Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Winterberichte aus dem Juragebirge und den Kantonen Wallis, Waadt und Freiburg.
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Felix
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Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von Felix »

Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Der Besuch in den Quatre Vallées wäre in Sachen Ersatzplänen der dortigen Giovanola-Kabinenbahn gar nicht mal so dringend gewesen. Der Ersatz der Bahn nach Savoleyres lässt noch mindestens bis 2018 auf sich warten, sodass ich auch noch im kommenden Sommer oder nächsten Winter eine Abschiedsfahrt hätte unternehmen können. In Les Diablerets sieht die Sache anders aus. Schon 2012 sollte die altehrwürdige Télécabine Les Diablerets-Isenau durch einen Neubau ersetzt werden. Die Pläne waren umfangreich. Eine bessere Anbindung an das zweite Skigebiet von Les Diablerets, den Meilleret, sollte durch eine neue Trassierung erfolgen. Durch eine zweite Sektion hätte auch der Col du Pillon und damit der Glacier 3000 angebunden werden sollen. Einsprachen und Finanzierunsprobleme sorgten dafür, dass aus dem Projekt nie Wirklichkeit werden sollte. Stattdessen entschied man sich für die preisgünstigste aller Varianten, einem Ersatz der Bahn auf bestehender Trasse und verschob den Baustart weiter und weiter nach hinten.

Die Konzession der bestehenden Kabinenbahn konnte glücklicherweise mehrmals verlängert werden. Letztmalig mit der Auflage, dass im April 2017 endgültig Schluss ist. Eigentlich - so sah es die Planung vor - sollte daher im Sommer 2017 der Ersatz erfolgen. Doch die Finanzierung konnte bisher nicht gesichert werden, noch immer fehlt eine knappe Million CHF für den Neubau. Zusätzliche Einsprachen sorgen dafür, dass die geplante Eröffnung der neuen Bahn frühestens im Dezember 2018 erfolgen kann. Daher steht Les Diablerets vor dem grossen Problem, dass das Skigebiet Isenau im Winter 2017/2018 überhaupt nicht geöffnet werden kann - mit womöglich weitaus katastrophaleren Folgen als einer einzigen Saison ohne Isenau. Womöglich wird sich auf Isenau nach dem April 2017 nie mehr eine Rolle drehen.

Daher steht für mich völlig ausser Frage, der bestehenden Kabinenbahn noch einmal einen Besuch abzustatten. Immerhin handelt es sich dabei auch nicht um irgendeine Kabinenbahn nach dem Giovanola-System, sondern wohl um eine der schönsten Seilbahnen auf unserem Planeten. Obwohl die Anlage mit Baujahr 1974 die letzte unter dem Namen Giovanola entstandene Kabinenbahn war, kommt sie weit nostalgischer daher als manche ältere Anlage. Grund dafür ist, dass die Bahn die Stützen ihres Vorgängers, einer Anlage mit Zweierkabinen desselben Fabrikats, weiterverwendet. Zudem erfuhr sie bis heute keine nennenswerten Umbauten oder eine Automatisierung. Die Kabinen werden noch immer händisch geöffnet und geschlossen und bewegen sich weitgehend ohne Förderer durch die Stationen. All das sorgt für ein Fahrterlebnis, das in den 70er Jahren noch weit verbreitet war, heute aber sonst nirgendwo auf der Welt mehr erlebt werden kann. Zeitreisen gibt es nicht? Manchmal schon. Und Isenau ist genau eine solche Zeitreise.

Wenn ich nun aber schon einmal vor Ort bin, will ich auch noch in den restlichen Skigebietsteilen von Les Diablerets pflügen. Daher plane ich neben der Fahrt ins Skigebiet Isenau sowohl einen Aufenthalt auf dem Glacier 3000 sowie im Sektor Meilleret und Villars, der ebenfalls noch geöffnet ist. In Villars war ich genau wie auf dem Glacier 3000 vor sechs Jahren schon einmal zum Skifahren. Meilleret war damals allerdings wegen Schneemangels nicht mehr geöffnet, sodass ich diesen Bahnen endlich auch einmal einen Besuch abstatten will.

Auf der Fahrt nach Les Diablerets überlege ich, wo ich als erstes hinfahren soll. Die drei Teilgebiete besitzen zwar einen gemeinsamen Skipass, sind aber nicht per Skipiste miteinander verbunden. Für mich bedeutet das, dass ich zwei Mal das Auto nehmen muss, um zwischen den Sektoren zu wechseln. Eigentlich will ich das eigentliche Ziel der Reise gleich am Morgen "erledigen", entscheide mich dann aber doch dazu, zunächst den Meilleret aufzusuchen. Die Bahn nach Isenau schickt nur bei Bedarf Kabinen auf die Strecke und an diesem frühen Morgen sind ausser mir noch keine Skifahrer eingetroffen. Für bessere Foto- und Videomotive will ich Isenau daher lieber am späteren Vormittag aufsuchen.

Pistenplan Les Diablerets - Villars - Gryon

Der Einstieg in den Sektor Meilleret ist in Form der Sesselbahn Les Vioz-Les Mazots recht schnell gefunden. Erstaunlich ist die Tatsache, dass sich der Parkplatz aber rund fünf Minuten Fussmarsch von der Talstation entfernt befindet. So stapfe ich über eine frisch gedüngte Wiese, ehe ich an der Kasse eine Tageskarte "pour toute la region" löse. Die 48 CHF kommen mir dann gar etwas günstig vor, sodass ich sicherheitshalber nochmal nachfrage, ob denn der Glacier 3000 dort auch enthalten sei. Nein lautet die Antwort, aber die Dame storniert auf meinen Wunsch anstandslos die Karte und stellt mir ein Ticket für 62 CHF aus, das auch den Glacier 3000 beinhaltet. Denn diesen will ich aufgrund seiner hoffentlich guten Schneeverhältnisse am Nachmittag auch noch befahren. Eine folgenschwere Entscheidung, wie sich später noch herausstellen soll.

