Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Winterberichte aus dem Kanton Graubünden.
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Felix
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Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Felix »

Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Sonntag, der 27. Dezember 2009. Seit einer Woche hat die Sonne nicht mehr geschienen, entweder hat es geregnet, geschneit oder gestürmt. Kein Wunder also, dass ich es kaum mehr erwarten konnte, endlich einmal bei guten Wetterbedinungen auf die Ski zu gehen. Da Splügen für diesen Winter bei mir ohnehin auf dem Programm stand, überlegte ich mir nicht zweimal, wo ich den Skitag verbringen sollte.


Geschichte
Die Geschichte des Skiortes im Hinterrheintal, Splügen, begann im Sommer 1960 mit dem Bau zweier Skilifte auf die Tanatzhöhe, rund 700 Meter oberhalb vom Dorf gelegen. Etwas ausserhalb positioniert und vom wachsenden Dorf nicht betroffen stellt die Firma Städeli für die Wintersaison 1960/1961 zwei Anlagen bereit. Dabei greift sie auf die Skiliftpläne von Theo Brunner zurück, der zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr bei Städeli arbeitet. Während die erste Sektion knapp 300 Meter hinauf führt, ist die zweite Anlage wesentlich steiler und überwindet gut 350 weitere Höhenmeter bis zur Bergstation. Den steilen, schattigen und somit oft vereisten Nordhang überwinden nur die erfahrenen Skiläufer und können sich ab 1970 an einem weiteren Städeli-Kurzbügellift vergnügen. Der Skilift "Tanatzhöhi" ist noch heute in Betrieb und erschliesst zum Zeitpunkt des Baus als dritte Sektion den höchsten Punkt des Skigebietes mit 2137 Metern über dem Meer. Neue Pisten werden allerdings erst zwei Jahre später mit dem Skilift Lattenstafel erschlossen. Der nahezu baugleiche Skilift verglichen mit jenem auf der Tanatzhöhi kommt wiederum aus Oetwil am See und erschliesst einige mittelschwere Pisten im südlichen Teil des Bergkamms, der Richtung Splügenpass führt. Der kurze Skilift stellt zudem den neu höchsten Punkt im Skigebiet dar. Nur ein Jahr später erlebt Splügen die nächste Erweiterung der Skizone, diesmal mit dem schwersten und längsten Skilift im Gebiet, dem Skilift Bodmenstafel. Mit 1,5 Kilometern Länge und 480 Höhenmetern erschliesst die Städeli-Anlage den neuen Paradehang im Gebiet. Über die Splügenpassstrasse ist ab diesem Zeitpunkt auch eine weitere Pistenvariante ins Tal erschlossen worden. Im Gegensatz zu den anderen Skiliften, die samt und sonders mit leichten Fachwerk-Portalmasten ausgestattet sind, setzt Städeli beim Skilift Bodmenstafel auf die neue Konstruktion, eine Fachwerk-T-Stütze, die fortan noch bei vielen Skiliften zum Einsatz kommen sollte.

Gleichzeitig ist der Skilift Bodmenstafel aber auch der letzte Splügener Skilift, der gebaut wird, genau wie die es die letzte Anlage der Firma Städeli im Hinterrheintal ist. 1982 kommt erstmals ein anderer Hersteller in Splügen zum Zug. Von Doppelmayr konstruiert baut die Goldauer Firma Garaventa in jenem Jahr die erste Sesselbahn in Splügen, die aber auch die letzte Erweiterung des Gebietes darstellt. Mit der Dreiersesselbahn Tambo wird das Tal auf der Westseite des Skigebietes erschlossen, am Fusse des 3200 Meter hohen Piz Tambo. Die fixgeklemmte Anlage bedient in erster Linie flache Pisten und eignet sich hervorragend als Anfängerhang. Doch diese Anfänger kommen bis 1995 praktisch gar nicht an diesem Hang an, da dafür der steile Skilift zur Tanatzhöhi überwunden werden muss. Im Sommer 1995 rücken zum letzten Mal bis heute die Baumaschinen an. Wiederum kommt Garaventa zum Zug, eine 8er Gondelbahn von Splügen zur Tanatzhöhi zu bauen; in zwei Sektionen als Ersatz für die beiden ältesten Anlagen im Gebiet, den beiden Skiliften Blacktenboden und Tanatzhöhi. Die erste Sektion wird verkürzt noch einige Jahre als Übungslift weiterbetrieben, stellt aber später den Betrieb gänzlich ein. Mit der Kabinenbahn positioniert sich Splügen in der Folge als klassisches Familienskigebiet. Die flachen Hänge auf der Tanatzhöhi laden Kinder und Anfänger zum Üben ein, und mit der Kabinenbahn kann der steile Hang problemlos überwunden werden.

