Skilifte sind seit jeher die mit Abstand meist verbreitete Seilbahnart in der Schweiz. Eine Auswahl an bestimmten Bahnen fällt somit nicht immer leicht, und doch gibt es ganz spezielle Exemplare, die es zu würdigen gilt. Die Serie "100 Schweizer Bergbahnen" widtmet sich daher in der elften Kategorie fünf Skiliften mit aussergewöhnlichen Konstruktionen und Kurvensystemen.
In diesem Topic findet sich ein Kurzbeschrieb zu den jeweiligen Anlagen sowie einige Fotos, zur Abstimmung (auch für nicht-registrierte Besucher) geht es auf dieser Seite: www.bergbahnen.org/100-Schweizer-Bergbahnen.
2-SLE Tierhörnli (Tossen) (Adelboden)
Die ersten Ideen für Schleppliftanlagen mit Kurven gingen bereits auf Ernst Constam zurück, der in seinen Patentschriften eine Möglichkeit zum Umfahren von Hindernissen mittels einer Seilführung im Dreieck angibt. Da die angehängten Bügel dabei stets nach innen abgelenkt werden, ist eine beliebige Anzahl an Kurven auf der Strecke möglich. Somit kann aus einem Dreieck auch ein Polygon mit beliebig vielen Ecken werden. Dreiecksskilifte sind in der Schweiz keine Seltenheit, solche mit mehreren Kurven aber schon. Ganz streng betrachtet ist der Skilift Tierhörnli auf der Engstligenalp oberhalb von Adelboden landesweiter Spitzenreiter. Absehen von den gewöhnlichen Umlenkungen an Tal- und Bergstation besitzt er auf der Strecke insgesamt fünf weitere Kurven sowie zwei Ausgleichsscheiben an der Spannstation, die man ganz genau genommen auch noch als horizontale Ablenkung betrachten kann. So oder so ist der Skilift als "Siebeneck-Lift" definitiv eine Fahrt wert, nicht zuletzt deswegen, weil das talfahrende Seil in interessanter Manier einen hohen Felsriegel umfährt.
1-SLI Verbindungslift Engstligenalp (Adelboden)
Im selben Skigebiet, der Engstligenalp ob Adelboden, trifft man aber auch noch ein weiteres aussergewöhnliches Skiliftexemplar an. Der quasi eben verlaufende Verbindungsskilift von der Bergstation der Zubringerpendelbahnen zu den Talstationen der Beschäftigungsanlagen auf dem Hochplateau ist der letzte erhaltene Habegger-Skilift mit inmittierter Seilführung. Ursprünglich als wegweisendes, universell einsetzbares Kurvensystem entwickelt, konnte sich die Konstruktion nicht wirklich etablieren. Zu wartungsintensiv gestalteten sich die diagonal an das Seil greifenden Rollenbatterien, weswegen insgesamt nur zwei Anlagen mit diesem System gebaut wurden. Die zweite, ein Kurvenschlepplift am Bonistock im Skigebiet Melchsee-Frutt, wurde nach wenigen Jahren umgebaut, sodass das letzte, aber kurvenlose Exemplar auf der Engstligenalp seine Runden dreht. Noch immer aber findet man das System an einigen Habegger-Kabinenbahnen mit Bergebahn.
2-SLZ Hohstock (Belalp)
Inzwischen ebenso ein Unikat stellt der Skilift Hohstock auf der Belalp dar. Auch die Firma Küpfer entwickelte in den 70er Jahren, zur Zeit der Hochkonjunktur im Skiliftbau, ein kurvengängiges System. Mit den zwei parallelen Förderseilen konnten die Gehänge der Skilifte in eine gewünschte Position gekippt werden, sodass Kurven in alle Richtungen möglich wurden. Die letzte existente Anlage auf der Belalp ist aber gleichzeitig auch die einzige, die dieses System mit je einer scharfen Kurve nach links und rechts wirklich ausreizen konnte. Eine weitere Kuriosität stellt der Streckenverlauf vor der Bergstation auf Gletschereis dar, der mittels einer im Fels verankerten, fliegenden Stütze bewältigt wird.
1-SLE Schweibe (Bettmeralp)
Noch vor Küpfer war es aber die Firma Baco, die ein kurvengängiges System für Skilifte und fix geklemmte Sesselbahnen mit einem Seil etablieren konnte. Das Baco-Kurvensystem mit seinen speziellen Abweiserkappen auf den Klemmen und der Kurvenscheibe mit beweglichen Noppen wurde in der Schweiz sowohl bei Sesselbahnen, aber in erster Linie auch bei Schleppliften verwendet. Ein besonderes Exemplar mit extrem scharfer Kurve findet sich auf der Bettmeralp mit dem Skilift Schweibe. Als einer der wenigen Schlepplifte dieser Art besitzt er die Baco-Kurvenscheibe auf der bergfahrenden Seilseite.
1-SLE Tsarmettaz (Zinal)
Setzte auch die Firma Bühler anfänglich das Baco-Kurvensystem an drei Anlagen in der Schweiz ein, so entwickelte man schon kurze Zeit später eine andere Idee der Seilführung, die so genannte Zwirbelkurve. Der einfache Trick der doppelten Ablenkung des talfahrenden Seils umging die Problematik des "im Weg stehenden" Gehängearms auf einfache und kostengünstige Art und Weise. Viele andere Hersteller verwendeten das System in Lizenz, sodass Skilifte mit der Bühlerschen Zwirbelkurve grundsätzlich keine Seltenheit sind. Exemplare des Erfinders sind allerdings mitunter selten geworden, eine Ausnahme bildet hier der farbenfroh gestrichene, steile Schlepplift Tsarmettaz im Skigebiet Zinal im Val d'Anniviers.