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Unterwegs in der Sesselbahn Les Vioz-Les Mazots. Die Garaventa-Sesselbahn wird extra für mich in Betrieb genommen, da sonst noch weit und breit kein Skifahrer auszumachen ist.

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Die Anlage ist bereits die dritte auf diesem Streckenabschnitt. Sie ersetzte einen Schlepplift der Firma Städeli, der seinerseits den ersten Schlepplift in Les Diablerets aus dem Jahr 1942 ersetzte - eine Anlage des Skiliftpioniers Sameli-Huber.

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Der Vorgängerschlepplift war deutlich kürzer, die Sesselbahn verlängerte man 1994 bis Les Mazots und stattete sie zudem mit einer einseitigen Zwischenstation auf, in der die Bahn eine leichte Kurve macht. Die talfahrenden Sessel überwinden die Kurve bei voller Geschwindigkeit mit schrägen Rollen. Unterwegs komme ich an der Bergstation des Schlepplifts Jorasse vorbei. Der aus dem Rate-Forum des Alpinforums berühmt gewordene Städeli-Schlepplift ist bereits im Sommerschlaf.

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Nach der Zwischenstation überwindet die Sesselbahn keine nennenswerte Höhendifferenz. Für die olympischen Jugendspiele 2020 soll sie trotz ihres geringen Alters durch eine Kabinenbahn ersetzt werden.

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Angekommen auf Les Mazots fällt der Blick auf die Bergstation des Schlepplifts Ruvine. Unschwer erkennbar handelt es sich auch hierbei um ein Fabrikat aus dem Hause Städeli und ebenso unschwer erkennbar befindet auch er sich bereits wegen Schneemangels im Sommerschlaf.

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Die Besonderheit des Schlepplifts wird jedoch erst auf diesem Foto deutlich - es handelt sich nämlich um einen Dreiecksschlepplift. Das Dreieck wird bereits an der letzten Stütze über schräge Rollen geschlossen, sodass die Bergstation mit ihrer Abspannung ganz konventionell ohne zusätzliche Führungsrollen auskommt.

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Über ein Kunstschneeband erreiche ich die Talstation der Sesselbahn Mi Ruvine-Meilleret. Hierbei handelt es sich um eine mit Baujahr 2002 noch recht neue Garaventa-MCS-Sesselbahn. Sie ersetzte eine fix geklemmte Städeli-Anlage, allerdings auf völlig anderer Trasse.

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Die Trasse verläuft relativ steil durch den Wald. Interessant ist die Tatsache, dass die Bahn - obwohl sie aus der zweiten MCS-Generation stammt - noch die Sessel der ersten Generation besitzt, die sonst eigentlich nur bis 1999 zum Einsatz kamen.

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Schnell ist der mit 1950 Metern höchste Punkt des Skigebiets von Les Diablerets erreicht, der namensgebende Meilleret. Der weitere Weg führt mich durch eine eindrucksvolle und erstaunlich unberührte Landschaft hinab nach Laouissalet. Die einzelnen Nadelbäume und schroffen Felskanten erinnern mich sehr an das Juragebirge.

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Neu auf diese Saison ist die Sesselbahn Conche-Mi Laouissalet. Die Garaventa-Sesselbahn ist eine reine Verbindungsbahn zwischen den Sektoren Meilleret und Villars-Gryon und besitzt keine eigene Abfahrt. Im Hintergrund ist bereits der Chamossaire zu sehen, mein nächstes Zwischenziel am heutigen Tag. Wer genau hinsieht, erkennt auch die Bergstation der Sesselbahn auf dem Petit Chamossaire rechts davon.

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Die Fahrt mit der Sesselbahn ist ein ziemliches Auf und Ab, die abwechsulungsreiche Landschaft macht den Aufenthalt im Sessel aber durchaus interessant. Interessant ist auch, dass die offzielle Talstation der Bahn (Conche) höher liegt als die Bergstation (Mi Laouissalet). Der Grund dürfte vermutlich sein, dass es hinter der Talstation erst einmal bergauf geht und bei der Ausfahrt aus der Bergstation erst einmal bergab. Der Vorgänger, eine fix geklemmte Sesselbahn von Garaventa, hatte seine Talstation übrigens in dem hier sichtbaren Kessel, während die Bergstation genau dort stand, wo die Talstation der heutigen Bahn steht. Kommt noch jemand mit? ;-)

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Ausblick auf eine unberührte Landschaft neben der Sesselbahn. Auch wenn die Verbindungsbahn sehr zweckmässig ist, ist es doch irgendwie schade, dass man es nicht geschafft hat, eine ansprechende Verbindung per Pisten zu realisieren. Die Variante mit der Skiroute vom heute nicht mehr erschlossenen Chaux de Conches war zwar sicher auch alles andere als optimal, aber als zusätzliche Option wäre eine solche Variante sicher auch lohnend. Die Quatre Vallées lassen grüssen!

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Auf der zweiten Streckenhälfte (respektive der ersten, gemessen ab der Talstation) verläuft die Sesselbahn exakt auf der Trasse ihres Vorgängers.

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Das wird auch daran deutlich, dass man die Stützenschäfte der Zweiersesselbahn in diesem Teil weiterverwendet. Die Stützenjoche sind über einen Adapter befestigt.

