8-PB Fanas-Cania-Eggli (Fanas)

Technik-Reportagen aus dem Kanton Graubünden.
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Felix
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8-PB Fanas-Cania-Eggli (Fanas)

Beitrag von Felix »

8-PB Fanas-Cania-Eggli

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Graubünden ist nicht gerade als das Land der Kleinseilbahnen bekannt. Hier und da trifft man vereinzelt Luftseilbahnen an, die einen anderen Zweck erfüllen, als Skifahrer in den hochmodernen Skigebieten den Berg hinauf zu schaufeln. Verglichen mit der Zentralschweiz stellen die Kleinseilbahnen in der Südostschweiz aber nur einen geringen Anteil der Seilbahnen dar. Grund genug also, eine dieser wenigen klassischen Bündner Kleinseilbahnen, die sich vom privaten Material- und Viehtransporter zum Fortbewegungsmittel für Liebhaber der ruhigen Natur entwickelt haben, unter die Lupe zu nehmen.

Fanas liegt terrassenartig auf der Nordseite am Eingang des Prättigaus oberhalb der Orte Grüsch und Schiers. Seit jeher ist die Landwirtschaft auf den Wiesen oberhalb des Dorfes, die sich bis zum 2300 Meter hohen Sassauna ziehen, die Existenzgrundlage für die Einwohner. Lange Fussmärsche zu den Maiensässen waren an der Tagesordnung, kein Wunder also, dass schon bald der Wunsch nach einer verbesserten Erschliessung aufkam. Militärseilbahnen gab es in der Schweiz nach dem zweiten Weltkrieg genug, Geld zum Bau neuer Bahnen war bekanntermassen weitaus weniger vorhanden. So erschien es nicht erstaunlich, dass nach eingängiger Planung seitens der Gemeinde Fanas dem nahegelegenen Ort Schuders eine Militärseilbahn abgekauft wurde und diese kurze Zeit später ab 1949 ihre Transportdienste zu den Maiensässen oberhalb Fanas' verrichtete. Personen durften anfänglich keine befördert werden, es ist allerdings anzunehmen, dass dieses Verbot wie bei zahlreichen vergleichbaren Bahnen inoffiziell umgangen wurde. Eine sukzessive Lockerung des Verbots führte schliesslich dazu, dass die Bahn vier Jahre nach dem Bau für den öffentlichen Personentransport freigegeben wurde.

Schon bald war allerdings abzusehen, dass die Seilbahn über kurz oder lang den Anforderungen weder technisch noch komfortmässig gewachsen war. Nachdem 1959 der Personentransport wieder eingestellt werden musste, stellte sich Anfang der 60er Jahre die Frage nach den Vor- und Nachteilen einer Strasse zu den Maiensässen respektive einer Erneuerung der Seilbahn. Glücklicherweise wurde die dauerhafte Einstellung der erlebnisreichen Fahrt auf das Maiensäss Eggli von der Gemeinde deutlich abgelehnt. Vier Jahre später erstrahlte die Bahn mit ihren geschlossenen Kabinen für vier Personen und stolzen 800 kg Material in neuem Glanz. Mehr und mehr geriet die Bahn in den folgenden Jahrzehnten in das Visier von Wanderern und Gleitschirmfliegern, sodass sich das Eggli oberhalb von Fanas zu einem echten touristischen Anziehungspunkt entwickelte. Seit einer umfassenden Modernisierung der Bahn im Jahr 1992, bei der unter anderem auch die Kabinen durch kapazitätsstärkere Achterkabinen ausgewechselt wurden, im Winter wie im Sommer rege von Touristen benützt. Im Sommer sind es Wanderungen mit lohnendem Panorama auf den Sassauna, die die Gäste anlocken, im Winter sind Skitouren an diesem Berg möglich, an schneereichen Wintertagen ist sogar eine Abfahrt bis ins gerade mal 900 Meter hoch gelegene Fanas möglich.

Mit ihrer teils spektakulären, teils aber auch sanften Trassierung hat die Bahn bis heute nichts von ihrem ursprünglichen Charme verloren. Geradezu aussergewöhnlich macht sie aber zudem die Tatsache, dass es sich hierbei im Bündnerland nahezu um ein Unikat handelt. Abgesehen von der nahegelenen Älplibahn in Malans sucht man im Land der Steinböcke lang, um eine Kleinpendelbahn anzutreffen. Nicht zuletzt deswegen ist eine Fahrt mit der Seilbahn Fanas-Eggli äusserst empfehlenswert.

