Nachdem im kommenden Sommer in Verbier und Aminona gleich zwei weitere altehrwürdige Kabinenbahnen leider abgebaut werden, habe ich mal eine kleine Auflistung der letzten verbliebenen Exemplare der ersten Generation Kabinenbahnen in der Schweiz angelegt. Die Liste umfasst kuppelbare Kabinenbahnen mit Baujahr bis 1985, die heute noch in Betrieb sind. Leider ist die Liste nicht mehr sehr lang und, noch schlimmer, in drei bis vier Jahren wird sie wohl nur noch halb so lang sein!
Kabinenbahn Tannenboden-Maschgenkamm, Flumserberg (Giovanola 1966)
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Je nach Definition ist die Bahn zum Maschgenkamm die älteste noch in Betrieb befindliche kuppelbare Umlaufbahn der Schweiz. 1966 von Giovanola gebaut besitzt sie auch heute noch die charakteristischen Schwerkraftklemmen und die für die damalige Zeit typischen Betonbunker als Stationen. Auch wenn die Stationstechnik noch recht ursprünglich ist (Umbau auf vollautomatischen Betrieb mit Kettenförderern und Reifen auf den schiefen Ebenen), nehmen die neuen Kabinen mit automatischer Türöffnung der Anlage ein wenig den Charme. Sie ist die letzte ihrer Art mit der charakteristischen Giovanola-Drillingsstütze vor der Bergstation. Nach dem Neubau der Sesselbahn Leist diesen Sommer dürfte der Ersatz dieser Anlage die nächste Investition am Flumserberg sein. Bis spätestens 2017 wird die Bahn wohl verschwunden sein.
Kabinenbahn Les Marécottes-La Creusaz, Les Marécottes (Giovanola 1968)
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Der Zustand und Modernisierungsgrad der Bahn ist vergleichbar mit der Anlage am Flumserberg. Hier erfolgte der Umbau auf Vollautomatik durch Garaventa, in den Stationen dominiert das Garaventa-typische grün und damit wirkt die Bahn weniger original als jene am Flumserberg. Genau wie am Flumserberg stören auch hier die neuen Kabinen das Gesamtbild der historischen Anlage, dennoch ist die Kabinenbahn aufgrund ihrer spektakulären, steilen Trassierung durch den Wald eine Reise wert. Nachdem die beiden anderen Anlagen im Gebiet gerade erst neu gebaut wurden und seit der letzten ziemlich umfassenden Modernisierung noch nicht allzu viel Zeit vergangen ist, bleibt zu hoffen, dass die alte Dame uns noch ein wenig erhalten bleiben wird. Von Ersatzplänen ist glücklicherweise momentan nichts zu hören.
Kabinenbahn Saas Fee-Hannig, Saas Fee (Giovanola 1969)
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Auch bei der drittältesten Bahn wurde bereits Hand angelegt, in diesem Fall bereits Anfang der 90er Jahre durch Von Roll. Prinzipiell ähnelt die Bahn derjenigen in Les Marécottes von der Trassierung und Modernisierungsgrad. Auch hier ist derzeit kein Ersatz geplant.
Kabinenbahn Gant-Blauherd, Zermatt (Giovanola 1971)
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Die älteste original erhaltene kuppelbare Umlaufbahn der Schweiz, nachdem sowohl Petit Mont Bonvin als auch Savoleyres den Betrieb eingestellt haben. Allerdings wird ihr diese Ehre wohl nicht allzu lange zukommen, denn ein Ersatz durch eine Sesselbahn ist bereits für 2015 geplant. Noch immer besitzt sie die ursprünglichen Kabinen, die eine automatische Türöffnung besitzen. Die Stationstechnik ist weitgehend original, auch auf der Strecke gibt es ausser nachgerüsteten Wartungspodesten und Anhebeböcken keine störenden Erscheinungen. Ein Besuch im kommenden Winter ist für jeden Giovanola-Fan Pflicht!
Kabinenbahn Rivera-Piano di Mora-Alpe Foppa (Marchisio 1972)
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In zwei Sektionen führt die letzte verbliebene Marchisio-Kabinenbahn der Welt von Rivera ins Freizeitgebiet am Monte Tamaro. Trotz Umbau durch Agudio in den 90er Jahren auf vollautomatischen Betrieb und neuen Sigma-Kabinen kommt der trashige Charakter noch immer recht gut rüber. Neben einer Parkanlage in Saarbrücken (Deutschland) ist sie die letzte Kabinenbahn der Welt, die noch das einst so populäre Carlevaro-Kuppelsystem einsetzt. Ein Ersatz ist hier zur Zeit glücklicherweise noch nicht geplant.
