Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Winterberichte aus dem Berner Oberland und dem Berner Mittelland.
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Felix
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Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Felix »

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Viel verrückter als für einen Tag in ein 400 Kilometer entferntes Skigebiet zu fahren geht es wohl kaum noch, wird sich mancher Leser des Moléson-Berichts gedacht haben... Aber: es geht noch verrückter. Nämlich an diesem einen Tag noch in ein zweites Skigebiet zu fahren.

Gut eine Stunde nach Aufbrechen in Moléson-Village erreichen wir die Talstation der Eggli-Bahn in Gstaad. Doch was zieht es uns in diese Chalet-Hochburg? Genaugenommen herzlich wenig. Denn ansich geht es genau genommen nämlich um eine Bahn, die doch gute drei Kilometer von Gstaad entfernt liegt: Die Kabinenbahn Rougemont-Quoquaire-Videmanette.

Eine kurze Rückblende: 2006 stand ich Mitte Juli bereits einmal an der Talstation der besagten Bahn. Normalerweise im Sommer geöffnet, erhoffte ich mir damals eine spektakuläre Berg- und Talfahrt mit dieser Kabinenbahn der Firma Müller, ein moderneres Exemplar aus den 80ern, nachdem der Vorgänger aus den 50ern saniert worden war. Doch es kam anders als geplant. Die Bahn war wegen Revisionsarbeiten den gesamten Sommer über nicht in Betrieb, der einzige Hinweis dafür fand sich an der Talstation jener Bahn. Weder im Internet noch sonst irgendwo in oder um Gstaad gab es Hinweise auf die Betriebsstilllegung in jenem Sommer. Halb so wild, die Bahn würde ja noch ein paar Jährchen fahren.

Doch Mitte Januar 2010 dann die beunruhigende Nachricht: Nach einem Kabinenabsturz aufgrund menschlichem Versagen wird die Bahn auf unbestimmte Zeit ausser Betrieb gesetzt. Im Februar schliesslich kommt der endgültige Entscheid der Bergbahnen: Eine Sanierung der Bahn scheidet aus Kostengründen aus, sodass im Sommer 2010 die vorletzte Müller-Kabinenbahn der Schweiz einem Neubau weichen muss. Keine Frage - diese Bahn musste ich einfach zumindest einmal noch von oben ablichten, wenn ich sie denn schon nicht fahren kann.



•• Die Skiregion

Pistenplan Region Gstaad

Der Pistenplan verdeutlicht es bereits, das in früheren Jahren titulierte "Weisse Hochland von Gstaad" besteht aus mehreren einzelnen, verstreuten Gebieten. Das grösste zusammenhängende ist dabei der Bereich von Zweisimmen bis Schönried, welcher sich durch durchwegs moderne, kuppelbare Bahnen kennzeichnet, sowie durch zahlreiche kürzere Übungslifte im Bereich der Drehscheiben dieses Gebietes: Eggweid, Saanerslochgrat und Hornberg. Beim Blick auf den Plan wird es bereits deutlich: Skifahrerisch anspruchsvolle Pisten sucht man in Gstaad nahezu vergeblich. In diesem Bereich um Zweisimmen sind die einzigen Pisten dieses Kalibers in St. Stephan zu finden. Wer es gerne blau mag, dem werden zwischen Saanenmöser und Schönried allerdings alle Wünsche erfüllt. Mittelfristig sieht ein so genannter "Masterplan" die ersatzlose Stilllegung von nahezu allen Skiliften in diesem Bereich vor. Die restlichen Bahnen sollen mittels eines Retrofits noch weitere Jahre betrieben werden. Die gegenüberliegende Seite, das Rellerli, soll hingegen in naher Zukunft komplett aufgegeben werden. Der Südhang und die relativ moderate Höhenlage machen einen Betrieb der Kabinenbahn und der drei kurzen Skilifte nicht rentabel. Schon jetzt sind die Lifte nur bis Ende Februar in Betrieb - eine Beschneiungsanlage wäre zwar theoretisch möglich, der Nutzen stünde aber in keinem Vergleich zu den erforderlichen Kosten. Noch mehr schmerzt aber, dass der beliebte Ausflugsberg auch im Sommer komplett augegeben werden soll.

