Kuppel-Historie von 1873 bis heute

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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

An alle,

Schaut euch bitte das Video von Felix zur Saarbrücker Seilbahn an. Dort seht ihr zwar, dass die Klemme wider Erwarten in der Station durchwegs geöffnet ist, obwohl man von einer monostabilen Klemme ausgeht, ihr seht aber auch warum sie immer geöffnet ist: Eine Schiene sorgt über den FBM's für eine dauerhaft offene Klemme. Also hat der Konstrukteur die Schiene da hingebaut, um folgendes zu vermeiden:
Beim Auskuppeln wird normalerweise die monostabile Klemme geöffnet und sofort wieder geschlossen.
Dann muss also die Klemme beim Einkuppeln wieder geöffnet werden.
Wenn sie aber die ganze Zeit offen ist, dann spart man sich das Schließen nach dem Auskuppel und das Öffnen vor dem Einkuppeln. Kurios!

Heckel hätte verdammt noch mal die Lizenz einer bistabilen Klemme erwerben sollen, denn eigentlich versuchte er, die monostabile Klemme wie eine bistabile Klemme zu benutzen!
Im garagierten Zustand sind die Klemmen dann übrigens geschlossen.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

Felix hat geschrieben: Mo, 22.08.2011, 22:33 Kuppel-Historie

Wopfner, Felix: "Wopfner-Klemme", bistabile Klemme mit freiliegenden Schraubenfedern (1989)
[Verwendet von: Felix Wopfner, Loipolder, Bartholet]

Bild

Die von Felix Wopfner entworfene und heute von den Firmen Loipolder und Bartholet in Lizenz genutzte Klemme ist eine klassische bistabile Kniehebelklemme, allerdings mit einer offen liegenden Schraubenfeder. Der Kuppelhebel ist weit oberhalb der eigenlichen Klemmbacke und der Stützrolle angebracht und steht in der geschlossenen Stellung waagerecht, die Feder schräg und drückt die Klemmbacke an das Seil. Zum Öffnen der Klemme wird der Hebel nach oben bewegt, bis er den Totpunkt überschreitet und senkrecht steht. Nun steht auch die Spiralfeder senkrecht und drückt gegen den Kuppelhebel, nicht aber gegen die Klemmbacke.
Stimmt es, dass Felix Wopfner seine Klemme auch für eine Zweiseilumlaufbahn (Materialseilbahn) eingesetzt hat?
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Ja, ab 23:33


Link zum Video

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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Felix hat geschrieben: Mo, 22.08.2011, 22:33 Städeli Lift AG: "Städeli-Klemme", monostabile Tellerfederklemme (1983)
[Verwendet von: Städeli, Montaz Mautino, Swoboda, SSG, Taihei]

Bild

Später kam die Klemme in leicht modifizierter Form auch beim ersten Funitel der Welt und bei weiteren Exemplaren von Garaventa zum Einsatz (Patent CH384614).
Ich weiss, ich klugscheisse gerne was Klemmen anbelangen :wink: Die Klemme ist nicht nur ein bisschen modifiziert, sie ist komplett anders aufgebaut als die originale Städeli Klemme. Die von Creissels/Städeli entworfene Kuppelklemme beim ersten Funitel der Welt in Val Thorens gleicht deren von Garaventa enorm, sie sind jedoch in der Funktion komplett anders. Der markante Unterschied besteht darin, dass Creissels/Städelis Kuppelhebel zum öffnen der Klemme nach aussen gedrückt werden, die Kuppelhebel bei bei Garaventa jedoch nach innen. Mithilfe des Bildes bei funitel.de, welches die Kuppelstelle des Funitels in Val Thorens zeigt und jenes Bild von mir, welches die Kuppelstelle in Crans Montana zeigt, kann ich die Tatsache der markant unterschiedlicher Funktion bestens beweisen. Vergleicht man beide Bilder, so erkennt man den Unterschied anhand der Anordnung der Kuppelschienen. Damit wäre bewiesen, dass es sich hier um zwei komplett verschiedene Klemmen handelt.

