Kategorie 16: Kraftwerksbahnen

Das Forum zur Jahresserie "100 Schweizer Bergbahnen" 2011
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Felix
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Kategorie 16: Kraftwerksbahnen

Beitrag von Felix »

Kategorie 16: Kraftwerksbahnen

Den meisten Leuten sind Seilbahnen nur in Verbindung mit dem Skisport ein Begriff. Doch wie sich speziell in der Schweiz zeigt, besitzen Seilbahnen auch einen hohen Stellenwert zur Erschliessung von (hauptsächlich) Wasserkraftwerken im Gebirge. Einmal mehr zeigt sich an dieser Stelle, welch flexibles und vielseitig einsetzbares Verkehrsmittel Seilbahnen darstellen. Fünf herausragende Kraftwerksbahnen, die heute auch touristischen Zwecken dienen, werden in Kategorie 16 der Serie "100 Schweizer Bergbahnen" vorgestellt.

In diesem Topic findet sich ein Kurzbeschrieb zu den jeweiligen Anlagen sowie einige Fotos, zur Abstimmung (auch für nicht-registrierte Besucher) geht es auf dieser Seite: www.bergbahnen.org/100-Schweizer-Bergbahnen.


24-ST Handeck-Gelmersee (Grimsel)
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Beim Gedanken an Kraftwerksseilbahnen in der Schweiz kommt einem unweigerlich sofort die Grimselregion in den Sinn, die mit ihren zahlreichen Seilbahnen das grösste zusammenhängende Seilbahnnetz eines einzelnen Kraftwerks in der Schweiz aufweist. Zweifelsohne hat jede dieser einzelnen, teils auch nicht öffentlichen, Anlagen ihre Besonderheit, doch besonders sticht die Standseilbahn von der Handeck zum Gelmerstausee heraus, welche anfänglich zum Bau und Betrieb dieses Sektors der Kraftwerke Oberhasli diente. Erst seit der Jahrtausendwende ist die Bahn in umgebauter Form für die Öffentlichkeit zugänglich - und das nicht nur, um die malerische Landschaft bequem zugänglich zu machen, denn die Bahn an sich ist bereits speziell genug. Grund für die Berühmtheit ist die Steigung von zeitweise 106%, die die spektakulär trassierte Windenbahn aus dem Jahr 1926 zur steilsten Standseilbahn Europas macht. Erbaut wurde die Bahn durch die Firma Von Roll, den Umbau im Jahr 2001 erledigte der Nachfolger Doppelmayr Thun.


50-ST Piotta-Ritom (Quinto)
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Nicht ganz so spektakulär und bei weitem nicht so bekannt wie die Gelmerbahn ist eine vom Betriebszweck her sehr ähnliche Bahn im nördlichen Tessin anzutreffen. Viele haben sie bereits gesehen, die meisten jedoch höchst wahrscheinlich, ohne es zu merken, denn die Anlage ist bestens von der Nord-Süd-Achse und damit der Schweizer Haupt-Transitroute einsehbar. Die steile Standseilbahn von Piotta nahe Quinto in der oberen Leventina erschliesst den Stausee Lago Ritom, auch wenn die Bahn ein gutes Stück unterhalb der Staumauer an der Station Piora bereits endet. 1921 durch Von Roll fertig gestellt, weist die Bahn eine technische Spezialität auf. Es handelt sich bei ihr um eine Windenbahn, was an und für sich noch nicht allzu aussergewöhnlich wäre, doch der Antrieb befindet sich in der Talstation. Aus diesem Grund wird das Förderseil in der Bergstation umgelenkt und neben dem Trassee zur Talstation zurückgeführt, wo es dann entsprechend auf einer Winde aufgerollt wird.