Für den Fortgeschrittenen Skifahrer weitaus uninteressant, dafür aber mit einer wesentlich günstigeren Hanglage als dem Rellerli präsentiert sich die Wispile. Hier hat man ein echtes Familienskigebiet aufgebaut. Eine Kabinenbahn für eine längere Abfahrt sowie drei Übungslifte erschliessen einige flache Pisten an diesem sanften Bergrücken. Ein vierter Skilift im oberen Teil wurde unterdessen ersatzlos stillgelegt. Etwas interessanter erscheint da schon der Wasserngrat. Zwar nur mit einer einzigen Anlage bestückt, aber dafür mit ansprechender Hangneigung und gut 600 Höhenmetern, spricht dieser Bereich schon eher den geübten Skifahrer an. Vom Eagles Ski Club betrieben, trifft sich hier aber nicht nur der gemeine Feriengast, sondern auch die Haute Couture aus Nah und Fern.

Nicht wirklich viel spannender ist das Gebiet rund um Château-d'Oex. Ansich gibt es nur eine nennenswerte Anlage, die nahezu alle Pisten bedient, die restlichen Skilifte sind quasi als Zückerli zu verstehen - und wiederum gibt es eine Farbe, die die Pisten dominiert: blau. Alle diese angesprochenen Gebiete besuchte ich im Laufe eines mehrtätigen Aufenthalts im Sommer 2006. Wer sich - auch ohne Schnee - einen kleinen Eindruck der Region machen möchte, dem seien diese und diese Bilder in der Galerie empfohlen.

Rein landschaftlich gesehen ist das Teilgebiet rund um die Videmanette, abgesehen vom Gletscherskigebiet Glacier 3000 im nahegelegenen Les Diablerets, sicher das interessanteste von allen. Nicht umsonst werden die schroffen Felsen in diesem Bereich auch gerne als "Schweizer Dolomiten" bezeichnet. Trotz dieser extravaganten Landschaft, die in diesem westlichen Teil des Berner Oberlandes deutlich aus den sonst eher sanften Hügellandschaften heraussticht, sind die Pisten aber auch hier eher mittelmässig - teils zwar ganz spassig mit einigen natürlichen Coupierungen, alles in allem aber doch flach und eintönig, mitunter aber auch mit einigen positiven Ausnahmen.



•• Historie

Ein detaillierter Rückblick auf die fast 80 jährige Geschichte der mechanischen Aufstiegshilfen rund um Gstaad würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, daher seien nur einige wichtige Meilensteine erwähnt. Am Anfang war für einmal nicht das Wort, sondern das Funi. Arnold Annen konstruierte in Schönried und Saanenmöser seine ersten Schlittenseilbahnen, die später durch Von Roll in der ganzen Schweiz populär wurden. Prominentestes Beispiel ist sicher die zwei Sektionen umfassende Anlage in Saanenmöser gewesen, die noch bis 1986 in Betrieb war. Auch an der Wispile und am Eggli wurden bereits in den 30er Jahren solche Anlagen erbaut. Später kam wie an so vielen Orten der Skilift als Ersatz für die Funis - Gstaad vertraute dabei in erster Linie auf die Skilifte "System Constam". Ab den 50er Jahren begann dann schliesslich die flächendeckende Ausdehnung mittels Kabinenbahnen - in Zweisimmen mit der legendären Eiergondelbahn von Carlevaro, am Wasserngrat durch Von Roll, am Eggli, an der Wispile und an der Videmanette durch Müller und in Château-d'Oex schliesslich durch Giovanola. 1971 wurde als letztes Teilgebiet das Rellerli erschlossen. Ein typisches Retortenskigebiet aus dem Boden gestampft - eine Sesselbahn und drei Skilifte. Seilbahntechnisch sind bis heute jedoch nahezu alle Bonbons verschwunden. Einen Zweiseilskilift, eine Eiergondelbahn, eine auf eine Baco-Sesselbahn adaptierte Von Roll VH400 light, eine Giovanola-Zweiergondelbahn, eine der längsten fixen Sesselbahnen der Welt, eine Müllerhochburg - all das gehört inzwischen der Vergangenheit an. Geblieben sind bis heute noch die spektakuläre Kurvenstütze der Kabinenbahn am Rellerli sowie die letzte in Betrieb befindliche Müller-Kabinenbahn mit Schraubklemmen der Schweiz am Eggli. Nicht zu vergessen: Die erste moderne Sesselbahn mit Wetterschutzhauben am Horneggli in Schönried.



