Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Winterberichte aus dem Kanton Graubünden.
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Felix
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Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von Felix »

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Bislang stand ich erst ein einziges Mal in Arosa auf Skis, was nun auch schon wieder sieben Jahre her ist. Damals hielt ich mich für einige Abfahrten im Zuge einer Tourenabfahrt von der Lenzerheide via Arosa und Tschiertschen dort auf. Seitdem kam ich im Sommer das einte oder andere Mal in Arosa vorbei, doch einen Skitag gab es nicht mehr. Grund genug also, dem meiner zweiten Heimat so nah gelegenen Kurort und Skigebiet wieder mal einen Winterbesuch abzustatten, gerade auch vor dem Hintergrund, dass seit dieser Saison eine neue alte Bahn am Tschuggen ihre Runden dreht.


•• Die Skiregion

Pistenplan Arosa

Das Skigebiet von Arosa besteht genau genommen aus zwei Gebieten, für die es auch zwei verschiedene Skipässe zu kaufen gibt. Neben einem Skipass für den gesamten Skihang ist es auch möglich, eine vergünstigte Karte für das kleine Tschuggen-Gebiet zu kaufen, welches mehrheitlich aus sehr flachen Pisten besteht. Die erste Sektion Pendelbahn zum Weisshorn sowie eine Sesselbahn, eine Kabinenbahn und drei Skilifte sind im Tschuggen-Skipass inbegriffen, die restlichen Bahnen sind nur mit dem kompletten Skipass fahrbar. Generell stellt man fest, dass das gesamte Gebiet in den vergangenen zehn Jahren eine starke Umstrukturierung erfahren hat. Mit Ausnahme der Übungslifte im Tschuggengebiet trifft man ausschliesslich auf hochmoderne, kuppelbare Seilbahnen. Gerade nach der Jahrtausendwende wurden mit den Sesselbahnen Carmenna und Plattenhorn die Paradehänge des Skigebiets mit modernen Haubensesselbahnen auf neuen, optimierten Trassen neu erschlossen. Dabei ersetzten die beiden neuen Sesselbahnen insgesamt fünf Vorgänger. Mit dem Umbau der Sesselbahn von Innerarosa auf den Tschuggen in eine Kabinenbahn wird Arosa seinem Bild als auf Familien spezialisiertes Skigebiet gerecht. Speziell für kleinere Kinder ist die neue alte Bahn mit ihren geschlossenen Kabinen eine deutlich sicherere Variante als eine Sesselbahn. Auf dem Tschuggen macht eine solche Bahn also durchaus Sinn. Aus der Not machte man vor einigen Jahren eine Tugend und titulierte das Brüggerhorn als "Entschleunigungsberg". Schon seit vielen Jahren ist ein Ersatz der letzten verbliebenen Städeli-Sesselbahn im Gebiet durch eine kuppelbare Bahn im Gespräch, doch bis heute kam es nie zu einem Neubau. So soll die langsame Sesselbahn zur Entspannung beitragen und bildet quasi einen dritten, vollkommen konträren Sektor oberhalb des erst Ende des 19. Jahrhunderts touristisch erschlossenen Kurorts.

Auch ausserhalb des angesprochenen Tschuggengebiets trifft man in Arosa mehrheitlich eher flache Pisten an, die zum carven einladen. Speziell an den beiden Sesselbahnen Carmenna und Plattenhorn sind Pistenautobahnen keine Seltenheit, dennoch sind sie - und man kann durchaus sagen erstaunlicherweise - nahezu gänzlich unbearbeitet und noch immer mit natürlichen Coupierungen versehen. Eine interessante, steile Abfahrt führt vom Weisshorn in Richtung Carmenna hinab, die aufgrund der begrenzten Kapazität der Pendelbahn auch nicht überfüllt ist. Zudem verläuft sie in günstiger Hanglage, was auf nahezu alle anderen Pisten Arosas nicht zutrifft. Trotz der grossen Höhenlage ist die Schneequalität ab dem Frühjahr nur noch am Vormittag erträglich, im Hochwinter hingegen ist die ganztägige Sonneneinstrahlung hingegen natürlich sehr angenehm. Auch im Bereich des Hörnlis trifft man einige Pisten an, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt erwarten würde. Kuppen, schmale Trassierungen zwischen Felsen hindurch und gegen Ende auch eine Fahrt durch das Dorf sind auf den langen Pisten an der Kabinenbahn möglich.


