50 Jahre Wiriehornbahnen

Technik-Reportagen aus dem Berner Oberland und dem Berner Mittelland.
Antworten
Benutzeravatar
salvi11
Kabinenbahn Isenau
Beiträge: 1342
Registriert: Mi, 16.09.2009, 15:11
Lieblingsseilbahn: alt und klapprig
Wohnort: Diemtigtal
Kontaktdaten:

50 Jahre Wiriehornbahnen

Beitrag von salvi11 »

Bild

Originaltext aus dem Emissionsprospekt Januar 1971

Das Diemtigtal liegt wenige Minuten vom Ende der vierspurigen Autobahn aus den Richtungen Hamburg-Basel-Bern, Zürich-Bern-Thun-Spiez entfernt. Die idyllische Landschaft mit dem malerischen Dorf Diemtigen, die prächtige Aussicht vom Diemtigbergli, das traumhaft schöne Seebergseelein, das Gebiet von Nüegg und das Wiriehorn sind als Sehenswürdigkeiten weitherum bekannt. Im Winter strahlt das Tal mit seinen tiefverschneiten Hängen einen ganz besonderen Reiz aus.

Nachdem die bestehenden Skiliftanlagen auf Grimmialp und Springenboden der Nachfrage nicht mehr genügen können, haben sich einige initiative Einwohner und Freunde des Diemtigtals nach weiteren Erschliessungen für den Wintersport umgesehen. Nach gründlichem und fachmännischem Studium ist die Wahl auf das als besonders schneesicher bekannte Gebiet von Riedli-Nüegg-Tubelfärich gefallen. Dieses Gebiet erlaubt die Erstellung von prächtigen Pisten von den Anhöhen der Alp Tubelfärich über Heiteren Alpen, Nüegg nach Riedli, an der Talstrasse und Talstation gelegen. In Verbindung mit der ausserordentlich günstigen Verkehrslage, nur 20 km von Thun entfernt, auf vorzüglich ausgebauter Strasse jederzeit ohne Schneeketten erreichbar, kann zweifellos mit einem grossen Zustrom von Skifahrern aus der näheren Umgebung wie auch aus den bevölkerungsreichen Zentren des Unterlands gerechnet werden.

Bild

In Erkennung dieser vorteilhaften Situation ist ein grosszügiges Projekt nach den neusten Gesichtspunkten der Technik, der Wirtschaftlichkeit und des Dienstes am Kunden ausgearbeitet worden. Das Bauvorhaben umfasst in der ersten Etappe eine Sesselbahn von Riedli bis Nüegg und erstmals im Berner Oberland einen Doppelskilift von Nüegg bis Tubelfärich.

Bild

Die Anlagen haben eine Förderleistung von total 2‘900 Perso-nen pro Stunde. Die Sesselbahn dient sowohl als Zubringer zu den Skiliften als auch zum Berghaus und zu den direkten Abfahrtspisten. Das offene Gebiet ist in seiner ganzen Breite ohne Engpässe befahrbar, es kann die Kapazität der Anlagen ohne weiteres aufnehmen und ist mit Pistenfahrzeugen ideal zu bearbeiten. Weitere Erschliessungsmöglichkeiten für 4-6 Anlagen im gleichen Raume sind in späteren Phasen jederzeit möglich.

Bild

Für grosszügige Verpflegungsbetriebe ist auf privater Basis gesorgt. In Riedli besteht bereits eine Gastwirtschaft, welche noch mit einem Selbstbedienungsbetrieb erweitert wird. Auf Nüegg ist zwischen den Stationen der Sesselbahn und der Skilifte ein grosses Berghaus in origineller Bauart mit zirka 230 Sitzplätzen innen und 200 Sitzplätzen auf einer weiteren Sonnenterrasse geplant. Neben der Bergstation der Skilifte ist ebenfalls ein moderner Restaurationsbetrieb vorgesehen.
Zum Wohle und zur Zufriedenheit der Gäste ist die Gesamtkonzeption nicht nur einseitig in sportlicher Richtung ausgelegt, sondern wurde weitsichtig als Ganzes erfasst. Ähnliche Betriebe im Kanton Graubünden weisen Jahr für Jahr besten Erfolg aus. Die Gesellschaft verfügt über sämtliche Durchfahrts-, Pisten-, Dienstbarkeits- und Baurechte für die heutige und zukünftige Erschliessung dieses Gebiets. Damit sind sowohl die Erstellung und der Betrieb, als auch der spätere Ausbau