Kabinenbahn Les Diablerets-Isenau, Les Diablerets (Giovanola 1974)
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Die letzte von Giovanola erstelle Bahn ist gleichzeitig wohl die kultigste in dieser Auflistung. Noch immer besitzt sie die erste Generation Kabinen, die bei Giovanola zum Einsatz kamen und noch von Hand geöffnet und geschlossen werden. Da sie die Stützen des Vorgängers - ebenfalls ein Giovanola-Produkt - weiterverwendet, ist sie die letzte Bahn, die noch Giovanola-Rundrohrstützen besitzt. Der Betrieb ist nur noch bis 2017 gesichert, danach wird die Bahn aller Voraussicht nach ersetzt.
Kabinenbahn Saas Fee-Spielboden, Saas Fee (Von Roll 1976)
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Die älteste kuppelbare Anlage, die nicht von Giovanola stammt, ist die Von-Roll-Kabinenbahn zum Spielboden in Saas Fee. Sie war 1976 die letzte von der Berner Firma erbaute Anlage nach dem System VR102 und ist heute auch die letzte originale Bahn in der Schweiz, die diese Klemmen noch einsetzt (in Chur ist noch eine weitere Bahn mit diesen Klemmen in Betrieb, diese ist allerdings eine Occasion aus Flims). Obwohl sie einen der Hauptzubringer in eines der grösseren Walliser Skigebiete darstellt, ist sie noch in einem erstaunlich originalen Zustand. Die Beförderung in den Stationen erfolgt weitgehend rein durch Gravitation, auf der Strecke gibt es kaum nennenswerte Umbauten. Gemeinsam mit der zweiten Sektion zur Längfluh soll die Bahn jedoch 2015 endgültig ersetzt werden, nachdem sie nun schon mehrmals eine Gnadenfrist erhalten hat.
Kabinenbahn Grindelwald-Hohlenstein-Männlichen, Grindelwald (Habegger 1978)
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Nachdem Giovanola die Seilbahnproduktion einstellte, war es zunächst vor allem Habegger, der mit dem beliebten System weiter Anlagen erstellte. Eines der letzten Produkte mit Viererkabinen war 1978 die Kabinenbahn von Grindelwald zum Männlichen, seinerzeit die längste Kabinenbahn Europas in zwei Sektionen. Auch wenn das ursprüngliche System noch immer unverändert zum Einsatz kam, sieht man der Bahn die Weiterentwicklungen im Vergleich zu den zehn Jahre älteren Bahnen deutlich an. So erfolgt die Abspannung beispielsweise nicht mehr wie bei Giovanola (und auch anfänglich bei Habegger) über einen Spannschlitten, sondern in einem Spannschacht. Bis heute hat die Bahn keine nennenswerten Modernisierungen durchlaufen, sodass sie noch immer recht original daherkommt. Lange werden die charakteristischen roten Kabinen allerdings wohl nicht mehr ihre Runden drehen, ein Ersatz soll bereits in 1-2 Jahren kommen.
Kabinenbahn Crap Masegn-Fuorcla-Vorab, Flims-Laax-Falera (Habegger 1978)
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Die Bahn vom Crap Masegn zum Vorabgletscher in Laax ist nicht nur eine Berg-Tal-Berg-Anlage mit durchlaufendem Zugseil, sondern war zum Zeitpunkt des Baus die erste Sechserkabinenbahn der Schweiz. Wie alle anderen Habegger-Bahnen zuvor wurde der seinerzeit als Zubringer zum Gletscherskigebiet gebaute Prototyp mit Giovanola-Klemmen ausgestattet. Noch immer besitzt die Bahn die originalen Kabinen und weist die schon bei Giovanola typische hohe und ruhige Trassierung auf. Trotz der MOdernisierungswut in der weissen Arena scheint die altehrwürdige Bahn derzeit erstaunlich fest im Sattel zu sitzen.