•• Historie

Nur rund 15 Kilometer Luftlinie entfernt vom Hauptort des Kantons Graubünden, Chur, gelegen, erstreckt sich heute das Walserdorf von Arosa auf rund 1800 Meter Höhe am Ende des Schanfiggtals. War Arosa bis weit ins 19. Jahrhundert hinein lediglich über Pässe von Davos aus erreichbar, erreicht man den Ort heute von Chur aus über eine zwar kurvenreiche, aber gut ausgebaute Strasse, sowie mit der bekannten Bahnstrecke der Rhätischen Bahn. Die touristische Erschliessung begann Ende des 19. Jahrhunderts mit der Eröffnung eines Sanatoriums 1888 auf dem Tschuggen. Zwei Jahre später konnte die Kantonsstrasse von Chur nach Arosa eröffnet werden, 1914 schliesslich wurde auch die erwähnte Bahnstrecke eingeweiht. Noch vor dem zweiten Weltkrieg hielten aber nicht nur Kurbedürftige in Arosa Einzug, sondern auch die ersten Skifahrer. Im Gegensatz zu der nahe gelegenen Lenzerheide, die 1935 einen Funischlitten System Annen als erste mechanische Aufstiegshilfe erbaute, setzte Arosa 1938 auf das bereits vier Jahre zuvor in Davos erfolgreich eingesetzte Skiliftsystem von Ernst Constam. Schon damals wurden die heutigen Hauptpisten auf in etwa den selben Trassen erschlossen. Vom Zentrum Arosa am Obersee direkt am Bahnhof gelegen wurde eine Anlage auf den Tschuggen in die Nähe des Sanatoriums errichtet, eine zweite Anlage erschloss weiter oben von Innerarosa aus die weitläufigen Skihänge der Alp Carmenna. Eine dritte Anlage wurde quasi als zweite Sektion des Tschuggenskilifts auch noch im selben Jahr errichtet. Vom Tschuggen wurde ein Skilift zum Weisshornsattel gebaut, wobei bei diesem nicht auf das Skiliftsystem von Constam, sondern auf jenes von Beda Hefti, vertrieben durch die Firma Oehler, Aarau, gesetzt wurde. Kurvengängig musste der Skilift aufgrund des schroffen Reliefs sein, wozu sich das Gurtensystem von Hefti wesentlich besser eignete als jenes von Constam.

Eine weitaus kuriosere und bis heute auch einmalige Anlage entstand zehn Jahre später auf das Hörnli. Auf den ersten Blick handelte es sich auch hier um einen gewöhnlichen Gurtenskilift, doch allein schon seine Länge von über 2,7 Kilometern mit 51 Zwischenstützen machten ihn zu einem besonderen Exemplar. Für ein äusserst ausgefallenes Kuppelsystem für Einseilumlaufbahnen wurde die Firma Oehler erst einige Jahre später am Pizol bekannt, doch schon bei der Anlage in Arosa kamen kuppelbare Einersessel zum Einsatz. Diese Sessel basierten auf simplen Schwerkraftklemmen, die auf das Seil aufgelegt wurden und sich allein durch das Gewicht des Sessels am Seil verkeilten. Durch Anheben der Sessel in den Stationen konnten sie problemlos wieder vom Seil gelöst werden. Da die Sessel auf einem Stichgleis garagiert wurden und somit nicht gewendet werden konnten, waren die Sessel drehbar konstruiert, sodass der Fahrgast stets in Fahrtrichtung blicken konnte. Im Winter gab es sogar einen speziellen Tagesfahrplan, welcher einen stundenweisen Wechsel zwischen Skilift- und Sesselbetrieb vorsah. Nach einem schweren Unfall während des Sesselbetriebs wurde der Betrieb jedoch eingestellt und das Kapitel der weltweit einzigartigen kuppelbaren Einersesselbahn war beendet.