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Über eine harte, aber schön zu fahrende Waldabfahrt erreiche ich den Lac Noir samt seiner Poma-Sesselbahn auf den Chaux Ronde.

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Klapper, rumpel, schepper, quietsch. Man muss sie einfach lieben, die Poma-Produkte! Dieses hier ersetzte eine der unzähligen fix geklemmten Städeli-Sesselbahnen in der Region.

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Bereits geschlossen ist der Sektor Gryon und damit auch die Verbindungssesselbahn La Rasse-Chaux Ronde. Das hindert sie aber nicht daran, prächtig vor dem Mont Blanc und den Dents du Midi zu posieren. Auch sie ersetzte zwei Städeli-Sesselbahnen auf neuer Trasse.

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Ein Skirennen sorgt dafür, dass ich mich auf einmal mit regelrechten Menschenmassen konfrontiert sehe, als ich meinen Weg zum Col de Bretaye fortsetze. Der Pass stellt die Endstation der Zahnradbahn dar, die sich von Villars aus hier hochschlängelt. Überquert wird sie dabei von der Sesselbahn Chamossaire, der Poma-Schlepplift zum Roc d'Orsay unterquert die Bahn.

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Wie schon bei meinem Besuch vor sechs Jahren ist der Petit Chamossaire bereits weitgehend schneefrei. Damals klappte es nicht mehr mit einer Abschiedsfahrt mit der alten Städeli-Sesselbahn und auch diesmal wird es nichts mit einer Premierenfahrt auf der neuen Anlage von Baco-Poma.

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Eine Premiere ist für mich dafür aber die Fahrt mit der Sesselbahn auf den Grand Chamossaire. Auch sie war vor sechs Jahren mangels Schnee geschlossen. Überhaupt ist erstaunlich, dass diesmal mehr oder weniger genau die Anlagen geöffnet sind, die bei meinem letzten Besuch geschlossen waren und umgekehrt.

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An der Bergstation schnalle ich die Ski kurz ab und steige ein paar Meter zum eigentlichen Gipfel des Chamossaire auf. Belohnt werde ich mit einem eindrucksvollen Panorama, das vom Rhônetal über den südlichen Jura, Leysin, des Col des Mosses, Les Diablerets sowie die Berner und Walliser Alpen bis zum Mont Blanc und die Dents du Midi reicht.

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Mont Blanc.

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Auf einem kleinen Abstecher zum kultigen Poma-Schlepplift Combe d'Orsay komme ich auch an der Kabinenbahn Villars-Roc d'Orsay vorbei. 2006 ersetzte sie eine Anlage der Firma Von-Roll-Habegger mit Giovanola-Klemmen und ist die bis heute letzte gebaute Kabinenbahn von Poma in der Schweiz.

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Wo wir gerade bei Poma sind - natürlich darf auch eine Fahrt mit dem Schlepplift Lac Noir-Morgex nicht fehlen. Wirklich spannend ist die Fahrt mit dem Übungslift aber aus skifahrerischer Sicht nicht wirklich.

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Zurück auf dem Chaux Ronde geniesse ich noch einmal den Ausblick auf den Sektor Gryon und dessen höchsten Punkt Croix des Chaux, bevor ich mich wieder auf den Rückweg nach Les Diablerets mache. Isenau ruft!

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Zurück nach Les Diablerets geht es wiederum mit der neuen Sesselbahn Conche-Mi Laouissalet, diesmal "bergwärts" ...

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... oder auch nicht, je nach Definition ;-)

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Eindeutiger wird die Sache da schon bei der Sesselbahn Laouissalet. Auch diese ist auf diese Saison neu gebaut worden und ersetzt an einem der Paradehänge des Skigebiets einen Schlepplift von Städeli. Eine Sechsersesselbahn wirkt hier völlig überdimensioniert, aber sie passt sich damit perfekt dem Petit Chamossaire an. Wie die Anlage dort stammt auch die Sesselbahn Laouissalet aus dem Hause Baco-Poma. Les Diablerets-Villars-Gryon ist irgendwie der einzige Grund, warum die Firma in der Schweiz überhaupt noch Seilbahnen bauen kann!

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Angekommen auf dem Meilleret.

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Über die beschneite und daher noch geöffnete Talabfahrt setze ich meinen Weg nach Les Diablerets fort. Unterwegs komme ich an der Talstation des Schlepplifts Jorasse vorbei.

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Da die Abfahrt schön zu fahren ist und ich noch recht früh dran bin, entscheide ich mich zu einer Wiederholungsfahrt. Daher geht es mit der Sesselbahn Les Vioz-Les Mazots noch einmal nach oben.

Nach dieser Wiederholungsfahrt schnalle ich die Ski ab und verabschiede mich vom Meilleret. Wie auch schon Gryon und Villars hat mir das Teilgebiet mit seinen zahlreichen abwechslungsreichen Pisten im Wald ausnehmend gut gefallen. Mit dem hochalpinen Skigenuss vom Vortag hat der Meilleret zwar wenig zu tun, vielmehr erinnert das Skigebiet an ein Mittelgebirge - mitten in den Alpen. Aber das ist durchaus ein willkommener Kontrast, zumal sich das Panorama von den Gipfeln des Gebiets wahrlich nicht verstecken muss.