Bild

Zur Funktion der Garaventa-Funitel Klemme

Sobald der Kuppelhebel durch die markanten Kuppelschinen nach innen betätigt wird, wird zur selben Zeit die innere Klemmbacke mittels einer Zwangsöffnungsschiene angehoben. So wie ich das verstehe, dreht sich gleichzeitig die äussere Klemmbacke geringfügig nach aussen und lässt das Förderseil ohne Verschleiss entweichen oder packen. Die Innere Klemmbacke, ersichtlich auf dem vierten Bild, wird in der roten Pfeilrichtung angehoben. Der grüne Pfeil soll hervorheben, wie die innere Klemmbacke entriegelt wird.

Bild
Übersicht einer ganzen Klemme

Bild
Klemme öffnet in roter Pfeilrichtung

Bild
(Kopfachse) beide Klemmbacken sind beweglich

Bild
Innere Klemmbacke wird angehoben (roter Pfeil)

Um das ganze zu veranschaulichen, versuchte ich mich an einer Skizze der Klemme (keine Gewähr auf Vollständigkeit und Korrektheit):
Bild
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Doppelmayr GmbH: "Schwaiger-Klemme", bistabile Kniehebelklemme mit Tellerfeder (1977)
[Verwendet von: Doppelmayr]
Bereits in den 70er Jahren griff die Firma Doppelmayr auf eine Lizenz der Von Rollschen VR102-Klemme zurück und erstellte mit ihr zahlreiche Kabinenbahnen. Ab Anfang der 80er Jahre kam diese Klemme in einer weiterentwickelten, leichteren Form auch bei den ersten kuppelbaren Sesselbahnen Österreichs zum Einsatz. Der Konstrukteur und Produzent der Klemme, die Firma Schwaiger, ist namensgebend für diese Weiterentwicklung der Von Roll-Klemme.
Weiss jemand wie die Schwaiger Klemme genau funktioniert? Offensichtlich ist sie mit dieser schwarzen Kuppelrolle in der Mitte zu öffnen, aber wie wird sie wieder geschlossen? Da sie ja bistabil sein soll, muss ja irgend eine Kraft von oben auf die Kuppelrolle wirken, aber wie wenn das Gehäuse im Weg steht? Ist sie wirklich bistabil?

Bild
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

salvi11 hat geschrieben: Di, 04.12.2018, 21:54
Doppelmayr GmbH: "Schwaiger-Klemme", bistabile Kniehebelklemme mit Tellerfeder (1977)
[Verwendet von: Doppelmayr]
Bereits in den 70er Jahren griff die Firma Doppelmayr auf eine Lizenz der Von Rollschen VR102-Klemme zurück und erstellte mit ihr zahlreiche Kabinenbahnen. Ab Anfang der 80er Jahre kam diese Klemme in einer weiterentwickelten, leichteren Form auch bei den ersten kuppelbaren Sesselbahnen Österreichs zum Einsatz. Der Konstrukteur und Produzent der Klemme, die Firma Schwaiger, ist namensgebend für diese Weiterentwicklung der Von Roll-Klemme.
Weiss jemand wie die Schwaiger Klemme genau funktioniert? Offensichtlich ist sie mit dieser schwarzen Kuppelrolle in der Mitte zu öffnen, aber wie wird sie wieder geschlossen? Da sie ja bistabil sein soll, muss ja irgend eine Kraft von oben auf die Kuppelrolle wirken, aber wie wenn das Gehäuse im Weg steht? Ist sie wirklich bistabil?