1957 erfolgte eine weitere grosse Neuerschliessung mittels zwei Pendelbahnen der Berner Firma Von Roll von Arosa auf das Weisshorn. Während die erste Sektion dabei quasi den Skilift Tschuggen doppelte, überquerte die zweite Sektion den Oehlerskilift zum Weisshornsattel in luftiger Höhe, ehe sie den Gipfel des Weisshorns erreichte. Die 60er Jahre sahen eine schrittweise Erweiterung des Gebietes durch Skilifte mit dem heute noch in umgebauter Form existenten Skilift Tomeli sowie einem Skilift am Plattenhorn und einer dritten Anlage am Hörnli 1963. Im selben Jahr wurde das Oehler-Kuriosum durch eine Zweiseilumlaufbahn von Bell ersetzt und bis auf den Hörnligrat verlängert. Gegen Ende der 60er Jahre wurden die Bergbahnen Arosa zu einem Stammkunden der Firma Städeli. Zur Auffüllung der Lücken zwischen dem Hörnli und dem Weisshorn wurden bis Ende der 70er Jahre insgesamt vier fixe Zweiersesselbahnen der Firma erstellt, eine davon wurde zum Brüggerhorn trassiert und ersetzte somit indirekt den Oehler-Skilift Weisshornsattel, die restlichen kamen zwischen dem Tschuggen und den Hängen am Plattenhorn sowie Carmenna zum Stehen. Weitere Skilifte der Firma aus Oetwil am See erschlossen Ende der 60er Jahre den Tschuggen neu, sodass fortan keine der ursprünglichen Anlagen aus dem Jahr 1938 mehr in Betrieb war. Lediglich der Skilift Carmenna wurde in umgebauter Form weiter betrieben.

1983 schliesslich setzte eine bis heute anhaltende Welle der Modernisierung in Arosa ein. Die nur elf Jahre alte Sesselbahn von Innerarosa zum Tschuggen wurde in eine kuppelbare Bahn umgebaut, der Skilift von Arosa zum Tschuggen wurde durch eine solche mit parallelem, neuen Skilift ersetzt und zwei Jahre später konnte in Arosa oberhalb des Tschuggens am Chrähentschuggen die erste kuppelbare Vierersesselbahn der Schweiz eröffnet werden. Die Zweiseilumlaufbahn am Hörnli wurde 1987 durch eine solche mit einem Seil ersetzt, die kapazitätsschwachen Pendelbahnen zum Weisshorn wurden 1992 durch die Firma Garaventa durch grössere Bahnen ersetzt. Neben einem Neubau eines kleinen Skilifts am Prätschli erfolgte zu Beginn des neuen Jahrtausends ein gewisser Kahlschlag im Bereich Carmenna / Plattenhorn, bei dem sämtliche Anlagen in diesem Bereich durch zwei kuppelbare Vierersesselbahnen auf neuer Trasse ersetzt wurden. Sogar die erst 15-jährige Sesselbahn Chrähentschuggen fiel den Neubauten zum Opfer. Im vergangenen Sommer schliesslich wurde die Sesselbahn Innerarosa-Tschuggen wie angesprochen in eine Kabinenbahn umgebaut, bei der die Technik der alten Bahn aber weitgehend weiterverwendet wurde. Optisches Merkmal sind noch immer die Stützen aus dem Jahr 1972, welche heute nun die dritte Anlage tragen.

