Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Das Forum zur Jahresserie "100 Schweizer Bergbahnen" 2011
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Felix
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Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Beitrag von Felix »

Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Gleich vorweg: Für diese Kategorie einen Namen zu finden, gestaltete sich äusserst schwierig ;). Genauer gesagt geht es in den folgenden zwei Wochen der Serie "100 Schweizer Bergbahnen" um grosse Gruppen- und Umlaufkabinenbahnen, die mehr als nur ein Seil besitzen. In diese Kategorie fallen also nicht ausschliesslich Bahnen, die im Umlaufbetrieb laufen, sondern auch solche mit Pendelbetrieb, wie es bei einer der fünf Bahnen der Fall ist. Die Bahnen stellen folglich sozusagen eine Kombination aus den klassischen Einseilumlaufbahnen und den grossen Pendelbahnen her.

In diesem Topic findet sich ein Kurzbeschrieb zu den jeweiligen Anlagen sowie einige Fotos, zur Abstimmung (auch für nicht-registrierte Besucher) geht es auf dieser Seite: www.bergbahnen.org/100-Schweizer-Bergbahnen.


30-FNT Croix des Ruinettes-Les Attelas (Verbier)
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Nachdem 1990 im französischen Val Thorens das erste Mal ein sogenanntes Funitel das Licht der Welt erblickte, konnte das System 1994 erstmals auch auf Schweizer Boden realisiert werden. Der direkte Vorgänger des Funitels, das DMC, hatte es in den rund 10 Jahren, in denen es durch die Firmen Agudio und Poma gebaut wurde, nämlich nie bis in die Schweiz geschafft, ebensowenig wie die abgewandelte Variante des DLM von Doppelmayr. Nun sollte in Verbier aber eine Umlaufbahn mit wesentlich höhrerer Kapazität zum Stehen kommen, als die zuvor chronisch überlastete Pendelbahn vom Croix des Ruinettes nach Attelas. Die Trassierung und das Gelände liessen eine herkömmliche Umlaufbahn aber nicht zu, sodass das neuartige Funitelsystem zum Einsatz kam. Die Firma Garaventa konnte somit die erste derartige Anlage in ihrem Heimatland erstellen. Charakteristisch für das System war neben einer markanten Bergebahn über der eigentlichen Umlaufbahn die Seilführung, bei der im Gegensatz zum DMC und auch dem Urfunitel in Val Thorens nur ein Seil zum Einsatz kam, welches in Doppelschleife gelegt wurde. Im Gegensatz zu den später von Doppelmayr eingesetzten Ideen gab es aber dennoch zwei separate Antriebe, die elektronisch miteinander gekoppelt wurden, sodass die Seilgeschwindigkeit annähernd identisch war.


30-FNT Cabane des Violettes-Pointe de la Plaine Morte (Crans-Montana)
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Nur kurze Zeit, genauer gesagt ein Jahr, nach dem Bau des Funitels in Verbier folgte 1995 in Crans-Montana die zweite derartige Anlage. Auch hier ersetzte sie eine Pendelbahn mit nicht mehr ausreichender Kapazität, die sehr lange Spannfelder aufwies. Ein Seil wäre bei einem über einem Kilometer langen Spannfeld zu wenig gewesen, sodass Garaventa auch hier, von der Cabane des Violettes zur Pointe de la Plaine Morte, eine Funitelanlage realisieren konnte. Teile der fünf bestehenden Zwischenstützen konnten dabei weiterverwendet werden. Bis heute handelt es sich bei der Bahn in Crans-Montana aber um die letzte gebaute Funitelanlage, und ganz sicher um die letzte Funitelanlage nach dem System Garaventa in der Schweiz, da man seit der Fusion mit Doppelmayr auf deren Technik setzt.


17-GUB Beatenberg-Niederhorn (Beatenberg)
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Bis 1997 drehten sich die Rollen am Niederhorn an einer VR101, ehe diese durch ein Novum ersetzt wurde. Die Firma Streiff aus dem Kanton Glarus hatte sich schon seit Anfang der 90er Jahre auf den Bau von Gruppenbahnen spezialisiert, um eine Nische im sonst doch mehrheitlich durch die grossen Hersteller dominierten Seilbahngeschäft zu finden. Nach anfänglich kleineren Gruppenumlauf- und Pendelbahnen mit einem Seil wagte sich die Firma im besagten Jahr an den Bau einer Gruppenumlaufbahn mit vier Gruppen à drei Kabinen à 17 Personen am Beatenberg oberhalb des Thuner Sees. Mit der Bahn sollte eine bessere Anbindung an die bestehende erste Sektion Standseilbahn vom Thunerseeufer geschaffen werden. Statt dem sonst eingesetzten einzigen Seil kamen aber neben einem Zugseil auch zwei Tragseile zum Einsatz, die die Bahn zu einer enorm schweren Konstruktion machten, ja, ansich war es eine fixgeklemmte Dreiseilumlaufbahn, die Streiff realisierte. Während der Bauzeit wurde die Firma nach finanziellen Schwierigkeiten aber durch die neu gegründete Inauen-Schätti AG übernommen, woraufhin Von Roll, bereits zu Doppelmayr gehörend, aber noch unter eigenem Namen aktiv, die Bahn fertig stellte. Bis heute ist sie die einzige Bahn ihrer Art in der Schweiz und besitzt als Kuriosum eine Mittelstation.


