Kategorie 19: Pendelbahn gross (2)

Das Forum zur Jahresserie "100 Schweizer Bergbahnen" 2011
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Felix
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Kategorie 19: Pendelbahn gross (2)

Beitrag von Felix »

Kategorie 19: Pendelbahn gross (2)

Sie gelten als die Könige der Seilbahnen, die Luftseilbahnen. In den kommenden zwei Wochen beleuchtet die Serie "100 Schweizer Bergbahnen" in der vorletzten Kategorie zum zweiten Mal fünf herausragende Exemplare dieses Seilbahntyps, der in den Schweizer Bergen die grössten Höhen erschliesst.

In diesem Topic findet sich ein Kurzbeschrieb zu den jeweiligen Anlagen sowie einige Fotos, zur Abstimmung (auch für nicht-registrierte Besucher) geht es auf dieser Seite: www.bergbahnen.org/100-Schweizer-Bergbahnen.


80-PB Beckenried-Klewenalp (Beckenried)
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Nur ein halbes Jahrzehnt nach der ersten grossen Pendelbahn der Schweiz, die 1928 in Engelberg zum Trübsee eröffnet werden konnte, entstand 1933 in Beckenried eine weitere Luftseilbahn dieser Grössenordnung, noch vor der später weitaus bekannteren Anlagen auf den Säntisgipfel in der Ostschweiz. Die Firma Aebi erbaute jene Anlage mit über drei Kilometern Länge und über 1000 Metern Höhendifferenz in einer Region, die bis dato lediglich Kleinseilbahnen kannte, die vornehmlich aus dem Hause Niederberger stammten und wie so oft in erster Linie Materialtransporten dienten. Nur drei Jahre später wurde die erste touristisch orientierte Luftseilbahn am Vierwaldstättersee durch Von Roll vergrössert und umgebaut. Es sollte die erste von zahlreichen Sanierungen werden, die die Bahn im Laufe ihrer Lebzeit erfuhr. 1972, inzwischen hatte sich die Klewenalp zu einem mittelgrossen Skigebiet entwickelt, wurde die Anlage von Grund auf neu projektiert. Zu klein waren die alten Kabinen, um die benötigte Förderleistung für das Gebiet aufzubringen, zu lange dauerte die Fahrt aufgrund der grossen Länge. Im besagten Jahr kam wiederum die Firma Von Roll zum Zug, die an dieser Stelle eine Anlage aus einer mehr oder weniger baugleichen Serie dem Betrieb übergeben konnte. Die beiden anderen Anlagen kamen in der selben Zeit am Chäserrugg und am Metschberg zum Stehen und zeugen so aus einer Zeit, als man erstmals versuchte, ein zumindest in Teilen standardisiertes System für Pendelbahnen auf den Markt zu bringen. Doch allein schon wegen ihrer Lage über dem Vierwaldstättersee, ihrer enormen Länge von über drei Kilometern sowie der beachtlichen Höhendifferenz, die den vierstelligen Bereich erreicht, zählt die Bahn zu den herausragendsten Seilbahnen generell, die in jener Zeit entstanden und bis heute erhalten geblieben sind.


80-PB Stand-Kleintitlis (Engelberg)
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Schon seit den 60er Jahren wurde der Titlisgletscher unterhalb des 3200 Meter hohen Titlisgipfels durch eine Von Roll-Pendelbahn erschlossen, die tadellos ihre Dienste verrichtete. Während die lange Seilbahnachse bis zur Talstation der besagten Bahn, Stand, schon durch Garaventa modernisiert worden war, wurde 1992 auch die vierte und letzte Teilstrecke einer Sanierung unterzogen. Im Gegensatz zu den zwar sichtlich erneuerten, aber doch mehrheitlich erhalten gebliebenen ersten Teilstrecken sollte zum Gletscher eine komplett neue Anlage errichtet werden. Man geizte nicht mit ausgefallenen Ideen. Erstmals sollte für die zahlreichen Touristen eine drehbare Kabine zum Einsatz kommen, die so jedem einzelnen Fahrgast einen Rundumlick ermöglichen soll. Genau genommen handelte es sich bei dieser Weltneuheit allerdings noch nicht um eine komplett drehbare Kabine; lediglich der Boden bewegt sich von der Tal- bis zur Bergstation einmal im Kreis, ehe er wieder in seiner Ursprungsstellung zurückkehrt. Bis heute ist diese Konstruktion auf Schweizer Boden bislang einmalig geblieben, im Ausland konnten aber inzwischen einige weitere derartige Luftseilbahnen eröffnet werden.