Bild
Also, eigentlich ist sie doch ein Rückgriff auf die VR102; also im Groben und Ganzen in diesem Bild eine VR102 in einfacher Ausführung.
Ergo müsste aber eigentlich die Gravitation mit im Spiel sein. Während die Klemmbacke einerseits beim Öffnen durch Rollen und Schienen entlastet wird, wird sie doch andererseits zugleich mit dem Kniehebel geöffnet, auf dem ja die Spannkraft der Tellerfedern liegt. Und das ist doch das winzige Teil mit der großen Rolle. . :idea:
Wir haben ja dann noch die Tellerfedern. Theoretisch müsste doch beim Auskuppeln die Gravitationskomponente einen Totpunkt überschreiten, sodass der Spannkraft-Vektor der Tellerfedern dann in eine andere Richtung geht. Ob sie das macht, weiß ich ned. Aber nach der Theorie müsste dann beim Schließen doch nur die Gravitationskomponente bewegt werden, weil dann würde ja automatisch der Kniehebel mit den Tellerfedern wieder den Totpunkt überschreiten. Also nach meinem Erachten ist nur das Öffnen brachial und ein wenig kompliziert und das Schließen sehr elegant...
Wenn ich komplett auf dem Holzweg bin, teilt es mir mit. :o
Zuletzt geändert von Wurfhebelklemme0304 am Mi, 05.12.2018, 19:31, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

:idea: :idea: :idea:
So würde sich doch auch klären, warum in Uttendorf am Weißseegletscher sich eine Klemme geöffnet hat und es die Kabine herunterkatapultiert hat: die Gravitationskomponente hat wohl durch den extremen Wind abrupt den Totpunkt überschritten, sodass die Klemme sofort komplett aufging. So meine Idee :D
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Danke für deine Rückmeldung. Dass die Schwaiger Klemme etwas mit der VR102 zu tun hatte war mir bewusst. Die VR102 ist keine kombinierte Klemme mit Federkraft und Schwerkraft. Sie ist eine reine bistabile Federklemme. Vermutlich verwechselst du die VH400 mit der VR102.

Wo befinden sich denn noch Schwaiger Klemmen in Betrieb? Planai - Schladming habe ich bisher nur rausgefunden, falls die nocht steht. Ich denke, ich schreibe die frech mal einfach an. Fragen ist gratis.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

Nein, das ist ja klar, dass die vr102 eine Federklemme ist. Es geht ja um den Clue der Modifikation. Aber schau dir mal folgendes Bild an:
https://www.seilbahntechnik.net/lift-fo ... ahn-18.jpg
Die Klemme ist nicht komplett horizontal.
Die muss nach unten hin flexibel sein.
Da stellt sich eine einfache Frage: Ist da eine Gravitationskomponente dabei?
Weil augenscheinlich ist sie der VR102 deutlich verschiedener als wir vermuten.
Zuletzt geändert von Wurfhebelklemme0304 am Do, 06.12.2018, 23:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

salvi11 hat geschrieben: Mi, 05.12.2018, 18:50 Wo befinden sich denn noch Schwaiger Klemmen in Betrieb? Planai - Schladming habe ich bisher nur rausgefunden, falls die nocht steht. Ich denke, ich schreibe die frech mal einfach an. Fragen ist gratis.
Ein ganzer Haufen, aber leider nicht an der Planai. In Uttendorf, Kitzbühel und St. Anton sind ausgesprochen herausragende Anlagen, letztere als Dreiersesselbahn mit Bergebahn.
Bahn in Uttendorf:
https://www.seilbahntechnik.net/lift-fo ... -29144.jpg
Bahn in St. Anton:
https://www.seilbahntechnik.net/lift-fo ... t-9867.jpg
Zuletzt geändert von Wurfhebelklemme0304 am Do, 06.12.2018, 22:57, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Die Bilder funktionieren leider nicht.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Dank Theo vom Alpinforum habe ich nun die Lösung. Die Klemme ist halb so gross wie die VR102 aber funktioniert genau gleich.

Zuerst möchte ich aber ergänzen dass sie nicht Schwaiger Klemme heisst, sondern Schweiger Klemme, mit "ei". Nachdem ich nach "Schwaiger Klemme" gegoogelt habe, stiess ich auf diese Firma. Da der Name ähnlich klang und die Firma sogar eine fixe Klemme noch im Angebot haben, habe ich sie angeschrieben um zu fragen, ob ihre Firma die vermeintliche Schwaiger Klemme hergestellt hat. Sie konnten das Tatsächlich bestätigen und betonten, dass es die Schweiger Klemme sei. Wer kann das nicht bestätigen und hat andere Beweise oder Patente?