Bild

Bild

Ein halbes Jahr Bauzeit

Die Gründungsversammlung der Sportbahnen Wiriehorn AG fand am 29. Mai 1971 im Hotel Bären in Oey-Diemtigen statt. Das Grundkapital der Gesellschaft betrug 1,8 Mio. Schweizer Franken und war eingeteilt in 3‘600 Inhaber-Aktien. Sämtliche Anträge des Initiativ-Komitees wurden genehmigt; so konnte mit dem Bau der Sesselbahn Riedli-Nüegg und dem Doppelskilift Tubelfärich im Sommer 1971 begonnen werden. Trotz schlechten Wetters gelang es, die Anlagen auf den 17. Dezember 1971 so weit fertigzustellen, dass sie betriebsbereit waren. Das Bergrestaurant Nüegg wurde am 24. Dezember 1971 eröffnet. In nur einem halben Jahr ist es der Sportbahn Wiriehorn AG also gelungen, 1‘000 Parkplätze, eine Trinkwasserversorgung, Stromleitungen und Trafostationen, Auf- und Abfahrtspisten mit dazugehöriger Pistenmaschine, eine Sesselbahn, einen Doppelskilift sowie ein grosszügiges Berghaus zu errichten. Die Sesselbahn und Skilifte wurden allesamt von der renommierten Firma Habegger in Thun geliefert.

Bild

Bild

Erster Winter und Sommerbetrieb

Die erste Wintersaison dauerte vom 17. Dezember 1971 bis zum 3. April 1972 an. In Bezug auf die Schneelage war der Winter 71/72 nicht in allen Teilen befriedigend. Trotz stets dünner Schneedecke konnte der Skibetrieb in der oberen Sektion des Doppelskilifts während des ganzen Winters aufrecht erhalten bleiben, während viele andere Skiliftanlagen in der Region wegen Schneemangels den Betrieb nicht aufnehmen konnten. Der erste Sommerbetrieb dauerte vom 24. Juni 1972 bis 14. Oktober 1972. In dieser Zeit war das Berghaus Nüegg täglich geöffnet, während die Sesselbahn Riedli-Nüegg nur über die Wochenendtage betrieben wurde.

Bild

Bild

Tarife Winter 1971/1972

Bild

Bild

Weiterausbau der Skilifte 1972

Wie im Emissionsprospekt vom Januar 1971 beschrieben, war ein Weiterausbau des Skigebietes ohne weiteres möglich. Ermutigt von den Resultaten der ersten Wintersaison und vom grossen Anklang des Skigebiets beim Publikum, entschloss sich der Verwaltungsrat, den Weiterausbau der Skilifte rechtzeitig in die Hand zu nehmen. Die notwendigen Konzessionsgesuche wurden für den ca. 2km langen Skilift Riedli-Schwarzenberg, für den Skilift Röschtischwend-Schwarzenberg, für einen Skilift untere Heitere-Homad sowie für einen Skilift untere Heitere-obere Heitere als Rückbringer der Skifahrer vom Homad zum Berghaus Nüegg beantragt. Die Sportbahnen Wiriehorn AG erhielt damals vom Kantonalen Verkehrsamt vorerst nur die Bewilligung für den Skilift Riedli-Schwarzenberg und für den Skilift Röschtischwend-Schwarzenberg. Am 14. Oktober 1972 wurde das erwähnte Bauvorhaben an einer ausserordentlichen Generalversammlung genehmigt.