Nur fünf Minuten dauert ist, bis ich das Auto auf dem Parkplatz der Kabinenbahn Les Diablerets-Isenau schon wieder abstelle, die Skischuhe wieder anziehe und mich für den zweiten Teil des Skitags parat mache. Dank der bereits gelösten Tageskarte kann ich über einen separaten Eingang direkt in die Talstation gehen, wo ich sogleich freundlich empfangen werde. Ich erzähle dem Angestellten vom Grund meines Besuchs und wie selbstverständlich lässt er mich auf Nachfrage in der gesamten Station meine Foto- und Videoaufnahmen anfertigen. Das dauert eine ganze Weile, denn mangels Betrieb sind nur so wenige Kabinen im Einsatz, dass es schonmal ein paar Minuten dauert, bis eine Kabine in der Station eintrifft. Aber auch das Klackern der Kettenförderer, die feuerroten Kabinen auf den Abstellgleisen und die Genialität der Einfachheit dieses Kuppelsystems lassen auch während der zwischenzeitlichen Wartezeiten keine Langeweile aufkommen.

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In der Talstation der Kabinenbahn Les Diablerets-Isenau, in der sich die Gewichtsabspannung befindet. Abgesehen von einem Kettenförderer in einem Teil des Kabinenumlaufs erfolgt der Betrieb hier komplett manuell. Soll eine Kabine ans Seil gekuppelt werden, schiebt sie der Angestellte auf die schräge Ebene und die Gravitation sorgt dafür, dass die Kabine auf Seilgeschwindigkeit beschleunigt.

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Einflugschneise und Kabinengarage.

Zehn Minuten später bin ich dann soweit und trete die Bergfahrt nach Isenau an. Ich habe eine der Kabinen mit Holzbänken erwischt, viele besitzen auch Schalensitze aus rotem Plastik. Zwischen unzähligen Chalets geht es gemächlich in die Höhe. Im Gegensatz zu Verbier hat man hier noch eine Schneise für die Talabfahrt freigelassen, mangels Schnee ist diese aber schon lange nicht mehr befahrbar. Das stört mich nicht wirklich, denn so wird es nachher auch noch eine Talfahrt mit der Télécabine geben.

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Unterwegs im mittleren Streckendrittel. Auch wenn mir die Giovanola-Fachwerkstützen ja optisch besser gefallen, ist es einfach so genial, dass man hier die typisch grünen Ur-Stützen aus den 50er Jahren noch erleben kann.

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Willkommen in den 50er Jahren! Nostalgie pur auf dem Weg nach Isenau.

Angekommen in der Bergstation umrunde ich den Stationsumlauf in der Kabine, ehe mir der Angestellte die Tür öffnet und mich freundlich willkommen heisst. Natürlich verlasse ich die Station aber nicht gleich, sondern erzähle auch ihm von meinen Foto- und Videoplänen. Er lässt mich daraufhin nicht nur in der gesamten Station herumturnen, sondern bietet mir sogar an, für das Video extra Kabinen auf die Strecke zu schicken. Es sei ja so wenig los, das würde sich auf dem Video daher doch gut machen. Ich solle einfach winken, wenn ich eine Kabine "brauche". Ja, wo gibt's denn so etwas? :D Auch als ich später vor der Bergstation noch ein paar Aufnahmen mache, schickt er mir auf Abruf ein paar leere Kabinen auf die Strecke. An dieser Stelle noch einmal tausend Dank!

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In der Bergstation mit ihrem Giovanola-typisch lauten Antrieb.

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Alle Kabinen sind unterdessen mit Aufklebern versehen, die zur Unterstützung des Neubaus aufrufen. Klar, eine neue Bahn ist besser als gar keine, aber warum man dieses Schmuckstück nicht einfach unter Denkmalschutz stellen und mit entsprechender Wartung noch viele Jahrzehnte weiterbetreiben kann, das werde ich nie nachvollziehen können. Anderswo funktioniert es ja auch.

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Standardfoto mit dem markanten Schneeband vom Meilleret im Hintergrund.

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Noch ist es mit der Nostalgie nicht vorbei. Passend zur historischen Kabinenbahn geht es im Anschluss mit einem waschechten Müller-Kurzbügelschlepplift aus dem Jahr 1968 weiter nach oben. Das Unglaubliche: das hier war damals bereits die dritte Anlage auf dieser Strecke! Gemeinsam mit der ersten Kabinenbahn baute Giovanola 1953 hier einen seiner seltenen kuppelbaren Stangenschlepplifte, der aber schon 1960 durch ein Exemplar von Baco ersetzt wurde. Dieser hatte ein ähnlich kurzes Leben, als er nach acht Jahren durch den heute noch bestehenden Müller-Schlepplift ersetzt wurde.

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Prächtiger Ausblick auf den Schlepplift Isenau und die Waadtländer Alpen.

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Zum hhöchsten Punkt des Skigebiets führt mich der Schlepplift Floriettaz. Seit 1962 ist er in Betrieb, wurde aber seither Poma-typisch mehrmals umgebaut. Die Talstation dürfte aus den 80er Jahren sein, die Stützen teilweise auch.

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Ausblick von der Bergstation auf Les Diablerets und mittig das Oldenhorn, seines Zeichens mitten im Skigebiet des Glacier des Diablerets, meinem nachmittäglichem Ziel.

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Da ich das Skigebiet Isenau schon von meinem Besuch vor sechs Jahren recht gut kenne, halte ich mich nicht allzu lange auf. Bis zum Gletscher ist es noch ein weiter Weg und zu Mittag gegessen habe ich auch noch nichts. Daher trete ich mit dem neuesten Lift im Skigebiet, dem Schlepplift Palette, den Rückweg zur Kabinenbahn an.

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Unterwegs komme ich an der Bergstation des geschlossenen Schlepplifts Ayerne vorbei. Auch dieser ist bereits der dritte auf dieser Strecke und folgte auf Anlagen von Oehler und Baco.

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1993 kam als Übungslift der kurze Schlepplift Crua hinzu. Für eine Fahrt mit diesem fix geklemmten Poma-Stangenschlepplift kann ich mich aber nicht wirklich motivieren.