Chronik der Entwicklung der Bergbahnen in Arosa


•• Zukünftiges

Ob man die Verbindung mit der Lenzerheide noch in der Rubrik "Zukünftiges" thematisieren darf, ist eine schwierige Frage, denn genau genommen ist sie schon seit 35 Jahren in Planung. Von Lenzerheidner Seite aus strebte man in den 70er Jahren eine Verbindung an, doch schon damals machten Umweltfanatiker einer kurzen Verbindungsbahn einen Strich durch die Rechnung, die von Natur aus eher sture Bergbevölkerung tat ihr Übriges dazu. Eine nach eigener Meinung eher suboptimale Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die im Jahr 2008 vorgestellt wurde, wurde ebenfalls durch die Bevölkerung der Lenzerheide abgelehnt. Technisch gesehen wäre die Verbindung mit einer Dreiseilumlaufbahn zwar sehr interessant gewesen, doch lohnend wäre eine solche Anlage eher weniger, würde sie doch traumhafte Skihänge einfach überspannen. Eine Miteinbeziehung von Tschiertschen mittels einer Bahn durch das Urdental würde zwar eine riesige Skiregion ermöglichen, doch mit einher würde der Verlust des heimeligen Charakters des Kleinods am Eingang des Schanfiggs gehen. Zudem ist die eingangs kurz erwähnte Rundtour von der Lenzerheide via Arosa und Tschiertschen immer noch ein einmaliges Erlebnis, auch sie würde mit einer Piste durch das Urdental ihren sonderbaren Charakter einbüssen.


•• Der Skitag

Zwei Tage Uni darf man ja durchaus mal gegen ein paar traumhafte Skitage eintauschen... So zumindest lautete die Devise, als es am Morgen des 16. Dezembers nach Arosa ging ;). Die Tage vor den Weihnachtsferien zählen definitiv zu den Highlights einer jeden Skisaison, denn bevor die Wohnmobilkolonnen anrollen hat man die Pisten noch für sich und kann die ersten Schwünge der Saison in vollen Zügen geniessen. Die ausgesprochen gute Schneelage und das traumhafte Wetter taten ihr Übriges zu einem perfekten ersten Skitag der Saison.


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Ein Blick von der gegenüberliegenden Talseite auf das kleine Skigebiet von Tschiertschen am Eingang des Schanfiggs, bestehend aus zwei Sesselbahnen und zwei Skiliften.

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Unterwegs durch die verschneiten Wälder zur Mittelstation der Pendelbahn. Die Kabinen der ersten Sektion fassen 100 Personen, jene der zweiten gar 125.

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Panorama vom Weisshorngipfel in Richtung Westen mit einer enormen Fernsicht.

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Der Weisshorngipfel, die Sattelpiste links im Bild war leider den gesamten Tag von Nachwuchsskirennfahrern blockiert.

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Eine interessante Perpektive erhält man auf das Skigebiet von Tschiertschen, hier mit dem Skilift Gürgaletsch, ein typischer Von Roll-Skilift System Bühler. Im Hintergrund, ein Grat weiter, erkennt das aufmerksame Auge die vereisten Stützen der Sesselbahn Furggabüel des Skigebiets Chur-Brambrüesch.

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Nur wenige hundert Meter unterhalb des Weisshorngipfels endet die Sesselbahn Carmenna, die von der Firma Garaventa erstellt wurde und eine der ersten MCS-Sesselbahnen der zweiten Generation war. Bereits hier fällt das auffallend ansprechende Stationsdesign der neueren Bahnen in Arosa auf. Im Hintergrund ist die steile Gipfelabfahrt vom Weisshorn sichtbar.

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Abfahrt an der Carmenna-Bahn.

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Carmenna-Sesselbahn.

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Ebenfalls interessant konstruiert ist die einseitige Mittelstation der Carmenna-Sesselbahn. Hier ist nur ein Ausstieg möglich, er dient vor allem schwächeren Skifahrern, die den oberen, steilen Teil nicht fahren können.

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Blick zur zweiten Sektion der Weisshornbahn, dahinter die leider nicht geöffnete Zweiersesselbahn Brüggerhorn auf den "Entschleunigungsberg".

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Einer der ersten Skilifte des Gebiets war 1960 der Skilift Tomeli von Oehler, der damals noch den Namen Prätschli-Tschuggen trug. Um Verwechslungen mit dem im Hintergrund sichtbaren, 1998 neu erstellten Skilift Prätschli vorzubeugen, erfolgte die Umbenennung.

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Weitaus prägender als der Namenswechsel war hingegen der Umbau durch die Firma Städeli. Neben dem Einsatz von Lang- statt Kurzbügeln wurden auch die Bergstation, der Antrieb und die Rollenbatterien ausgetauscht.