60-ST Le Châtelard-Château d'Eau (Emosson)
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Eine ganz berühmte Standseilbahn abseits der Hauptverkehrsrouten trifft man jenseits des Col de la Forclaz im Wallis an, nahe der französischen Grenze in Richtung Chamonix. Seit 1920 verkehrt hier die mit 87% Maximalsteigung steilste Standseilbahn der Welt mit zwei Wagen. Wie der Name bereits andeutet, führt sie zu einem Wasserschloss und stellt damit einen typischen Verwendungszweck für Kraftwerksbahnen dar. Doch im Zuge des Ausbaus des "Parc d'Attractions" rund um den Stausee Emosson kommt der Anlage heute auch eine grosse touristische Bedeutung zu. Sie stellt die erste Sektion der Erschliessung des Sees mittels öffentlichen Verkehrsmitteln dar. Im Anschluss daran folgen eine Schmalspurbahn, welche auf den Schienen einer ehemaligen Feldbahn, die zum Betrieb des Kraftwerks gebaut wurde, verkehrt, sowie seit einigen Jahren einem Schrägaufzug zur Staumauer Emosson. Aufgrund der Steilheit besitzt die historische Standseilbahn eine technische Besonderheit. Im oberen Drittel der Strecke schiebt der jeweils obere der beiden Wagen einen zusätzlichen Ballastwagen vor sich her, um das grösser werdende Gewicht des Zugseils des Gegenwagens auszugleichen. Bei der Talfahrt wird der Ballastwagen automatisch wieder an einem Prellbock abgestellt.


8-PB Pranzaira-Albigna (Vicosoprano)
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Nicht nur aufgrund der technischen Feinheiten der Luftseilbahn Pranzaira-Albigna, sondern auch wegen der aussergewöhnlich extravaganten Trassierung zählt die Anlage zu den interessantesten öffentlichen Kraftwerksbahnen der Schweiz. Wie so oft entstand sie zu einer Zeit, als der Kraftwerksbau in der Schweiz auf dem Höhepunkt angelangt war. 1956 wurde die Bahn, konstruiert vom Churer Ingenieur Coray und produziert vom der Thuner Maschinenfabrik Habegger, schliesslich fertig gestellt und diente dem Bau der Staumauer des Albignasees in 2100 Meter Seehöhe. Technisch interessantes Detail stellt der Aufbau der Laufwerke dar, die ungewöhnlich von der Innenseite an die Seile greifen und daher ebenso ungewöhnliche Stützenkonstruktionen mit sich ziehen. Während die letzten beiden Stützen in Portalform ausgeführt sind, handelt es sich bei den restlichen um Fachwerkstützen mit zentralem Schaft. A propos Stützen: Diese finden sich samt und sonders alle auf der oberen Streckenhälfte; die ersten 600 Höhenmeter werden stützenlos in schwindelerregender Höhe überwunden. Nach drei Stützen folgt dann ein Spannfeld über eine tief eingeschnittene Schlucht, ehe die Bergstation am Fusse der Staumauer erreicht ist.


125-PB San Carlo-Robiei (San Carlo)
http://www.stahlseil.ch/gallery/main.ph ... mId=112857

Eine der wohl bekanntesten und grössten Kraftwerksbahnen der Schweiz befindet sich im nördlichen Tessin, genauer gesagt im Val Bavona, oberhalb des Dörfchens San Carlo. Generell ist die Gegend um San Carlo und die Hochebene Robiei förmlich übersäht mit Seilbahnanlagen, doch die Anlage San Carlo-Robiei sticht besonders hervor. 1965 fertig gestellt war die Bahn während vielen Jahrzehnten nicht nur Zubringer zum Bau der Staumauer Lago di Robiei sowie gemeinsam mit einer zweiten Sektion zum Lago dei Cavagnöö, sondern galt aufgrund ihrer enormen Grösse und Antriebskraft als die stärkste Pendelbahn der Welt. Schon bald kamen aber auch Wünsche nach der touristischen Nutzung der Landschaft rund um die Seen hervor, sodass auf die eine Seite der Pendelbahn eine Personenkabine mit 125 Plätzen angehängt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die andere Seite, mit wesentlich dickeren Tragseilen und Konstruktionen ausgerüstet, wurde weiterhin mit einer Materialbarelle bestückt, um schwere Maschinen auf den Berg zu transportieren. Ursprünglich sollte die von Habegger erbaute Anlage auch als Zubringer in ein geplantes Sommerskigebiet dienen. Da die Pläne jedoch schnell wieder verworfen wurden, kommt sie bis heute hauptsächlich dem Zweck nach, Wanderer die Hochebene Robiei zugänglich zu machen. Dies mit für einen Seilbahninteressierten herausragenden Konstruktionen wie beispielsweise die monströsen, aber formschönen Fachwerk-Portalstützen.
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Felix
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Beitrag von Felix »

Das Ergebnis der 16. Abstimmungsrunde:
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