125-PB Col du Pillon-Cabane des Diablerets (Les Diablerets)
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Der Glacier des Diablerets und seine Erschliessung findet keinen passenden Vergleich auf Schweizer Boden. In den 60er Jahren wurde er vom Reissbrett in an und für sich völlig skiuntauglichem Gelände durch eine Kabinenbahn und insgesamt vier Pendelbahnen erschlossen. Einige weitere Anlagen entstanden auf und neben dem Gletscher, der seine Blütezeit wie an vielen anderen Orten auch Mitte der 70er Jahre erlebte. Eine der vier Pendelbahnen, gelegen zwischen Pierres Pointes und der Cabane des Diablerets, wies die nach dem lange Zeit zuvor stillgelegten Wetterhornaufzug grösste Steigung einer Luftseilbahn auf und kletterte nahezu senkrecht den Felsriegel zur Cabane hinauf. Für den flächendeckenden Neubau sämtlicher Anlagen bis auf die Gletscherlifte Mitte der 90er Jahre wurde die Mittelstation Pierres Pointes samt ihrer schwarzen Talabfahrt aufgegeben und durch eine einzelne Sektion Pendelbahn ersetzt, welche auf der Passhöhe des Col du Pillon beginnt. Die 1999 fertig gestellte Anlage stellte eine der ersten Pendelbahnen der Schweiz dar, die unter dem Namen Doppelmayr gebaut wurde, erfolgte die Umbenennung der Seilbahnsparte der Firma Von Roll doch erst kurze Zeit zuvor. Doch wie eh und je präsentierte sich die neue Anlage mit bewährter Von Rollscher Technik und zählt aufgrund ihrer spektakulären Trassierung zu den interessantesten grossen Pendelbahnen des Landes. Kühn schwingen sich die beiden 125 Personen fassenden Kabinen über eine Zwischenstütze nach der Talstation, ehe es auf das kilometerlange Spannfeld geht, das sein Ende oberhalb des Felsriegels an der Cabane des Diablerets in Form von einem grossen Kuppengerüst findet. Sogleich ist über eine weitere Zwischenstütze dann die Bergstation erreicht, von der aus eine nahezu baugleiche, aber stützenlose Anlage den Anschluss zum Gletscher herstellt.


125-PB Gant-Hohtälli (Zermatt)
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Von den 70er Jahren an wurden die beiden Zermatter Skigebiete am Rothorn sowie am Gornergrat durch eine Kabinenbahn von Giovanola und zwei Skiliften von Garaventa verbunden. Die beiden äusserst steilen Skilifte, die zum Teil auch auf Gletschereis zum Stehen kamen, stellten jedoch für Nicht-Experten eine Herausforderung bei der Bergfahrt dar, zudem war der Anschluss Richtung Gornergrat mit einer weiteren Fahrt mit zwei Sektionen Pendelbahn verbunden, was dem Skifahrer einen Dorn im Auge darstellte. 1998 schliesslich verschaffte man mittels einer neuen Pendelbahn in direkter Linie zum Hohtälli Abhilfe. Pendelbahnen wurde in Zermatt seit jeher ein grosser Stellenwert zugeschrieben, sodass es auch in diesem Fall wenig erstaunlich war, dass dieser Seilbahntyp zum Einsatz kam, obwohl die Strecke quasi prädestiniert für eine moderne Kleinkabinenumlaufbahn war. Wie sich an der acht Jahre später erbauten Verbindungsbahn von Furi zum Riffelberg zeigte, ist man von dieser Philosophie inzwischen aber abgewichen. Ein Glück also, dass die herausragende Anlage Gant-Hohtälli noch vor der Jahrtausendwende durch die Firma Garaventa erbaut wurde, beschert sie der Seilbahnwelt doch seither die mit rund 90 Metern Höhe höchste Zwischenstütze einer Schweizer Seilbahn. An der mittleren der drei Stützen begegnen sich die beiden 125 Personen fassenden Kabinen seit nunmehr 13 Jahren, doch der Mythos dieses imposanten Konstrukts ist nach wie vor präsent.


180-PB Samnaun-Alp Trida (Samnaun)
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Drei Jahre nach der als Weltneuheit angepriesenen drehbaren Kabine am Titlis gelang Garaventa 1995 in Samnaun der nächste Coup. Bereits in den 80er Jahren kam die besagte Firma hier zum Zug, als man eine Pendelbahn und eine Vielzahl von Skiliften erstellte, die fortan die Pisten des vom Reissbrett geplanten Samnauner Skigebiet rund um die Alp Trida erschlossen. Doch schon nach 15 Jahren wies die einzige Zubringerpendelbahn ein gravierendes Kapazitätsproblem auf, konnte sie doch die Massen nicht mehr ohne lange Wartezeiten auf den Berg befördern. Statt eines Neubaus der 80er Pendelbahn baute die Betreibergesellschaft mehr oder weniger parallel zur bestehenden Anlage eine zwei Bahn, diesmal aber mit weitaus grösseren Kabinen. 180 Personen stellten zu diesem Zeitpunkt das grösste Fassungsvermögen einer einzelnen Seilbahnkabine überhaupt dar. Eine neuartige Besonderheit stellte aber auch der Aufbau der Kabine mit zwei Stockwerken dar. Für ein möglichst schnelles Be- und Entladen der Kabine steigen die Fahrgäste seither über zwei unabhängige Perrons in verschiedenen Höhen in die Kabine ein. Die parallele Anlage aus den 80er Jahren ist seitdem nur noch für Materialtransporte im Einsatz, oder aber, wenn auch die grosse Kapazität der Schwesteranlage nicht ausreicht.
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Re: Kategorie 19: Pendelbahn gross (2)

Beitrag von Felix »

Etwas früher als gewohnt das (deutliche) Endergebnis der 19. und vorletzten Kategorie. Da ich heute Nachmittag keine Möglichkeit habe, die neue Kategorie online zu stellen, kommt alles etwas früher, am Ergebnis der vergangenen Kategorie hätten ein paar Stunden aber nichts mehr grossartig verändern können.
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