6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Technik-Reportagen aus dem Berner Oberland und dem Berner Mittelland.
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Felix
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6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Felix »

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6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg

Bereits Mitte der 50er Jahre hatte man erste Ideen zur Erschliessung des Rinderbergs oberhalb von Zweisimmen. Bereits 1957 konnten die ersten Gäste per Seilbahn den Rinderberg erreichen. Die Saarbrücker Firma Heckel konstruierte eine Zweiergondelbahn in zwei Sektionen von Zweisimmen über Eggweid zum Rinderberg. Die Eiergondelbahn mit ihren bunten Kabinen wurde wie für Heckel üblich mit dem System der italienischen Firma Carlevaro & Savio gebaut. Schon bald jedoch stiess die Bahn an ihre Kapazitätsgrenze und lange Wartezeiten waren unumgänglich. Zudem waren die engen Carlevaro-Kabinen nicht das, was sich der anspruchsvolle Skifahrer unter Komfort vorstellte. So löste man das Problem vorerst mit einer Entlastungsachse von mehreren Skiliften zwischen Oeschsite und dem Rinderberg. Diese Skilifte wurden durch die Thuner Firma Willi Habegger erstellt.

30 Jahre nach dem Bau, also 1987, war die Bahn jedoch endgültig an ihrem Lebensende angelangt, sodass ein kompletter Neubau erstellt werden musste. Zum Zug kam dabei die Firma Von Roll, die inzwischen die in Zweisimmen schon bestens bekannte Firma Habegger übernommen hatte. Von Roll erstellte wiederum eine Gondelbahn in zwei Sektionen, wobei die alte Trasse exakt eingehalten werden konnte. Aufgrund dessen konnten auch zahlreiche Stützen und Fundamente von der Vorgängerbahn übernommen werden, lediglich Joche und Anhebeböcke wurden durch Von Roll ausgetauscht, weswegen man Kosten einsparen konnte. Während der mechanische Teil wie angesprochen von Von Roll geliefert wurde, kamen die roten 6er-Kabinen aus Bern, von der Firma Gangloff.

Link zum Datenblatt
- 6-EGK Zweisimmen-Eggweid (1. Sektion)
- 6-EGK Eggweid-Rinderberg (2. Sektion)

Lage der Bahn
- Mapplus: http://www.mapplus.ch/?x=595079&y=155526&zl=16" onclick="window.open(this.href);return false;

Bilder

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Blick vom Parkplatz auf die Strecke der ersten Sektion. Nach einer sehr steilen Ausfahrt aus der Station verläuft die Bahn relativ flach.

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Die angesprochene sehr steile Ausfahrt. Diese dürfte wohl aus Platzproblemen entstanden sein, denn die Stationen wurden am gleichen Ort wie die der Vorgängerbahn erstellt.

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Ein Blick ins Innere der Talstation. Im HIntergrund die Garage, in der ein Teil der Gondeln garagiert werden kann. In der Talstation wird das Seil abgespannt. Typisch für Von Roll-Bahnen aus dieser Zeit wird das Förderseil nochmals durch die komplette Station zurückgeführt, ehe es am Stationsausgang mit einem Gewicht abgespannt wird.

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Der Einstiegsbereich mit Ausfahrt und Abspannung

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Ausfahrt

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Die flache Strecke der ersten Sektion

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Dass die Stützen von der Vorgängerbahn teilweise übernommen wurden, fällt vor allem an den unterschiedlichen Farben auf: In diesem Fall ist der untere (alte) Teil noch grün, während der obere in grau erscheint. An der nächsten Stütze folgt die Überfahrt über die MOB.

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Strecke Sektion 1

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Die Klemme, eine VR106

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Stütze 11 vor dem zweiten etwas steileren Stück der ersten Sektion.

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Nach dem Passieren eines kleinen Waldstücks ist schon bald die Mittelstation Eggweid erreicht.