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Die Sesselbahn Arosa-Tschuggen (Ost), eine der letzten beiden verbliebenen kuppelbaren Dreiersesselbahnen von Städeli in Schweiz, neben jener in Morgins. Die gewöhnungsbedürftigen Stützen rühren daher, dass (aus dieser Perspektive) links von der Sesselbahn noch ein Skilift an den selben Stützen angebracht war, welcher aufgrund nicht benötigter Kapazität aber ersatzlos abgebaut wurde. Dass die Kapazität der Sesselbahn auch nicht immer nötig ist, zeigt sich an der Tatsache, dass die Anlage bei meinem Besuch geschlossen war. Die Pisten werden auch durch die nahezu parallele Pendelbahn erschlossen.

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Bis zur letzten Wintersaison drehte hier noch eine dritte kuppelbare Dreiersesselbahn von Städeli ihre Runden. Bei der Anlage von Innerarosa zum Tschuggen wurden die Sessel gegen Kabinen getauscht sowie zahlreiche technische Komponenten erneuert. Hinter der Bergstation kann man zudem das Haus der allerersten Anlage erahnen, eine Zweiersesselbahn aus Oetwil am See.

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Zwei baugleiche kleine, leichte Skilifte von Städeli erschliessen die Westseite des Tschuggens. Hier zu sehen der Skilift Tschuggen West, ausgestattet mit den eher selten anzutreffenden Garaventa-Hydrogehängen.

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Gleich daneben beginnt der bei meinem Besuch geschlossene Skilift Ried, dessen Pisten aber auch durch andere Lifte bedient werden.

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Im sichtbaren Talkessel begann die Sesselbahn Chrähentschuggen, welche bis zum sichtbaren Vorgipfel links des Weisshorns führte. Durch ihren Abbau und den indirekten Ersatz durch die Sesselbahn Carmenna gingen einige lohnende Abfahrten verloren.

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Talabfahrt nach Innerarosa.

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Die umgebaute Kabinenbahn von Innerarosa zum Tschuggen.

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Die dazugehörige Bergstation, bei der die Seilführung etwas verändert wurde. Zuvor wurde das Seil aus der Station herausgeführt und im Haus des Vorgängers abgespannt, dies erfolgt nun in der Station selber. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die modernen Swoboda-Kabinen mit den alten Städeli-Klemmen.

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Die sehr ansprechende Talstation der Sesselbahn Carmenna, von oben quasi nicht sichtbar, da die Sessel aus einem Tunnel hinausgeführt werden - Livigno lässt grüssen.

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Die Pendelbahn fährt die nächste Ladung auf das Weisshorn.

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Einfahrt in die Bergstation der Carmenna-Sesselbahn, wiederum teils unterirdisch.

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Auch die zwei Jahre jüngere Sesselbahn Plattenhorn weist eine alles andere als 08-15-Talstation auf, auch hier gefällt mir das Stationsdesign sehr gut.

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Alles in allem eine eher flache Angelegenheit.

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Die etwas betagtere Sesselbahn Schönboden-Hörnli aus dem Jahr 1994, welche die Kabinenbahn von Innerarosa auf das Hörnli unterquert.

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Die Hörnlihütte mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages.

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Die lange Hörnlibahn, man führe sich vor Augen, dass hier einmal ein Schlepplift hochführte!

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Das Hörnli, das den beiden Bahnen ihren Namen gibt.

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Abfahrt vom Hörnli nach Innerarosa, links im Hintergrund der Tschuggen.

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Unterwegs zum Hörnli.

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Die Pendelbahn zum Weisshorn und die Sesselbahn Brüggerhorn mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages.


