Grimentz - Zinal (Val d'Anniviers) • 8. April 2018

Winterberichte aus dem Juragebirge und den Kantonen Wallis, Waadt und Freiburg.
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Felix
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Grimentz - Zinal (Val d'Anniviers) • 8. April 2018

Beitrag von Felix »

Grimentz - Zinal (Val d'Anniviers) • 8. April 2018

Der Wetterbericht hat Recht. Leider. Anders als gestern Morgen weht die Fahne auf dem Haus gegenüber von meiner Unterkunft in Visp im Wind. Der Föhn ist da und mit ihm ein paar hohe Schleierwolken, die das Rhônetal in ein diffuses Morgenlicht tauchen. Noch ist es früh an diesem Sonntag Morgen. Die Baustelle an der Strasse nach Bürchen, an der in der Nacht zum Samstag im Scheinwerferlicht gearbeitet wurde, ist verwaist. Überhaupt ist Visp völlig ausgestorben, als ich gegen 7 Uhr aufbreche. Lange habe ich überlegt, wo es heute hingehen soll. Risikoabwägungen durchgeführt. Wird der Föhn so stark sein, dass er den Seilbahnbetrieb im Wallis beeinträchtigt? Und wenn ja, in welches Gebiet fährt man dann am besten. Mein Wunschziel wäre Zermatt. Aber noch gibt es keine verlässliche Information, ob dort die Anlagen tatsächlich öffnen werden. Das weiss ich erst lange nachdem ich in Täsch die 95 CHF bezahlt habe. Und ob das Wetter im Laufe des Tages nicht noch schlechter wird, ist ebenfalls fraglich. Es ist einfach zu heikel. So weh es mir in der Seele auch tut.

Daher führt mich der Weg rhôneabwärts in Richtung Siders. Das Val d'Anniviers ist immer einen Besuch wert, lautet die Devise. Auch hier ist mein letzter Aufenthalt mittlerweile sechs Jahre her, in Grimentz und Zinal gar eine Dekade. Damals waren die beiden Skigebiete auf der Westseite des Annivierstals noch nicht miteinander verbunden. Die Piste du Chamois von Zinal nach Grimentz gab es zwar bereits, zurück ging es aber nur im Skibus. Mittlerweile stellt eine Luftseilbahn die Verbindung her - und was für eine! Mit 3,5 Kilometern Länge und knapp 1100 Höhenmetern ist die Bahn sicher eine der beeindruckendsten Neuerschliessungen dieses Jahrtausends. Wunderschön fügen sich die drei Fachwerkstützen in die Landschaft ein, praktisch und bequem ist die Verbindung.

Aber auch aus nostalgischer Sicht sind die beiden Skigebiete immer noch eine Reise wert. Die Infrastruktur ist immer noch recht ursprünglich. In Zinal gibt es nur zwei Sesselbahnen, die meisten Hänge werden noch von Bühler-Schleppliften erschlossen. Und in Grimentz gibt es mit den beiden lengedären Lona-Stangenschleppliften und der uralten Sesselbahn Les Crêts weitere Sahnestückchen. Wie immer ist die grosse Frage, wie lange man diesen Zustand noch so erleben darf. Ersatzpläne liegen in den Schubladen, also Grund genug, nach einer Dekade wieder einmal diese beiden Skigebiete anzusteuern.

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Nach einer guten Stunde rasanter Fahrt erreiche ich über die spektakuläre Zufahrtsstrasse ins Val d'Anniviers die Talstation der Seilbahnen in Grimentz. Die Luftseilbahn nach Sorebois im Skigebiet Zinal macht gerade die erste Kontrollfahrt des Tages. Für den Publikumsverkehr öffnet sie erst um 9 Uhr. So bleibt mir noch genügend Zeit zum Kartenkauf und zum Sondieren der Lage. Glücklicherweise ist das Wetter hier noch besser als in den umliegenden Skigebieten. Kurz überlege ich, ob ich nicht zunächst das Skigebiet von Grimentz abfahren soll. Da ich aber Bedenken habe, dass der Föhn stärker wird, geht es erst einmal mit dieser exponierten Bahn in den Sektor Zinal.