Bild

Bild

Technische Daten 1972

Bild

Technische Herausforderungen am Skilift Riedli-Schwarzenberg

Der Skilift Riedli-Schwarzenberg war für die damalige Zeit eine technische Herausforderung. Sein Trasse musste zwei Kurven bewältigen. Durch den physischen Aufbau der Gehängearme bedurfte es damals einer technischen Neuentwicklung seitens der Firma Habegger. Die dadurch entstandene mechanische Lösung ermöglichte es, mittels beweglichen Bolzen und Federn, welche beim Befahren der Gehänge weg gedrückt wurden, Kurven in beide Richtungen zu realisieren. Leider besass die Kurve Kinderkrankheiten: So entgleiste das Förderseil noch in der ersten Saison je einmal bei beiden Kurven aus den Rollen. Nach weiteren Zwischenfällen und einem erheblichen Schaden am Förderseil in der darauffolgenden Saison wurden beide Winkelstützen im Sommer 1974 in schräg gestellte Rollen mit Führungsschienen umgebaut. Dieses System erwies sich als die bessere Variante und war bis 2007 in Betrieb.

Bild
Erstes System der Kurve Foto: Jakob AG Trubschachen

Bild
Zweites System der Kurve mit nun besser funktionierenden schräg gestellten Rollen Foto: Peter Habegger

Zweite grosse Erweiterung 1976

Bereits 1972 wurde die Erschliessung des Homad-Gebietes mit zwei Skiliften ab untere Heitere erstmals konkret geplant. Der Bau verzögerte sich bis ins Jahre 1976. Im Geschäftsbericht von 1975 steht, dass das Skigebiet eine ungenügende Vielfalt an Pisten und Liften aufweise und die Gäste deshalb unzufrieden seien. Das Skigebiet Wiriehorn musste unter allen Umständen konkurrenzfähig bleiben und dem Ski fahrenden Publikum mehr bieten, weshalb die beiden ehemals schon geplanten Skilifte untere Heitere-obere Heitere und untere Heitere-Homad im Sommer 1976 durch die Firma Habegger gebaut wurden. Die steigenden Frequenzen durch die neuen Skilifte bedingten einen Ausbau des Berghauses Nüegg. Es erhielt 250 neue Sitzplätze im Innenraum. Die beiden Skilifte gingen am 18. Dezember 1976 in Betrieb. Der Anbau beim Berghaus konnte an Weihnachten erstmals benutzt werden. Vier Jahre später konnte die damals bereits sehr grosszügig bemessene Werkstatt mit Einstellhallenplatz für drei grosse Pistenmaschinen auf der Nüegg erbaut werden.

Vor dem Bau des Skilifts Homad wurde im Frühling 1975 an einer Verwaltungsratssitzung gefragt, mit welchen Investitionen man für eine Sesselbahn statt eines Skiliftes rechnen müsste. Da sich die Kosten verdoppelt hätten, sistierte man dieses Projekt. Um trotzdem das bestmöglich aus dem Homad rauszuholen, installierte man im Bereich Bodenfluh einen Zwischeneinstieg. 1983 wurde dieser wegen Umrüstung auf lange Bügel nicht mehr betrieben, ehe er im Winter 2020/2021 wieder reaktiviert wurde.

Bild
Skilift Homad

Bild
Skilift Heitern Saison 04/05

Bild

Skirennen am Wiriehorn

Nach der Erschliessung des Homad-Gebiets war es nun möglich, attraktive Skirennen zu veranstalten. So fand am 8. bis 10. Februar 1980 die Junioren- Schweizermeisterschaft statt. Im darauffolgenden Jahr fanden am Wochenende vom 10./11. Januar 1981 gleich zwei Europacup-Abfahrten an der Homad Rennstrecke statt. Zweimal hintereinander hiess der Gewinner Franz Heinzer aus dem Schweizer Team. Nach diesen zwei Triumphen an der Rennpiste Homad ging es für Heinzer direkt nach Kitzbühel, wo der damals 18-Jährige gleich den achten Rang belegte. Später feierte Heinzer 17 Weltcupsiege und gewann dreimal hintereinander die Weltcup-Abfahrtskugel und einmal die Weltcup Super-G Kugel. Im Jahr 1982 fand die BOSV- Meisterschaft statt, 1984 die Schweizermeisterschaft und 1985 die Schweizermeister-schaft für Behinderte, ehe die Ära der grossen Skirennen am Wiriehorn vorbei war.