In naher Zukunft wird nach 14 Jahren Pause wieder eine Anlage in Splügen ersetzt. Dabei handelt es sich um den Skilift Bodmenstafel, den längsten Lift im Gebiet. Eine moderne Sechsersesselbahn soll den durch den teils extrem steilen Skilift erschlossenen Hang massentauglich machen.

Pistenplan

Heutige Situation / Skitag am 27. Dezember 2009
Kaum abgefahren von der Autobahn stand ich auch schon auf dem Parkplatz der Bergbahnen Splügen. Dieser erwies sich als leider sehr suboptimal positioniert, da die Anlagen gute 30 Meter Höher beginnen. Die Talstation der Gondelbahn, dem einzigen Zubringer ins Skigebiet befindet sich nämlich auf einer Anhöhe, die nur über einen Feldweg erreichbar ist. Doch damit nicht genug, ich stand ausgerechnet auf der "falschen" Seite des Platzes, sodass ein Marsch über den Parkplatz dem Aufstieg zu den Bahnen noch voraus ging. Nach knapp 10 Minuten mit den Skiern auf der Schulter löste ich eine Karte und inspizierte erst einmal ausführlich die 8er Gondelbahn von Garaventa.

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Ein erster Blick vom Parkplatz auf die blaue Talabfahrt. Da ist ja schon recht was los!

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Der ehemals erste Skilift des Gebietes Richtung Blachtaboda. Ausser der Talstation und der Schneise im Wald erinnert nichts mehr an den Städeli-Skilift aus den frühen 60ern.

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Die Talstation der Ersatzanlage im schicken, schlichten Wellblechdesign. Überhaupt machte die Bahn einen optisch sehr ansprechenden Eindruck. Auch die CWA-Kabinen hoben sich vom Standard ab und sind darüber hinaus auch noch sehr geräumig und bequem.

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Unterwegs im Wald Richtung Mittelstation Blachtaboda. Da dieser Nordhang so gut wie keine Sonne abbekommt, waren die Pisten nach dem Regen der letzten Tage sehr vereist und keineswegs angenehm zu fahren. Dennoch tummelten sich hier die meisten Leute, vor allem Anfänger.

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Ohne Umsteigen ging es weiter mit der zweiten Sektion. Auf den ersten Blick erschien mir hier eine Sesselbahn die wesentlich sinnvollere Variante. Doch auf den zweiten Blick werden die Vorteile der Gondelbahn speziell für diesen Hang deutlich: Es sind viele Fussgänger unterwegs, die die Wanderwege auf der Tamboalp nutzen, zudem bedient die erste Sektion eine Schlittelpiste. Wichtigster Grund für den Bau der Gondelbahn dürfte aber gewesen sein, dass Splügen ein typisches Familienskigebiet ist, und für die kleinen ist die Gondelbahn die deutlich sichere Variante.

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Ausblick aus der Bergstation Tanatzhöhi. Dem aufmerksamen Beobachter ist die Kabine mit den roten Fenstern sicher schon aufgefallen. Diese ist scheinbar ein Unikat auf dieser Bahn und dürfte wohl der Vorgänger der orangenen Wetterschutzhauben sein. Zum Fotografieren war ich aber froh, auf die etwas andere Wahrnehmung der Bergwelt verzichten zu können.

