste seine Schwünge zu ziehen.

Bild
Der Ausstieg des Skilifts Tignousa. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: hier handelt es sich um den einzigen wirklich normalen Schlepplift im gesamten Gebiet...

Wir entschliessen uns zunächst, den Südsektor des Gebiets zu erkunden, in dem sich auch der höchste per Skilift erreichbare Punkt des Gebiets, Bella Tola auf knapp 3000 Metern Seehöhe, befindet. Nur bei guten Schnee- und Wetterverhältnissen ist dieser exponierte Poma-Skilift in Betrieb. Um zu ihm zu gelangen, muss zwangsläufig eine Fahrt mit dem Skilift Pas de Boeuf erfolgen, einem der wohl aussergewöhnlichsten Poma-Skilifte dieses Planeten. Drei Kurven, eine Abfolge von steilen und flachen Passagen, eine Linienführung im Dreieck und eine völlig abgeschiedene Lage fernab jeder präparierten Piste machen jede Fahrt zu einem regelrechten Abenteuer.

Bild
Die Talstation des Schlepplifts Pas de Boeuf. Sie ist wesentlich neuer als der Rest vom Lift, der aus dem Jahr 1973 stammt. Vor einigen Jahren versetzte man die Talstation nach links und etwas weiter nach oben, um einen besseren Zugang zu ermöglichen. Dadurch macht der Lift nun nach wenigen 100 Metern eine Links- und nicht wie früher eine Rechtskurve. Ein interessantes Detail weist diese Talstation der modernsten Poma-Bauart auf: Im Normalfall kommen bei Neuanlagen fahrbare Antriebe mit einer hydraulischen Abspannung zum Einsatz. Da man an dieser Anlage die fliegende Umlenkscheibe am Berg aber nicht durch eine fixe Umkehr ersetzte, fehlt die sonst typische Spanneinrichtung in der Talstation.

Bild
Die relativ harmlose Kurve Nummer eins, die, wie man unschwer an den modernen feuerverzinkten Trägern erkennen kann, erst einige Jahre alt ist.

Bild
Nach einer etwas steileren Passage führt die Anlage in völliger Abgeschiedenheit durch eine Hochebene. Die hier sichtbare Spur gehört lediglich zu einer unpräparierten Abfahrtsroute, die präparierten Pisten sind (gefühlt) meilenweit entfernt.

Bild
Wer genau hinsieht, erkennt bereits von hier, wo es in wenigen Augenblicken weitergeht.

Bild
Kurz vor einer scharfen Rechtskurve und dem steilsten Teil des Skilifts wird ein Dreieck aufgespannt und das Talseil überspannt mühelos dieses kleine Hochtal. Faszinierend ist es, den pendelnden Stangen zuzusehen, die hier hoch über dem Boden schweben.

Bild
Kurve Nummer zwei, diesmal nach rechts.

Bild
Kurve Nummer drei direkt nach dem Steilhang ist aufgrund der unruhigen Seilführung bedingt durch die Ablenkung nach innen zwar die unangenehmste Passage, stellt aber doch die enorme Flexibilität eines Poma-Skilifts verglichen mit dem System Constam in eindrucksvoller Weise dar. Hier muss man sich die folgende Abfahrt noch mühsam erarbeiten und bekommt sie nicht wie anderswo all-inclusive auf dem Silbertablett serviert - gerne mehr davon!

Bild
Nach einigen weiteren Stützen ist die Bergstation erreicht und nach einer kurzen Abfahrt ist auch schon die Talstation des Skilifts Bella Tola erreicht, die sich in einem kleinen Tal befindet. 1982 war die Anlage die letzte grosse Neuerschliessung in Saint-Luc.

Bild
Im Gegensatz zum Skilift Pas de Boeuf ist die Anlage Bella Tola etwas langsamer unterwegs und auch bei weitem nicht so spektakulär.

Bild
Als spektakulär kann man hingegen den Ausblick bezeichnen, den man bereits während der Fahrt, hier bei einem Blick zurück auf die erste von zwei Kurven, geniessen kann.

Bild
Ganz oben auf knapp 3000 Metern Höhe gibt es eine Skiroute, die von der Bergstation des modernen Poma-Schlepplifts mit kuppelbarem Ausstieg durch ein separates Tal wieder zu dessen Talstation führt. Wir entschliessen uns aber dazu, die präparierte Abfahrt zu nehmen, die durch ein weiteres Seitental verläuft und abermals nicht nur ein tolles Panorama bietet, sondern auch weit entfernt von jeder mechanischen Aufstiegshilfe durch die unberührte hochalpine Landschaft führt.

Bild
Ein Blick auf die Abfahrt, die trotz voll besetztem Lift menschenleer ist. Dahinter kommt erstmals das enorm weitläufige Areal des Skigebiets von Saint-Luc zum Vorschein. Man führe sich vor Augen, dass man hier nur das südliche Drittel des Gebiets sehen kann!