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Pünktlich um 9 Uhr setzt sich die Kabine in der Talstation in Bewegung und der Blick auf das Skigebiet von Grimentz wird frei. Links die Sesselbahn Les Crêts, recht die Sesselbahn Grands Plans und unten als Zubringer die Kabinenbahn Bendolla. Während der Fahrt werfe ich einen kurzen Blick auf den Öffnungsstatus in Zermatt - noch fahren alle Anlagen, aber das Wetter ist deutlich schlechter als hier in Grimentz.

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Zwischen Stütze 1 und 2 begegnet uns die leere Gegenkabine. Kühn ist die Luftseilbahn trassiert, die Stützen sind hoch, die Ausblicke sehenswert. Und ihren Hersteller kann sie aufgrund der typischen Fachwerkstützen nicht verleugnen - es ist eine Konstruktion aus Thun.

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Noch vor den ersten Gästen aus dem Dorf Zinal geht es über jungfräuliche Pisten einmal quer durch das Skigebiet. Unterwegs kreuze ich die Sesselbahn Chiesso und den Schlepplift Combe de Sorebois, die beide noch leer ihre Runden drehen. Im Hintergrund zeugen die Föhnfische vom starken Wind, der über die Gipfel fegt.

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Am Schlepplift Combe Durand bin ich sichtbar nicht der erste Skifahrer heute. Der Von-Roll-Schlepplift ist bereits zu dieser frühen Stunde gut besucht.

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Langsam aber sicher setzt das Treiben auch im restlichen Skigebiet ein. Rechts die Bergstation der Zubringerpendelbahn von Zinal, mittig die Sesselbahn Chiesso und ganz oben die Sesselbahn Corne de Sorebois, die den höchsten Punkt im Skigebiet Zinal erschliesst.

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Die Besonderheit des Schlepplifts Combe Durand wird auf diesem Foto deutlich. Es handelt sich um einen Dreieckslift. Genau genommen besitzt er noch eine weitere Kurve, die mit leicht schräg gestellten Rollen bewältigt wird.

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Ein schönes Seil-Chaos an der Bergstation. Beeindruckend sind vor allem die langen Spannfelder auf der Talseite.

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Über eine recht abgelegene, nett trassierte Piste in Kessellage geht es zur Talstation der Sesselbahn Chiesso. Diesen Bereich habe ich noch von meinem letzten Besuch sehr positiv in Erinnerung und auch diesmal werde ich nicht enttäuscht.

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Die Garaventa-Sesselbahn Chiesso ersetzte 2004 einen Bühler-Schlepplift auf neuer Trasse. Nun führt sie bis zur Bergstation der ehemals zweiten Sektion, dem Schlepplift Combe de Sorebois.

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Selbigen kreuzt die Sesselbahn im oberen Streckendrittel.

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Auch auf Sorebois trudeln nun immer mehr Leute ein. Den kurzen Schlepplift Ecole, ein fix geklemmter Poma-Stangenschlepplift, lasse ich aus. Das ist mir dann doch eine Nummer zu heftig ;) .

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Weiter geht es stattdessen mit dem bereits erwähnten Schlepplift Combe de Sorebois. Dieser muss irgendwann einmal neue Stationen von Von Roll erhalten haben und ist mittlerweile als Übungslift nur noch mit Tellern bestückt. Anfänglich war es ein Bügellift, bei meinem Besuch 2008 war man scheinbar gerade in der Übergangsphase und setzte abwechselnd auf Teller und auf Bügel.

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Kreuzung mit der Sesselbahn Chiesso. Das Wetter wird leider spürbar schlechter und der Wind nimmt zu. Daher will ich so schnell wie möglich nach Grimentz zurück, denn dort warten die technisch spannenderen Anlagen.

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Erst einmal geht es aber noch zu einem anderen Kuriosum. Der Schlepplift Tsarmettaz besitzt als einer der letzten Bühler-Schlepplifte eine Zwirbelkurve. Von Bühler patentiert setzten später zahlreiche andere Hersteller auf diese kompliziert anmutende, aber letztlich doch sehr simple Kurvenkonstruktion für Schlepplifte nach dem System Constam.

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Eine Fahrt schiebe ich dann aber noch mit dem kurzen Schlepplift Remointze ein. Auch dieser stammt von Bühler und dient in erster Linie deutlich sichtbar als weiterer Übungslift auf Sorebois. Seit 2008 hat er zwischenzeitlich neue Stationen von Garaventa erhalten.