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Bergstation der Gondelbahn Tanatzhöhi. Im Hintergrund der gleichnamige Skilift von Städeli, der einen kurzen Übungs- und Carvinghang bedient.

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Der untere Teil dieses genialen kultigen Skilifts mit Kurzbügeln

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Interessanterweise war dieser Lift einer von denen, die am wenigsten frequentiert waren. Dabei ist er für Anfänger der ideale Übungshang. Doch wie später auffallen sollte, quälten sich die Anfänger statt dessen die schwarze, vereiste Piste zur Mittelstation Blachtaboda hinunter, die wenigsten davon mit Erfolg.

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Skilift und Kabinenbahn Tanatzhöhi - Man denke sich die Kabinenbahn und die Stützenpolsterung weg. Willkommen in den 70ern! Deutlich erkennbar sind auch die bereits verspurten Tiefschneeabschnitte rechts und links vom Lift. Davon gibt es in Splügen wahrlich auch so viel das Herz begehrt. Insbesondere im Bereich Tamboalp tummelten sich bei meinem Besuch zahlreiche Leute abseits der Autobahnen.

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Die Bergstation mit der filigranen Abspannungskonstruktion

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Wie ein brodelnder Vulkan steht der Piz Tambo majestätisch hinter der Tamboalp.

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Eine eher flache Angelegenheit, die Pisten der Sesselbahn Tamboalp. Die von Garaventa aufgestellte Bahn ist aber dennoch der Renner schlechthin, ...

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... was sich an der Warteschlage widerspiegelt. Dank Förderband ging es aber dennoch zügig voran.

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Ein Blick aus der Warteschlange Richtung Norden bietet eine völlig andere Szenerie: Würde man hier nicht den Schatten der Bahnstation sehen, könnte man meinen, man wäre ganz allein in der weitläufigen Landschaft des Hinterrheintals.

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Interessanterweise besitzt die Bahn Stützenschilder von Städeli. Diese hat man wohl von den anderen Skiliften noch übrig gehabt.

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Auf dem Weg zur Bergstation dieser flachen Sesselbahn. Dort besitzt sie einen Unterflurantrieb.

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Die Piste 12 mit der imposanten Kulisse einiger Berge südöstlich des Skigebietes. Im hier zu erahnenden Tal verläuft im Sommer die Strasse zum Splügenpass. Während man an der Talstation in Splügen noch den Eindruck einer mittelgebirgsähnlichen Landschaft hatte, mit den sanften, bewaldeten Hügeln der unteren Skiabfahrten, so ist es hier schon deutlich alpiner.

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Kommen wir aber zum nächsten Kultobjekt. Der Skilift Lattenstafel, ebenfalls ein Städeli-Urgestein mit Kurzbügeln. Dieser ist nur während der Hochsaison bei ausreichendem Andrang geöffnet - was aber nicht weiter problematisch ist, da alle Pisten auch durch andere Anlagen erschlossen werden.

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Dennoch ist die Fahrt mit dem Skilift allemal ein Erlebnis, genauer gesagt ist sie ein Genuss - auch wenn er des öfteren wegen Ausstiegsschwierigkeiten abstellen muss. Aber wen stört das schon bei derartigen Wetterbedingungen?

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Die Städeli-typische, etwas instabil wirkende Bergstation mit Abspannung.

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Der Skilift Lattenstafel mit Aussicht rheinabwärts - einmal mehr imposant.

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Ja, diese Kuppen sind echt. Ein wunderschöner Hang am Skilift Bodmenstafel mit variierender Neigung und äusserst schönen, natürlichen Coupierungen - leider war auch dieser Hang durch den Regen von den Vortagen etwas vereist, allerdings bei weitem nicht so wie die künstlich beschneiten Pisten, von denen es aber nur solche an der Kabinenbahn gibt.

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Ich kann mich einfach nicht sattsehen - weder am Panorama noch an diesem formschönen Städeli-Oldtimer.