Nach einer weiteren Fahrt am Skilift Pas de Boeuf machen wir uns auf zum Col des Ombrintzes, um in den Teilsektor Chandolin zu wechseln. Den Zugang stellt wie gewöhnlich ein Skilift sicher, wobei auch dieser längst nicht mehr den Vermerk original bekommt. Zwei Jahre nach der Erschliessung von Tignousa war der Skilift Col des Ombrintzes die erste grosse Beschäftigungsanlage in der noch jungen Geschichte des Gebiets. Da er nicht ganz bis zum Gipfel führte, wurde er im Zuge eines Umbaus auf Langbügel in den 80ern durch die Firma Baco verlängert. Seither weist er im oberen Bereich eine Kurve an der Stelle der ehemaligen Bergstation auf und führt quer zum Hang bis zum eigentlichen Pass, von dem eine Abfahrt ohne Aufstieg nach Chandolin zugänglich ist.

Bild
Unterwegs im Skilift Col des Ombrintzes. Die Fachwerkstützen sind das letzte, was noch von der originalen Anlage übrig geblieben ist.

Bild
Auf dieser Zoomaufnahme wird der ungefähre Verlauf des Skilifts sichtbar: Das Talseil zweigt auf halbem Weg mittels schräger Rollen nach rechts ab, das Bergseil verläuft entlang der ursprünglichen Trasse, verlängert um den oben ersichtlichen Querabschnitt zur neuen Bergstation.

Bild
Zur besseren Belastung der Stütze wurden die Rollenbatterien in die Mitte verlegt. Hinter dieser Stütze befand sich ursprünglich die Bergstation. Die beengten Platzverhältnisse lassen nur einen Rückschluss zu, hier muss einer der typischen Seilscheibenausstiege von Müller gestanden sein.

Bild
Die Abfahrt nach Chandolin führt erneut durch ein völlig einsames Tal und ist nicht zuletzt aufgrund einiger knackiger Steilhänge ein Genuss.

Nach mehrheitlich flachen Passagen im unteren Teil erreichen wir die Talstation des Skilifts Crêt de la Motte, einer von inzwischen nur noch fünf existenten Schweizer Poma-Skiliften mit fliegender Seilscheibe im Tal. Während der Saison 2006/2007 war er ausser Betrieb und sollte im Anschluss endgültig stillgelegt werden. Nach Protesten seitens der Gäste ist er aber schon in der folgenden Saison wieder in Betrieb gewesen und an diesem Zustand hat sich bis heute nichts geändert - wenn auch ausser uns nun um die Mittagszeit diesen Lift kaum jemand benutzt. Spätestens nach der folgenden Abfahrt wissen wir auch, warum: die meisten Hänge sind äusserst flach und nur durch Schieben zu erreichen. Aus skitechnischer Sicht wäre ein Abbau der Anlage in diesem mit Abstand uninteressantesten Sektor des gesamten Gebiets sicher zu verkraften gewesen, zumal alle Abfahrten auch weiterhin erschlossen gewesen wären. Dennoch, die kurvenreiche Linienführung durch die Hochebene ist aus seilbahntechnischer Sicht ein echtes Schmuckstück.

Bild
Skilift Crêt de la Motte. Am linken Bildrand über der Piste ist die fliegende Umlenkscheibe erkennbar.

Bild
Der untere Bereich mit Blick auf die bereits zweite von drei Kurven. Erst 1980 wurde diese Anlage erbaut.

Bild
Oberer Streckenabschnitt des Skilifts Crêt de la Motte.

Vorbei an einer Bauseilbahn, welche zum im nächsten Tal gelegenen Illsee führt, schieben wir auf einem Ziehweg dem Bereich Tsapé entgegen, dem zentralen Punkt im Gebietsteil Chandolin. 1971 wurde dieser Bereich vom Reissbrett mittels einer fix geklemmten Sesselbahn und einem kurzen Übungslift erschlossen und ergänzte so das Angebot des Skilifts Chandolin-Illhorn, der schon ein knappes Jahrzehnt zuvor seine Runden drehte. Von den beiden Anlagen, die durch die Firma Bühler erstellt wurden, existiert nur noch der Schlepplift, die Sesselbahn wurde 2005 durch ein Leitner-Produkt ersetzt. Im Gegensatz zu Saint-Luc macht hier aufgrund des Reliefs und des Beschäftigungscharakters dieser Anlage eine Sesselbahn deutlich mehr Sinn als eine Standseilbahn. Dennoch hat man - im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten - die Förderleistung mit Bedacht auf einem verhältnismässig niedrigen Niveau beibehalten, sodass die Pisten die Skifahrer ohne Probleme aufnehmen können.