•• Zukünftiges

In nahezu keinem anderen Skigebiet der Schweiz gibt es einen derart konkreten Plan, der ein Konzept der Infrastrukturerneuerung für die nächsten 15 Jahre vorsieht. Zentrale Punkte dieses Plans sind unter anderem die ersatzlose Stilllegung von zahlreichen kurzen Skiliften in der gesamten Region und somit die Konzentration auf die Hauptanlagen, die mittelfristige Komplettschliessung des Rellerli, sowie zahlreiche Retrofits bei den Anlagen rund um Schönried. Die Kabinenbahnen am Eggli und an der Videmanette sollen beide durch Neubauten ersetzt werden.



•• Der Skitag

Unterwegs kommen wir bereits an der ersten Anlage vorbei, die aber schon Betriebsschluss für diesen Winter hat - kein Wunder auf 900 Meter über dem Meer: Der Skilift Le Revers, ein Übungslift und ein Exemplar der Firma Städeli in Rougemont.

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Der Tellerlift Le Revers - keine flache Angelegenheit für einen Übungslift. Deutlich erkennbar sind die leichten Portalmasten von Städeli.

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Der Skilift in der totalen. Etwa 100 Meter weiter links startet die stillgelegte Kabinenbahn zur Videmanette.

Nach dem Kauf der sündhaft teuren Halbtageskarten in Gstaad geht es mit dem letzten Müller-Schraubklemmen-Dinosaurier der Schweiz gemächlich hinauf zum Eggli.

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Ein Blick auf den ersten, sehr flachen Abschnitt der Kabinenbahn. Positiv erwähnenswert ist, dass man beim Umbau in den 80er Jahren die Stützen grösstenteils original belassen hat. Somit kommt zumindest noch ein wenig Müller-Schraubklemmenfeeling mit dem sternförmigen Fachwerk auf, auch wenn das typische Surren und Klacken der Klemmen bei dieser modernen Variante nicht mehr vorhanden ist.

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Stütze drei wurde deutlich sichtbar neu aufgestellt.

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Auch die Ausfahrt wurde komplett umgestaltet, die Talstation im Chalet-Design fügt sich aber seit fast 60 Jahren bestens ins Dorfbild ein.

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KlackKlackKlack... und schon sind die Zahnräder über die Zahnschiene gelaufen und die Klemme ist geschlossen. Die Förderer wurden erst beim Umbau in den 80ern nachgerüstet.

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Ein Blick hinüber ins Skigebiet an der Wispile. Auch hier stand einst eine Müller-Kabinenbahn, sie wurde aber durch ein Rowema-Exemplar ersetzt, welches mit der Schraubklemmentechnik genau genommen gar nichts mehr zu tun hat.

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Im unteren Teil des Gebietes sind deutlich links der im vergangenen Sommer neu gebaute Skilift Zückerli sowie der schon etwas länger existente Skilift Rütti-Bodmen von Garaventa. Beide Lifte sind bereits die jeweils dritte Anlage an Ort und Stelle.

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Ebenso typisch wie die Schraubklemme für eine Müller-Bahn: ein Steilhang im Streckenverlauf.

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Eine Kabine im Bergstationsumlauf.