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Die Talstation dieses Langbüglers mit Antrieb und Abspannung. Hätte hier nicht gerade die Hitparade aus dem Radio getönt, hätte ich es sicher länger an Ort und Stelle ausgehalten und noch einige Fotos geschossen.

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So gibt es allerdings nur eines - schnell wieder weg. Und schnell fällt auf: diese Anlage sortiert schon am ersten Hang alle aus, die die Piste später nicht herunterkommen. Gleich nach der Talstation folgt der erste richtig steile Abschnitt. Dieser gehört definitiv zum steilsten was ich je gefahren bin - Erinnerungen wurden wach an den alten Fronalpstocklift in Stoos, der ebenfalls gleich nach der Talstation hoch hinaus ging.

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Der Skilift mit der Abfahrt - wohlgemerkt der einzigen die er erschliesst. Der Leser darf sich gerne selbst ein Bild davon machen, wie es hier aussieht, wenn hier eine 6er Sesselbahn zum Stehen kommt...

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Endstation nach 15 Stützen Fahrtgenuss pur. Der Lift besitzt interessanterweise zwei Sorten Gehänge: Einmal die bekannten Städeli SL-HX, die man sehr oft an derartigen Anlagen antrifft, aber auch die etwas betagtere Version SL-9H. Bei letzterer gestaltete sich die Fahrt schon etwas ruppiger - der Typ stammt allerdings auch noch aus der Anfangszeit der Hydro-Gehänge.

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Eine weitere, wunderbar zu fahrende Piste in einer Schneewüste, die ihresgleichen sucht. Der Hang lud auch aufgrund des spärlichen Betriebs zum Carven ein.

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Im mittleren Teil des Skilifts Bodmenstafel. Immer wieder schön anzusehen, die schmale Version der Portalstütze als einseitiger Niederhalter.

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Welcome back to the seventies!

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Eine herrliche Idylle - die Talabfahrt von der Bodmenstafel nach Splügen - über die Splügen-Passstrasse

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Blick vom Ausgangspunkt in Splügen Richtung Westen rheinaufwärts. Um 90° nach rechts geschwenkt würde man das grosse Self-service Restaurant erblicken, welches man zweckmässig an den Fuss der Talabfahrt gebaut hat. Auf der Tanatzhöhi findet man ein weiteres solches Gebäude.

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Die erste Sektion Kabinenbahn nach Blachtaboda. Dieser Hang bekommt im Hochwinter keine Sonne ab - entsprechend vereist und unangenehm zu fahren war die Piste. Für die anliegende Schlittelpiste, die von der Mittelstation der Bahn ins Tal führt, waren die Verhältnisse hingegen ideal.

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Eine Wechseldruckstütze am Skilift Lattenstafel, der wie der Rest des Skigebietes ab ca. 14:30 Uhr im Schatten lag.

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Skilift Bodmenstafel mit Mond und den letzten Sonnenstrahlen - für mich auch das vermutlich letzte Foto dieses genialen Skilifts. Ich denke, nicht nur ich werde den kultigen Lift in Splügen zukünftig vermissen!

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Bei diesem Blick über die Tamboalp fällt für einmal die enorme Weite des eigentlich recht kleinen Skigebietes auf. Sämtliche Hänge waren in diesem Bereich entweder präpariert oder abseits der Pisten auch schon verspurt. Dennoch hat man das Pistenangebot nach einem Tag gesehen - was allerdings keinesfalls heisst, dass man nicht noch einmal hinfahren könnte. Denn die Abfahrten sind phasenweise durchaus anspruchsvoll und abwechslungsreich.

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Die Tanatzhöhi mit Skilift und Kabinenbahn - die letzte Abfahrt auf der schwarzen Talabfahrt war wahrlich kein Genuss mehr. Vielleicht müsste ich aber auch einfach mal wieder die Kanten schleifen lassen.

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Mit einem letzten Schnappschuss von der ersten Sektion Kabinenbahn packte ich die Kamera endgültig ein und fuhr wieder ab zum Parkplatz. Ein gelungener Skitag hatte sein Ende gefunden.