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Stattdessen geniesse ich auf der Talfahrt mit der Télécabine noch einmal das Nostalgie-Gefühl. Anders als in Verbier weiss ich hier ziemlich sicher, dass ich diese Fahrt nicht mehr werde wiederholen können. Ein ganz grosses Kapitel Schweizer Seilbahngeschichte findet hier sein Ende!

An der Talstation angekommen heisst es erneut Ski und Zubehör im Auto verstauen. Ich verlasse den Parkplatz in Richtung Ortszentrum von Les Diablerets und finde mich kurz darauf bereits auf der Passstrasse zum Col du Pillon. Eine Viertelstunde später treffe ich auf dem besagten Pass ein, wo ich zu meiner Überraschung feststellen muss, dass der Parkplatz völlig überfüllt ist. Hier sind sie also alle, die anderen Skifahrer, die ich bislang vergeblich gesucht habe! Wie erhofft sind aber die ersten Frühaufsteher schon wieder abgezogen, sodass ich recht schnell eine Lücke unweit der Talstation der Luftseilbahn zur Cabane des Diablerets finde.

Dass man hier ein Skigebiet aufgebaut hat, das will einem im ersten Moment nicht wirklich einleuchten. Skipistentaugliches Gelände sucht man hier auf den ersten Blick vergeblich - und der Eindruck täuscht nicht. Denn gemessen an der Zahl der Seilbahnen gibt es wirklich erstaunlich wenige Abfahrten. Zwischen 1963 und 1964 erschloss man den Glacier de Tsanfleuron mit einer Kabinenbahn vom Col du Pillon nach Pierres Pointes und von dort mit der damals steilsten öffentlichen Pendelbahn zur Cabane des Diablerets. Eine zweite Achse entstand in Form zweier Luftseilbahnen von Reusch über die Oldenalp zur Cabane. Als letzte Sektion folgte eine stützenlose Pendelbahn zum eigentlichen Gletscher in knapp 3000 Metern Höhe. Die Anzahl der Abfahrten beschränkte sich auf deren vier. Je eine steile Talabfahrt nach Reusch und zum Col du Pillon, eine Piste zur Oldenalp sowie als Attraktion der ganzen Erschliessung die lange, abgelegene Abfahrt über den Gletscher am Oldenhorn vorbei hinab zur Oldenalp. Als Rückbringer ohne eigene Piste zur Oldenegg wurde für diese Piste eigens noch eine Einersesselbahn der Firma Habegger erstellt.

Die erste Beschäftigungsanlage auf dem Gletscher entstand erst in den 70er Jahren und wurde ein Jahrzehnt später durch weitere Schlepplifte ergänzt. Unter anderem erstellte die Firma Poma auch einen kurzen - selbstverständlich steilen - Schlepplift auf der Oldenalp. Nachdem sich während gut eines Jahrzehnts nichts an der bestehenden Infrastruktur änderte, kam es Ende der 90er Jahre zu einer weiteren kuriosen Entscheidung. Abgesehen von den Gletscherschleppliften ersetzte man innert drei Jahren alle bestehenden Seilbahnen. Angefangen mit der Luftseilbahn zur Oldenegg, im Jahr darauf die Anlagen von der Oldenalp zur Cabane und wiederum ein Jahr später die Anlagen zwischen dem Col du Pillon und dem Gletscher, wo zudem noch eine Sesselbahn ersetzt wurde. Da man eine direkte Verbindung vom Pass zur Cabane des Diablerets wählte, fiel die steile und ohnehin selten geöffnete Piste von Pierres Pointes zum Col du Pillon weg.

Womit man scheinbar nicht rechnete war die Tatsache, dass wegen der neuen Bahnen nun nicht plötzlich doppelt so viele Gäste wie vorher den Gletscher aufsuchen würden. Das Bauvorhaben stürzte die Betreibergesellschaft in eine finanzielle Krise, die erst zehn Jahre später halbwegs überwunden werden konnte. Kein Mensch würde wahrscheinlich heute noch auf die Idee kommen, an dieser Stelle ein Skigebiet zu eröffnen. Und gerade deshalb ist der Glacier des Diablerets wohl eines der kuriosesten Skigebiete der Welt.

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Unterwegs in der Luftseilbahn vom Col du Pillon zur Cabane des Diablerets. Auffallend ist der gut gefüllte Parkplatz. Wer genau hinsieht, erkennt hinter der heutigen Talstation das Gebäude der Vorgängerbahn. Eine Kabinenbahn - wie sollte es auch anders sein - aus dem Hause Giovanola.

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Ein kurzer Sprung und schon befinde ich mich in der zweiten Sektion zum Glacier des Diablerets. Dass es sich hierbei um völlig skiuntaugliches Gelände handelt, wird bei diesem Ausblick erstmals deutlich.

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Beim Panorama auf den Gletscher sieht es schon etwas besser aus. Im Vordergrund die Sesselbahn Scex Rouge, die wie die beiden Luftseilbahnen aus dem Hause Doppelmayr stammt. Nun, genau genommen stammt nur die Sesselbahn aus Wolfurt. Bei den Luftseilbahnen handelt es sich um Seilbahntechnik aus Thun, wenngleich sie erst nach der Übernahme der Von Rollschen Seilbahnsparte durch Doppelmayr gebaut wurden.

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Ursprünglich wurde die Sesselbahn mit ihrer höhenverstellbaren Talstation als Rückbringer für Skifahrer vom Gletscher zur Luftseilbahn gebaut, sie wird aber inzwischen hauptsächlich von asiatischen Fussgängern genutzt. Daraus resultiert eine maximale Fahrgeschwindigkeit von 1,8 m/s, die allerdings so gut wie nie erreicht wird, weil die Anlage ständig die Geschwindigkeit reduziert oder komplett anhält. Um die Katastrophe komplett zu machen, verpasste man der Sesselbahn den Namen "Ice Express".