Etwas oberhalb von Tsapé treffen wir zunächst auf den Skilift La Tsa Ecole, ein kurzes, filigranes Exemplar eines fix geklemmten Poma-Schlepplifts, der nicht in Betrieb ist. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die fliegende Seilscheibe abgesenkt ist und das Seil von den Rollen der letzten Stütze gefallen ist. Offenbar ist die Panne erst kurz vor unserem Eintreffen aufgetreten, denn schon nach wenigen Augenblicken macht sich ein Schneetöff auf den Weg zur Bergstation.

Bild
Der defekte Skilift La Tsa Ecole.

Bild
Ein Blick vom Restaurant Tsapé auf die Bergstation des Schlepplifts Les Etables. Diese kurze, aber stellenweise durchaus steile Anlage von Bühler weist eine Besonderheit auf. Als einer der wenigen Bühler-Schlepplifte besitzt er Antrieb und Abspannung an getrennten Orten. Der laute Antrieb in der Bergstation ist schon von Weitem zu hören.

Bild
Strecke des Schlepplifts Etables.

Bild
Ein Blick hinüber zu den beiden Bergstationen des Schlepplifts La Forêt und der Sesselbahn Le Rotsé. Letztere stellt die Verbindung von Chandolin nach Saint-Luc sicher.

Bild
Eine Abfahrt direkt ins Rhônetal? Vorerst nur bis zum Skilift Illhorn, doch die Tiefblicke auf den über zwei Kilometer tiefer gelegenen Talboden sind gewaltig!

Bild
Der Schlepplift Illhorn in seiner ganzen Pracht. Bis zu seinem Bau 1993 erschloss eine Anlage vom Dorfrand von Chandolin aus das Illhorn mit einer Höhendifferenz von über 650 Metern. Diese wurde dann verkürzt und vor einigen Jahren komplett abgebaut, sodass nunmehr nur noch der neuere Lift in Betrieb ist, der aufgrund seiner spektakulären Trassierung und immer noch knapp 600 Höhenmetern seinem Vorgänger aber in nichts nachsteht.

Bild
Kurve Nummer zwei vor dem Übergang in den steilsten Abschnitt. Hier befindet sich ein Zwischenausstieg, der auch rege genutzt wird. Wie sich später herausstellt, ist trotz der enormen Steigung der obere Bereich der Piste weit weniger interessant als der untere, flachere Teil.

Bild
Auf dem Foto kommt die Steilheit bei weitem nicht rüber, aber es ist bis zum heutigen Zeitpunkt mit Abstand der steilste Poma-Skilift, den ich je gefahren bin. Bei jeder Stützenüberfahrt klappert der Stangenteller, man hat Mühe, dass der Teller nicht zwischen den Beinen herausrutscht. Und doch ist es trotz (oder gerade wegen?) den Schwierigkeiten eine geniale Schleppliftfahrt.

Bild
Angekommen am Illhorn.

Bild
Der Ausblick auf die südlichen Walliser Berggipfel ist einmal mehr gigantisch. Bei genauem Hinsehen ist auch das Matterhorn sichtbar.

Nach einer weiteren Fahrt zum Illhorn machen wir uns auf zur Sesselbahn Tsapé, um an deren Bergstation zu Mittag zu essen. Leider folgen wir fälschlicherweise der Beschilderung nach Chandolin, die uns allerdings in den Ort und damit in eine Sackgasse bringt, anstatt, wie erhofft, zu den beiden Sesselbahnen am südlichen Ortsrand. Unverhofft kommen wir durch diesen Fauxpas an der ehemaligen Talstation des alten Skilifts Illhorn vorbei, dessen Schneise im Wald noch immer deutlich sichtbar ist. Gäbe es ihn noch, wäre eine Rückkehr ins Skigebiet ein Leichtes, doch so müssen wir rund einen Kilometer die Ski schultern und zu Fuss entlang der Strasse zu den beiden Sesselbahnen laufen.

Bild
Das Ende der Talabfahrt nach Chandolin, fotografiert von der ehemaligen Talstation Illhorn aus. Im Hintergrund sieht man die Sesselbahn Rotsé, zu deren Talstation wir nun laufen müssen.

Bild
Unterwegs in der Sesselbahn Tsapé. Deutlich ist bei dieser sieben Jahre alten Anlage bereits die Zusammenarbeit von Leitner und Poma sichtbar: Gleiche Klemmen und die typischen Rundrohrstützen von Poma auf der einen Seite sowie die Leitner-Sessel auf der anderen Seite.

Bild
Sesselbahn Tsapé und rechts davon der Schlepplift Etables in der Totalen.

Bild
Sesselbahn Tsapé mit Aussicht ins Rhônetal.

