Im Zuge des Sesseltransports meines Sessels aus Kandersteg wählten wir auf der Rückfahrt eine etwas andere Linie als auf der Hinfahrt, da wir noch ausreichend Zeit hatten, eine kleine Pässetour zu machen, und ich diese Strecke über den Grimselpass noch nie gefahren war. Über die eigentliche Fahrt gibt es wenig zu erzählen, denn wir fotografierten mehr oder weniger nur ein paar Einzelanlagen entlang der Route, hauptsächlich Pendelbahnen, deren Fotos sich in der Galerie befinden. Ein ganz besonderes Erlebnis waren jedoch die zahlreichen Bahnen auf der Nordseite des Grimselpasses, die vermutlich alle (?) von den Kraftwerken Oberhasli (KWO) betrieben werden. Meist handelt es sich dabei um Werksseilbahnen, einige sind aber für das Publikum im Rahmen einer Führung durch die Kraftwerke auch zugänglich.
Im Juli dieses Jahres konnte ich einige Bahnen der KWO bereits fotografieren, nämlich jene im Bereich des Sustenpasses, dazu mehr in diesem Topic von meiner Sommertour. Zu den restlichen Bahnen ging es dann im Oktober.
Etwas oberhalb von der Zentrale in Innertkirchen befindet, oder besser gesagt befand sich eine sehr steile Standseilbahn links der Strasse, von der allerdings mehr als das verfallene Talstationsgebäude nicht mehr vorhanden ist. Sie hörte vermutlich auf den Namen Chapfbahn und war nicht öffentlich. Ebenfalls nicht öffentlich, aber immerhin noch existent ist die Pendelbahn Sagiwald-Rotlaui, eine Habegger-Windenbahn ohne Stützen. Sie dient ausschliesslich dem Werksverkehr.

Hersteller ist - wie gewohnt bei solchen Kraftwerksbahnen - Habegger

Technik Pendelbahn Sagiwald-Rotlaui

Pendelbahn Sagiwald-Rotlaui
Eine Etage höher kommt man zu einer weiteren Habegger-Bahn, diesmal jedoch als klassische Pendelbahn mit zwei Fahrspuren ausgelegt und deutlich länger als die Pendelbahn Rotlaui. Es handelt sich dabei um die vermutlich wichtigste und grösste Anlage der KWO, stellt sie doch eine immens wichtige Verbindung zum Grimsel Hospiz her. Vermutlich deswegen gab es auch eine Parallelbahn von Habegger, jedoch viel kleiner. Diese wurde vor einigen Jahren abgebrochen, es sind nur mehr die Stationsgebäude übrig geblieben.

Pendelbahn Handegg-Gerstenegg 2

Pendelbahn Handegg-Gerstenegg 2

Die erste Stütze ist in Portalform gehalten

Die zweite hingegen ist eine normale Fachwerkstütze

Talstation der Bahn mit Personenkabine. Diese kann man auch durch eine Materialbarelle ersetzen
Wenig weiter oberhalb, genau genommen an Stütze 2 der Pendelbahn Handeck-Gerstenegg trifft man auf das Prestigeobjekt der KWO, die Gelmerbahn. Diese steilste öffentliche Standseilbahn Europas führt zum Stausee "Gelmersee" und ist als Windenbahn ausgeführt. Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, ist sie erst seit einem Umbau im Jahr 2004 öffentlich. Die Arbeiten führte Von Roll, respektive Doppelmayr Thun aus.

Ehemaliges Getriebe der Gelmerbahn

Technische Daten der Gelmerbahn, an der steilsten Stelle 106% steil

Gelmerbahn

Eine Hängebrücke über die Aare

Gelmerbahn mit Niederhalter für das Förderseil

Gelmerbahn
Weiter in Richtung Pass fällt rechter Hand noch ein Blick zu einem Gebäudekomplex am Hang, der durch die Erlenbahn erschlossen wurde. Wie die Chapfbahn handelt es sich auch hier um eine stillgelegte Standseilbahn, von der nicht mehr viel zu sehen ist.

Pendelbahn Handegg-Gerstenegg, Stütze 2

Bis zur dritten Stütze wird das längste Spannfeld überwunden

Ein Gletscher im Zoom

Das Gebäude oberhalb der Erlenbahn

Pendelbahn Handegg-Gerstenegg 2, Stütze 3 von unten...

... und von oben

Die letzte Stütze ist wiederum in Portalform gehalten

Der unterste der drei Stauseen rund um den Grimsel, der Räterichsbodensee
Oberhalb des Räterichsbodensees trifft man auf zwei weitere Bahnen, darunter eine noch in Betrieb befindliche Küpfer-Pendelbahn, die vom Sommerloch die Verbindung zum Grimselnollen herstellt. Zweite Bahn ist eine weitere stillgelegte Standseilbahn, die mitten ins Nirvana führt, diversen Quellen nach gehörte sie dem Militär an.

Zoom zu der stillgelegten Standseilbahn Sommerloch

Küpfer-Pendelbahn Sommerloch-Grimselnollen

Ausgang des Zweigstollens, der die Handeck mit dem Sommerloch verbindet

Die Militärstandseilbahn

Sieht noch recht spektakulär aus. Von einer Trasseekorrektur scheint der Erbauer noch nichts gehört zu haben

Vom Grimsel Hospiz führen nun zwei Pendelbahnen über den mittleren Stausee, den Grimselsee hinweg. Die erste, kleine und kurze Habegger-Pendelbahn verläuft in Richtung Passhöhe und kreuzt mehrmals die Strasse, die zweite, wesentlich grössere Bahn stellt gemeinsam mit der zweiten Sektion die Verbindung zum höchsten der drei Stauseen, dem Oberaarsee her. Diese beiden Sektionen wurden von Streiff gebaut und zählen zu deren wenigen Pendelbahnen, die mit zwei Tragseilen ausgestattet sind.

Pendelbahn Grimselnollen-Kessiturm. Die zweite Sektion führt mit über 3 Kilometern Länge zum höchsten per Seilbahn erreichbaren Punkt, dem Oberaarsee

Der mittlere Stausee am Hospiz, der Grimselsee

Mitten ins Nirgendwo führt diese kleine Pendelbahn, die ebenfalls am Hospiz startet

Hospiz

Hospiz

Um einen natürlichen See handelt es sich bei Totesee auf der Grimselpasshöhe

Totesee

Auf Walliser Seite des Grimselpasses mit Blick zum Furkapass und zum Belvédère mit dem stark zurückgegangenen Rhônegletscher

Rhônegletscher

Furkapass

Blick ins Goms

Goms

Berge südlich des Furkapasses
Vermutlich gibt es am Grimsel auch noch einige unterirdische Anlagen in einem sehr komplexen Stollensystem, die ich verständlicherweise nicht ablichten konnte. Aber vielleicht wird es ja irgendwann mal etwas mit einer Besichtigung der KWO, das stelle ich mir hochinteressant vor.
Für uns ging es über die Südrampe des Grimselpasses weiter nach Gletsch und von dort über Furka und Oberalp zurück nach Graubünden. Bilder davon findet ihr wiederum in der Fotogalerie.