Fazit
Positiv überrascht - so kann man den Skitag eigentlich kurz zusammenfassen. Die Weitläufigkeit des Gebietes, das grandiose Panorama auf die umliegenden 3000er sowie die äusserst natürliche Gestaltung der Abfahrten sind grosse Pluspunkte für das Gebiet. Ebenso zählen dazu die ausgesprochen kultigen Städeli-Kurzbügelskilifte, welche man wahrlich nicht mehr an jeder Ecke findet.

Allerdings gibt es auch einzelne Kritikpunkte. Schwerwiegendster ist da momentan sicher die Parksituation. Mir erschliesst es sich nicht ganz, weswegen es nicht möglich war, eine moderne 8er Gondelbahn, deren Kosten wahrscheinlich ohnehin nicht gerade niedrig waren, beim Bau nicht noch bis zum Parkplatz nach unten hatte verlängern können. Die Lage des Vorgängers ist noch verständlich, da der Abhang zum Parkplatz hin relativ steil ist und zur damaligen Zeit wahrscheinlich auch der etwas kleinere Bereich weiter oben für die Automobilisten ausreichte. Platz wäre jedenfalls auf Parkplatzhöhe genug gewesen für die Gondelbahnstation. Den Parkplatz hätte man stattdessen besser eine Etage höher verlegt. Dann wäre ein direkter Einstieg auf die Piste möglich gewesen. Etwas unverständlich ist zudem, aus welchem Grund der Grossteil der Anfänger hauptsächlich auf der eisigen schwarzen Abfahrt an der zweiten Sektion der Gondelbahn unterwegs war. Vielleicht war es Zufall bei meinem Besuch? Jedenfalls gibt es wahrlich genug andere Hänge zum Üben. An einem bräuchte man die Sechsersesselbahn sicherlich dringender als am Skilift Bodmenstafel. Die Sesselbahn Tamboalp war nämlich trotz des moderaten Betriebs chronisch überlastet solange sie in der Sonne lag - was man von den anderen Liften nicht behaupten konnte. Zudem gäbe es dort eine wesentlich bessere Symbiose zwischen Lift- und Pistenkapazität, denn es gibt unzählige Abfahrtsvarianten, die an der Tamboalp-Sesselbahn enden. An der einzigen Piste des Skilifts Bodmenstafel wird man wohl ab nächster Saison bei weitem nicht mehr so viel Platz haben wie jetzt. Und was scheinbar schon an der Kabinenbahn passiert ist droht auch hier: auch zahlreiche Anfänger werden den vermeintlichen Komfort der neuen Sesselbahn nutzen wollen und überschätzen sich womöglich ähnlich wie auf den schwarzen Pisten der Gondelbahn. Insofern ist die derzeitige Lösung für alle Beteiligten in jedem Fall komfortabler als die Sesselbahn. Das ist vielleicht auch das Problem des Familiengebietes Splügen: die sanften Hänge befinden sich samt und sonders im obersten Bereich des Skigebietes. Ein kurzer Übungslift im Tal könnte dem vielleicht Abhilfe verschaffen. Die Aussage soll nicht zu kritisch den Erstlingsversuchlern auf Ski gegenüber wirken. Ich bin lediglich der Meinung, dass es in Splügen wahrlich genug Möglichkeiten zum Üben gibt, statt sich auf den steilen Pisten zu quälen. Davon hat nämlich niemand etwas.

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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Königsspitze »

Danke für den Bericht!

Das Gebiet sieht abwechslungreich aus, aber ich galub ich warte mal bis die neue KSB6 steht für einen kleinen Besuch!
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Mirco
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Mirco »

Ui, da hast du einen anderen Eindruck vom Skigebiet als ich.

Aber erstmal: Sehr schöne Bilder.

