Sie gelten als die Könige der Seilbahnen, die Luftseilbahnen. In den kommenden zwei Wochen beleuchtet die Serie "100 Schweizer Bergbahnen" fünf herausragende Exemplare dieses Seilbahntyps, die in den Schweizer Bergen die grössten Höhen erschliessen.
In diesem Topic findet sich ein Kurzbeschrieb zu den jeweiligen Anlagen sowie einige Fotos, zur Abstimmung (auch für nicht-registrierte Besucher) geht es auf dieser Seite: www.bergbahnen.org/100-Schweizer-Bergbahnen.
100-PB Trockener Steg-Klein Matterhorn (Zermatt)
Denkt man an herausragende Luftseilbahnen, so kommen einem beim ersten Gedanken der Pico Espejo in Venezuela, die Aiguille du Midi in Chamonix in Frankreich und natürlich die Seilbahn auf das Klein Matterhorn oberhalb von Zermatt in den Sinn. Drei Jahre dauerte die Bauzeit in klimatisch extremen Gebieten an, ehe die wohl spektakulärste Seilbahn der Schweiz 1979 den Betrieb aufnehmen konnte. Eine Länge von 3,7 Kilometern, eine Höhendifferenz von knapp 900 Metern, drei Zwischenstützen und zwei Kabinen à 100 Personen, das sind die trockenen Eckdaten dieser herausragenden Bahn. Bereits beim ersten Anblick der Trassierung wird es so manchem Fahrgast mulmig: Kaum sind die drei nahe der Talstation befindlichen Stützen passiert, verschwindet die Bahn in einem Loch, überspannt in luftiger Höhe den unteren Theodulgletscher, ehe der steile Anstieg entlang der Felswand zur Bergstation, einem Adlerhorst an der Nordflanke des Klein Matterhorns, erfolgt. Ein Blick aus der auf 3820 Meter hohen Bergstation ins Tal erfordert absolute Schwindelfreiheit, man blickt vom Perron rund 800 Meter in die Tiefe. Übertroffen wird die Höhenlage der Bergstation in den Alpen übrigens lediglich durch die beiden anliegenden Gletscherskilifte auf die Gobba di Rollin.
125-PB Laax-Crap Sogn Gion (Flims-Laax-Falera)
Bereits 1964/1965 konnte die renommierte Firma Habegger die beiden damals stärksten und grössten Pendelbahnen der Welt zum Kraftwerksbau im tessinerischen San Carlo Richtung Robiei erstellen, bis 1968 dauerte es jedoch noch, bis eine zumindest annähernd vergleichbare Bahn auch für den Skisport gebaut wurde. In einem Gemeinschaftsbau entstand in jenem Sommer von Laax aus die damals längste Pendelbahn der Welt mit einer Streckenlänge von über vier Kilometern zum Dreh- und Angelpunkt der "Weissen Arena", dem Crap Sogn Gion. Das markante Bergstationsgebäude samt angebautem Panoramarestaurant im 60er-Jahre-Design prägt seit nunmehr über 40 Jahren das Erscheinungsbild des Crap. Nicht nur die Länge, sondern auch die enorme Kabinengrösse von 125 Personen stellte alle bis dato erstellten Luftseilbahnen in den Schatten; nicht einmal der grosse Konkurrent von Habegger, die Von Roll'schen Eisen- und Stahlwerke, hatten bis dato derart gigantische Bahnen erstellt. Erst nach der Fusion der beiden grossen Berner Seilbahnhersteller enstanden auch 125er-Pendelbahnen unter dem Namen Von Roll.
150-PB La Chaux-Col des Gentianes (Verbier)
Mit einer Kabinengrösse von 150 Personen stellte die Pendelbahn La Chaux-Col des Gentianes im Skigebiet der Quatre Vallées, die kurz treffenderweise einfach nur "Le Jumbo" genannt wird, 1987 einen neuen Rekord auf. Derart grosse Kabinen kamen bislang noch nie auf Schweizer Boden zum Einsatz, wurden aber aufgrund der grossen Streckenlänge von 2,5 Kilometern für eine grosse Kapazität bis zum Fusse des Mont Fort unumgänglich. Bereits sechs Jahre zuvor konnte die Firma Garaventa von Tortin aus den Mont Fort erschliessen, die neue Bahn stellt seit eben 1987 die Verbindung mit Verbier dar. Über drei Zwischenstützen überwinden die beiden Kabinen eine Höhendifferenz von 640 Metern. Bis heute wurde die Kabinengrösse nur einmal auf Schweizer Boden mit der Doppelstockpendelbahn in Samnaun übertroffen, zwei weitere Bahnen in Zermatt und Lauterbrunnen egalisierten die Kabinengrösse.
40-PB Orselina-Cardada (Locarno)
Zwar zählt die Pendelbahn nach Cardada oberhalb von Locarno am Lago Maggiore nicht zu den Riesen unter den Pendelbahnen, dennoch verdient sie sich ihren Platz in der Serie als erste grosse Pendelbahn ohne Fangbremse. Nach vielen Jahren wurde das Seilbahngesetz zur Jahrtausendwende dahingehend geändert, dass Tragseilbremsen als Sicherung bei grossen, vom Bund konzessionierten Pendelbahnen nicht mehr obligatorisch sind, genau so wie es bei kantonal konzessionierten Kleinpendelbahnen zuvor schon der Fall war. Trotz der Lockerung werden aber nach wie vor bei zahlreichen Bahnen weiterhin Fangbremsen eingebaut, die Bahn in Locarno war die erste, die ohne eine solche Einrichtung erstellt wurde. Damit wurden nicht nur schnellere Geschwindigkeiten zum Überfahren der Stützen möglich, sondern auch ein Betrieb ohne Kabinenbegleiter. Gestaltet wurden die Stationsbauten sowie die Kabinen vom Tessiner Architekten Mario Botta, die der Bahn einen weiteren Hauch Individualität verpassen. Die seilbahntechnischen Arbeiten wurden durch die Firma Doppelmayr Thun ausgeführt.
125-PB Weglosen-Seebli (Hoch-Ybrig)
Die mitunter am wenigsten bekannte Pendelbahn dieser Kategorie dürfte zweifelsohne die Pendelbahn Weglosen-Seebli im Skigebiet Hoch-Ybrig in der Mythenregion sein. Kein Wunder, fungiert sie doch in erster Linie ausschliesslich als kurzer Zubringer in ein Skigebiet, das auch auf anderem Weg per Sesselbahn erreichbar ist. Auch die technischen Daten lassen nicht unbedingt auf einen Überflieger schliessen: Moderate Höhenlage und eher kurze Strecke. Doch gerade diese kurze Strecke macht die Bahn zu etwas ganz Besonderem. Mit Baujahr 1970 wurde die Bahn nur zwei Jahre nach der ersten öffentlichen 125er-Pendelbahn in Laax gebaut und zählte sowohl zu den ersten grossen Pendelbahnen der Firma Garaventa, aber auch zur Reissbretterschliessung des Skigebiets Hoch-Ybrig. Aufgrund der Länge bzw. der Kürze von 1,7 Kilometern besitzt die Pendelbahn für die damalige Zeit eine rekordverdächtige Kapazität von 1300 Personen pro Stunde.
Die einzige Leitner-Pendelbahn der Schweiz ging verloren...
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