Stangenschlepper - Lexikon

Technik, Betrieb, Entwicklung und Innovation bei Seilbahnen und ihren Komponenten.
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Felix
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Stangenschlepper - Lexikon

Beitrag von Felix »

Stangenschlepper - So gleich und doch verschieden

Für die meisten Leute sind Lifte = Lifte. Auf die technischen Details wird oftmals gar nicht geachtet, bei Stangenschleppern ist das auch so. Und deshalb habe ich mir überlegt, eine kleine Stangenschlepperkunde zu erstellen, bei der man nachschlagen kann, was welcher Hersteller erbaut hat. Unter die Lupe werden die Bestandteile

- Station (Tal und Berg)
- Stützen
- Stangenteller
- Kuppelsystem

genommen.

Allgemein

Stangenschlepper sind eine sehr einfache Schleppliftart. Die Teller sind durch spezielle Ösen mit dem Seil verbunden, in der Talstation werden diese durch eine Schiene angehoben und das Seil kann somit durch die Ösen hindurchfahren. Die Teller werden alle in der Talstation gelagert, bis jemand den Teller einkuppelt. Dies geschieht durch je nach Hersteller verschiedene Einstiegssysteme. Wird eine Einkupplung ausgelöst, fällt ein Teller von der Schiene herunter und wird so durch den Zug am Seil fixiert. Das Eigengewicht reicht bereits aus, um hängen zu bleiben. Dadurch, dass die Klemme leicht geneigt am Seil hängt, sind problemlos Kurven nach rechts und links möglich.
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Felix
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Beitrag von Felix »

Poma

Das Original. Erstmals gebaut 1936 in Alpe d'Huez (F) ist der Stangenschlepper der französischen Firma Pomagalski einer der ersten Skilifte die es gab und heute auf der ganzen Welt verbreitet. Das System ist seit der Erstellung praktisch unverändert bis auf einige kleinere Komfort-Techniken.

Stationen
- Die Talstation, wo sich in der Regel der Antrieb befindet, gibt es in zwei Varianten:
Einmal eine Fachwerkvariante, dies war die frühe erste Form. Die Antriebsscheibe ist hierbei schräg angebracht, sodass die Teller mit Schwung ausgekuppelt werden. Die Station steht leicht schräg zur Fahrbahn, sodass das erste Rad nach dem Einkuppel des Tellers geneigt ist und das Seil eine Kurve macht.
Die zweite, neuere Art ist schleichter aufgebaut und besteht aus zwei Ständern. Dies ist auch das Hauptmerkmal, das die Station optisch von anderen unterscheidet. Die Antriebsscheibe ist waagerecht montiert. Da die Seilspur in der Station kleiner ist als auf der Strecke, ist in der Regel an der ersten Stütze auf talfahrender Seite eine Ablenkung des Seils eingebaut. Die neuste Version, welche seit 2000 verbaut wird, wird von einem dicken Rundrohrträger gestützt.

- Die Bergstation, gibt es ebenfalls in zwei Varianten. Hier wird meist gespannt.
Eines der bekanntesten Merkmale eines Stangenschleppers ist die sogenannte fliegende Umlenkscheibe. Die Seilscheibe hängt an den Spannseilen, auf der anderen Seite am Zugseil. Die ganze Konstruktion sieht sehr instabil aus, ein Fall ist mir bekannt, bei dem die Spannseile rissen und die Umlenkscheibe zu Boden krachte. Auf der anderen Seite der Spannseile befinden sich Gewichte. Das ganze ist an einer geneigten Stange fixiert.
Die neuere Version umfasst eine hydraulische Spannung, die Umlenkscheibe ist wie bei "normalen" Schleppliften weitestgehend fix montiert. Hier ist es auch möglich, dass sich am Ausstieg eine kurze Zone befindet, bei der der Teller ausgekuppelt wird und durch einen Kettenförderer bewegt wird. Erfunden von der Firma Montagner bietet das System einen höheren Fahrkomfort.