Die Abfahrt nach Chandolin führt im oberen Teil über sanfte Hänge und schliesslich vorbei an der Talstation des Schlepplifts Crêt de la Motte, ab wo sie deutlich steiler wird. Ab diesem Punkt setzt auch die künstliche Beschneiung ein, was dazu führt, dass die Piste alles andere als angenehm zu fahren ist. Tief im Wald gelegen ist die Piste ohne Sonneneinstrahlung pickelhart gefroren - schade bei der an und für sich ansprechenden und abwechslungsreichen Trassierung entlang der steilen Sesselbahn Rotsé. Mit selbiger geht es im Anschluss wieder zurück in den Sektor Saint-Luc. War die Verbindung in die andere Richtung schon 1971 ab der Inbetriebnahme der Sesselbahn Tsapé möglich, so dauerte es noch bis 1986, ehe man in beide Richtungen per Ski wechseln konnte. Doch nicht nur für das Skigebiet von Saint-Luc-Chandolin ist die Anlage von Bedeutung, sie trägt auch eine gewisse seilbahngeschichtliche Relevanz, ist sie doch die letzte Sesselbahn, die die traditionsreiche Firma Müller in ihrem Heimatland realisieren konnte und gleichzeitig die einzige fix geklemmte Dreiersesselbahn von Müller in der Schweiz. Mit der Umbenennung in Rowema kurze Zeit später endete die Geschichte und auch der Erfolg dieses grossen Schweizer Seilbahnherstellers.

Bild
Die Talstation der Sesselbahn Rotsé, links daneben der Parkplatz, der sich für Tagesgäste am besten von allen drei Einstiegspunkten eignet. Trotz einem nachgerüsteten Förderband ist die Fahrgeschwindigkeit der Bahn eher als moderat zu klassieren, sie gewinnt aber dank der Steilheit dennoch schnell an Höhe und ist kein störender Faktor in einem Skigebiet, in dem so gut wie alle Hänge durch schnelle Schlepplifte erschlossen sind.

Bild
Unterwegs in der Sesselbahn Rotsé nach Passieren der Baumgrenze. Im folgenden steilsten Teil der Strecke sind die Stützen interessanterweise lotrecht montiert und nicht im rechten Winkel zur Seilachse.

Bild
Kaum überschreiten wir die Kuppe vor der Bergstation, eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf das imposante Panorama. Man hat regelrecht das Gefühl, hier auf dem Dach der Welt angekommen zu sein.

Doch nicht nur die Aussicht, sondern auch die folgende Abfahrt ist ganz nach unserem Geschmack. Steil und trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit immer noch leicht pulvrig geht es hinab Richtung Tignousa. Eigentlich wollen wir nun den Skilift La Forêt fahren, doch weder auf dem Pistenplan noch auf der Piste selbst entdecken wir einen Abzweig in Richtung dieses Lifts. Schliesslich landen wir nach einer Querfeldeinfahrt an der Talstation des kurzen Skilifts Par di Modzes, an dem gerade eine grössere Skischulgruppe ansteht. Wir entschliessen uns, mit diesem erst einmal hochzufahren, vielleicht würden wir an der Bergstation auf einen Hinweis treffen. Doch diesen entdecke ich während des Wartens bereits an der Talstation: Etwas kurios führt ein kleiner Waldweg durch die Talstation des Übungslifts hindurch zum Skilift La Forêt. Nach vielen Kehren treffen wir dann auf die eigentliche Piste, die wir irgendwie im Vorfeld nicht gesehen haben. Abgesehen von dieser einen in Fallrichtung verlaufenden Piste scheint der Lift im unteren Teil allerdings nur Ziehwege zu erschliessen, was ob der eigentlich netten Trassierung ein wenig schade ist. Sogar von der Talstation des Pas de Boeuf kommt man über einen Waldweg hierher. Etwas überrascht entdecken wir an der Talstation den bereits eingangs erwähnten dritten Parkplatz, der über eine (sogar schwarz geräumte) Strasse in knapp 2000 Metern Höhe erreicht werden kann.

Bild
Ein Blick auf den Skilift Par di Modzes, ein Müller aus der Gründungszeit des Gebiets. Als leichte Übungsanlage weist der Lift die inzwischen sehr seltene leichte Version der Fachwerkstützen von Müller auf, der Rest ist aber - analog zum Skilift Tignousa - nicht mehr original. Sowohl die Stationen stammen aus den 80ern, als auch die Tellergehänge von Borer, an deren Stelle früher Kurzbügel im Einsatz gewesen sein dürften.

Bild
Ursprünglich erhoffe ich mir bei der ersten Begegnung mit dem Skilift Forêt eine schräg zur Bahnachse gestellte Fachwerktalstation, wie sie zum Zeitpunkt des Baus 1966 gang und gäbe waren. Doch leider werde ich enttäuscht, muss die Station der Bauweise nach doch Ende der 80er oder zu Beginn der 90er Jahre durch ein neues Exemplar ausgetauscht worden sein.

Bild
Von seinem ursprünglichen Charme hat der Lift aber nur bedingt etwas eingebüsst. Kaum klinkt sich die Klemme in das Förderseil ein, fährt auch schon die Teleskopstange auf volle Länge aus und Sekundenbruchteile später segele ich einen Meter durch die Luft, ehe sich das Spielchen noch ein zweites Mal, diesmal aber etwas sanfter, wiederholt - ja, so stelle ich mir einen richtigen Poma-Skilift vor!