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Da die Talabfahrt leider wegen Lawinengefahr geschlossen ist, bleibt mir nur dieses Foto der Habegger-Pendelbahn von Zinal nach Sorebois. Auch bei ihr gab es seit meinem letzten Besuch eine Neuerung - nämlich die Kabinen.

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Den Höhepunkt in Sachen Schleppliften stellt aber eindeutig der Schlepplift Tsarmettaz dar. Ein echtes Relikt aus den 70ern mit sattem Antriebssound, flotter Fahrgeschwindigkeit und ordentlich steiler Trassierung.

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Rechts davon gab es bis etwa 2005 noch einen zusätzlichen kuppelbaren Poma-Stangenschlepplift, der aber leider ersatzlos abgebaut wurde.

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Die Sesselbahn Corne de Sorebois ist die letzte Seilbahn, die ich heute in Zinal fahre. 2002 ersetzte diese Garaventa-Sesselbahn einen Bühler-Schlepplift auf leicht abgeänderter Trasse.

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Auf dieser Länge ist die fix geklemmte Vierersesselbahn gerade noch erträglich, wenngleich mir ein schneller Schlepplift natürlich drei Mal lieber wäre.

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Ein letzter Blick auf Sorebois, bevor ich mich über die Piste du Chamois nach Grimentz hinabstürze.

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Das Skigebiet von Grimentz mit seinen kreuz und quer trassierten Seilbahnanlagen aus der Vogelperspektive. Das sieht schon mal sehr lecker aus!

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Aber auch die Gämsenpiste ist ein einziger Genuss. Im oberen Teil leicht steinig, nach den ersten Schwüngen aber genial zu fahrender Pulver, der hier in die Unendlichkeit zu führen scheint. Der untere Teil ist dann zwar nur noch ein Fahrweg, der sich mit zahlreichen Serpentinen durch den Wald hinabschlängelt. Aber insgesamt ist diese Piste schon eine Wucht. Links am Gegenhang grüsst das Skigebiet von Saint-Luc.

Eine Viertelstunde dauert es von der Bergstation der Sesselbahn Corne de Sorebois, bis ich den Ortsrand von Grimentz erreiche. Anders als die Verbindungsluftseilbahn endet die Piste du Chamois nicht an der Talstation der Kabinenbahn Bendolla. Ein Fussmarsch ist hier unumgänglich und schreit bei den heutigen Temperaturen nicht gerade nach einer Wiederholung. Aber Skifahren ist ja ein Sport, haben sie gesagt.

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Angekommen in der Talstation der Kabinenbahn Grimentz - Bendolla. Unverkennbar handelt es sich um eine Von-Roll-Anlage. 1988 kopierte man die in Frankreich damals so populären Umlaufbahnen mit Stehkabinen und erstellte die erste 10er-Kabinenbahn der Schweiz. Beim Neubau der Luftseilbahn der Sorebois spendierte man auch der Kabinenbahn neue Betriebsmittel. Die neuen Kabinen können nun sogar zwölf Personen fassen.

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Die Strecke ist mit ihren hohen Stützen recht gleichmässig und daher nicht wirklich spektakulär. Zuvor stand hier eine Sesselbahn der Firma Bühler, ihres Zeichens 1967 die erste des Berner Herstellers.

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Die Bergstation ist dafür umso kurioser. Um das Landschaftsbild möglichst wenig zu beeinträchtigen, fahren die Kabinen im Kellergeschoss in die Bergstation ein, wo sich auch der Antrieb der Bahn befindet. Zum Ein- und Ausstiegsbereich, der sich eine Etage höher befindet, werden die Kabinen mit Kettenförderern transportiert. Die gleiche Idee setzte man wenige Jahre später auch in der Talstation der Kabinenbahn von Haute Nendaz auf den Tracouet um. Dort gab es sogar zwei separate Einstiegsbereiche, mittlerweile hat man die Konstruktion aber durch einen Fahrstuhl ersetzt.

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Bevor der Föhn noch weiter zunimmt, will ich nichts dem Zufall überlassen. Aus diesem Grund geht es direkt zum Methusalem der Schweizer Sesselbahnen. 1977 erstellte die Firma Von Roll die Sesselbahn Les Crêts nach Bauweise Bühler und bis heute ist sie absolut original erhalten.