Nichts desto trotz ist die Schweiger Klemme ein Abbild der VR102, nur eben in einfacher Bauweise. Geschlossen wird sie mit einer gefedert gelagerten Niederdruckrolle, welche auf die ca. 10mm bis 15mm vom Gehäuse aufstehende innere und bewegliche Klemmbacke drückt. Die Niederdruckrolle drückt die innere Klemmbacke brachial nach unten, wobei der Kniehebel über den Totpunkt springt. Die Kuppelrolle wird anschliessend wie bei allen anderen Kniehebelklemmen über eine Schiene langsam betätigt und die Klemme ist geschlossen. Geöffnet wird die Klemme elegant über die Kuppelschiene.

Leider habe ich keine Bilder dazu und es wird vermutlich auch nie dazu kommen, es sei denn, ich geh nach Uttendorf, St. Anton oder dergleichen. Mit Windows Paint habe ich versucht das ganze zu Veranschaulichen. Wie immer keine Gewähr auf Korrektheit und Vollständigkeit..

Bild
Klemme im offenen Zustand, Gelber Pfeil die Niederdruckrolle, Rot die innere bewegliche Klemmbacke (absichtlich viel zu gross gezeichnet), Grün die Kuppelrolle, rechts die Feder
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Felix »

salvi11 hat geschrieben: Do, 13.12.2018, 20:25 Zuerst möchte ich aber ergänzen dass sie nicht Schwaiger Klemme heisst, sondern Schweiger Klemme, mit "ei". Nachdem ich nach "Schwaiger Klemme" gegoogelt habe, stiess ich auf diese Firma. Da der Name ähnlich klang und die Firma sogar eine fixe Klemme noch im Angebot haben, habe ich sie angeschrieben um zu fragen, ob ihre Firma die vermeintliche Schwaiger Klemme hergestellt hat. Sie konnten das Tatsächlich bestätigen und betonten, dass es die Schweiger Klemme sei. Wer kann das nicht bestätigen und hat andere Beweise oder Patente?
Das ist gut möglich, dass den Namen "Schwaiger" einfach mal irgendwann jemand in die Welt gesetzt hat und es dann jeder übernommen hat. In Österreich sind scheinbar beide Schreibweisen des Namens verbreitet, vielleicht kommt die Verwechslung daher?
salvi11 hat geschrieben: Do, 13.12.2018, 20:25 Nichts desto trotz ist die Schweiger Klemme ein Abbild der VR102, nur eben in einfacher Bauweise. Geschlossen wird sie mit einer gefedert gelagerten Niederdruckrolle, welche auf die ca. 10mm bis 15mm vom Gehäuse aufstehende innere und bewegliche Klemmbacke drückt. Die Niederdruckrolle drückt die innere Klemmbacke brachial nach unten, wobei der Kniehebel über den Totpunkt springt. Die Kuppelrolle wird anschliessend wie bei allen anderen Kniehebelklemmen über eine Schiene langsam betätigt und die Klemme ist geschlossen. Geöffnet wird die Klemme elegant über die Kuppelschiene.

Leider habe ich keine Bilder dazu und es wird vermutlich auch nie dazu kommen, es sei denn, ich geh nach Uttendorf, St. Anton oder dergleichen. Mit Windows Paint habe ich versucht das ganze zu Veranschaulichen. Wie immer keine Gewähr auf Korrektheit und Vollständigkeit..
Das kann ich bestätigen, ich hatte das Prinzip schon als Kind bei der Kumme-Sesselbahn genau studiert ;) . Auf der folgenden Seite gibt/gab es mal detaillierte Fotos von der VR102 am Hasliberg, auf denen das Prinzip mit der Schliessrolle sehr schön zu sehen war. Leider scheinen die Fotos im Web-Archiv nicht mit aufgenommen zu sein, aber vielleicht hat es noch andere Snapshots von der Seite als den untenstehenden, muss ich mal suchen.