•• Fazit

Arosa ist kein typisches Mainstream-Skigebiet, wirklich ausgefallen sind die Pisten und die Infrastruktur aber auch nicht (mehr). Ganz nach dem Motto "wer sucht, der findet", trifft man hier und da noch einige spannende Ecken an, speziell im oberen Bereich der Hörnlibahn sowie rund um den Weisshorngipfel. Rein vom Pistenplan her dürfte auch die "Hintenrum"-Abfahrt vom Brüggerhorn nach Prätschli lohnend sein, da ich diese aber noch nie gefahren bin, kann ich das nicht abschliessend beurteilen. Alles in allem verteilen sich die einzelnen Klientele in diesem Gebiet aber sehr gut: während Kinder, Skischulen und Familien den Bereich am Tschuggen für sich beanspruchen, sind die Pistenraser zwischen dem Plattenhorn und dem Carmenna zu Hause. Wer es etwas anspruchsvoller und ausgefallener mag, dem stehen durchaus interessante Hänge rund um die höchsten Gipfel des Skihangs oberhalb von Arosa zur Verfügung. Dass man eben aber nur diesen einen grossen Hang erschlossen hat, ist ein klarer Minuspunkt für das Gebiet. Da gibt es wesentlich kleinere Gebiete, die eine grössere Fülle an verschiedenen Hanglagen aufweisen und wesentlich weitläufiger sind als Arosa. Beim diesjährigen Besuch machte das für einen Skitag zwar nicht allzu viel aus, doch speziell wie angetönt im Frühjahr findet man kaum Ecken, an denen Sulzschnee nicht an der Tagesordnung ist. Da das auf den Bildern aus dem Hochwinter natürlich nicht ersichtlich ist, kommt die Darstellung des Skigebiets vielleicht sogar etwas zu positiv herüber. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es nach einem Tag bereits eher langweilig wird, da die Pisten sich grösstenteils doch sehr ähneln und die Abwechslung beim Panorama abgesehen vom Weisshorngipfel gegen Null tendiert. Eine Bahn auf der anderen Talseite würde das Gebiet massiv aufwerten, genau so wie die Verbindung zur Lenzerheide. Man könnte es auch so formulieren: die Verbindung Arosa-Lenzerheide würde den Arosern weitaus mehr bringen als den Lenzerheidnern. Für den ersten Tag der Saison aber ein gelungener Auftakt.


Alle Bilder können wie immer im entsprechenden Album in der Fotogalerie angesehen werden.
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Schöditaz
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von Schöditaz »

Ja was soll ich sagen? Wieder einmal so ein schöner Felix- Bericht :wink: .
Die Kabinen der neuen alten Gondelbahn sind nicht mal so schlimm wie ich gedacht habe.

Davos würde eigentlich so nahe an Arosa liegen - Es besteht ein Projekt, Davos mit dem Schanfigg zu verbinden, via eines Eisenbahntunnels. Das steht aber bei der RhB aber ziemlich weit unten auf der Warteliste... :roll:
Stephan
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von Stephan »

Muss mich Schöditaz anschließen, wie immer ein super Felix-Bericht.
Nur der Link zur Galerie funktioniert bei mir nicht :(
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salvi11
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von salvi11 »

Super Bericht!

Warum hat man beim Tschuggenlift die alten 1983 Klemmen von Städeli weiterverwendet? Man schaut, in mindestens 10 Jahren muss man die Bahn schon ersetzten, da die Klemmen einfach dann zu alt sind und Ersatzteile für diese Klemmen gibt es sicher nicht mehr allzu viele. Oder werden die noch von einer Firma produziert was dann auch extra teuer ist?

Aber sonst sehr gelungen renovierte oder umgebaute Bahn!
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Felix
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von Felix »

Merci für eure Rückmeldungen! Der Link zur Galerie funktioniert jetzt, hatte ich vergessen freizuschalten.
salvi11 hat geschrieben:Warum hat man beim Tschuggenlift die alten 1983 Klemmen von Städeli weiterverwendet? Man schaut, in mindestens 10 Jahren muss man die Bahn schon ersetzten, da die Klemmen einfach dann zu alt sind und Ersatzteile für diese Klemmen gibt es sicher nicht mehr allzu viele. Oder werden die noch von einer Firma produziert was dann auch extra teuer ist?