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Mittelstation Eggweid. Links der gleichnamige Übungsskilift von Habegger, rechts oberhalb die Sesselbahn Oeschseite von Leitner.

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Einfahrt in die Mittelstation. Hier werden die bergfahrenden Gondeln zunächst um 90° nach rechts abgelenkt, ehe sie dann abermals um etwas mehr als 90° nach links abgelenkt werden und so in den Bereich der zweiten Sektion gelangen. Die Anordnung stammt wahrscheinlich noch aus Zeiten der Vorgängerbahn.

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Ausfahrt zweite Sektion. In der Mittelstation befinden sich beide Antriebe.

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Blick zurück auf die Mittelstation

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Auch die zweite Sektion verläuft zunächst flacher als flach.

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Auch hier fallen wieder deutlich die adaptierten Stützen auf.

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Kurz vor Ende wird es erstmals etwas steiler.

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In diesem Abschnitt wurden nicht alle Stützen übernommen, wie es an diesem aufgelassenen Fundament auffällt.

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Mit der Doppelstütze 21 ist auch schon die Bergstation erreicht.

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Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die Berge des Berner Oberlandes

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Panorama vom Rinderberg
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Dani
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Dani »

Vielen Dank für die Bilder.

Was ich mich frage ist wie man eine 6-EGK auf die Stütze einer 2er Gondelbahn stellen und dann erst noch einige Stützen abbauen kann.
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silu
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von silu »

Vielen Dank für diesen schönen Bericht über diese interessante und in vielen Bereichen einzigartigen EUB! Ich war vor rund einem Jahr zum letzten Mal in Zweisimmen und kann noch ein paar Fakten zum Bericht hinzufügen (alle Punkte aber ohne Gewähr ;-)):

Beim Neubau 1987 neu gebaut wurden sämtliche Niederhalter der Bahn, jedoch wurden bei den eher "sanften" Niederhaltern der 1. Sektion die alten Fundamente verwendet, während die "grossen" Niederhalter vor dem Steilhang der 2. Sektion auf neuen Fundamenten stehen. Neu sind zudem jeweils der erste und der letzte Hochhalter beider Sektionen (bei Sektion 2 sind es sogar die zwei letzen Hochhalter).

Die Abspannung der 2. Sektion in der Bergstation wurde vor ein paar Jahren (vermutlich durch Garaventa) umgebaut, denn neu hängt das Spanngewicht dort vor der Station (früher wurde es über zahlreiche Spannräder hinter den Umlauf in die alte Bergstation geführt). Generell kann man sagen, dass beide Spannstationen verschieden sind, denn bei Sektion 1 finden wir einen klassischen Spannwagen wie bei diversen Habeggerbahnen vor, d.h. die fahrbare Seilscheibe befindet sich über den Schienen des Spannwagens. Bei der Bergstation hängt die fahrbare Seilscheibe wie bei den anderen vonRoll Bahnen (und heute auch üblich) unter den Schienen des Spannwagens. Kennt jemand anderes sonst noch Bahnen von vonRoll mit solchen "geschlauften" Spannungen? Mir ist bisher nur die hier bekannt.

Den Antrieb der 2. Sektion sieht man leider in deinem Bericht nicht so gut, denn dieser ist unter den VH400 Anlagen vermutlich auch einzigartig: Ähnlich wie bei zahlreichen VR101 Anlagen wird das Seil hier über eine Doppel- und eine Gegenscheibe geführt und dabei gekreuzt. Ironischerweise wird aber hier nicht die Doppel- sondern die Gegenscheibe angetrieben.

Nicht ganz einverstanden mit dem Bericht bin ich im Zusammenhang mit dem Hersteller der Kabinen: Aus meiner Sicht sind dies klar klassische CWA Omega Kabinen der ersten Generation und keine aus dem Hause Gangloff (gleiche Kabinen findet man auch bei der Trübseebahn, der Firstbahn, der Schieferbahn und anderen Anlagen aus dieser Zeit). Die Klemme ist eine Doppelte VH400, was aus meiner Sicht der Generation VR105 entsprechen würde (die VR106 wurden nur bei den Quattros verbaut und sind wesentlich leichter).