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Detailaufnahme einer Klemme: Deutlich zu erkennen sind links die Zahnräder an der Klemmbacke, rechts die Tellerfederpakete, die je nachdem ge- oder entspannt werden.

Dass Gstaad eine Hochpreisinsel ist, ist mir schon seit längerem bekannt. Somit schockieren mich die Preise für die Gerichte im Bergrestaurant auf dem Eggli auch nur bedingt. Ich bestelle eines der preiswertesten Gerichte auf der Karte - Rösti mit Spiegelei. 17,- CHF sind schon teuer genug - aber dass dann auch noch eine derartige Sparversion serviert wird, dass man hinterher nicht merklich mehr satt ist als vorher, das ist schon schlichtweg eine Unverschämtheit.

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Schon kurze Zeit später bessert sich die Laune wieder mit dem Anblick des Bergpanoramas. Dieses kann sich nämlich durchaus sehen lassen. Im Vordergrund der Skilift Eggli - wieder einmal ein Müller, wenn auch ein moderner. Das Exemplar mit Schräg-T-Stützen ersetzte einen Skilift des gleichen Fabrikats aus der Gründerzeit des Skigebietes, den 50er Jahren.

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Zwei Gstaader Skiberge: Links der Wasserngrat, rechts der Bergrücken der Wispile, der sich noch ein gutes Stück weiter als hier ersichtlich nach Süden erstreckt.

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Noch keine Erwähnung im Bericht fand bis jetzt der Sanetschpass: Über diese Felswände schwingt sich eine kühn trassierte Kleinpendelbahn von BMF. Von der Bergstation gibt es im Sommer einen Postbuskurs nach Sion.

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Nach etwa zwei Drittel der Strecke passiert man diese Kurvenstütze des Skilifts Eggli, die sich in einer leichten Kaule befindet. Während die Bergseite mit waagerechten Rollen abgelenkt wird, geschieht dies auf der Talseite mittels schrägen Rollenbatterien.

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Skilift Eggli im oberen Teil, alles in allem eine sehr flache Angelegenheit.

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Vom Ausstieg des Skilifts Eggli bietet sich mir dieser Ausblick auf die Sesselbahn Chalberhöni-Vordereggli im Vordergrund sowie auf die "Gstaader Dolomiten" mit der Videmanette im Hintergrund.

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Ein Relikt aus Zeiten, als Müller hier Hochkonjunktur hatte: Die Bergstation der Sesselbahn Fäng-Eggli, welche auf neuer Trasse durch die Sesselbahn Saanen-Rossfälli ersetzt wurde. Zwar ging dadurch ein kurzes Stück Piste verloren, doch wenn dieser Teil genau so spannend war, wie es die restlichen Pisten am Eggli sind, dann ist der Verlust nicht sonderlich schmerzhaft.

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Die Sesselbahn Chalberhöni-Vordereggli im Gegenlicht. Auf diesem Bild wird es dem geübten Betrachter sicher schon aufgefallen sein: Diese Bahn ist ein ziemliches Gebastel. Ursprünglich von Müller gebaut, wurde sie von Küpfer und Garaventa saniert und umgestaltet. Die Stütze links stammt von Küpfer, jene rechts von Garaventa, genauso wie die Sessel. Etwa die Hälfte der restlichen Masten stammen aber noch original von Müller.

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Tele macht's möglich: Zoom zur Drehscheibe Les Gouilles unterhalb der Videmanette. Links die relativ neue Sesselbahn Chalberhöni-Les Gouilles, die das Eggli mit der Videmanette verbindet, rechts davon die etwas betagtere Sesselbahn Rubloz-Les Gouilles.

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Die Abfahrt vom Eggli zur Chalberhöni. Nicht mehr als ein Ziehweg mit etwas mehr Gefälle. Die spannenden Pisten der Sesselbahn Chalberhöni-Vordereggli erlauben es aber nicht, zur Sesselbahn nach Les Gouilles zu kommen, sodass einem keine andere Wahl als dieser Weg bleibt.