Kabinenbahn Saanenmöser-Saanerslochgrat, Saanenmöser (Baco 1980)
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Die 1980 gebaute Kabinenbahn von Saanenmöser zum Saanerslochgrat entstand ursprünglich als Entlastung für den völlig überlasteten Funischlitten in Saanenmöser und diente gleichzeitig aber auch als Neuerschliessung am Saanerslochgrat. Baco erhielt den Auftrag zum Bau mehrerer Anlagen in diesem Bereich, darunter auch die erste kuppelbare Bahn der Firmengeschichte. Diese entstand in Kooperation mit dem französischen Hersteller Poma, dessen Technik Baco in der Folge in Lizenz nutzte. Besonderheit der Bahn sind nicht nur die wenig beliebten "Back-to-Back"-Kabinen, sondern auch die alten Poma-Klemmen, die noch auf Sacmi-Pläne zurückgehen und hier letztmalig in der Schweiz im Einsatz sind. Ein Ersatz der Bahn wird schon seit längerem diskutiert, ein zeitnaher Besuch ist daher ratsam, möchte man das typische Poma-Geklapper unter dem Namen Baco noch erleben.
Kabinenbahn Schönried-Rellerligrat, Schönried (Habegger 1981)
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Oberflächlich gesehen technisch weitgehend vergleichbar mit der Bahn in Laax besitzt die Habegger-Kabinenbahn in Schönried eine absolut einmalige Besonderheit - eine Kurve mit schrägen Rollen. Mit voller Fahrgeschwindigkeit passieren die sechsplätzigen Kabinen die wilde Abfolge von Trage- und Niederhalterollen, die an einer markanten Fachwerkkonstruktion angebracht sind. Die Kurve war seinerzeit notwendig, um die Trassierung des Vorgängers beibehalten zu können, der an dieser Stelle eine Baco-Kurve besass. Zwar droht der Bahn derzeit keine akute Ersatz-Gefahr, dafür aber eine ersatzlose Stilllegung, denn das gesamte Rellerli-Gebiet soll in naher Zukunft komplett gestrichen werden. Eine Fahrt mit der Siegerin der Serie "100 Schweizer Bergbahnen" hier auf der Seite sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.
Kabinenbahn Mayens de l'Ours-Thyon, Veysonnaz (Von Roll 1981)
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Obwohl die Kabinenbahn entlang der umstrittenen Piste de l'Ours erst 1981 gebaut wurde, kommt sie weit klappriger daher als manche zehn Jahre ältere Anlage und ist damit der letzte Schweizer Zeitzeuge des eher missglückten Versuchs von Von Roll, ein neues Kuppelsystem zu etablieren. Die letzte originale Anlage mit VR104-Klemmen besitzt nahezu vollständig originale Technik, der Transport der Kabinen in den Stationen erfolgt wie beim Vorgängersystem VR102 noch über schiefe Ebenen und Ausnutzung der Gravitationskraft. Markant ist neben der Winkelstation die sehr hohe Trassierung und die Stützennummerierung, die bei 31 beginnt und auf eine projektierte erste Sektion nach Sion hindeutet. Aufgrund des optisch wie akkustisch schlechten Zustands der Bahn und der bekannten Sicherheitsprobleme der Klemme ist es nicht verwunderlich, dass schon seit Jahren ein Ersatz geplant ist, der bislang aber noch nicht erfolgt ist. Jedoch gilt die Devise, dass jeder Winter der letzte der Bahn sein könnte.
Kabinenbahn Gstaad-Eggli, Gstaad (Müller 1983)
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Auch wenn die heutige Bahn zum Eggli im Jahr 1983 bereits eine ältere Anlage ersetzte und somit nicht mehr im engeren Sinne zur ersten Generation zählt, so ist sie heute ein sehr wichtiges Kapitel Schweizer Seilbahngeschichte, ist sie doch die letzte Bahn, an der noch die (wenn auch in weiterentwickelter Form) legendären Müller-Schraubklemmen zum Einsatz kommen. Ebenfalls besitzt die Anlage noch einige Stützen mit dem Müller-typischen Pentagramm im Fachwerk und läuft vollautomatisch. Wie bei so vielen anderen Anlagen in dieser Auflistung ist ein Ersatz auch hier nur noch eine Frage der Zeit, auch wenn ein konkretes Datum derzeit zum Glück noch auf sich warten lässt.