Bild
Franz Heinzer Archivfoto aus der Zeitung Bild: Jörg Steiner

Bild
Varianten der Rennkurse. Die Abfahrtsvariante beinhaltete vor dem Ziel einen Sprung über die Allmiriedstrasse

Erwartungen an die Pistenqualität nahm stets zu

Die Pistenbereitstellung erfolgte in den ersten Jahren praktisch über die gesamte Fläche neben den jeweiligen Skiliften. Dies hatte zur Folge, dass die Piste zwar schier endlos breit schien, jedoch die frische Präparation der gesamten Abfahrten jeden Tag nicht im Rahmen des Möglichen lag. Erst zum Europacup-Rennen stand dann ein gemieteter Pistenbully der Firma Kässbohrer zur Verfügung, welcher hinter sich die Piste mithilfe einer Fräse und einem Finisher glatt bügelte. Zuvor besass das Skigebiet über Ratrac Pistenraupen ohne Finisher. Durch die steigenden Erwartungen der Gäste, die Piste jeden Tag in einem tadellosen Zustand anzutreffen, liess man die Pisten eingrenzen mit der Begründung, diese dafür jeden Tag bzw. jede Nacht frisch zu präparieren. Auch die Pistenfahrzeuge wurden immer moderner und wiesen neue Funktionen auf. Ab 1997 verfügte das Skigebiet erstmals über ein Pistenfahr-zeug mit Seilwinde. Vor allem im steilen Gelände wie am Homad oder der Talabfahrt wurde es dadurch möglich, die Pistenqualität nochmals zu verbessern. 2020 schliesslich wurde die Sparte der Pistenpräparation an Brünis GmbH, einen externen Anbieter, abgegeben.

Bild
Pistenmaschinen im Jahr 2005

Bild
Damaliges Werbefoto der Firma Kässbohrer Pistenmaschine mit Seilwinde

Schlechte Winter Anfang 90er Jahre

Schon Anfang der 90er Jahre waren schneearme Winter kei-ne Seltenheit mehr. Nachdem im Winter 86/87 noch über 1 Million Fahrten registriert wurden, waren es im Winter 89/90 nur noch deren 62‘ 000. Daraus entstand ein Verlust von 1,3 Mio. Franken. Der Hauptgrund war der Schneemangel. Nicht nur das Wiriehorn war betroffen, auch andere Bahnen auf gleicher Meereshöhe in den Voralpen und im Jura litten darunter. Im Winter 92/93 war ein Betrieb wegen fehlender Schneedecke im Januar und Februar in der eigentlich frequenzstärksten Zeit erneut nicht möglich, worauf der Verwaltungsrat am 16. März 1993 in einem Presse-Communiqué über das Nachlassverfahren informiert hatte. Während des Nachlassverfahrens strebte der damalige Verwaltungsrat mit den Gläubigern und allfälligen Partnern die Bildung einer Auffanggesellschaft an, damit das Wiriehorn weiter leben könne.

Bild

Flying High!

Für die Auffanggesellschaft benötigte man eine Aufstockung des Aktienkapitals von einer Million Franken bis zum 10. Oktober 1993. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde zusammen mit dem Skirennfahrer Bruno Kernen in den Medien und Zeitungen die Werbetrommel gerührt und der Slogan «Flying High!» entworfen. Mit Erfolg: Das Skigebiet Wiriehorn wurde gerettet! Fortan hiess die Firma auch nicht mehr Sportbahnen Wiriehorn AG sondern nur noch Wiriehornbahnen AG.