Ich selbst finde das Skigebiet Höhepunktelos. Eine richtige Must-do-Piste wie in vielen anderen Gebieten gibt es nicht.
Anstatt die Skilifte mit der Sesselbahn zu ersetzen sollte man sich lieber daran machen, eine Neuerschliessung zu tätigen. von der Tamboalp richtung Piz Tambo und Güggernüll gäbe es schöne Hänge. Und das Skigebiet würde so etwas höher hinaufführen. Heute gehts ja nur bis 2300m.

Am 26. waren die Pisten übrigens grauenhaft, der einzig schöne Pistenabschnitt war der obere Teil des Bodmenstafels.

Das Skigebiet wirkt einfach unfertig! Die Lifte wirken, als würden sie planlos aufgestellt worden sein. Ein Lift da, ein Lift da, ein Lift da, und wieder zurück.

Das Personal an der Kasse waren es nicht mal fähig, den Snowpass (den wir bei Danusa gekauft haben, das das Acces-Zutrittssystem hat) für Skidata freizuschalten, während das in Davos kein Problem ist. Extrem peinlich für ein Skigebiet!

Im Übrigen scheint man sich diesen Sommer nicht gross um die Wartung der Lifte gekümmert zu haben. Den ganzen Tag lang stand entweder die Sesselbahn, der Lattenstafel oder der Bodmenstafel still. Der Lattenstafel hatte etwa 4mal einen viertelstündigen Unterbruch!

Für mich gibt es viel weitläufigere Skigebiete mit wenigeren Anlagen, zum Beispiel Bivio, Val oder Tschiertschen.

So natürlich sind nicht alle Abfahrten, im unteren Teil des Bodmenstafels hat man im 2008 den halben Berg herausgesprengt um eine Kurve zu entschärfen. Das sah furchtbar aus.

Ich persönlich finde das Skigebiet einfach nicht schön. Da gefiel mir sogar San Bernardino besser, obwohl es dort noch eine schlechtere Panoramaaussicht hat!

Übrigens fehlt in der Datenbank der Skilift Tamboalp, den die Sesselbahn ersetzte. Würde ich noch eintragen. :wink:
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Felix
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Felix »

Danke für eure Feedbacks.
Mirco hat geschrieben:Ich selbst finde das Skigebiet Höhepunktelos. Eine richtige Must-do-Piste wie in vielen anderen Gebieten gibt es nicht.
Anstatt die Skilifte mit der Sesselbahn zu ersetzen sollte man sich lieber daran machen, eine Neuerschliessung zu tätigen. von der Tamboalp richtung Piz Tambo und Güggernüll gäbe es schöne Hänge. Und das Skigebiet würde so etwas höher hinaufführen. Heute gehts ja nur bis 2300m.
Richtig, sehe ich ebenfalls so. Es gibt keine einzeln herausstechende Piste, dafür aber zahlreiche interessante Stellen auf vielen verschiedenen Pisten. Ich finde eher, es gibt vielleicht nicht eine sehr herausragende Piste, aber dafür zahlreiche doch überdurchschnittlich schöne Stellen. Gerade der Hang am Skilift Bodmenstafel hat mich sehr an jenen am Skilift Tua in Bivio erinnert.