Diese Bahn ist für mich das regelrechte Gegenteil einer Standartbahn, denn sie weicht in so vielen Punkten von ihren Schwesteranlagen ab - ein richtiges Einzelstück und alles andere als ein Standartbau.
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Felix
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Felix »

silu hat geschrieben:Nicht ganz einverstanden mit dem Bericht bin ich im Zusammenhang mit dem Hersteller der Kabinen: Aus meiner Sicht sind dies klar klassische CWA Omega Kabinen der ersten Generation und keine aus dem Hause Gangloff (gleiche Kabinen findet man auch bei der Trübseebahn, der Firstbahn, der Schieferbahn und anderen Anlagen aus dieser Zeit). Die Klemme ist eine Doppelte VH400, was aus meiner Sicht der Generation VR105 entsprechen würde (die VR106 wurden nur bei den Quattros verbaut und sind wesentlich leichter).
Hm, da hast du glaube ich Recht, dass die Kabinen von CWA sind. Ich habe nur schnell mal in die DB geschaut und da war Gangloff eingetragen, deswegen habe ich es mal ohne darüber nachzudenken übernommen.
Bei den Klemmen blicke ich nun nicht mehr so richtig durch. Ich dachte, die VR106 ist einfach eine doppelte VR103? Allerdings wurden bei den Quattrobahnen doch nur einfache Klemmen gebaut?
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silu
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von silu »

Ich glaube dieses vonRoll 100er-Schema für die Klemmen beherrscht sowieso niemand (mich eingeschlossen) richtig. Die 101er und 102er sind ziemlich klar, aber danach wird es bis auf die VR104 (Schwerkraftsklemme) schwammig. Einmal hiess es, die VR103 entspräche dem Klemmtypen der La Siala Bahn, später las man, dass die VR103 überhaupt nie verbaut wurde - irgendwie fehlt hier komplett der Durchblick.

Der Klemmtyp der Rinderberg- und Hornegglibahn wird gemäss diversen Quellen als VH400 bezeichnet (VH steht für vonRoll-Habegger). Die leichten 2er Sesselbahnen (Wixi, 1. Sektion in Bellwald) sind jedenfalls in den Stationen als “VH 400 light“ beschriftet.

Vielleicht würde uns ein Gang ins Patentamt mehr Klarheit bringen ;-).
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Dani
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Dani »

Also ich habe einige Zeitungsartikel und Prospekte zuhause. Dort steht glaub nirgends etwas von VR103. Nur von VHXXX. Auch die Klemme der La Siala Bahn hatte so eine Nummer. Kann morgen mal nachschauen, dann bin ich wieder zuhause...
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Königsspitze »

Und? Dani wir warten immer noch auf deiner Antwort! :D
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Felix
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Felix »

Hatte die Klemme der La Siala-Bahn überhaupt schon etwas mit Von Roll zu tun? Man liest ja des Öfteren, dass die Klemme noch von Habegger selbst entwickelt wurde. Dafür scheint sie mir aber schon sehr viel Ähnlichkeit mit der Von Roll-Klemme zu haben!? Oder war die VH400 einfach eine Weiterentwicklung der ursprünglich von Habegger erstellten Klemme?
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Dani
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Dani »

Ich glaube schon. Nur in welcher Kartonschachtel versteckt sich dieser Artikel? :D Schau Morgen mal...
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Schöditaz »

Und???
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Keepa
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Re: 6-EGK Zweisimmen-Eggweid-Rinderberg (Zweisimmen)

Beitrag von Keepa »

ich kann euch garantieren das auf den Baugruppenzeichnungen vom Rinderberg und vom Horneggli jeweils von der VH400-Klemme die Rede ist :)
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