Bild
Die Schilder entlang des Skilifts sind jedoch noch eine Nummer origineller. Bing! wird fortan zum Unwort des Tages erkoren.

Bild
Auch wenn insbesondere die Kurven des Lifts nicht mehr original daherkommen, so sind die meisten anderen Stützen noch immer im typischen Aussehen der 60er Jahre gehalten: die typische Dreiecksverstrebung der Aufhängung, die Farbe des Schafts, die teilweise fehlenden Anhebeböcke und vor allem die "offenen" Rollen mit den wenigen Speichen machen die Fahrt mit diesem gut gepflegten Oldtimer zu einer wahren Freude!

Bild
Nach knapp 600 Höhenmetern ist die Bergstation mit ihrer fliegenden Umlenkscheibe und beengten Platzverhältnissen erreicht. Links geht es steil hinab nach Chandolin, rechts nach Saint-Luc.

Bild
Wir machen uns ein weiteres Mal in den spannendsten Teil des Gebiets, den Südsektor, auf: hier im Schlepplift Col des Ombrintzes mit der Aufteilung in die Dreiecksseilführung.

Bild
Einen herrlichen Ausblick vom Col des Ombrintzes geniessen wir auch noch am späten Nachmittag.

Bild
Auch von oben sind die langen Spannfelder des talfahrenden Seils hübsch anzusehen.

Bild
Und auch diese geniale, vollkommen menschenleere Abfahrt mit Blick auf Matterhorn und Konsorten lässt uns noch einmal miterleben, in welch aussergewöhnlich schönem Skigebiet wir uns befinden.

Nach einer weiteren Fahrt am Pas de Boeuf, bei der wir über zehn Minuten anstehen müssen, machen wir uns auf den Weg zurück nach Tignousa, um von dort via Talabfahrt wieder zum Parkplatz zurückzukehren. Auf den eigentlich krönenden Tagesabschluss, einer Fahrt auf der Piste de Prilet, die weit ausserhalb des Dorfes endet, verzichten wir, da wir nicht genau wissen, wie lange der Skibus zurück nach Saint-Luc noch fährt. So lichte ich auf Tignousa noch die letzte zu dokumentierende Anlage, einen kleinen Übungslift, ab, ehe wir uns durch inzwischen sehr weichen Schnee wieder hinab zum Ausgangspunkt vorkämpfen.

Bild
Nein, normale Skilifte sucht man in diesem Gebiet vergebens: selbst dieser kleine fix geklemmte Poma-Skilift verläuft in einem Dreieck. Rechts im Hintergrund eine der genialen Abfahrten am Skilift Pas de Boeuf.

Alle Bilder können wie immer im entsprechenden Album in der Fotogalerie angesehen werden.

Schnell sind die Ski auf dem dank der Temperaturen immer noch gefroreren Parkplatz verstaut und es geht wieder hinab, durchs Rhônetal und auf der gegenüberliegenden Talseite hinauf nach Lens. Dort lasse ich die Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren. Schnell wird klar, Saint-Luc-Chandolin ist eines der besten Skigebiete, in denen ich je gewesen bin; dies aus einer ganzen Reihe von Gründen. Einerseits ist selbstverständlich die Infrastruktur nicht vergleichbar mit vielen anderen Gebieten. Wo anderswo längst halbleere Sechsersesselbahnen vor sich hin surren würden, stellt man in Saint-Luc einen Poma-Skilift in die Landschaft. Steile, ausgefallene und technisch seltene Konstruktionen trifft man hier mit einer sonst nie da gewesenen Dichte an, was einerseits für den Seilbahninteressierten ein wahres Paradies darstellt, aber auch für alle anderen Gäste, vielleicht mehrheitlich unbemerkt, einen immensen Vorteil darstellt. Durch die begrenzte Förderleistung der Anlagen und die Vielzahl an Abfahrtsvarianten, die eine Bahn erschliesst, sind die Pisten auch bei voller Auslastung vollkommen leer. Dass man dafür auch einmal zehn Minuten Wartezeit an der Talstation in Kauf nehmen muss, stört niemanden und ist Ehrensache: gut Ding will Weile haben. Das Hochgebirge in Saint-Luc bleibt jenen vorbehalten, die sich das Panorama und die Abfahrten auch erarbeiten. Wer die Piste nicht fahren kann, der wird schon bei der Bergfahrt vom Skilift gnadenlos aussortiert und merkt direkt, wenn er noch an den Übungshang gehört - anders als bei Sesselbahnen, wo manches selbsternannte Talent es nicht mal dann merkt, dass es auf einer steilen Abfahrt nichts zu suchen hat, wenn es schon längst zu spät ist. Auch die Tatsache, dass in Saint-Luc von 14 Anlagen lediglich drei in den letzten 50 Jahren komplett ersetzt wurden, beweist die Ursprünglichkeit dieses Skigebiets. Die Pisten runden das einmalige Angebot hervorragend ab: nur in Ausnahmefällen verlaufen die Pisten in Liftnähe, meist sogar in völlig abgetrennten und einsamen Tälern; es gibt keine Modellierung, die Pisten folgen mit Kuppen und Kurven dem natürlich vorgegebenen Verlauf. Kurzum: Saint-Luc-Chandolin steht, wie auch der Rest des Val d'Anniviers, ganz oben in meiner Prioritätenliste. Ein Wiedersehen ist vorprogrammiert, dann auch inklusive der Piste de Prilet.


