Nidwaldens Hauptstadt Stans, neuerdings berühmt für ihre Cabrio-Bahn, hätte Seilbahntechnisch noch viel mehr zu bieten. Hier geht es aber nicht um die Carbio-Bahn. Eine für Touristen unzugängliche Bahn nämlich, eroberte 1931 ein weiterer Abschnitt der Region. Es handelt sich hier um die Industrielle Materialseilbahn Rohren-Melbach, welche die Last vom Steinbruch Melbach runter in die Ortschaft Ennetmoos bringt.
Ennetmoos liegt ganz in der Nähe von Stans und ist daher schnell von dort mit dem Auto erreichbar. Die Talstation selbst steht nicht im Dorf, sondern etwas ausserhalb in Rohren. Dort betreibt Fixit AG, eine Schweizer Firma die im Baustoffmarkt tätig ist, den Steinbruch seit 1931 und baut Gips ab. Das abgetragene Material wird mittels Seilbahn von Melbach nach Rohren transportiert und von dort weiter in die Fabrik nach Ennetmoos geschickt.

Geschichtlich geht der Gipsabbau an der Flanke südlich des Stanserhorn weit zurück. Nämlich schon 1888, zufällig mit der oben erwähnten Bürgerstockbahn zusammen, eröffnete Theodor Bell aus Kriens die erste Gips-Bahn, damals im Steinbruch Rübenen. Technisch war dies eine Wasserballast-Bahn, statt Wasser schüttete man praktischerweise Gips rein. Als sich der Steinbruch Rübenen als zu klein erwies, beauftragten die Betreiber die Firma Bleichert aus Leipzig eine kuppelbare Bahn weiter südlich im Steinbruch Melbach zu errichten.
Die Bahn ist technisch ein Meisterwerk. Von Hand geschmiedet und gezimmert wie es im Buche steht. Sowas gibt es in der Schweiz nur noch hier in Ennetmoos und in Frick, welche im Jahrgang jedoch vier Jahre jünger ist. Bleichert's System ist im Prinzip eine normale 2s Bahn, welche ein Zugseil und ein Tragseil aufweist. Geklemmt wird mit einer überschaubaren Schwerkraftsklemme.

Die kleine Rolle hebt beim ein- oder auskuppeln das ganze Betriebsmittel nach oben. So bewegt sich die runde Stange in der Mitte ebenfalls nach oben und öffnet auf der anderen Seite die Klemme.

Nehmen wir an, mann könnte mit der Hand die Stange unten links nach oben drücken, so würde sich die Klemme rechts öffnen und das Seil würde herausspringen.

Nochmal im Detail die geschmiedete Klemm- und Scharnier-Konstruktion.
Bis vor einem Monat kannte ich die Bahn nicht. Erst als ich zufälligerweise an einem regnerischen Samstag Abend auf die Bahn im Seilbahninventar gestossen bin, kitzelte es mich dorthin zu gehen. Aber ich wollte nicht nur von Aussen zuschauen, ich wollte rein, schauen wie das rattert und lärmt. Zum Glück wurde im Seilbahninventar der Betreiber der Anlage bekannt gegeben, somit ich schnell eine Kontaktperson gefunden habe. Nach dem warten auf besseres Wetter schrieb ich das Mail und schon am Tag darauf bekam ich eine positive Antwort zurück. "Die Bahn könne man besichtigen und ich solle mich am Besten beim Herrn vor Ort melden und mit ihm einen Termin abmachen." Sowas von unkompliziert und schnell ging danach das Organisieren eines Termines, so durfte ich schon eine Woche nach dem verschicken des Mails die Bahn besuchen gehen.
Technische Daten - http://www.seilbahninventar.ch
Hersteller - Bleichert
Baujahr - 1931
1. Umbaujahr - 1961 (neue Stützen von Bleichert u. Betriebsmittel von NSD)
2. Umbaujahr - 1988 (neuer Antrieb von NSD u. Steuerung)
Länge - 2'600m
Höhendifferenz - 393m
Anzahl Stützen - 7
Fahrgeschwindigkeit - 2,1m/s
Fahrzeit - 20min
Um 13:30 kam ich bei der Talstation an und wurde schon in Empfang genommen. Als aller erstes ging es in die Talstation. Dort wird der Gips von der Seilbahn in Silos umgeschüttet, wo er auf die weiterfahrt zur Fabrik wartet. Des weiteren stand freundlicherweise ebenfalls ein Besuch in der Bergstation auf dem Plan.

Die Talstation Rohren

Erste Stütze und im Hintergrund die Hänge des Stanserhorns.

Ein Spanngewicht eines Tragseils im Innern des Gebäudes.


Umlenkung des Zugseils mit Spannwagen.

Von hier geht es weiter auf ein Förderband und wieder rauf in ein Silo neben der Station.

Kuppelstelle


Ca. 10min Autofahrt war nötig um zum Steinbruch und dessen Bergstation der Seilbahn zu gelangen.



Damit es eine Regelmässigkeit der Abstände gibt, kommt diese Kette zum Einsatz.

Bei der Warteschlange, bevor es auf die Schiefe ebene zum Zugseil geht.

Man beachte die grossartige Bauart, wann und wo sieht man sonst noch sowas.




Die Konstruktion ist von Niederberger, der Motor und das Getriebe von Schindler.


Es war sogar Möglich einen Umweg zu fahren, damit ich ein Teil der Strecke noch fotografieren konnte.

Schlussbild mit verzerrten Seilen.
Im ganzen war dies ein sehr gelungener Tag. Mein Begleiter der Fixit AG nahm sich Zeit mir die Bahn ausführlich zu zeigen, wofür ich wirklich sehr dankbar bin. Ausserdem sieht man sowas nicht alle Tage. Die Bauart ist so speziell, da müssen die Seilbahnaugen einfach nur glänzen. Die Zukunft der Anlage sieht auch gut aus, denn ein Betrieb mit Lastwagen wäre zu aufwändig und deshalb ist die Seilbahn die einzige günstige Möglichkeit den Gips ins Tal zu bringen.
Hoffe die mal etwas andere Seilbahn gefällt euch. Das Video sollte unterwegs sein.