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Alt und neu - hoch schweben die Sessel der Bahn Chalberhöni-Les Gouilles an der Talstation des kürzeren Vorgängers Chalberhöni-Pra Cluen vorbei.

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Es bleibt zu hoffen, dass es bei diesem Ausstellungsstück bleibt - auch wenn die Hoffnung gering ist: Ein Exemplar eines neuen Sessels mit orangenen Hauben analog zu Grindelwald, welcher für die neue Bahn von Chalberhöni zum Eggli wirbt. Diese soll im kommenden Sommer realisiert werden.

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Unterwegs in der Sesselbahn Chalberhöni-Les Gouilles. Am Namen unübersehbar, passiert diese Bahn die Sprachgrenze.

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Das muss dann folglich der Röstigraben sein ;).

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Die Bahn verläuft zeitweise doch recht zügig bergauf - dank, oder wegen der Länge ist sie auch mit vollen 5 m/s unterwegs.

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Nach dieser Kuppe ist es dann aber eine merklich flachere Angelegenheit. Die Vorgängersesselbahn endete an dieser Stelle und ermöglichte es somit nicht, auf direktem Weg nach Les Gouilles zu kommen.

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Hierfür benötigte man die rechts im Bild befindliche Sesselbahn Rubloz-Les Gouilles, welche seit dem Neubau der kuppelbaren Bahn an Bedeutung verloren hat und für Wiederholungsfahrten nur noch sehr schwach frequentiert ist. Auch sie soll dem Masterplan zufolge ersatzlos gestrichen werden.

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Etwas klappriger und kultiger wird es mit der kurzen Verbindungsbahn von der Hochebene Les Gouilles zum Bergrestaurant Videmanette. Diese einzige mir bekannte Pendelbahn von Müller verwendet in erster Linie die bekannte Einseilbahntechnik der Zürcher Firma. Sie ist in diesem Winter der einzige Zubringer zum Bergrestaurant Videmanette, nachdem die Kabinenbahn von Rougemont aus, die ebenfalls an dieser Station endet, bekanntlich ausser Betrieb ist.

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Die offene Talstation mit Abspannung. Die erste Bahn auf dieser Strecke wurde bereits in den 60er Jahren gebaut. Allem Anschein nach stammt die Technik der jetzigen Anlage aber aus den 80ern. Wahrscheinlich wurde sie gleichzeitig mit der neuen Kabinenbahn von Rougemont aus gebaut.

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Auch die Klemme kann ihren Hersteller nicht leugnen: Das erinnert doch sehr an die Schraubklemmen von Müller!

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Blick hinunter nach Les Gouilles.

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Ein bisschen Kletterei war nötig, aber schlussendlich stand ich auf dem Dach der Bergstation der Kabinenbahn Rougemont-Videmanette, nachdem das Interieur der Station nicht zugänglich war.

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Ein Blick auf die zweite Sektion bis zur Mittelstation Quoquaire. Ein Jammer, dass diese genial trassierte Bahn nicht fährt!

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Das Bergrestaurant auf der Videmanette mit einigen Sonnenanbetern.

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Auch wenn die Bahn nur kurz ist, sie erschliesst eine äusserst interessante Piste, die zeitweise sogar eine für Gstaad sonst ungeahnte Hangneigung besitzt.

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Wieder einmal die Sesselbahn Les Gouilles.

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Die Sesselbahn Rubloz-Les Gouilles nahezu in der Totalen. Der Vorgänger von Städeli wich diesem Garaventa-Exemplar mit Abspannung im Tal und Antrieb am Berg. Wegen der schwachen Frequentierung ist die Bahn nur noch am Wochenende in Betrieb. Ein schmerzhafter Verlust der Pisten, die zweifelsfrei besten im Gebiet. Gerade weil die Kabinenbahn von Rougemont aus geschlossen ist und somit keine Möglichkeit besteht, eine Wiederholungsfahrt auf diesen Pisten zu machen.