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Die Bergfahrt kostet mich eine geschlagene Viertelstunde. Da war ja die Sesselbahn Prarion in Nendaz am Vortag die reinste Rakete!

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Blick zum Alpine Coaster und zur Bergstation der Luftseilbahn im Design des Architekten Mario Botta. Der Leser möge sich seine Meinung dazu selbst bilden.

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Damit nun aber endlich zu den Schleppliften auf dem Gletscher. Als erstes suche ich den mit Baujahr 1971 ältesten der drei Anlagen, den Schlepplift Dôme auf. Die originalen Kurzbügel, die der Von-Roll-Schlepplift bei meinem letzten Besuch noch besass, hat man unterdessen leider ersetzt.

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Schlepplift Dôme mit phänomenalem Ausblick.

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Auch der Ausblick auf die Walliser Alpen kann sich sehen lassen. Unschwer erkennbar sind auch die weissen Kunstschneebänder in Veysonnaz und Nendaz.

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Piste de l'Ours, Veysonnaz und ein nicht ganz unbekannter Berggipfel aus ungewohnter Perspektive am Horizont.

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1983 erweiterte man das Angebot auf dem Gletscher um den Schlepplift Quille du Diable. Auch hierbei handelt es sich um eine Von-Roll-Konstruktion, die heute aber nicht mehr auf Gletschereis steht.

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Der Schlepplift Quille du Diable in der Komplettansicht. Eine Abfahrt sowie eine unpräparierte Skiroute erschliesst er und ist damit im Gegensatz zu den restlichen überaus flachen Hängen auf dem Gletscher eine willkommene Abwechslung. Das Panorama ist eine Augenweide!

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Zurück kehre ich wieder mit dem Schlepplift Tsanfleuron. Er trägt mit Baujahr 1993 den Namen des Gletschers, auf dem er sich befindet. Als mit Abstand längster der drei Schlepplifte bedient er eine sehr flache Piste, ist aber vor allem ein komfortabler Rückbringer von der Quille du Diable ins restliche Skigebiet. Vor dem Bau war die Rückkehr eine rechte Schieberei.

Nachdem ich meine Foto- und Filmaufnahmen an den Gletscherschleppliften abgeschlossen habe, mache ich mich auf zum unbestrittenen Höhepunkt des Skigebiets am Glacier 3000 - der Oldenpiste. Über einen langen Ziehweg über den riesigen Gletscher entferne ich mich immer weiter von den Schleppliften, bis ich schliesslich den Oldensattel erreiche. Von hier liegt mir die steile und variantenreiche 900-Höhenmeterabfahrt zu Füssen. Ganz am Ende ist ganz klein die Oldenalp zu erkennen. Abgesehen von der Talabfahrt nach Reusch der tiefste Punkt des Skigebiets und eine Sackgasse. Von hier geht es nur mit der kurzen Sesselbahn Oldenegg wieder zurück.

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Serpentinen zum Einstieg in die Oldenpiste.

Es ist eine Abfahrt zum Geniessen, ehe ich fünf Minuten später die Oldenalp und mit ihr einen kleinen Imbiss erreiche. Inzwischen ist es 14.40 Uhr, sodass ich endlich einmal meine Mittagspause einlegen will. Die letzte Fahrt zum Gletscher geht um 15.50 Uhr ab der Cabane, da sollte also noch genug Zeit sein - wenngleich ich nach Möglichkeit etwas früher oben sein möchte, um das Panorama von oben noch zu geniessen und anschliessend die Oldenpiste noch einmal zu fahren.

Im ersten Moment will ich auf französisch bestellen, doch dann fällt mir wieder ein, dass ich mich hier ja in der Deutschschweiz befinde. Letztlich ist es aber völlig egal, denn der Typ an der Theke spricht ausschliesslich englisch :lol:. Hier hat man sich dem aus Gstaad eingeflogenen Nerz schon voll und ganz angepasst! Wie auch immer, die Bratwurst schmeckt jedenfalls gut und ist eine willkommene Stärkung. Nach einer halben Stunde breche ich daher guten Mutes zu einer erneuten Fahrt auf den Glacier auf.

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Die Talstation der Sesselbahn Oldenalp-Oldenegg. Mit ihren kurzen Stationen besitzt sie einen regelrechten Katapultstart.

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Ein kurzer Steilhang und schon ist die Oldenegg in Sichtweite. Dass man hier eine kuppelbare Sesselbahn hingestellt hat, ist ein ziemlicher Luxus. Schade ist dagegen, dass es den Poma-Schlepplift nicht mehr für Wiederholungsfahrten gibt.

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Gleich darauf besteige ich die Sesselbahn Oldenegg-Cabane des Diablerets. Wie am Namen leicht erkennbar führt mich diese Fahrt wieder in die Romandie.

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Im Gegensatz zur Sesselbahn an der Oldenalp besitzt diese auch eine eigene Abfahrt. Diese lasse ich aber zunächst einmal aus, da ich es andernfalls nicht mehr auf den Gletscher schaffen würde. Die Sesselbahn fährt bis 16.30 Uhr - da sollte sich eine Wiederholungsfahrt später also noch ausgehen.

Gerade noch eben so erwische ich die 15.30-Uhr-Fahrt auf den Gletscher. Das gibt mir die Möglichkeit, dem sogenannten Skywalk noch einen kurzen Besuch abzustatten. Eine Brücke führt hier in luftiger Höhe von der Bergstation zu einem nahegelegenen Nebengipfel des Scex Rouge, von dem aus das Panorama noch einmal eine Nummer besser ist als von der Bergstation der Luftseilbahn.