15-GPB Miglieglia-Monte Lema (Miglieglia)
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Nur ein Jahr nach dem Bau am Niederhorn konnte Streiff noch eine weitere ähnliche Bahn realisieren. Im Gegensatz zur ein Jahr älteren Anlage handelte es sich dabei aber nicht um eine Umlaufbahn, sondern um eine Gruppenbahn im Pendelbetrieb. Zwei Kabinengruppen mit jeweils zwei Kabinen à 15 Personen pendeln wie bei einer Pendelbahn zwischen den beiden Stationen hin- und her, allerdings erinnern die Stationen aufgrund ihrer Länge durchaus an eine Umlaufbahn. Abermals sehr grosse und schwere Stützen prägen das Erscheinungsbild dieser langen Bahn auf einen der bekanntesten Tessiner Berggipfel, den Monte Lema. Wie bei der Vorgängerbahn, ebenfalls einer VR101 von Von Roll, besitzt sie eine Gewichtsabspannung, die im Fachwerkschaft der letzten Sütze untergebracht ist.


30-KBK Saas Fee-Maste 4 / Maste 4-Felskinn
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Sie zählen ganz sicher zu den grössten und imposantesten Anlagen der Schweiz, die beiden Sektionen Dreiseilumlaufbahn in Saas Fee. Ähnlich wie beim Funitel entstand auch dieses System aus dem Dilemma, die Kapazität einer Umlaufbahn mit den Trassierungsmöglichkeiten grosser Pendelbahnen zu kombinieren. Das System mit einem Zugseil und zwei Tragseilen, also wie bei grossen Pendelbahnen, sowie automatisch an- und abkuppelnden Fahrzeugen machte den Weg frei für grosse Förderleistungen in unwegsamem Gelände. Allerdings konnte die Erfinderfirma des Systems, Von Roll, lediglich zwei derartige Anlagen in Saas Fee absetzen, die bislang Unikate in der Schweiz geblieben sind. Die hohen Bau- und Betriebskosten wirkten sich negativ auf die Nachfrage nach Dreiseilumlaufbahnen aus. Erst lange nach der Übernahme durch Doppelmayr konnte 2002 im französischen Val d'Isère unter neuem Namen, aber mit alter Technik, eine weitere derartige Anlage erstellt werden. Seither sind die Dreiseilumlaufbahnen weltweit auf dem Vormarsch.
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salvi11
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Re: Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Beitrag von salvi11 »

War die 30-KBK Saas Fee-Maste 4 / Maste 4-Felskinn die erste 3s der Welt oder der Schweiz?

Wäre für mich ein wichtiger Punkt für die Abstimmung.
Joey_Wheeler
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Re: Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Beitrag von Joey_Wheeler »

Die war die erste der Welt! Hat Von Roll von Grund auf erfunden. :klatschen: Übrigens wurde die zweite Sektion 3 Jahre später gebaut. Man kann darum glaub auch nicht durchfahren :denken:
migi
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Re: Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Beitrag von migi »

Es gibt zwar eine Verbindung über welche Gondeln verschoben werden könnten. Die sah bei meinem Besuch letzten Herbst aber nicht so aus als würde sie besonders oft benutzt. Es handelt sich dabei auch nur um ein Verbindungsgleis. Durchfahrbetrieb gibt es in der Tat nicht.
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Felix
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Re: Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Beitrag von Felix »

Kleiner Nachtrag noch zum Durchfahrbetrieb: Dieser ist schon aus betrieblichen Gründen gar nicht möglich, da die erste Sektion eine andere Fahrgeschwindigkeit sowie andere Kabinenabstände besitzt als die zweite Sektion. Rein aus diesem Grund wäre ein Durchfahrbetrieb technisch nicht so leicht umzusetzen. Aber auch die Tatsache, dass die erste Sektion Zubringer ist und die zweite Sektion Beschäftigungsanlage, spielt sicher eine Rolle. Da würde ein Durchfahrbetrieb auch von den Personenströmen her wenig Sinn machen. Sieht man ja bei anderen Anlagen, bei denen Durchfahrbetrieb theoretisch sogar möglich wäre, auch (z. B. in Flims-Plaun).
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Felix
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Re: Kategorie 7: Grosse Kabinenbahnen

Beitrag von Felix »

Mit dem Abschluss der Kategorie 7 liegt nun bereits ein Drittel des ersten Teils der Serie hinter uns. Als Sieger ging diesmal die Bahn am Beatenberg zum Niederhorn hervor, die sich vor der Dreiseilbahn in Saas Fee behaupten konnte.
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