http://web.archive.org/web/200505110202 ... lpbahn.htm
Reportagen und Reiseberichte auf www.enviadi.com
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Felix hat geschrieben: Mo, 24.12.2018, 13:43 Das kann ich bestätigen, ich hatte das Prinzip schon als Kind bei der Kumme-Sesselbahn genau studiert ;) . Auf der folgenden Seite gibt/gab es mal detaillierte Fotos von der VR102 am Hasliberg, auf denen das Prinzip mit der Schliessrolle sehr schön zu sehen war. Leider scheinen die Fotos im Web-Archiv nicht mit aufgenommen zu sein, aber vielleicht hat es noch andere Snapshots von der Seite als den untenstehenden, muss ich mal suchen.

http://web.archive.org/web/200505110202 ... lpbahn.htm
Schade sind die Bilder weg, wirklich sehr schade, denn ich war am Sonntag in Brambrüesch um mir die Klemme genauer anzuschauen. Diese Klemme die dort in Betrieb ist, funktioniert nicht mit Niederdruckrollen. Ich komme zum Schluss, dass es zwei Varianten gab. Jene in Brambrüesch funktioniert so:

Also erstmals, die Klemme ist inoffiziell bistabil. In der Brambrüescher Bauweise fährt sie zwar offen durch die Station, ist aber nur haarscharf am Totpunkt, ich sag dem Punkt mal Schwimmstellung. An dem Punkt bräuchte eine Fliege auf der Feder landen und sie würde zuschnappen. Damit das nicht versehentlich passiert und die Mitarbeiter am Ende der Klemmenrevision noch alle Finger haben, besitzt sie eine Verriegelung, welche nur zum Einsatz kommt, wenn etwas total schief geht oder die Klemme von der Laufschiene angehoben wird. Nun aber zum technischen Von Roll Wunder. Da die VR102 über keine Laufrollen besitzt, fährt die Klemme in der Station auf den zwei Kuppelrollen. Durch das Eigengewicht der Kabine werden beide Federpakete in der Schwimmstellung gehalten, womit die Verriegelung normalerweise wie erwähnt nicht zum Einsatz kommt.

Bild
Klemme in der übersicht, rechts das Seil, in der Mitte die Kuppelrollen/Laufrollen und ganz rechts die Verriegelung, welche keine Wirkung hat, wenn die Klemme geschlossen ist.

Bild
Die im roten Kreis sichtbare Schraube ist die Verriegelung. Hier hat sie keine Wirkung.

Bild
Hier ist die Klemme in der Station und offen. Wenn die Klemme zuschnappen würde, könnte sie nur um einen Milimeter sich bewegen und würde an der Verriegelung hängen bleiben.

Bild
Verriegelung manuell geöffnet.

Meine Vermutung ist, dass die Verriegelung nur zum Einsatz kam, um die brachialen Niederdruckrollen, sprich den Totpunkt komplett zu umgehen. Denn die Schweiger Klemme besitzt keine Verriegelung, ergo geht sie garantiert über den Totpunkt, sonst wäre die Handhabung viel zu gefährlich.

Okey, jetzt stellt sich wahrscheinlich bei euch die Frage, wie die Klemme denn überhaupt geschlossen und angekuppelt wird wenn keine Niederdruckrollen im Einsatz sind. Diese Frage habe ich mir auch gestellt.



Link zum Video

Zu schnell und zu undeutlich? Hier folgt die Erklärung.

Vorhin habe ich geschrieben, dass die Klemme zuschnappt, wenn sie von der Laufschiene angehoben wird. Der Mitarbeiter, welcher uns alles gezeigt hat, demonstrierte uns das. Er hob die Klemme mit einem satten Ruck binnen Zehntelsekunde an, die Kuppelrollen/Laufrollen entlasteten sich und schon klatschte das Federpaket an die Verriegelung. Ein Faustschlag auf die Klemme und die ursprüngliche Schwimmstellung wurde wieder hergestellt. Mit dem selben Prinzip kuppelt sich die Klemme am Seil an mit dem Unterschied, dass die Verriegelung entschärft wird (ähnlich der Giovanola Klemme wer sie kennt)

Um die Kuppelrollen/Laufrollen zu entlasten und den "Ruck" des Mitarbeiters zu erreichen, fügt sich die Klemmbacke erst auf das Seil auf, die Klemme hebt sich an und schliesst sofort. Gleichzeitig wird die Verriegelung entschärft. Siehe Video.