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Unzählige Treppenstufen später erreiche ich den Skywalk - zweifelsohne eine interessante Konstruktion.

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Das Panorama von hier oben ist den anstregenden Aufstieg mehr als wert. Hier der Ausblick auf Les Diablerets in Richtung Genfer See und Juragebirge.

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Auch nach Nordosten kann sich die Aussicht mit Blick auf die Berner Alpen sehen lassen.

Ziemlich genau um 15.50 Uhr schnalle ich die Ski an der Bergstation der Luftseilbahn wieder an, um noch ein zweites Mal über die Oldenpiste hinabzufahren. Der letzte empfohlene Aufbruch hier oben ist um 16 Uhr, damit die letzte Bergfahrt von der Oldenalp um 16.15 Uhr noch erreicht werden kann - genug Zeit also für eine gemütliche Abfahrt. So geniesse ich noch ein letztes Mal den Blick auf die Walliser Alpen von Grand Combin bis zum Bietschhorn, das ich mir morgen noch aus der Nähe ansehen will. Mangels Alternativen im Unterwallis habe ich mich dazu entschlossen, noch einmal mit den beiden Anlagen auf der Lauchernalp zu fahren, die im Sommer ersetzt werden, und anschliessend durch den Lötschberg die Heimfahrt anzutreten.

Am Oldensattel angelangt lege ich noch einmal eine kurze Fotopause ein, ehe ich den ersten steilen Hang in Angriff nehme. Der Schnee ist nach wie vor herrlich pulvrig, einige Abfahrtsvarianten sind aber wegen Lawinengefahr bereits gesperrt. So bleibt mir nicht viel Auswahl und ich ziehe meine Spuren durch den im unteren Teil weicher werdenden Schnee, als die Oldenalp immer grösser wird.

Dann, kurz vor dem letzten Steilhang, passiert es. Eine kurze Unachtsamkeit und ich verkante mit dem rechten Ski in einem Sulzbuckel. Innert Bruchteilen einer Sekunde wirbelt es mich herum und ich schlage rückwärts mit dem Kopf voran auf der Piste auf. Als ich zum Stehen komme, ringe ich nach Luft. Es dauert einen Moment, bis ich in der Lage bin, mich wieder aufzurichten. Ein anderer Skifahrer sammelt meine weit verstreuten Habseligkeiten ein und fragt mich, ob alles in Ordnung sei. Ich versichere ihm, dass ich ok sei, woraufhin er seinen Weg ins Tal fortsetzt.

Erst jetzt merke ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich bin etwas benommen, habe Nacken- und Kopfschmerzen. So setze ich mich erst einmal einen Moment an den Pistenrand. Das hilft zumindest, damit ich mich etwas sammeln kann. Allzu dramatisch kommt es mir nicht vor, sodass ich die Ski wieder anschnalle und langsam meinen Weg zur Oldenalp fortsetze. Auf eine Wiederholungsfahrt an der Sesselbahn Oldenegg-Cabane verzichte ich selbstverständlich, um stattdessen mit der Luftseilbahn direkt zum Col du Pillon ins Tal zu fahren.

Inzwischen fühle ich mich wieder halbwegs bei Sinnen und fahre mit dem Auto zurück in meine Unterkunft. Die Kopfschmerzen haben mittlerweile nachgelassen. Dennoch verzichte ich am folgenden Tag auf den Aufenthalt auf der Lauchernalp und fahre stattdessen auf direktem Weg wieder in die Heimat. Nachdem die Probleme dort nicht besser werden, suche ich am folgenden Tag sicherheitshalber einen Arzt auf. Diagnose: Schleudertrauma und Gehirnerschütterung. Die folgenden zwei Wochen liege ich erst einmal mehrheitlich im Bett. Es ist das unrühmliche Ende einer Skisaison, die eigentlich beim nächsten Mal nur besser werden kann. Der Skitag in Les Diablerets wird für mich jedenfalls unvergesslich bleiben - wenn auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.
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Jannik
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Re: Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von Jannik »

Lieber Felix, deine Berichte sind immer so herrlich zum anschauen und durchlesen super Bilder und sehr interessant :super: , eben ein typischer Felix-Bericht :wink: . Ich hoffe dir geht es bald besser, das ist immer sehr blöd wenn bei der letzten Abfahrt noch etwas passiert :cry: .
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Re: Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von TPD »

Der aus dem Rate-Forum des Alpinforums berühmt gewordene Städeli-Schlepplift ist bereits im Sommerschlaf.
Nett ausgedrückt ;) Aus Kostengründen war der Lift in dieser Saison gar nie in Betrieb...
Die Konzession der bestehenden Kabinenbahn konnte glücklicherweise mehrmals verlängert werden. Letztmalig mit der Auflage, dass im April 2017 endgültig Schluss ist. Eigentlich - so sah es die Planung vor - sollte daher im Sommer 2017 der Ersatz erfolgen. Doch die Finanzierung konnte bisher nicht gesichert werden, noch immer fehlt eine knappe Million CHF für den Neubau.
Aufgrund eines Darlehens der Gemeinde Ormont Dessus wäre die Finanzierung gesichert. Jedoch sucht man selbstverständlich weitere Geldgeber um die Gemeindekasse zu entlasten.
Aber man schafft es nicht mehr rechtzeitig das Bewilligungsverfahren (inklusive Abhandlung der Einsprachen) durchzubringen, um noch in diesem Sommer bauen zu können.
Eine Konzessionverlängerung um ein weiteres Jahr wäre theoretisch möglich. Jedoch gemäss Expertise müssten rund 0.5 Mio investiert werden.
Aber es ist unklar woher dieses Geld aufgetrieben werden soll ?
Zudem hält sich die Begeisterung des neuen Betreibers TVGD in Grenzen dieses Fossil weiter zu betreiben. Ihm ist das Haftungsrisiko zu gross.
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Re: Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von Leocat »