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Zwar gibt es noch einige ältere Sesselbahnen in der Schweiz, aber vermutlich keine, die älter aussieht als diese hier. Speziell die unfassbar unbequemen Sessel sind an Originalität kaum zu überbieten!

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Unterwegs wird der Blick frei auf die Staumauer am Lac de Moiry. Und der Föhn macht sich ebenfalls visuell bemerkbar.

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Eine wirklich wichtige Aufgabe kommt der Sesselbahn Les Crêts nicht zu. Das dürfte vermutlich auch der Grund sein, warum es sie überhaupt noch gibt. Einziger Zweck ist die Verbindung von Bendolla mit den Lona-Schleppliften. Wiederholungsfahrten macht auf der nicht ganz uninteressanten Abfahrt entlang der Sesselbahn fast niemand.

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Speziell auf dem oberen Abschnitt ist die quer zum Hang trassierte Bahn auch einfach zu flach. Ein etwaiger Neubau soll daher auf neuer Trasse zum Stehen kommen. Wo genau, da gehen die Planungen momentan noch auseinander.

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Ersetzt werden sollen im selben Zug jedenfalls die beiden Poma-Stangenschlepplifte Lona 1 und 2. Zwischen 1977 und 1982 handelte es sich dabei um einen einzigen Schlepplift mit 550 Höhenmetern, danach spaltete man ihn in zwei Sektionen auf. Hier im Bild ist die zweite, steilere Sektion.

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Nach einer rasanten Fahrt stehe ich kurz darauf am höchsten Punkt des Skigebiets von Grimentz. Unterhalb der schroffen Becs de Bosson wird eine Seehöhe von 2874 Metern erreicht. An dieser Stelle endet auch der von der anderen Seite des Passes kommende Schlepplift Becs de Bosson.

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Mein Weg führt aber zunächst zum dritten Poma-Schlepplift in Grimentz, der Anlage am Roc d'Orzival. 2006 versetzte man die Talstation für eine bessere Erreichbarkeit, seitdem besitzt der Lift eine zusätzliche Kurve.

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Abgesehen von dem neuen ersten Teilabschnitt ist die Strecke recht flach. Mit seiner gänzlich anderen Hangausrichtung stellt er aber einen erheblichen Mehrwert für das Skigebiet dar. Überhaupt offenbart sich an dieser Stelle, wie abwechslungsreich das Skigebiet von Grimentz doch ist. Seilbahnen führen in allen Himmelsrichtungen den Berg hinauf, sie erschliessen voneinander völlig unabhängige Hochtäler und die Abfahrten lassen sich auf interessante Art und Weise kombinieren. Kein Vergleich zu Zinal, wo sich das Geschehen doch mehr oder weniger immer am selben Hang abspielt.

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Ein paar Schritte sind zu bewältigen, bis sich dieses Panorama vom Roc d'Orzival bietet. Der Blick auf das Rhônetal ist trotz der diesigen Luft sehenswert. Mit Anzère, Crans-Montana und Leukerbad sind auch einige weit entfernte Skigebiete erkennbar.

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Ein Blick hinüber zu den Becs de Bosson mit den beiden Schleppliften und den zahlreichen Pistenvarianten. Schon jetzt ist klar, an einem Tag kann man sie unmöglich alle befahren.

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Über eine interessante Piste erreiche ich die Sesselbahn Grands Plans. 2001 erstellte die Firma Garaventa diese kuppelbare Anlage auf neuer Trasse. Zuvor führte ein Poma-Schlepplift mit Kurve in diesen Bereich.

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Die Sesselbahn stammt noch aus der MCS-Ära und ist Zufluchtsort für alle, die um die Sesselbahn Les Crêts lieber einen grossen Bogen machen. Die Lona-Schlepplifte können stattdessen auch über diese Liftkette rückseitig über die Becs de Bosson erreicht werden.