Es gibt auch seltene Versionen, bei denen Antrieb und Spannung kombiniert sind (z. B. SL in Nendaz), oder wo sich die Spannung im Tal befindet (SL Egg in Grindelwald).

Stützen
Stützen gibt es von Poma in allen Formen und Arten. Ganz am Anfang wurden Fachwerkstützen verbaut, welche sehr klobig wirkten, später dann die klassische Rundrohrstütze. Sie gibt es mit unterschiedlichsten Aufhängungen der Rollen und ist von anderen Herstellern praktisch nicht zu unterscheiden.

Stangenteller
Der Teller besteht aus einer Klemme, an der Stange selbst ist eine Feder montiert, welche die Anfahrt dämpft. Bei vielen Liften ist diese aber schon ausgeleiert. Auf dem Teller ist oftmals "Poma" aufgedruckt.

Kuppelsystem
Bei Poma wird man in der Regel über eine Ampel hingewiesen, ob man fahren darf. Ist die Ampel grün, fährt man weiter und greift sich einen Teller. Dieser wird dadurch ausgelöst, dass eine Rute, die man mit den Beinen bewegt, einen Endschalter betätigt, der wiederum das freigeben eines Tellers bewirkt.
Dateianhänge
Stütze
Stütze
Stütze
Stütze
Zum Vergleich: Vorne Montaz Mautino, hinten Poma
Zum Vergleich: Vorne Montaz Mautino, hinten Poma
Etwas näher das schräge Rad bei der Ausfahrt
Etwas näher das schräge Rad bei der Ausfahrt
Fachwerk-Talstation
Fachwerk-Talstation
Leichte Poma-Station
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Beitrag von Felix »

Montaz Mautino

Eine der ersten Kopien fertigte Montaz Mautino an. Optisch sieht das ganze relativ gleich aus wie Poma, da Poma allerdings auf diverse Teile Patentrechte hatte, musste für eben diese Dinge eine andere Lösung gefunden werden.

Stationen
Ein markanter Unterschied ist der Aufbau der Stationen, denn die Ständer sind anders aufgebaut. Bei Gimar Montaz Mautino (Nachfolgefirma) bestehen kleinere Stationen nur noch aus einem Rundrohr.

Stützen
Ältere Stützen fallen durch ihre Flanschverschraubung am Schaft auf. Neuere hingegen sind nicht von Poma zu unterscheiden.

Stangenteller
Aufbau gleich wie bei Poma, allerdings ist auf der Stange "Montaz Mautino" resp. "Gimar Montaz Mautino" eingraviert.

Kuppelsystem
Bei Montaz Mautino wird der Endaschalter, der die Freigabe zum Einkuppeln verursacht, direkt ausgelöst, wenn man am Teller zieht. Oftmals ist dabei ein Liftboy nötig, der kleinen Kindern hilft.
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Klemme
Klemme
Teller mit Schrift auf der Stange
Teller mit Schrift auf der Stange
Lager
Lager
Auffahrtsschiene für die Klemmen zum Auskuppeln
Auffahrtsschiene für die Klemmen zum Auskuppeln
Magazin von oben
Magazin von oben
Ein Teller im Lager
Ein Teller im Lager
Ohne Flanschverschraubung so gut wie nicht von Poma zu unterscheiden
Ohne Flanschverschraubung so gut wie nicht von Poma zu unterscheiden
Stütze mit Flanschverschraubung
Stütze mit Flanschverschraubung
Eine Fachwerktalstation
Eine Fachwerktalstation
Fliegende Umlenkscheibe
Fliegende Umlenkscheibe
Eine neuere Bergstation
Eine neuere Bergstation
Leichte Station von Gimar Montaz Mautino
Leichte Station von Gimar Montaz Mautino
Nochmals von der Seite
Nochmals von der Seite
Die klassische Montaz Mautino-Talstation. Gut zu erkennen an den Trägern der Station
Die klassische Montaz Mautino-Talstation. Gut zu erkennen an den Trägern der Station
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Felix
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Beitrag von Felix »

Montagner

Auch Montagner fertigte Poma-Kopien an. Über das Eintrittssystem und die Stangenteller liegen mir keine Informationen vor.