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Die Sesselbahn Rubloz samt zugehöriger Piste. Schön folgt sie den natürlichen Gegebenheiten - genau so wie ich es mag.

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Die Abfahrt zurück nach Chalberhöni ist dann jedoch eine herbe Enttäuschung. 650 Höhenmeter werden grösstenteils als flacher Ziehweg zurückgelegt, zwischendurch gibt es zwar einige nette Carvinghänge, doch zum Schwingen reicht es quasi nirgends.

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Ein langes Schiebestück muss auf der Hochebene Chalberhöni überwunden werden, ehe man die Sesselbahn zum Eggli erreicht. Die Talstation will man beim Neubau nach oben versetzen, sodass das Schiebestück entfällt. Auf den ersten Blick ein kluger Schachzug, auf den zweiten Blick jedoch ein kapitaler Fehler, da somit die einzigen interessanten Abfahrten an dieser Bahn auf einen Schlag verloren gehen, da sie hier unten enden, wie die Brücke am linken Bildrand beweist.

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Unterwegs in der Sesselbahn Chalberhöni-Les Gouilles. Es handelt sich um die letzte öffentliche Sesselbahn der Schweiz, bei der es noch möglich ist, über Müllerstützen zu fahren. Leider nicht mehr lange.

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Ein Blick vom Eggli hinüber zum bereits geschlossenen Rellerli. Vorne die Habegger-Kabinenbahn, dahinter der Doppelskilift Hugeli von Baco.

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Unterwegs vom Eggli nach Saanen. Steiler als auf diesem Bild ersichtlich wird es kaum. Gesamtgesehen ein wirklicher Anfängerberg, das Eggli.

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Der kleine Skilift Huble in Saanen. Dieses Müller-Exemplar war bereits ausser Betrieb.

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Die Sesselbahn Rübeldorf-Rossfälli mit Saanen im Hintergrund. Die Schneelage kann man nicht gerade als üppig bezeichnen.

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Kaum zehn Jahre alt, soll die Bahn schon wieder ersetzt werden, da der Linienverlauf dem "Masterplan" angepasst werden soll.

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Schade wäre das weder in ski- noch in seilbahntechnischer Hinsicht: Eine 08-15-Sesselbahn von Doppelmayr und dazu noch flacher als flach. Der Vorgängerskilift von Müller endete an dieser Stelle, die Sesselbahn geht noch ein gutes Stück weiter hoch.

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Zweite Sektion war der rechts im Bild ersichtliche Skilift Schopfen-Eggli. Er ist heute nur noch als Übungslift in Betrieb und soll bei der Umsetzung des Masterplans ebenfalls geschliffen werden.

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Aussicht von der Bergstation der Sesselbahn Rübeldorf-Rossfälli. Eine wirklich mehr als flache Anlage, aber das Gelände gibt schlichtweg nicht mehr her.

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Unterwegs im Skilift Schopfen-Eggli. Dieser Garaventa-Skilift ersetzte ein - wer hätte das gedacht - Müller-Exemplar.

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Eine leichte Linkskurve macht der Skilift im oberen Drittel der Strecke. Diese verteilt sich auf drei aufeinanderfolgende Stützen und wird mit schrägen Rollen bewältigt.

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Ins Tal geht es wieder mit der Kabinenbahn nach Gstaad. Die Talabfahrt ist leider wegen Schneemangels bereits geschlossen.



•• Fazit

Mondänes Mittelmass - Aus skifahrerischer Sicht alles andere als ein herausragendes Skigebiet, eher ein Alibiskigebiet für alle, die sich damit profilieren müssen, in einem renommierten, luxuriösen Skiort wie Gstaad skifahren zu können. In seilbahntechnischer Hinsicht war das Gebiet einmal ein echter Hingucker - doch auch aus diesem Blickwinkel wird es mehr und mehr fad in Gstaad!

Alle Bilder können wie immer im entsprechenden Album in der Fotogalerie angesehen werden.
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Königsspitze
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Königsspitze »

Vielen Dank für die Bilder!