Bild

Die Zeit nach dem Nachlassverfahren

Vor dem Nachlassverfahren war der Sommerbetrieb über 10 Jahre lang ausgestorben. Die schlechten Winter setzten aber ein Zeichen zugunsten des lukrativen und zeitlich viel längeren Sommerbetriebes. Um neben dem Wandern rund um das Wiriehorn eine weitere Attraktion anbieten zu können, setzte man schon früh auf den zukünftig vielversprechenden Bikesport. So konnte ab September 1997 mit Hilfe des Vereins HOT TRAIL der heutige Trail Weryhorny in etwas anderer Streckenführung auf Probe eröffnet werden. Zeitgleich kümmerte man sich um die Beförderung der Velos mit der alten 2er-Sesselbahn Riedli-Nüegg. Um die Folgen weiterer schneearmer Winter zu mildern, schmiedete die Wiriehornbahn einen Plan: Um trotz Schneemangel Skibetrieb anbieten zu können, holte man von der Firma Borer im Jahr 1997 eine erste Offerte für eine Beschneiungsanlage mit Speichersee für die Strecke von Nüegg bis Riedli ein. Die Realisierung des Bauvorhabens verzögerte sich jedoch noch einige Jahre. Bereits in den Jahren zuvor hatte man über den Kauf einzelner Schneeerzeuger diskutiert, um punktuell für Schneesicherheit zu sorgen.

Bild

Mit der Beschneiung den Wintersport sichern

Im Jahr 2002 schliesslich konnte die jetzige Beschneiungs-anlage von Techno Alpin in Betrieb gehen. Mit neun Propellermaschinen und elf Schneilanzen war es nun möglich, die Talabfahrt komplett einzuschneien. Statt eines Speichersees, wie es von Borer offeriert war, setzte Techno Alpin auf die Wasserfassung via des vom Chirel kommenden Stollens. Eine Abzweigung vom Stollen her führt direkt in die Pumpstation zum Riedli, welche das Wasser auf die Schneeerzeuger verteilt. Zusätzlich zur Talabfahrt wurden auch am Skilift Röschtischwend und auf der Hälfte der Tubelfärich-Ost Piste Wasserleitungen für Propeller-maschinen verlegt, welche man während der Wintersaison optional mit Pistenfahrzeugen verschieben kann. Um noch mehr Schneikapazität zu erarbeiten wurden drei Jahre später drei zusätzliche Propellermaschinen auf einem Turm im Gebiet Bockweid auf der Talabfahrt montiert.

Bild
Bau der Beschneiungsanlage 2002

Bild

Umstrukturierung im Liftangebot

Mitte der 2000er Jahre wurde erstmals über einen Ersatz der damals 35-jährigen Sesselbahn Riedli-Nüegg diskutiert. Die alte Sesselbahn war für die damalige Zeit technisch bereits überholt, und neue Systeme versprachen dem Gast einen bequemeren Zu- und Abstieg durch das Verlangsamen der Sessel in den Stationen. Ebenfalls einfacher erschien der Transport von Schlitten im Winter sowie der Bikes in der viel-versprechenden Sommersaison. Die neue Sesselbahn sollte mit 6er Sesseln verkehren und 2‘000 Personen pro Stunde befördern, was gegenüber der alten Sesselbahn zusammen mit dem Skilift Riedli-Schwarzenberg eine Steigerung von 270 Personen pro Stunde bedeutete. 2007 war es dann schliesslich soweit, der Neubau rückte näher. Der nun über-flüssige gewordene Skilift Riedli-Schwarzenberg wurde abgebrochen. Im Zuge dessen liess man auch den Rückbringerlift untere Heitere-obere Heitere ersatzlos abreissen. Die Skifahrer mussten fortan über den 2005 neu gebauten Skiweg auf die beschneite Talabfahrt und mit der Sesselbahn zurück ins restliche Skigebiet fahren. Am 20. Juni 2007 waren die Abbrucharbeiten beendet. Der Spatenstich der 6er Sesselbahn von der Firma Garaventa erfolgte am 4. Juli 2007, und sie konnte am 1. Dezember 2007 feierlich und termingerecht eröffnet werden.

Bild

Bild

Downhill als «neue» Sportart nimmt Fahrt auf

Mit dem Bau der neuen Sesselbahn war es nun mit Leichtigkeit möglich, Bikes ohne grosse Umstände zu transportieren und Tageskarten auch im Sommer anzubieten. Dadurch wurde die Attraktivität des Gebie-tes im Sommer enorm gesteigert. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der neuen Sesselbahn in jener Zeit. Der Downhill-Betrieb vermochte nun neben den Skifahrern vermehrt neue Sportler zu den Wiriehornbahnen zu locken. So konnten auch Rennen veranstaltet werden, wie z.B. Europacups, Schweizercups und mehrere iXS European Downhill Cups. Um den bestehenden Trail von 1997 zu ergänzen, wurde am 27. August 2016 die neue Old T-Bar Strecke eröffnet. Das Projekt finanzierte der Verein HOT TRAIL mit der Unterstützung eines Crowdfundings und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, so dass die neue Abfahrt in Rekordzeit gebaut und in Betrieb genommen werden konnte. Die Strecke wurde für ein breites Zielpublikum gebaut. Anfänger, Familien, aber auch geübte Biker fanden fortan Platz auf diesem Trail.