Link zum Video

Am Abend beratschlagen wir, wo es am nächsten Tag hingehen soll. Ein Blick ins Internet offenbart, dass in den Quatre Vallées sämtliche Anlagen geöffnet sind, bis auf die Skiroute ins Val d'Arby sind auch alle Pisten mit grünen Punkten versehen - auch der sonst so oft geschlossene Mont Gélé, einer der Hauptgründe unseres geplanten Besuchs. Wir entscheiden uns, entgegen dem ursprünglichen Plan, nach Crans-Montana zu fahren, dazu, am kommenden Tag definitiv den Quatre Vallées einen Besuch abzustatten. Über die Wetteraussichten brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Bis zu unserer Abreise scheint strahlender Sonnenschein gesichert zu sein.

Fortsetzung folgt...
Reportagen und Reiseberichte auf www.enviadi.com
Benutzeravatar
Schöditaz
Sesselbahn Prodkamm
Beiträge: 823
Registriert: Do, 12.08.2010, 14:35
Lieblingshersteller: von Roll
Wohnort: Davos

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von Schöditaz »

Sehr schöner Bericht, Danke Dir! Das Gebiet scheint ja echt sehr weitläufig zu sein! Ich habe bis jetzt immer nur gedacht, St. Luc sei so ein Hang mit ein paar Poma- Liften und dieser Müller/ Rowema- Sesselbahn.
Felix hat geschrieben:Kurve Nummer drei direkt nach dem Steilhang ist aufgrund der unruhigen Seilführund
Felix hat geschrieben:ja, so stelle ich mir einen richten Poma-Skilift vor!
Zwei Fehler in einem Bericht, das hätte ich jetzt nie von dir erwartet :nein:
Ach, nur Spass, ich sollte eigentlich auch mal vor der eigenen Haustüre wischen... :roll:
Benutzeravatar
salvi11
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1342
Registriert: Mi, 16.09.2009, 15:11
Lieblingsseilbahn: alt und klapprig
Wohnort: Diemtigtal
Kontaktdaten:

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von salvi11 »

Un grand paradis de M. Jean Pomagalski!


Nein, nein, nei, wieso bin ich noch nie nach St. Luc gefahren :nein: Ich schaute mir erst die Bilder an und muss sagen, mir fehlen die Worte. Ich kann nichts dazu sagen ausser,...

...Poma, Leitner, Müller, Bühler, dann überall Kurven, ein Dreiecks-Poma, 3-SBF von GMD restauriert, genial abgelegene Pisten, einfach alles was mein Ski - und Seilbahnerherz höher schlagen lässt.
Was jetzt noch fehlt ist eine Fachwerktalstation von Poma, dann wäre das Fass überloffen und ich wäre nur noch dort oben.

Nächste Saison, (aber jetzt wirklich!) muss ich dahin :!:

Felix hat geschrieben:Kurve Nummer drei direkt nach dem Steilhang ist aufgrund der unruhigen Seilführund bedingt durch die Ablenkung nach innen zwar die unangenehmste Passage, stellt aber doch die enorme Flexibilität eines Poma-Skilifts verglichen mit dem System Constam in eindrucksvoller Weise dar. Hier muss man sich die folgende Abfahrt noch mühsam erarbeiten und bekommt sie nicht wie anderswo all-inclusive auf dem Silbertablett serviert - gerne mehr davon!
Flexibel sind die Stangenschlepper schon aber,
bei diesen Stangenschleppern ist halt die Abnützung der Verschleissteile viel grösser als beim Constam-System. Alles schleift über das Andere, Metall auf Kunstoff bei den Stützen und erst der Kuppelvorgang bei dem es Metall auf Metall geht.


Felix hat geschrieben:Der defekte Skilift La Tsa Ecole.
Ja schau ihn dir mal an, das kann nur im Traum von M. Pomagalski funktionieren. Ich liebe diese Dinger einfach! :D
Nein auch hier bei einem Fixen Modell, die Abnützung ist viel grösser.



Und ich hab noch nicht alles gelesen :wink:
intermezzo
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1389
Registriert: Do, 14.01.2010, 14:48

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von intermezzo »

Wie gewohnt einfach ein schöner und packender Bericht.