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Möglich macht das unter anderem die zweite Sektion, eine kuppelbare Sechsersesselbahn, die ebenfalls aus dem Hause Garaventa stammt. Mit Baujahr 2004 handelt es sich aber bereits um eine Anlage nach Bauweise Doppelmayr. Die Piste rechts direkt entlang der Bahn ist als Hauptabfahrt wie üblich übersäht mit Möchtegernrennfahrern. Die zahlreichen Varianten durch die Täler links der Sesselbahn hinab nach Bendolla sind dafür umso genialer. Ein wenig erinnert die Konstellation an das ebenso durchdacht erschlossene Skigebiet von Ovronnaz.

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Die Trassierung der Bahn ist für eine Standardsesselbahn recht abwechslungsreich mit ihren vielen Gefällsbrüchen. Die Bahn ersetzte einen Bühler-Schlepplift aus den 60er Jahren auf leicht verlängerter Trasse. Rechter Hand führt der Schlepplift Roc d'Orzival um mehr als 90 Grad gedreht in die andere Richtung den Berg hinauf.

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Einer der Höhepunkte ist infrastruktureller Hinsicht ist ohne jeden Zweifel der 1969 gebaute Schlepplift Becs de Bosson. Eine bis auf die Bügel original erhaltene Bühler-Anlage aus dem Bilderbuch mit spannender Trassierung und mehr als 400 Höhenmetern. Ohne den rückseitigen Lona-Schlepplift dürfte die Bergstation in den Anfangsjahren ein sehr einsamer Ort gewesen sein. Die rückseitigen Abfahrten bis hinab nach Grimentz noch viel mehr. Aber störend ist der Poma-Schlepplift natürlich keineswegs.

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Ohne viel Schnick-Schnack führt der Lift einsam durch das hier recht breite Hochtal. Dazu mehrere völlig leere Abfahrten - genau so muss es sein!

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Über eine mir bis dato völlig unbekannte Variante durch ein nicht durch Seilbahnen erschlossenes Tal geht es zurück nach Bendolla. Langsam wird der Schnee unangenehm weich, aber der Wind lässt zum Glück wieder etwas nach.

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Eine Fahrt mit dem Übungsschlepplift Marenda muss natürlich sein. Mehr als einmal brauche ich diesen langsamen Poma-Schlepplift dann aber auch wieder nicht.

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Die noch kleinere Variante namens Ecole Bendolla lasse ich wie schon am Morgen in Zinal gleich ganz aus.

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So widme ich mich lieber wieder der Sesselbahn Les Crêts für eine Abschiedsfahrt. Dass sie noch lange steht, darf wie gesagt bezweifelt werden.

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Die Luftseilbahn von Grimentz nach Sorebois schaufelt die Gäste immer noch im Dauerlauf den Berg hinauf. Und inzwischen auch hinab, denn die Piste du Chamois ist seit 14 Uhr wegen Lawinengefahr gesperrt. Ein Glück, dass ich gleich am Morgen nach Zinal aufgebrochen bin.

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Unterwegs fällt der Blick auch auf die verwinkelten Lona-Schlepplifte mit ihren vielen Kurven. Zur Erinnerung: alles, was man hier sieht, war bis 1982 eine zusammenhängende Anlage!

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Früher ging es hier geradeaus weiter, nun zweigt der Schlepplift Lona 1 nach rechts ab.

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Dieser Bereich des Schlepplifts Lona 2 wurde Anfang des Jahrtausends einmal von einer Lawine abgeräumt. Aus diesem Grund finden sich in dem Bereich feuerverzinkte Rohrkonstruktionen und nicht das sonst vorherrschende Grün.

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Schon wieder eine neue Variante fernab jedweder Seilbahn. Was für ein Genuss!

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Nach einem kurzen Zwischenstopp im Bergrestaurant Bendolla kann ich den Anblick noch einmal von der anderen Seite geniessen. Mittlerweile ist der Schnee so weich, dass der Spass am fahren langsam nachlässt. Da ich noch fünf Stunden Autofahrt vor mir habe, muss ich heute auch nicht unbedingt "the last man standing" sein. Eine letzte Runde über die Becs de Bosson möchte aber zum Abschluss meiner Wintersaison noch einlegen.