Aber sonst sehr gelungen renovierte oder umgebaute Bahn!
Warum sollen die Klemmen zu alt sein? Da gibt es Bahnen, die haben viel ältere Klemmen im Einsatz und die Ersatzteile sollten in Arosa auch nicht so schnell ausgehen. Die zweite Bahn mit den Klemmen hat letztes Jahr erst ein Retrofit für die nächsten 20 Jahre erhalten. Das wird bei der Kabinenbahn nicht anders sein. Die Klemmen ansich halten jedenfalls in der Regel wesentlich länger als die Amortisationsdauer einer solchen Bahn. Klar, die Verschleissteile muss man austauschen, aber kann mir nicht vorstellen, dass die so ins Gewicht fallen. Dürfte jedenfalls um Längen günstiger sein, als gleich ein ganz neues Kuppelsystem einzubauen. Dann hätte man die Stationen wohl nicht weiterverwenden können und eine komplett neue Bahn bauen müssen.

Mir gefällt die neue Bahn auch sehr gut. Dezente Farbwahl, Fachwerkstützen sehen ohnehin immer gut aus und die Kabinen haben so ein bisschen was von den Carlevaro-Eiergondeln ;).
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von Dani »

Grandioser Bericht, merci!

Das so eine Anlage "neu" gebaut wird ist schon genial... Irgendwie witzig, jetzt eine neue Bahn zu fahren die technisch in den 1980er Jahren anzusiedeln ist :)

Wurde jetzt die Kapazität vermindert? Ich habe das Gefühl die Abstände sind recht gross? Oder wird das durch die erhöhte Sitzplatzzahl wieder ausgeglichen?

Die Carvatech-Kabinen sind auch ganz lustig, passen irgendwie zum Retrostyle der Bahn (erinnert ein bisschen an den Monte Tamaro). Gangloff-Kabinenw wären aber auch toll gewesen (CWA ist dank Verbandelung mit DM wohl kaum mehr denkbar).
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von salvi11 »

Felix hat geschrieben:Merci für eure Rückmeldungen! Der Link zur Galerie funktioniert jetzt, hatte ich vergessen freizuschalten.
salvi11 hat geschrieben:Warum hat man beim Tschuggenlift die alten 1983 Klemmen von Städeli weiterverwendet? Man schaut, in mindestens 10 Jahren muss man die Bahn schon ersetzten, da die Klemmen einfach dann zu alt sind und Ersatzteile für diese Klemmen gibt es sicher nicht mehr allzu viele. Oder werden die noch von einer Firma produziert was dann auch extra teuer ist?

Aber sonst sehr gelungen renovierte oder umgebaute Bahn!
Warum sollen die Klemmen zu alt sein? Da gibt es Bahnen, die haben viel ältere Klemmen im Einsatz und die Ersatzteile sollten in Arosa auch nicht so schnell ausgehen. Die zweite Bahn mit den Klemmen hat letztes Jahr erst ein Retrofit für die nächsten 20 Jahre erhalten. Das wird bei der Kabinenbahn nicht anders sein. Die Klemmen ansich halten jedenfalls in der Regel wesentlich länger als die Amortisationsdauer einer solchen Bahn. Klar, die Verschleissteile muss man austauschen, aber kann mir nicht vorstellen, dass die so ins Gewicht fallen. Dürfte jedenfalls um Längen günstiger sein, als gleich ein ganz neues Kuppelsystem einzubauen. Dann hätte man die Stationen wohl nicht weiterverwenden können und eine komplett neue Bahn bauen müssen.
Ja schon, aber wenn man sieht was mit der Bahn an der La Videmanette passiert ist. Eindeutiger verschleiss der Klemme. Ein kleiner Fehler bei der untersuchung der Teile und schon stürzt eine Kabine zu boden. Ich sage in etwa 10 Jahren wird die Bahn ganz ersetzt. Bei der Eggli-Bahn in Gstaad wird es auch nicht mehr länger dauern. Gut die Städeli und die Müllerklemme haben nicht gerade die gleiche Technik an der Klemme, aber troztdem.
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von Felix »