Kabinenbahn Engelberg-Gerschnialp-Trübsee, Engelberg (Von Roll-Habegger 1984)
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Wie sehr der VR104-Versuch missglückte, zeigte sich bei Von Roll nach der Übernahme von Habegger Anfang der 80er Jahre, als man statt der Eigenentwicklung zunächst wieder auf das 30 Jahre ältere Giovanola-System setzte. Zum Einsatz kam es weltweit letztmalig bei zwei Bahnen in Grächen, die allerdings - viel zu früh - schon wieder verschwunden sind und bei der noch verbliebenen Bahn in Engelberg in zwei Sektionen. Fortan setzte man bei Von Roll auf eine Weiterentwicklung der von Habegger neu patentierten Kuppelklemme mit Tellerfedern, die an der Sesselbahn La Siala in Flims einmalig zum Einsatz kam. Die mit Giovanola-Klemmen ausgerüstete Bahn in Engelberg demonstriert, dass das reine Gravitations-System keinerlei Nachteil in Sachen Fahrkomfort gegenüber heutigen Systemen besitzt. Die steile Bahn in modernster Ausführung besitzt eine Vollautomatik und einen Fahrkomfort, der in keinster Weise zu bemängeln ist. Ihre Tage sind jedoch bereits gezählt, denn eine Kabinenbahn auf neuer Trasse ist bereits geplant, der Bau soll diesen Sommer bereits beginnen. Länger als 2015 wird der Betrieb daher vermutlich nicht aufrecht erhalten werden.
Kabinenbahn Verbier-Croix des Ruinettes 1, Verbier (Städeli 1984)
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Genau wie in Engelberg und Grächen kam 1984 das Giovanola-System auch letztmalig bei einer Anlage in Verbier zum Einsatz. Paradoxerweise ersetzte die Bahn, die von der Firma Städeli erbaut wurde, die erste Bahn, die 1950 mit diesem System ausgestattet worden war. Nachdem Städeli 1976 in La Tzoumaz bereits das Giovanola-System einsetzte, damals aber noch mit einer Technik, die von Giovanola nicht zu unterscheiden war, folgte acht Jahre später der letzte Einsatz des Systems. Die Bahn ist abgesehen von der Kuppeltechnik baugleich mit den späteren kuppelbaren Kabinenbahnen von Städeli, die mit den hauseigenen Klemmen ausgestattet wurden. Da bereits im Jahr zuvor drei Bahnen mit diesem System ausgestattet wurden, ist davon auszugehen, dass der Einsatz der Giovanola-Klemmen ein Kundenwunsch seitens Verbier war. Immerhin entstanden rund um den renommierten Skiort in den drei vorangegangenen Jahrzehnten insgesamt sieben weitere Bahnen mit dem Klemmensystem aus dem Unterwallis. Derzeit sind bei dieser Anlage keine akuten Ersatzpläne bekannt.
Soweit zu den noch verbliebenen Bahnen mit Baujahr vor 1985 - die Grenze ist daher gewählt, da um diese Zeit die zweite Generation an kuppelbaren Anlagen ihren Anfang nahm und damit jede Menge neue Klemmensysteme eingesetzt wurden, die bis heute noch Bestand haben (Von Roll VH400, Garaventa AK, Doppelmayr DS, Städeli, Poma Omega etc.), während die Systeme der ersten Generation (Von Roll VR101 / VR102 / VR104, Giovanola, Müller, Carlevaro, Sacmi) abgelöst wurden.
Zwei sehr bedeutende Bahnen passen zwar nicht in diese Auflistung der Kabinenbahnen, sollten aber dennoch Erwähnung finden. Die Sesselbahn Kumme-Rothorn in Zermatt sowie die Sesselbahn Grisch-La Siala in Flims-Laax-Falera. Beide Bahnen wurden im Winter 1982/1983 eröffnet und sind damit die ältesten kuppelbaren Sesselbahnen der Schweiz, die noch in Betrieb sind. Die Bahn in Zermatt wurde von Garaventa in Lizenz von Doppelmayr gebaut, die wiederum in Lizenz die Von Roll VR102-Klemme in weiterentwickelter Form nutzten. Die Sesselbahn ist damit die einzige der Schweiz, die noch ein Kuppelsystem der ersten Generation besitzt - die Anlage in Laax, die von Habegger geplant und unter Von Roll-Habegger fertiggestellt wurde, besitzt bereits den Prototyp eines Tellerfedersystems - der Ursprung des späteren VH400-Systems.