Chandolin/St. Luc: Ja, dieses Gebiet ist grandios. Es ist zwar schon sehr lange her, seit ich das letzte Mal dort war (war ein paar Male Anfang der 90er-Jahre dort) - aber ich habe mir seither immer wieder geschworen, dass ich unbedingt wieder mal dorthin fahren muss. Denn: In meiner Erinnerung gehört dieses Skigebiet zum Top-Favoritenkreis; nicht nur der Stangenschlepper wegen, sondern auch, weil mir die genial trassierten Waldabfahrten ungemein gut gefallen hatten.

Schön, dass es auch 20 Jahre danach nicht völlig anders aussieht.

Nächsten Winter fahre ich garantiert wieder mal ins Anniviers. Das steht nach der Lektüre Deines Berichts fest.
Benutzeravatar
salvi11
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1342
Registriert: Mi, 16.09.2009, 15:11
Lieblingsseilbahn: alt und klapprig
Wohnort: Diemtigtal
Kontaktdaten:

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von salvi11 »

So, jetzt hab ich alles gelesen. Das muss ich aber noch loswerden.

Felix hat geschrieben: Wir machen uns ein weiteres Mal in den spannendsten Teil des Gebiets, den Südsektor, auf: hier im Schlepplift Col des Ombrintzes mit der Aufteilung in die Dreiecksseilführung.
Wenn hier nur eine Baco-Kurve stehen würde :wink:
Benutzeravatar
Königsspitze
Sesselbahn Trais Fluors
Beiträge: 650
Registriert: Do, 11.01.2007, 19:31
Lieblingsseilbahn: MGD-10 Ried-Gipfel - Kronplatz
Lieblingshersteller: Leitner

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von Königsspitze »

Danke für den Bericht.

Mich hatte das Gebiet auch sehr gefallen (Zinal-Grimnentz zusammen sind für mich immer noch besser) aber zwei-drei kuppelbaren Bahnen würden dem Gebiet überhaupt nicht schaden !

KSB6 Tignousa (Mit Kindersicherung)
KSB4 Col de L'Ombrintze
Benutzeravatar
salvi11
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1342
Registriert: Mi, 16.09.2009, 15:11
Lieblingsseilbahn: alt und klapprig
Wohnort: Diemtigtal
Kontaktdaten:

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von salvi11 »

Königsspitze hat geschrieben:aber zwei-drei kuppelbaren Bahnen würden dem Gebiet überhaupt nicht schaden !

KSB6 Tignousa (Mit Kindersicherung)
KSB4 Col de L'Ombrintze
Nichts da, so lassen sein bitte! Wir wollen kein Walliser Servaus-Fiss-Ladis daraus machen.
Benutzeravatar
Königsspitze
Sesselbahn Trais Fluors
Beiträge: 650
Registriert: Do, 11.01.2007, 19:31
Lieblingsseilbahn: MGD-10 Ried-Gipfel - Kronplatz
Lieblingshersteller: Leitner

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von Königsspitze »

Vor ein Paar Jahren war mal die Rede einer KSB6 anstatt des Skilifts Forêt. Ob das Projekt noch aktuell ist weiss ich leider nicht.

@salvi11. Kein Serfaus-Fiss-Ladis aber ein zweites Portes du Soleil

Verbindungen zwischen Chandolin (mit Zubringer von Siders) -St-Luc-Zinal-Grimentz-Nax-Vercorin-Evolène-Thyon (4 Vallées) :lol:
Benutzeravatar
Felix
Luftseilbahn Fil de Cassons
Beiträge: 5265
Registriert: Sa, 02.09.2006, 20:06
Lieblingsseilbahn: Klein Matterhorn, Fil de Cassons, Isenau, uvm.
Lieblingshersteller: Von Roll, Brändle, Giovanola
Kontaktdaten:

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von Felix »

Danke euch allen für die positiven Rückmeldungen! :) Und ja, Saint-Luc lässt seilbahntechnisch wirklich keine Wünsche offen!

@ Schöditaz: Sind sicher nicht die einzigen Fehler, so ein Vertipper ist schnell passiert und noch schneller übersehen ;).

@ salvi: Stimmt schon, die Abnutzung ist viel grösser, aber trotzdem hat man mit dem System viel mehr Möglichkeiten. Bei einem Constam-Skilift gibt es mit den aufwendigen Gehängen auch zusätzliche Wartungsarbeit, die bei der Poma-Variante wegfallen. Auch hat es viel weniger Rollen, was die Wartungskosten weiter reduziert - und so ein paar Führungsschienen sind schnell ausgetauscht. Problematisch ist aber der starke Seilverschleiss.

@ intermezzo: Den Besuch kann ich definitiv empfehlen. Ich bin mir sicher, dass das Gebiet auch heute noch voll und ganz Deinen Geschmack trifft!