salvi11 hat geschrieben:Ja schon, aber wenn man sieht was mit der Bahn an der La Videmanette passiert ist. Eindeutiger verschleiss der Klemme. Ein kleiner Fehler bei der untersuchung der Teile und schon stürzt eine Kabine zu boden. Ich sage in etwa 10 Jahren wird die Bahn ganz ersetzt. Bei der Eggli-Bahn in Gstaad wird es auch nicht mehr länger dauern. Gut die Städeli und die Müllerklemme haben nicht gerade die gleiche Technik an der Klemme, aber troztdem.
Naja, der Sicherungsmechanismus der Bahn hat ja einwandfrei funktioniert und daher ist es mir auch nicht ganz verständlich, warum man diese Kabine überhaupt nochmals auf die Strecke geschickt hat. Der Rest der Bahn war nach wie vor sicher. Davon abgesehen kann man von einem Fall nicht gleich auf alle Bahnen schliessen. Mit dem Argument müsste man ja gleich alle Garaventa-Sesselbahnen aus den 80ern stilllegen. Die Bahn an der Videmanette war ja nicht viel älter.

Die Klemmen haben bislang einwandfrei funktioniert und warum sollten sie das nach Austausch der Verschleissteile nicht mehr tun? An der Konstruktion selbst hat sich nichts verändert. Ich garantiere dir, die Bahn wird (zumindest nicht wegen technischer Mängel) vor 2030 ersetzt ;).
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von bündner »

BMF hat das Ganze wohl auch billig gebaut, und dann kommt man, wirtschaftlich gesehen, warscheinlich sogar mit einem Vorteil davon.
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qwertzp
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von qwertzp »

Dani hat geschrieben: Wurde jetzt die Kapazität vermindert? Ich habe das Gefühl die Abstände sind recht gross? Oder wird das durch die erhöhte Sitzplatzzahl wieder ausgeglichen?
Im Alpinforum gab es mal einen Link zu südostschweiz.ch in dem stand, dass die Kapazität von 1800p/h auf 1200p/h reduziert wurde; leider ist dieser Link jetzt tot...

Vielen Dank Felix für den tollen Bericht! Die neue 4KBK gefällt mir sehr. :D
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von bündner »

qwertzp hat geschrieben:
Dani hat geschrieben: Wurde jetzt die Kapazität vermindert? Ich habe das Gefühl die Abstände sind recht gross? Oder wird das durch die erhöhte Sitzplatzzahl wieder ausgeglichen?
Im Alpinforum gab es mal einen Link zu südostschweiz.ch in dem stand, dass die Kapazität von 1800p/h auf 1200p/h reduziert wurde; leider ist dieser Link jetzt tot...

Vielen Dank Felix für den tollen Bericht! Die neue 4KBK gefällt mir sehr. :D
Von mir gibt es dann noch ein Video, war mal vor 3 Wochen oben.
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von salvi11 »

Felix hat geschrieben:Naja, der Sicherungsmechanismus der Bahn hat ja einwandfrei funktioniert und daher ist es mir auch nicht ganz verständlich, warum man diese Kabine überhaupt nochmals auf die Strecke geschickt hat. Der Rest der Bahn war nach wie vor sicher. Davon abgesehen kann man von einem Fall nicht gleich auf alle Bahnen schliessen. Mit dem Argument müsste man ja gleich alle Garaventa-Sesselbahnen aus den 80ern stilllegen. Die Bahn an der Videmanette war ja nicht viel älter.

Die Klemmen haben bislang einwandfrei funktioniert und warum sollten sie das nach Austausch der Verschleissteile nicht mehr tun? An der Konstruktion selbst hat sich nichts verändert. Ich garantiere dir, die Bahn wird (zumindest nicht wegen technischer Mängel) vor 2030 ersetzt ;).
Okey, ich gebe dir Recht. Ich kenne ja auch die Bahn kaum und fuhr sie auch nie und daher weiss ich auch nicht wie es mit dem Zustand der Bahn aussieht.
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Re: Arosa • 16. Dezember 2010 • Moderne mit Retroakzenten

Beitrag von intermezzo »

Leider erst jetzt gesehen...

Meisterhafter Bericht, gut geschrieben, gespickt mit vielen interessanten Details - und auch die Fotos sind mehr als nur ansprechend. Einfach schön, es macht grossen Spass so etwas zu lesen!
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