Ich war letztes Jahr vor Ort und war auch leicht enttäuscht! Zum Glück, folgte am Nachmittag die andere Seite (Schönried, Zweisimmen)

Es gibt zwei leistungsfähigen Bahnen (die beide KSB4) aber der Rest ist wirklich lahm... Pistenmässig war ich aber davon am meisten enttäuscht! Richtige Pisten von oben bis unten gibt's kaum...ausser vielleicht bei der KSB4 Saanen- Eggli... :wink:
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Dani
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Dani »

Vielen Dank für den Bericht - ich wollte mich schon länger melden, habe aber mal zugewartet.

Unterdessen wurde ja bekannt dass die 8-EGK keine Mittelstation und die Pisten an der Sesselbahn "Chalberhöni - Stand" tatsächlich aufgegeben werden. Zum Glück bin ich diese Saison noch dort gefahren (und habe die alte Gondelbahn um 15 Tage verpasst :( ), in Zukunft werden die mich wohl nicht mehr sehen. Auf jeden Fall ist das Gebiet auf meiner Prioriätsliste nun ganz hinten. Hinfahren werde ich höchstens in der letzten Saison der Eggli-Bahn oder des Rellerlis nochmal (letzteres ist überigens ein wunderbares Skigebiet und hätte in den schneereichen 1970er auch problemlos ins bestehende Skigebiet integriert werden können - wenn man gewollt hätte).

Wenn weiterhin Interesse besteht dann werde ich mal einen Bericht schreiben über das Skigebiet. Besucht habe ich alle Teilgebiete ausser den Wasserngrat. Aber im Moment arbeite ich so nebenbei daran, dass endlich der Sörenberg-Bericht online geht. :wink:
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silu
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von silu »

Merci für diesen tollen Bericht aus diesem (noch) sehr kultigen Skigebiet! Ich bin gespannt, wie viel man von diesem Masterplan schlussendlich überhaupt umsetzen wird… diese Vorhaben wirken auf mich einfach zu kompromisslos… man will ja auch die Eggli EUB ersatzlos abbrechen und durch eine KSB von Saanen aus ersetzen (und somit diskutiert man auch über den Abbau der bestehenden, gut 10-jährigen KSB!).

Eine kleine Anmerkung betreffend der 4er EUB aufs Eggli möchte ich aber noch anbringen: Meiner Meinung nach war diese Bahn 1984 ein Neubau und kein Umbau. Aus meiner Sicht trifft der Begriff “Umbau“ deshalb nicht zu, weil die Bahn bis auf die Stützenschäfte kaum noch Komponenten der Vorgängeranlage aus den 1950er Jahren aufweist. Daher wurden die Förderer nicht nachgerüstet - sie entsprechen dem Originalzustand dieser Müllerbahn aus den 1980er-Jahren.

Die Stützenköpfe wurden beim Neubau vermutlich auch ausgewechselt, denn die Anhebeböcke (bzw. die beiden “Anhebehörner“) sind hier bereits (wie bei den ehemaligen Anlagen in Saas Grund) fest in den Kopf integriert (quasi als Ausläufer des Kragens) und daher weist das Polygon etwas andere Proportionen auf als bei älteren Müllerbahnen (der ganze Kopf wirkt etwas zusammengestaucht). Dieser Unterschied sieht man insbesondere sehr gut, wenn man die Stützen mit denen z.B. der ehemaligen Bahn auf die Stockhütte vergleicht (dort wurden die Anhebeböcke nachgerüstet).
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Dani »