Stationen
Oftmals "Monster-Stationen" mit schweren Verstrebungen. Zu erkennen an einem "T", welches auf dem Dach tront.

Stützen
Die Stützen sind von Poma kaum zu unterscheiden, wenn jedoch ein Anhebebock vorhanden ist, ist dieser in Form eines "T" konstruiert und somit deutlich von Poma zu unterscheiden.
Dateianhänge
Klemme im Lager. Die genaue Funktion ist mir nicht bekannt
Klemme im Lager. Die genaue Funktion ist mir nicht bekannt
Klassische Montagner-Stütze
Klassische Montagner-Stütze
3x Montagner in diversen Ausführungen
3x Montagner in diversen Ausführungen
Die etwas kleinere Variante
Die etwas kleinere Variante
Eine Monster-Station von Montagner
Eine Monster-Station von Montagner
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Beitrag von Felix »

Giovanola

Das Giovanola-Fabrikat unterscheidet sich am deutlichsten von Poma.

Stationen
Die Bergstation ist gleich aufgebaut wie bei Poma, eine fliegende Umlenkscheibe. Die Talstation ist jedoch so breit wie die Streckenseilspur und somit wesentlich breiter als das Poma-Exemplar.

Stützen
Sehr gut von Poma zu unterscheiden, denn die Konstruktion wirkt sehr stabil, jede Rolle besitzt ihr eigenes Joch
Dateianhänge
Magazin
Magazin
Klemme im Lager
Klemme im Lager
Giovanola-Stütze
Giovanola-Stütze
Gesamtansicht einer Talstation
Gesamtansicht einer Talstation
Talstation mit breiter Seilscheibe
Talstation mit breiter Seilscheibe
Fliegende Umlenkscheibe
Fliegende Umlenkscheibe
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Beitrag von Felix »

Weitere Arten
- Tatra-Poma: Tschechische Filiale von Poma, gleicher Aufbau.
- Abig: Deutsche Firma, fertigte Raubkopien von Poma-Liften an, welche mit Poma identisch sind.
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Dani
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Beitrag von Dani »

Danke für diese intressanten Infos. Leider bin ich bis heute noch nie mit einem Stangenschlepper gefahren und habe auch noch nie einen live gesehen (kaum zu glauben :shock: :wink: ).
Felix hat geschrieben:Für die meisten Leute sind Lifte = Lifte. Auf die technischen Details wird oftmals gar nicht geachtet, bei Stangenschleppern ist das auch so.
War bei mir bis jetzt so ähnlich. Ich wusste zwar dass es verschiedene Bauweisen gibt, aber nicht die technischen Details...

Das mit der Fachwerkstütze von Poma tönt äusserst intressant. Hast du vielleicht ein Bild?
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Mirco
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Beitrag von Mirco »

Poma hat Fachwerkstützen verbaut? :shock: Heute verbauen sie ja nur Rundrohrstützen. Ausser bei den PB's aber dort haben die die Fachwerkstützen nicht so richtig hingebracht! Sieht eher wie eine Mischung zwischen Rundrorstützen und Fachwerk aus! Ich weiss nicht, wieso ein paar Leute etwas gegen solche Lifte haben, bin zwar noch nie einen gefahren, stelle es mir aber interessant vor.
bisschen OT:
Hier diese Stütze, die ich meinte: (Hab ich aus ihrer Homepage)
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Felix
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Beitrag von Felix »

Dani hat geschrieben:Das mit der Fachwerkstütze von Poma tönt äusserst intressant. Hast du vielleicht ein Bild?
Et volià:
http://www.trasporti-fvg.it/funivie/images/img067.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;
^^Da am rechten Bildrand zu sehen.
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Dani
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Beitrag von Dani »

Danke, ein sehr intressantes Bild.

Komisch. Obwohl das Bild nicht zu gross ist, dehnt es das Fenster wieder aus :?
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