Bild
Rot die Verriegelung, blauer Pfeil die Schliessrichtung, gelber Pfeil die Verdeutlichung der angehobenen Klemme und grün eine gefederte Trägerolle, welche das Seil immer in selber Position bringt und gleichzeitig anhebt.

Bild
Gefederte Trägerolle

Ich hoffe man kommt einigermassen meiner Erklärung nach..
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Felix »

Hochinteressant, herzlichen Dank!

Habe das Prinzip jetzt verstanden. Trotzdem wundert mich, warum Von Roll hier auf einen ja doch sehr kompliziert erscheinenden Aufbau gesetzt hat. Immerhin dürfte das so ziemlich die einzige Klemme sein, die im offenen Zustand verriegelt werden muss? Die Verriegelung bei der Giovanola-Klemme dient ja genau dem Gegenteil, nämlich einem versehentlichen Öffnen.
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von Wurfhebelklemme0304 »

Könnte es evtl. sein, dass die Carlevaro&Savio Klemme eine ähnliche Verriegelungseinrichtung hat?! Oder die Sacmi-Klemme? Weil an sich haben die Klemmen zwei Ausgangslagen, überschreiten aber keinen Totpunkt.
Übrigends herausragender Klemmenbericht! Dankeschön
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Merci euch zwei, das mache ich sehr gerne.
Felix hat geschrieben: Di, 08.01.2019, 22:11 Habe das Prinzip jetzt verstanden. Trotzdem wundert mich, warum Von Roll hier auf einen ja doch sehr kompliziert erscheinenden Aufbau gesetzt hat. Immerhin dürfte das so ziemlich die einzige Klemme sein, die im offenen Zustand verriegelt werden muss? Die Verriegelung bei der Giovanola-Klemme dient ja genau dem Gegenteil, nämlich einem versehentlichen Öffnen.
Die Verriegelung ist in der Tat umgekehrt zur Giovanola Klemme. Eine Verriegelung um ein Öffnen zu verhindern ist in meinen Augen bei solchen Kniehebelklemmen mit Tellerfeder nicht nötig. Anonsten müssten sich ja alle einzelne Tellerfeder auf einmal in Luft auflösen. Die Verriegelung ist wirklich nur dazu da, um die Klemme auf dem "Abstellgleis" zu sichern. Bei der DT 104 sowie 108 sollte man das im übrigen auch machen. Hier ist die Sicherung aber manuell zu ergänzen, mit einem Spannset oder Keilstück den Kuppelhebel versperren.
Wurfhebelklemme0304 hat geschrieben: Do, 10.01.2019, 16:20 Könnte es evtl. sein, dass die Carlevaro&Savio Klemme eine ähnliche Verriegelungseinrichtung hat?! Oder die Sacmi-Klemme? Weil an sich haben die Klemmen zwei Ausgangslagen, überschreiten aber keinen Totpunkt.
Übrigends herausragender Klemmenbericht! Dankeschön
Ich erinnere mich keine Verriegelung gesehen zu haben, weder am Monte Tamaro, noch in Saarbrücken, noch in Saanenmöser bei der Sacmi Klemme. Die Carlevaro und Savio Klemme ist ja eine Nockenklemme. Der Totpunkt ist dort ebenfalls vorhanden und zwar dann, wenn die Feder maximal gespannt ist. Bei der Sacmi Klemme gibt es im Grunde kein Totpunkt, aber zwei ganz klare Stellungen Offen und Geschlossen. Diese Klemme ist weder eine Kniehebel noch eine Nockenklemme, es ist irgendwie ein eigenes System, vielleicht könnte man dieser Klemme Pfeilklemme sagen. (Siehe meine Beschreibung) viewtopic.php?f=3&t=1698&start=20#p25194
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Re: Kuppel-Historie von 1873 bis heute

Beitrag von salvi11 »

Für Leute mit Interesse bezüglich Müller Klemme habe ich hier im Februar 2019 einige gute Aufnahmen des Kuppelvorgangs machen können. Bei der ersten Szene hat die Bahn sogar angehalten, zufällig.


Link zum Video

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