Im Gegensatz zur Frage, ob nun das Huhn oder das Ei zuerst da war, kann man sich bei Seilbahnen eindeutig festlegen, welche Art die erste war: Die Standseilbahnen, die aus den Eisen- und späteren Zahnradbahnen hervorgingen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sie zunächst in Städten als kurze Verbindungsbahnen über steilere Hänge, ehe sie ab der folgenden Jahrhundertwende wie die Zahnradbahnen die Berge erklimmen konnten. Grund genug also, diesen historischen und teils immer noch fast original erhaltenen Meisterwerke der Technik eine Kategorie in der Serie "100 Schweizer Bergbahnen" zu widmen.
In diesem Topic findet sich ein Kurzbeschrieb zu den jeweiligen Anlagen sowie einige Fotos, zur Abstimmung (auch für nicht-registrierte Besucher) geht es auf dieser Seite: www.bergbahnen.org/100-Schweizer-Bergbahnen.
40-ST Giessbachbahn (Brienz)
Die Giessbachbahn ist mit Baujahr 1879 die älteste derzeit noch in Betrieb befindliche Seilbahn der Schweiz. Trotz einiger Umbauten ist die Bahn noch nahezu im optischen Originalzustand auf der kurzen Strecke zwischen dem Seeufer des Brienzer Sees und dem Grandhotel an den Giessbachfällen unterwegs. Anfänglich mit Wasserballast betrieben, wies die von der Firma Bell erstellte Anlage natürlich auch eine obligatorische Zahnstange als Bremse auf, die sie - trotz Umbaus auf elektrischen Antrieb - noch bis heute behalten hat. Wer also schon immer einmal mit einer über 125 Jahre alten Seilbahnanlage fahren wollte, der ist an diesem Ort ganz sicher richtig. Einen zusätzlichen Anreiz geben die immer noch wie in alten Zeiten gestalteten Fahrkarten, ebenso wie die Seltenheit, von der Seilbahn direkt ins Schiff umsteigen zu können, liegt die Talstation doch nur wenige Meter von einer Anlegestelle entfernt.
20-ST La Neuveville-Saint Pierre (Fribourg)
Ein ganz besonderes Exemplar einer Standseilbahn findet man noch immer mitten im Herzen der Stadt Fribourg im gleichnamigen Kanton. Mitten in der Innenstadt verbindet eine kurze, aber steile Standseilbahn die beiden Ortsteile La Neuveville und Saint-Pierre. Doch das alleine würde die Bahn noch lange nicht zu einem Unikat machen - wohl aber, dass sie seit eh und je mit Wasserballast betrieben wird und keinerlei Elektriztät zum Betrieb benötigt. Die Bahn nutzt einen Anschluss an die Kanalisation der Stadt, sodass der obere Wagen mit Wasser gefüllt werden kann, ehe er aufgrund des grösseren Gewichts den anderen Wagen aus der Talstation empor ziehen kann. Aufgrund dieser Eigenschaft besitzt die Bahn auch noch eine klassische Zahnstange als Bremse, in Form des Systems Riggenbach.
32-ST Heimwehfluhbahn (Interlaken)
Nur wenige Meter oberhalb der Stadt Interlaken im Berner Oberland erschliesst eine kurze Standseilbahn der Marke Von Roll die Heimwehfluh. Die Bahn ist bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben und pendelt seit nunmehr über 100 Jahren im Wald hin- und her. Doch nicht nur die nostalgische Standseilbahn ist eine Reise wert, sondern auch der malerische Ausblick auf Eiger Mönch und Jungfrau.
80-ST Punt Muragl-Muottas Muragl (Samedan)
Mit Baujahr 1907 zählt die Standseilbahn am Fusse des Berninapasses nahe Samedan zwar nicht zu den ältesten Standseilbahnen der Schweiz, dennoch verdient sie einen Platz in dieser Kategorie. Die von der Firma Von Roll erbaute Bahn zählte zu den allerersten Standseilbahnen der Alpen, die ausschliesslich für touristische Zwecke erstellt wurde. Waren bis dato mit wenigen kleineren Ausnahmen ausschliesslich innerstädtische Bahnen oder solche zur Erschliessung kleiner Ortschaften oberhalb von Tälern gebaut worden, so begann mit dem Bau der Muottas-Muragl-Standseilbahn die flächendeckende Bergerschliessung in der ganzen Schweiz. Samt zugehörigem Hotel ist der Hausberg von Samedan seit über einem Jahrhundert ein Ziel für Wanderer und Erholungssuchende. Während vieler Jahre war oberhalb des Hotels auch ein kleines Skigebiet mit zwei Skiliften in Betrieb, welches aber vor einigen Jahren mangels Nachfrage eingestellt wurde.
60-ST Niesenbahn 1+2 (Reichenbach im Kandertal)
Die 1910 eröffneten zwei Sektionen der Niesenbahn auf den weltbekannten Gipfel im Berner Oberland stellten für die damalige Zeit einen Weltrekord dar: Über 1600 Höhenmeter überwinden die beiden steil trassierten Bahnen bis zum 2362 Meter hohen Gipfel. Nach der Muottas Muragl-Bahn war die Niesenbahn die zweite grössere Standseilbahn der Schweiz, die einzig für touristische Zwecke gebaut worden war. Brückenbauwerke und zahlreiche Tunnels, speziell auf der exponierten zweiten Sektion, machen die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ein ausführlicher Bericht zur Geschichte der Niesenbahn findet sich auf Wikipedia.