Von der alten Eggli-Bahn habe ich noch Bilder, die kann ich sonst mal Posten. Würde aber auch sagen es war ein Neubau, denn wie die Videmanette-Bahn hat sie sehr moderne Stationen.
man will ja auch die Eggli EUB ersatzlos abbrechen und durch eine KSB von Saanen aus ersetzen (und somit diskutiert man auch über den Abbau der bestehenden, gut 10-jährigen KSB!).
Also dass im ersten Masterplan eine neue KSB drin war, das wusste ich (diese hätte bei Schopfen eine Kurvenstation haben sollen, der SL wäre dann natürlich auch geschliffen worden + die alte Stand-Bahn wäre wieder auferstanden). Aber den Abbau der Egglibahn kann man nicht ernsthaft in Erwägung gezogen haben, oder? Aber die Skigebiete Eggli und Wispile sollte man endlich mal zusammen hängen! Das ginge beim Neubau der Eggli-Bahn nämlich ziemlich problemlos.
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von silu »

Hmm... ich hab die Geschichte der Egglibahn in dieser Form irgendwo mal aufgelesen, aber ich weiss nicht mehr wo. In irgendeinem Zusammenhang war davon die Rede, dass das Eggli nur noch mit einer Bahn erschlossen werden soll. Es kann aber auch gut sein, dass ich mich verhört habe oder die entspr. Quelle falsch war. Ich hoffe aber, dass wir diese schöne Bahn noch ein paar Jahre geniessen können!

Für die weitere Zukunft der Bahn hätte ich schon eine Vision:
[wunschdenken ein:] „Nach rund 30 Jahren Betriebszeit wird die Gondelbahn von Gstaad aufs Eggli von der Firma Bartholet aus Flums generalüberholt. Dabei werden die vorhandenen Stationen und Stützen weiterverwendet.“[wunschdenken aus].
Das wär’s doch ;-)!
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Dani »

Nach dem Drama an der Videmanette wohl kaum :( Da halte ich es noch wahrscheindlicher, dass Rowema wiedermal ein günstiges Neubauprojekt macht... :lol: :wink:

Betreffend Neubau/Abriss der Eggli-Bahn: Bin mir sogar ziemlich sicher dass der Neubau im Projektplan "Konzentration" enthalten war. Wobei dieser Plan definitiv von totalen Idioten gemacht wurde, was da teilweise geplant wird ist ja unglaublich... die neue 4-SBK/BO ist z.B. so ein Fall. Zum Glück war ich dieses Jahr noch dort!!!
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Felix »

Umbau war wohl wirklich der falsche Ausdruck. Auf den ersten Blick machte die Bahn eben gerade aufgrund der Stützen noch einen halbwegs originalen Eindruck. Aber das täuscht eben, wie man sieht.
Dani hat geschrieben:Also dass im ersten Masterplan eine neue KSB drin war, das wusste ich (diese hätte bei Schopfen eine Kurvenstation haben sollen, der SL wäre dann natürlich auch geschliffen worden + die alte Stand-Bahn wäre wieder auferstanden). Aber den Abbau der Egglibahn kann man nicht ernsthaft in Erwägung gezogen haben, oder? Aber die Skigebiete Eggli und Wispile sollte man endlich mal zusammen hängen! Das ginge beim Neubau der Eggli-Bahn nämlich ziemlich problemlos.
Wobei sich da die Frage stellt, ob die Bergbahnen das überhaupt wollen. Die Wispile ist für mich eher so ein typischer Familienhang ohne wirklich ernst zu nehmende Abfahrten. Okay, das Eggli hat zwar auch nicht so die Top-Abfahrten, aber mir scheint es, als sei das Klientel dort ein vollkommen anderes, nämlich eher Jugendliche Party-Gänger und Alibi-Skifahrer.
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Dani »

Jugendliche Party-Gänger und Alibi-Skifahrer
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.... ich glaub besser kann man das Skigebiet wirklich nicht beschreiben, passt wie die Faust aufs Auge... ;)
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Re: Gstaad-Rougemont | 13. März 2010 | Mondänes Mittelmass

Beitrag von Dani »

Hier überigens noch die Bilder aus dem Ringier-Archiv zur Eggli-Bahn:

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Die heutige Ausfahrtsstützen gabs aber schon an der alten Bahn, die wurde wohl schon vor dem eigentlich Ersatz ersetzt... ;)
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