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Zunächst geht es aber noch einmal zum Roc d'Orzival. Die erste scharfe Rechtskurve übersteht nicht jeder Fahrgast schadlos. Zudem steigen auch viele Besucher des Funparks an dieser Stelle aus, woraufhin die leeren Teller im Schnee schleifen und die sichtbaren Löcher im Trassee hinterlassen. Diese bringen wiederum Skifahrer zum Sturz, woraus noch mehr leere Teller resultieren. Ein Teufelskreis! :D

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Panorama vom Roc d'Orzival auf das Skigebiet von Grimentz. Hinter dem ersten sichtbaren Grat liegt der Sektor Lona, die Verbindung nach Zinal erfolgt über den Gipfel im linken Bilddrittel. Aus dieser Perspektive wird einem die Weite des Skigebiets erst so richtig bewusst.

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Auch der Glacier 3000 taucht am Horizont auf. Auf den Tag genau vor einem Jahr musste ich dort nach einem Sturz meine Skisaison beenden. Die Nachwirkungen spüre ich noch immer, aber heute soll die Saison definitiv ein besseres Ende finden.

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Über die Piste de Lona will ich nun 1400 Höhenmeter am Stück bis nach Grimentz hinabfahren. Doch ich kann es einfach nicht lassen und lege nochmals eine Wiederholungsfahrt an den beiden Sektionen Poma-Schlepplift ein.

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Während der Bergfahrt vernehme ich urplötzlich einen Knall und eine immense Druckwelle. Poah, was war das? Der Grund ist schnell ausgemacht. Ein eifriger Patrouilleur hat zwei Lawinen gesprengt und begutachtet sein Werk nun von oben. Die am rechten Bildrand stehende Gruppe Skifahrer darf die Piste kurz darauf wieder befahren.

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Nun geht es aber endgültig zurück ins Tal. Die Piste de Lona konnte ich bei meinem letzten Besuch wegen Schneemangels nicht befahren. Die Premiere wird aber sicher nicht die letzte Fahrt auf dieser Piste gewesen sein. Trotz des weichen Schnees und der tiefen Buckel ist die Abfahrt ein Genuss. Mir gefällt sie sogar noch besser als die Piste du Chamois.

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Die letzten Meter auf der Hauptabfahrt ins Tal sind dann eher ein Krampf. Aber gut, diesmal kann ich die Saison wenigstens ohne Blessuren beenden.

Durchgeschwitzt erreiche ich nach kurzem Fussmarsch das Auto wieder und starte in Richtung Heimat. Der Ausflug ins Val d'Anniviers war nun wahrlich völlig ungeplant, aber dafür umso lohnender. Nach zehn Jahren wieder einmal Grimentz und Zinal zu besuchen, war eine goldrichtige Entscheidung. Zwar hatte ich die beiden damals noch nicht verbundenen Skigebiete stets in guter Erinnerung, aber bei weitem nicht so positiv wie das Non-Plus-Ultra-Skigebiet auf der gegenüberliegenden Talseite in Saint-Luc. Ein wenig zu Unrecht, zumindest was Grimentz anbelangt. Zinal konnte mich auch diesmal wieder nicht wirklich überzeugen. Zwar sind die Tiefblicke imposant und die Pisten abwechslungsreich, aber es spielt sich eben letztlich doch irgendwo alles am selben Hang ab. Positive Ausnahme ist der Schlepplift Combe Durand, speziell mit seiner abgelegenen Abfahrt nach Chiesso.

Der Höhepunkt schlechthin ist natürlich die Piste du Chamois, keine Frage. Aber diese Abfahrt macht man trotz ihrer Klasse vermutlich nur ein Mal am Tag, weil der erforderliche Fussmarsch an ihrem Ende einfach zu umständlich ist. Grimentz spielt da in einer anderen Kategorie. Sowohl in Sachen Seilbahnen, aber auch bei den Pisten. Grimentz ist Saint-Luc absolut ebenbürtig - und das will etwas heissen, denn Saint-Luc zählt nicht nur innerhalb des Wallis' zu meinen Allzeitfavoriten. Die zahllosen Kombinationsmöglichkeiten bei den Abfahrten, die Seilbahnen in alle erdenklichen Richtungen, die abgelegenen Pisten durch einsame Täler. Hier stimmt einfach alles. Und genau aus diesem Grund bleibt das Val d'Anniviers einmal mehr als eine der schönsten Skiregionen des Wallis', der Schweiz und der gesamten Alpen in Erinnerung.
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