@ Königsspitze: Am Col des Ombrintzes könnte ich mir einen 4er durchaus vorstellen, das wäre sicher eine sinnvolle Stelle für solch eine Bahn. Der Skilift war stets zu 100% ausgelastet und trotzdem waren die Pisten vollkommen leer. Mehr Förderleistung würden die Abfahrten hier also definitiv vertragen. Einen 6er Forêt oder Tignousa halte ich aber für völlig überdimensioniert. Nicht nur weil dann die Pisten völlig überfüllt wären, sondern weil an einen Anfängerhang einfach ein Schlepplift gehört.
Reportagen und Reiseberichte auf www.enviadi.com
intermezzo
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1389
Registriert: Do, 14.01.2010, 14:48

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von intermezzo »

@Felix:

Ja, das ist beruhigend zu wissen, dass es dort in etwa noch immer so aussieht wie Anfang der 90er-Jahre, insofern tröstet es mich auch ein wenig, dass es nicht so schlimm ist, dass ich damals keine Fotos geknipst hatte. Egal: In der nächsten Saison fahre ich dorthin. Stangenschlepper, die Waldabfahrten und das Panorama: was will man (ich) mehr?
Benutzeravatar
Königsspitze
Sesselbahn Trais Fluors
Beiträge: 650
Registriert: Do, 11.01.2007, 19:31
Lieblingsseilbahn: MGD-10 Ried-Gipfel - Kronplatz
Lieblingshersteller: Leitner

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von Königsspitze »

intermezzo hat geschrieben:@Felix:

Ja, das ist beruhigend zu wissen, dass es dort in etwa noch immer so aussieht wie Anfang der 90er-Jahre, insofern tröstet es mich auch ein wenig, dass es nicht so schlimm ist, dass ich damals keine Fotos geknipst hatte. Egal: In der nächsten Saison fahre ich dorthin. Stangenschlepper, die Waldabfahrten und das Panorama: was will man (ich) mehr?
Schönes Wetter :wink:
Benutzeravatar
Dani
Luftseilbahn Fil de Cassons
Beiträge: 5913
Registriert: Do, 07.09.2006, 16:17
Wohnort: Kriens (Schweiz)
Kontaktdaten:

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von Dani »

Haaaammmer... Ich liebe diese Realitätsverweigerer mit ihren Skiliften im Unterwallis! :D Ich hoffe, das bleibt noch laaaange so... bzw. dass man gar nicht auf die Idee kommt was zu ändern ;)
Bilder von Seilbahnen und Skiliften: www.seilbahnbilder.ch
Benutzeravatar
salvi11
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1342
Registriert: Mi, 16.09.2009, 15:11
Lieblingsseilbahn: alt und klapprig
Wohnort: Diemtigtal
Kontaktdaten:

Re: Saint-Luc • 27. Februar 2012 • sur les hauts de l'Annivi

Beitrag von salvi11 »

Ich grabe den Bericht aus, weil ich gestern in St-Luc - Chandolin einen wunderbaren Skitag erleben durfte. So Quasi 80% der Schweizer Skigebiete können vor diesem den Hut ziehen. Es gehört ganz klar in die Top drei meiner Lieblingsgebiete. Wer bislang nie dort war, ist selber schuld. Auch eine Reise aus dem Bünterland würde sich auf jeden Fall lohnen :wink: Ganz besonders in dieser Saison, denn der KSSL La Forêt wird das letzte mal in Betrieb sein.
Felix hat geschrieben:Nach mehrheitlich flachen Passagen im unteren Teil erreichen wir die Talstation des Skilifts Crêt de la Motte, einer von inzwischen nur noch fünf existenten Schweizer Poma-Skiliften mit fliegender Seilscheibe im Tal. Während der Saison 2006/2007 war er ausser Betrieb und sollte im Anschluss endgültig stillgelegt werden. Nach Protesten seitens der Gäste ist er aber schon in der folgenden Saison wieder in Betrieb gewesen und an diesem Zustand hat sich bis heute nichts geändert - wenn auch ausser uns nun um die Mittagszeit diesen Lift kaum jemand benutzt. Spätestens nach der folgenden Abfahrt wissen wir auch, warum: die meisten Hänge sind äusserst flach und nur durch Schieben zu erreichen. Aus skitechnischer Sicht wäre ein Abbau der Anlage in diesem mit Abstand uninteressantesten Sektor des gesamten Gebiets sicher zu verkraften gewesen, zumal alle Abfahrten auch weiterhin erschlossen gewesen wären. Dennoch, die kurvenreiche Linienführung durch die Hochebene ist aus seilbahntechnischer Sicht ein echtes Schmuckstück.
Leider leider ist er nun wirklich Geschichte. Das Seil wurde entfernt, die Talstation war nicht mehr auszumachen. Lediglich die Stützen und die alte Bergstation stehen noch.Bild
Felix hat geschrieben:Kurzum: Saint-Luc-Chandolin steht, wie auch der Rest des Val d'Anniviers, ganz oben in meiner Prioritätenliste. Ein Wiedersehen ist vorprogrammiert, dann auch inklusive der Piste de Prilet.
Kann ich voll und ganz empfelen diese Piste! Bild
Antworten