(Informationsquelle: http://fanas.ch/tourismus/seilbahn)


Link zum Datenblatt
https://www.bergbahnen.org/seilbahn/2482/de/daten.php" onclick="window.open(this.href);return false;

Lage der Bahn
http://www.mapplus.ch/?x=769156&y=206294&zl=16" onclick="window.open(this.href);return false;


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Die offene Talstation in Fanas. Der letzte Umbau 1992 wurde - wie am Schild rechts oben unschwer zu erkennen - von der Firma Bartholet, Flums ausgeführt, den elektrischen Teil lieferte die Firma Kündig, Luzern.

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Kabine Nummer 1 befindet sich auf Talfahrt und wird sogleich die Talstation erreichen. Noch tragen die beiden Kabinen das Wappen der Gemeinde Fanas. Das dürfte sich ab kommendem Jahr ändern, wenn die Gemeinde mit Valzeina und Grüsch ab 01.01.2011 fusioniert.

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Nach nur wenigen Minuten Fahrzeit und dem Passieren der ersten Stütze geniesst man bereits eine herrliche Aussicht auf den nördlichen Teil des Prättigaus. Auch einen ersten Blick ins Rheintal kann man bereits erhaschen.

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Insgesamt drei Stützenausstiege besitzt die Bahn, hier im Bild zu sehen der mittlere.

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Kurze Zeit später kreuzt Kabine zwei.

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Den grössten Gefällsbruch erfährt die Bahn nach einem langen Spannfeld mit grossem Bodenabstand an der vorletzten Stütze, die gleichzeitig den dritten und letzten Streckeneinstieg besitzt. Aufgrund des extrem geringen Radius der Tragseilauflageflächen verlangsamt die Bahn an dieser Stelle fast bis zum Stillstand.

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Nach einer weiteren hohen Stütze ist auch schon die Bergstation erreicht.

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An der Bergstation starten zahlreiche Wanderungen.

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Unterwegs auf einem dieser Wanderwege, Richtung Sassauna.

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Der Sassauna mit seinen endlosen Wiesen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser Berg nie skitechnisch industrialisiert wurde - zumindest aus dieser Perspektive sieht die Hanglage nach einer optimalen Skipiste aus. Aber auch für die Skitourengänger dürften sich hier im Winter zahlreiche lohnende Abfahrtsmöglichkeiten bieten.

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Ausblick Richtung Nordwesten.

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Sowie der Blick nach Osten ins obere Prättigau.

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Eine der beiden Kabinen in der Bergstation, die nicht bedient ist, sodern nur eine Videoüberwachung aufweist. Um ins Tal zu fahren, genügt ein kurzer Anruf an die Talstation. Einen Fahrplan gibt es übrigens nicht, die Bahn fährt, sobald jemand damit fahren möchte. Während meines Besuchs wurden in der Zwischenzeit Wartungsarbeiten an den Seilsätteln ausgeführt, sodass die Kabinen quasi pausenlos unterwegs waren.

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Hier wird die spektakuläre Trasse unterhalb der vorletzten Stütze deutlich - mit einer offenen Kiste dürfte das sicher noch ein bisschen mehr Nervenkitzel gewesen sein...

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Kabine zwei auf dem Weg zur Bergstation.

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Die Talstation in Fanas.
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bündner
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Re: 8-PB Fanas-Cania-Eggli (Fanas)

Beitrag von bündner »

:super: Wird Zeit dass ich auch wieder einmal nach Fanas gehe. Kann man mit einer Wanderung nach Österreich verbinden, und dort mit einer einspurigen PB ins Tal fahren.
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Schöditaz
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Re: 8-PB Fanas-Cania-Eggli (Fanas)

Beitrag von Schöditaz »

Sehr schöner Bericht. :klatschen: . Ist wohl auch eine der wenigen Bahnen mit drei Mittelausstiegen.
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Mirco
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Re: 8-PB Fanas-Cania-Eggli (Fanas)

Beitrag von Mirco »

Felix hat geschrieben:Bild
Der Sassauna mit seinen endlosen Wiesen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser Berg nie skitechnisch industrialisiert wurde - zumindest aus dieser Perspektive sieht die Hanglage nach einer optimalen Skipiste aus. Aber auch für die Skitourengänger dürften sich hier im Winter zahlreiche lohnende Abfahrtsmöglichkeiten bieten.
Der Sassauna ist auch DER Berg im Vorderprättigau, wo man herrlich Freeriden kann. Dafür ist er regelrecht bekannt. :) Und ich frage mich heute noch, warum man den viel tiefer gelegenen Furnerberg erschlossen hat als den sassauna :oh:
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