Bild

Ein Genickbruch ausgelöst durch die neue Sesselbahn?

Im Jahr 2007 schlossen die Wiriehornbahnen wegen der knappen Mittel einen Leasingvertrag ab, um die neue Sesselbahn finanzieren zu können. In lediglich 10 Jahren sollte dieses Finanzleasing der Bank schon wieder zurückbezahlt werden. Wie bereits 1993 gaben auch diesmal die schlechten Winter und der ausbleibende Umsatz den Ausschlag für die Misere. Das Skigebiet Wiriehornbahn war wegen des Leasingvertrags 2016 verschuldet und musste zum zweiten Mal in der Geschichte am 30. März 2016 in die Sanierung bzw. in das Nachlassstundungs-Verfahren eintreten, um einen kompletten Konkurs abzuwenden.

Bild

Der schlechte Winter 2016/17 vermochte nicht sonderlich viel Werbung zu machen für das kränkelnde Skigebiet Wiriehorn, der darauffolgende Sommer wies jedoch zufrieden stellende Zahlen auf. Dank der Tatsache, dass das Thema "Wiriehorn" in der Berner Politik behandelt wurde und dem grossen Einsatz von Seiten des "beco", konnte ein Konkurs mit einem Sanierungsplan im Herbst 2017 in allerletzter Minute verhindert werden. Der Verwaltungsrat fand zusammen mit dem "beco" regionale Investoren, um die fällige Summe von 1,1 Mio. Franken für den Leasingvertrag der 2007 gebauten 6er Sesselbahn zu begleichen. Anlässlich einer am 12. Januar 2018 während der Wintersaison abgehaltenen ausserordentlichen Generalversammlung stimmten die 86 anwesenden Aktionäre mehrheitlich allen Anträgen einer Sanierung zu. Mit der Annahme der Kapitalherabsetzung um 95% sowie dem gesammelten Geld des Vereins "Freunde der Wiriehornbahnen" wurde die Wiriehornbahnen AG gerettet.

Bild
Neue Sesselbahn Riedli-Nüegg, Jahrgang 2007

Wiriehorn aktuell und Zukunft

Die Zukunft der Wiriehornbahn liegt in einer Verlagerung Richtung Sommertourismus bzw. Sommerangebote. Obwohl das Wintergeschäft auch weiterhin nicht unterschätzt werden darf, will man in den nächsten ca. zehn Jahren einen Umsatz von je 50% im Sommer und 50% im Winter generieren. Der noch umsatzschwächere Sommer soll mit zusätzlichen Attraktionen gefördert werden. Beispiele: Erweiterung des bestehenden Bike Parks mit neuen Trails, Bau eines neuen Abenteuerspielplatzes mit Zip-Lines, ein Erlebnisweg für die Familie und einen Klettersteig. Ausserdem gilt es, im Sommer im Berghotel Nüegg neue Events anzubieten oder diese zu erweitern. So zum Beispiel das 2021 erstmals veranstaltete Oktoberfest oder die Party «Duss im Schuss».
Die Sommersaison 2021 zeigt eindrücklich, dass der eingeschlagene Weg für die Wiriehornbahn der richtige ist. So konnte das Unternehmen im Sommer 2021 erstmals über 25'000 Gäste bei der Bahn begrüssen, was die bisherigen Sommerrekorde übertraf. Sicher ist dieser Erfolg auch der Tatsache zu verdanken, dass die Wiriehornbahn neu im Verbund mit dem Magic Pass mitwirkt, dessen Abonnement im vergangenen Sommer über 140‘000 Mal gekauft wurde.

Bild

Bild

Bild

Bild
Antworten