Nun, wie viele andere Skigebiete will Splügen sicher auch das Skigebiet mal erweitern. Nur ich kann mir kaum vorstellen, dass das gerade an den Hängen des Piz Tambo möglich sein sollte. Nicht nur dass die Skigebietserweiterung gesetzlich doch sehr stark eingeschränkt ist, sondern auch weil diese Hänge wohl ziemlich lawinengefährdet sind, halte ich das für unwirtschaftlich. Ausserdem braucht Splügen als Familienskigebiet, als das man sich bekanntlich positioniert hat, auch überhaupt nicht. Anspruchsvolle Pisten findet man in anderen Gebieten ja genug. Insofern denke ich, dass die Erweiterung auch vor diesem Hintergrund kaum zusätzliche Gäste bringen wird. Da wäre ein Ersatz der Sesselbahn Tamboalp durch einen kuppelbaren 4er oder 6er meines Erachtens sinnvoller, da sich dann eben dort auch für die Anfänger, die scheinbar der Hauptbestandteil des Publikums im Gebiet sind (so hatte ich zumindest das Gefühl), eine moderne Anlage bereit stehen würde, während für die Fortgeschrittenen weiterhin am Skilift Bodmenstafel eine Möglichkeit zum gemütlichen Fahren am Skilift besteht.
Mirco hat geschrieben:Am 26. waren die Pisten übrigens grauenhaft, der einzig schöne Pistenabschnitt war der obere Teil des Bodmenstafels.
Wie ich ja schon schrieb, die Pisten waren keineswegs in einem Top-Zustand. Störend empfand ich die Schneequalität aber eigentlich nur auf den Pisten der Gondelbahn.
Mirco hat geschrieben:Das Skigebiet wirkt einfach unfertig! Die Lifte wirken, als würden sie planlos aufgestellt worden sein. Ein Lift da, ein Lift da, ein Lift da, und wieder zurück.
Gerade das finde ich eigentlich in Splügen einen klaren Pluspunkt. Dadruch, dass die Lifte so verstreut zu finden sind, entsteht eine Vielzahl an Abfahrten auf relativ grossem Raum. Das finde ich um Längen interessanter als mehr oder wenige parallele Lifte am selben Hang, von denen man dann quasi diagonal jeweils zum nächsten queren kann. Ausserdem konnte man durch diese Bauweise insbesondere im Bereich Lattenstafel zahlreiche unterschiedliche kleine Geländekammern erschliessen. Auch eine Rundfahrt durch das ganze Skigebiet kann man so gut realisieren, wenn man zunächst von der Tanatzhöhi Richtung Bodmenstafel fährt und dann von der Bergstation des Skilifts via Tamboalp wieder zurück. Gerade dieses Wechseln von der einen Seite des Bergrückens auf die andere macht das Gebiet in meinen Augen so weitläufig, vielleicht macht das sogar mehr aus als die erschlossene Fläche. Meines Erachtens hat man die bestehende Topographie vielleicht nicht perfekt, aber zumindest gut in Pisten und Lifte umgesetzt.
Mirco hat geschrieben:Im Übrigen scheint man sich diesen Sommer nicht gross um die Wartung der Lifte gekümmert zu haben. Den ganzen Tag lang stand entweder die Sesselbahn, der Lattenstafel oder der Bodmenstafel still. Der Lattenstafel hatte etwa 4mal einen viertelstündigen Unterbruch!
Nun, den Viertelstündigen Unterbruch habe ich nicht erlebt, aber am Skilift Lattenstafel gab es den einen oder anderen Stopp während der Fahrt. Allerdings hing das nicht mit der Anlage selbst zusammen, sondern mit den zahlreichen Kiddies, die sich am Ausstieg etwas schwer taten. Bei der Sesselbahn gab es derartige Probleme bei mir zwar nicht, aber in Anbetracht des Zielpublikums des Gebietes fände ich das allerdings nicht unerwartet.
Mirco hat geschrieben:Für mich gibt es viel weitläufigere Skigebiete mit wenigeren Anlagen, zum Beispiel Bivio, Val oder Tschiertschen.
Sicher gibt es weitläufigere Skigebiete als Splügen. Aber wie ich oben versucht habe deutlich zu machen, durch die einzelnen Geländekammern wirkt das Gebiet viel weitläufiger als manch anderes, das am selben Hang aufgebaut ist.
Mirco hat geschrieben:So natürlich sind nicht alle Abfahrten, im unteren Teil des Bodmenstafels hat man im 2008 den halben Berg herausgesprengt um eine Kurve zu entschärfen. Das sah furchtbar aus.
Okay, diese Kurve sieht man auch heute noch recht deutlich. Allerdings schmälert das meinen Eindruck von den sonst sehr natürlich verlaufenden Pisten nicht. Ich nehme allerdings an, dass mit dem Bau der Sesselbahn Bodmenstafel noch einiges mehr bearbeitet wird.
Mirco hat geschrieben:Übrigens fehlt in der Datenbank der Skilift Tamboalp, den die Sesselbahn ersetzte. Würde ich noch eintragen. :wink:
Hatte der tatsächlich einen Vorgänger? Das war mir gar nicht bekannt... War das auch ein Städeli?
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Mirco
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Mirco »