Vielen Dank für diesen Bericht. Ich wünsche dir gute Besserung und eine hoffentlich bessere Skisaison 17/18
Mfg Leocat :D :lol:
intermezzo
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Re: Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von intermezzo »

Einmal mehr grosses Kino - wie immer fesselnd geschrieben. Und an dieser Stelle - gute Besserung. Ich kann das gut nachvollziehen, mich hats in dieser Saison auch einmal kräftig hingelegt, wenn auch mit deutlich weniger schlimmen Folgen als bei Dir. Dennoch, sehr unangenehm.
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salvi11
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Re: Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von salvi11 »

Ein Gebiet, das vermutlich in jedem Bericht immer anders aussieht. Danke dafür.
Felix hat geschrieben: Sa, 22.04.2017, 17:14 Bild
Eindeutiger wird die Sache da schon bei der Sesselbahn Laouissalet. Auch diese ist auf diese Saison neu gebaut worden und ersetzt an einem der Paradehänge des Skigebiets einen Schlepplift von Städeli. Eine Sechsersesselbahn wirkt hier völlig überdimensioniert, aber sie passt sich damit perfekt dem Petit Chamossaire an. Wie die Anlage dort stammt auch die Sesselbahn Laouissalet aus dem Hause Baco-Poma. Les Diablerets-Villars-Gryon ist irgendwie der einzige Grund, warum die Firma in der Schweiz überhaupt noch Seilbahnen bauen kann!
Erstaunt bin ich ein bisschen, dass ich irgendwie immer davon ausgegangen bin, dass dort wie bei der Verbindungsbahn eine Doppelmayr Anlage gebaut wird? Hab ich mich da irgendwo verlesen oder geträumt, ich weiss es nicht. Hauptsache die Herstellervielfalt bleibt bestehen.
Nur fünf Minuten dauert ist, bis ich das Auto auf dem Parkplatz der Kabinenbahn Les Diablerets-Isenau schon wieder abstelle, die Skischuhe wieder anziehe und mich für den zweiten Teil des Skitags parat mache. Dank der bereits gelösten Tageskarte kann ich über einen separaten Eingang direkt in die Talstation gehen, wo ich sogleich freundlich empfangen werde. Ich erzähle dem Angestellten vom Grund meines Besuchs und wie selbstverständlich lässt er mich auf Nachfrage in der gesamten Station meine Foto- und Videoaufnahmen anfertigen. Das dauert eine ganze Weile, denn mangels Betrieb sind nur so wenige Kabinen im Einsatz, dass es schonmal ein paar Minuten dauert, bis eine Kabine in der Station eintrifft.
Angekommen in der Bergstation umrunde ich den Stationsumlauf in der Kabine, ehe mir der Angestellte die Tür öffnet und mich freundlich willkommen heisst. Natürlich verlasse ich die Station aber nicht gleich, sondern erzähle auch ihm von meinen Foto- und Videoplänen. Er lässt mich daraufhin nicht nur in der gesamten Station herumturnen, sondern bietet mir sogar an, für das Video extra Kabinen auf die Strecke zu schicken. Es sei ja so wenig los, das würde sich auf dem Video daher doch gut machen. Ich solle einfach winken, wenn ich eine Kabine "brauche". Ja, wo gibt's denn so etwas? :D Auch als ich später vor der Bergstation noch ein paar Aufnahmen mache, schickt er mir auf Abruf ein paar leere Kabinen auf die Strecke. An dieser Stelle noch einmal tausend Dank!
Im Sommer, als ich mit ein par Forenkollegen hier zur Isenau fuhren, machten wir die genau gleichen Erfahrungen! Wir durften fotografieren, filmen und quatschten mit dem Bahnangestellten, welcher sich sogar in Deutsch versuchte und das sehr gut. Schon damals hab ich ihm gesagt, dass ich höchstwahrscheinlich im Winter nochmal vorbeikommen werde, um alleine ungestört ein Video aufnehmen zu können. Im Dezember 2016, noch bevor überhaupt Schnee gefallen war, fuhr ich also zur Bahn in der Hoffnung, er würde mich wieder erkennen. Und tatsächlich, er hatte Schicht bei der Bergstation und erkannte mich sofort wieder. Daraufhin machte ich mich an die Arbeit und er wusste nichts besseres, als mir extra Kabinen auf den Weg zu schicken :) Genialer Typ, besten Dank!

Ich wünsche dir auch noch gute Besserung und eine Unfallfreie nächste Saison! So Atemnöte sind wirklich was ganz ekelhaftes. Auch ich kann ein Liedchen davon singen. Der Sturz selbst war nicht so hart, aber die Felsen neben der Piste. Ironischerweise wars auch bei meinem letzten Skitag, in Grächen, bei der letzten Fahrt mit der Sesselbahn Plattja. Naja, immerhin bleibt mir so die Erinnerung an die letzte Fahrt (mit verd... Rückenschmerzen) noch lange erhalten :wink:
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Re: Les Diablerets • 8. April 2017 • Reise durch Raum und Zeit

Beitrag von Felix »

Danke euch für die Rückmeldungen und die Genesungswünsche! Inzwischen bin ich wieder fit und am überlegen, ob ich nicht doch noch einen Skitag einlegen soll. So kann man die Saison ja irgendwie nicht beenden :lol:.
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