Ja wir haben da eindeutig unterschiedliche Ansichten... :wink:
Felix hat geschrieben:
Mirco hat geschrieben:Übrigens fehlt in der Datenbank der Skilift Tamboalp, den die Sesselbahn ersetzte. Würde ich noch eintragen. :wink:
Hatte der tatsächlich einen Vorgänger? Das war mir gar nicht bekannt... War das auch ein Städeli?
Dochdoch, mein Vater war schon mal skifahren, als das ganze Gebiet nur aus Skiliften bestand. Er erzählte mir eben, dass hier auch mal einer war. Hersteller sehr vermutlich auch Städeli :wink:
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Dani »

Bist du sicher? Ich habe nämlich noch keinen Hinweis darauf gefunden....
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Mirco
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Mirco »

Der lebende Beweis wohnt im gleichen Haus wie ich.
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Schöditaz »

Ich schreibe mein Problem jetzt hier hinein.
Zuerst einmal ein Dankeschön an Felix für den schönen Bericht!
Aber als ich mir den Pistenplan anschaute, traf mich ja fast den Schlag: Der schöne Kurzbügler Lattenstafel wurde einfach geschliffen! Stimmt das? wieso ist er dann in der DB noch mit "In Betrieb" eingetragen?
Zuletzt geändert von Schöditaz am Fr, 26.11.2010, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von bündner »

Ja, Lattenstafel gibt es nicht mehr. Übrigens bin ich morgen vielleicht in Splügen, kann mich aber nicht entscheiden ob ich doch nach Grüsch soll.
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Felix
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Felix »

Schöditaz hat geschrieben:Ich schreibe mein Problem jetzt hier hinein.
Zuerst einmal ein Dankeschön an Felix für den schönen Bericht!
Aber als ich mir den Pistenplan anschaute, traf mich ja fast den Schlag: Der schöne Kurzbügler Lattenstafel wurde einfach geschliffen! Stimmt das? wieso ist er dann in der DB noch mit "In Betrieb" eingetragen?
Wie, den haben sie tatsächlich auch noch geschliffen!? War mir gar nicht bekannt, der im Bericht verlinkte Pistenplan war nämlich zum Erstellungszeitpunkt noch der alte.

Schade auf jeden Fall, denn damit verteilen sich die Leute nun wesentlich schlechter, weil man alles auf die eine Anlage "zentralisiert". Für mich ist Splügen mit dem Bau der neuen Sesselbahn aber sowieso gestorben :(.
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Re: Splügen | 27. Dezember 2009 | Die Perle des Hinterrheins

Beitrag von Mirco »

Felix hat geschrieben:
Schöditaz hat geschrieben:Ich schreibe mein Problem jetzt hier hinein.
Zuerst einmal ein Dankeschön an Felix für den schönen Bericht!
Aber als ich mir den Pistenplan anschaute, traf mich ja fast den Schlag: Der schöne Kurzbügler Lattenstafel wurde einfach geschliffen! Stimmt das? wieso ist er dann in der DB noch mit "In Betrieb" eingetragen?
Wie, den haben sie tatsächlich auch noch geschliffen!? War mir gar nicht bekannt, der im Bericht verlinkte Pistenplan war nämlich zum Erstellungszeitpunkt noch der alte.
Ja, da man schon vorher den Lattenstafel auslassen konnte um zum Bodmenstafel zu gelangen, wurde der beim Neubau gleich mitabgebrochen. Nur waren die Splügener sich nicht im Klaren, dass der Lattenstafel als "Kapazitätsfüller" ein perfekter "Zwischendurchlift" für überfüllte Tage wäre, da der neue Sessellift kaum eine grössere kapazität als der alte Bodmenstafel haben soll. :roll:
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